Temesvarer Zeitung, Oktober 1938 (Jahrgang 88, nr. 219-244)

1938-10-01 / nr. 219

Eh Timisoara.-Zeihung Abonamente: Lunar 90 Lei, pe 6 luni 500 Lei, un an 900 Lei. — Pentru strainatate 150 Lei pe luna. Pentru inmanare la Timisoara lunar 10 Lei mai mult Un exemplar Lei 4. Samstag, 1. Oftober 1938 Folge 219 — 87. Zahrgang Pıımredactor: Josef Gassner. Redactor responsabil: Adalbert Schiff, Redactia (Tel. 14-17), Administratia (Tel. 14-65), Tipografia (Tel. 14-69). Timisoara I., Piata Brätianu. ertrag der europäischen Solidarität München besiegte den Weltkrieg voller Erfolg der Bierer-Konferenz — Abkommen der Großmächte über die Angliederung der Sudetendeutschen an das Reich — Morgen beginnt die Räumung des sudetendeutschen Gebietes — Ein Zeitabschnitt Der friedlichen Entwicklung beginnt­ andlungen mögli sind­ und­ als lehtes Argument nicht unbe­­Temespar, 30. September. Ein Aufatmen geht durch die Völker Europas. Die akute Krieg­s­­gefahr, die Wochen hindurch drohend über unseren Häuptern schwebte, ist vorbei. Mitten im Waffen­­geflirr und wirklich in der zwölften Stunde, sind die Staatsmänner der vier europäischen Großmächte in Mü­nchen zu einer Konferenz zusammengetreten, um die Lage, die zu der unerträglichen Spannung führte, neuerlich zu überprüfen und einen friedlichen Ausstieg zu finden. Von heißem Friedens­willen durchdrungen, übernahm der Premierminister des britischen Weltreiches, Chamberlain, der bereits zweimal mit dem Führer und Kanzler des Deutschen Reiches über die sudetendeutsche Frage in Deutschland verhandelte, neuer­­lich die Initiative. Nach achtstündigen Verhandlungen durchbrach ein strahlender Frieden sich immer das dü­­stere Gewölk am europäischen Himmel, aus dem Gewitter, Feuer und Flammen auf die Menschen niederzu­­brennen drohten. Die Vertreter der Westmächte mußten sich vor den gut fundierten, auf ewigen Geseßen der Völker auf­­gebauten moralischen und rechtlichen Grundlagen der deutschen Regierung beugen und den Anspruch des Rei­­ps auf je in der Tschechoslowakei­ lebenden deutschen Volksgenossen anerkennen. Daß sie es taten, läßt die Hoffnung in d­ize­en der europäischen Völker aufkommen, daß in der europäischen Politik zur Lösung strit­­ige Frag­­­­er! ngt die Waffen das Wort sprechen müssen. Die vier Staatsmänner, die in München in schwierigen Verhandlungen das Friedenswerk des Ausgleiches in der brennend gewordenen tschecho­­slowakischen Frage gemeinsam geschaffen haben, waren sich ihrer ungeheuren Verantwortung vor der Ge­­schichte bewußt und haben durch ihren weisen Beschluß im rechten Augenblik der Kriegsfurie die Waffe aus der Hand geschlagen, die die Völker Europas zu vernichten drohte. Der Krieg hat uns nicht nur mit dem Rock­­ärmel gestreift, sondern wir befanden uns bereits in einem Zustand drohender Kriegsgefahr. Mo­­bilisierungