Temesvarer Zeitung, März 1938 (Jahrgang 88, nr. 47-72)

1938-03-01 / nr. 47

| Timisoara­­| Bezugspreis: Monatlich 90, Lei, halbjährlich 500 Lei, Dienstag, 1. März 1938 86. Jahrgang = Folge 47 Hauptschriftleiter: Josef Gassner.­­ Für die Schriftleitung verantwortlich: A. Schiff. Schriftleitung (Tel. 14-17), Verwaltung (Tel. 14-65) und Druckerei (Tel. 14-69). Timișoara L. Piata L C. Bratianu auf ein Jahr 900 Lei. — Ausland 150 Lei monatlich. Für Zustellung ins Haus 10 Lei monatlich mehr. Einzelblatt 4 Lei. — In Wien 30 Groschen. > Feierliche Verkündung der­ neuen Verfassung Der König über sein Werk zur Beruhigung des Landes Sidesleistung der Regierung auf die neue Staatsverfassung Bucure­st­i, 28. Feber. Gestern vormittags um 11 Uhr fand in der Patriarchalkirche ein feierlicher Dankgottes­­dienst statt, an welchem Ministerpräsident Miron Krittea und alle Mitglieder der Regierung teilnahmen. Der Gottes­­dienst bildete den feierlichen Auftakt zur Verkündung der neuen Verfassung. Um Punkt 12 Uhr begaben sich alle Mitglieder der Re­­gierung unter Führung des Patriarchen in das königliche Palais, wo Ministerpräsident Patriarch Miron Cristea dem Herrscher das genaue Ergebnis des Volksentscheides auf Grund des amtlichen Ergebnisses der Zählung mitteilte. Im großen Thronsaal des königlichen Palais waren der Herrscher, Großwoiwode M­ih­a­il, alle Mitglieder der Re­­gierung, die kommandierenden Armeekorpsgeneräle, ferner zahlreiche hohe Wacenträger des Staates und der Kirche zugegen. Nachdem sämtliche Mitglieder der Regierung den feierlichen Eid auf die neue Verfassung geleistet hatten, betonte­n Herrscher in einer An­­sprache,­­ as­­­s daß die neue Verfassung aus keine Gedanken entstanden sei und daß er sie erbrachte, um das Wohl des Volkes zu sichern. Am Schlusse seiner Ansprache betonte Seine Majestät der König, daß er dieses neue Grundgesetz des Staates dur­c die Stimme des Volkes gutheißen ließ und daß er der Erste sein werde, der sie einhält. Patriarch Miron Cristea wies in seiner Rede auf jene Ereignisse hin, die zur Erbringung der neuen Verfas­­sung führten. Die durch die alten politischen Parteien ge­­schaffenen Verhältnisse waren unhalt­bar und bildeten eine ständige Beunruhigung für das Leben des Staates und seiner Bürger. Daher mußte die neue Verfas­­sung geschaffen werden, die dem Staat eine neue und feste Grundlage gibt. König Carol II. gab dann seiner Zufriedenheit dar­­über Ausdruck, daß die Bevölkerung des Landes anläßlich der Erbringung der neuen Staatsverfassung gesc­hlossen an seiner Seite stand und die große Zielsegung der neuen Verfassung, die eine Beruhigung der Geister und eine Befriedung der Mensen bringen soll, vollkommen verstanden habe. Die Ruhe des Vortes, welches für den Fortschritt und die Entwicklung der Nation zu arbeiten und zu schaffen hat, werde durch die neue Ver­­fassung gewährleistet. Der Herrscher dankte hierauf allen Ministern für ihre Mitarbeit an der Erbringung der neuen Verfassung. Das Blatt „Timpul“ berichtet in seiner heutigen Aus­­gabe, daß anläßlich der gestern im königlichen Palais erfolg­­ten feierlichen Promulgierung der neuen Verfassung ein Exemplar derselben durch den Ministerpräsidenten Patriarch Miron Cristea dem Herrscher zur Unterzeichnung unterbreitet wurde, wodurc das neue Grundgeseß des Staates erlassen ist. Das Ergebnis des Volksentscheides Butn­eisti, 28. Feber. Die Kommission, welche im Kara­ar­in, ®­­ is Ba­ne Das ERSIN Und ge entscheides errechnete, beendete Samstag­abends um 8 Uhr ihre Arbeiten. Das Ergebnis erfuhr nur in einigen Gegen­­den eine kleine Renderung. Nach Beendigung der Zählung wurde ein Protokoll über das Ergebnis des Volksentscheides abgefaßt und dem Ministerpräsidenten Patriarch Miron Cristea überreicht. Die Verfassung heute im Amtsblatt erschienen Bucuresti, 28. Feber. Die neue Verfassung Rumä­­niens ist nach der gestern erfolgten feierlichen Unterzeichnung durch den Herrscher heute im Amtsblatt er­­schienen. Das Militär und die öffentlichen Beamten werden fortan auf die neue Verfassung den Eid ab­ hätte werden sollen und der höchstwahrscheinlich zu ernsten. Zusammenstößen mit den Behörden geführt hätte. Der stell­­vertretende Präsident der Vaterländischen Front, Bundes­­minister Zernatto hat übrigens mit dem gestrigen Tage selbst die Leitung der Grazer an der Vaterländi­­schen Front übernommen. Die Spannung in Oesterreich dauert noch immer an und besonders die neuerliche Abkühlung der Beziehun­­gen zwischen Berlin und Wien beunruhigt die Ber­völkerung. Graz direkt der Bundesregierung Wien, 28. Feber, unterstellt Im Ausflusse der gestrigen Ereig­­nisse in Graz verfügte die Bundesregierung, daß die Stadt Graz polizeilich direkt der Bundeshauptstadt und der Bundesregierung unterstellt werde, Privatmeldun­­gen aus Graz zufolge, waren die Straßen der Stadt gestern gedrängt voll mit Leuten. Fast alle Bewohner der Stadt waren auf den Füßen und in den Straßen wogte eine riesige, zumindest zu 80 Prozent aus Nationalsozialisten bestehende Menge. Man befürchtete jeden Moment einen ernsten Zu­­sammenstoß mit der Behörde, da aber die Nationalsozialisten sich jeder Ruhestörung enthielten, hatten die Behörden keinen Vorwand, einzugreifen. Die Gerüchte, daß die Nationalsozialisten in Graz gestern einen Staatsstreich verüben wollten, wurde in Wien dementiert Wien, 28. Feber. Die Beziehungen zwischen­ O­e­st­e­r­­reich und dem Re­ich sind wieder sehr gespannt. Die deut­­schen Zeitungen richten scharfe Angriffe gegen die Bundesregierung und machen ihr den Vorwurf, daß sie durch die Aufnahme der österreichischen Arbeiterorganisationen in die Vaterländische Front das Land dem direkten Ein­­fluß Moskaus ausgesetz habe. Die „Wiener Zeitung“ ist über diese deutschen Angriffe erstaunt und betont, daß die Bundesregierung eine andere Reaktion erwartet hätte. Wien, 28. Feber. Das Präsidium der Vaterländischen Front hat den Grazer Organisationsleiter Gor­ba< ent­­hoben und zur zentralen Dienstleistung nach Wien befohlen. Der stellvertretende Präsident, Z­ernatto, ist heute früh nach Graz gefahren. Die Wiener Zeitungen schreiben heute früh, daß in Granz und Umgebung die größte Ordnung und Ruhe herrscht und daß es nicht wahr sei, daß in Linz und in ande­­ren Städten ebenfalls nationalsozialistische Me­den vorgefallen wären, zu legen. ne Vai­­­a WELL fas GEN­ ER „Abkühlung Große nationalsozialistische Kund­­gebung in Graz - Die ganze Bevölkerung auf der Straße — Oesterreich dauert an Gr­az, 28. Feber. Die Nationalsozialisten in Graz und der Steiermark wollten gestern in Graz im Rahmen der Or­­ganisation der Vaterländischen Front große­­ Volks­kundgebungen veranstalten. Die Behörden erkannten die Absicht, das bestehende Versammlungsverbot zu übertreten und haben jede Kundgebung ver­­boten. In Anbetracht der ernsten Vorbereitungen der Grazer Nationalsozialisten wurde aus Wien Militär nach Graz entsendet. Die Nationalsozialisten­­ veranstalteten Sonntag­nachmittag große Demonstrations-Spaziergänge in Graz, es wurde aber keine Versammlung abgehalten, Behörden keinen Grund zum Einschreiten hatten, so daß die Im Auslande verbreitete sich das Gerücht, daß die Seuppen in den­ verkehrsreicheren Straßen der Stadt und vor den öffentlichen Gebäuden Maschinengewehre ausgestellt hätten. Diese Gerüchte wurden aus Wien dementiert. In Graz befindet sich kein Militär,­­die Polizei allein hält die Ordnung in der Stadt aufrecht. Das Militär hat nur die nach Graz führenden Landstraßen beseßt, um den Zustrom von größeren Massen nach Graz zu verhindern. Einzel­­weisende konnten aber anstandslos den Militärkordon pas­­sieren. Der Grazer Radiosender gab übrigens Sonntag­snach­­mittag die beruhigende Erklärung ab, daß Bundesinnen­­minister Seyß-Inquart in den nächsten Tagen persön­­lich nach Graz kommt und im Rahmen einer Volksversamm­­lung sprechen wird. Unter dem Einbruck dieser Verlautba­­rung verzichteten die Nationalsozialisten auf den bereits vor­­­­bereiteten Fackelzug, der Sonntag­abend in Graz veranstaltet . Die Spannung in 9614) die Umbildung der tschecho­­slowakischen Regierung Ministerpräsident Hodza fühl Prag, 28. Feber, mit den politischen Parteiführern wichtige Verhandlungen über die Umbildung seines Kabinetts. Er hat dem slowaki­­schen Führer Pater Hl­inka das Portefeuille eines Minis­­ters angeboten, so daß Hlinka als Vertreter der slowakischen Volksminderheit in die Regierung eintreten sollte. Auch mit der oppositionellen Partei Dr. Kramarz' verhandelt Hodza, der die nationale Konzentrationsregierung gegen rechts erweitern will. Man rechnet in Prag da­­mit, daß die vierte Regierung Hodza schon in den näc­hsten Tagen gebildet wird. BRAIN LESEN PIEELÄGI IESE Ir. Schacht fährt nach 52521 aus Paris, 28. Feber. Das Blatt „Information“ melde Berlin, daß Reichsbankpräsident Dr. S <­a <­t schon demnächst nach Wien fährt, um mit dem Präsidenten der österreichischen Nationalbank Dr. Nienb 5 > über die Ver­­tiefung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen i­n Oesterreich und dem Reich zu verhandeln z -

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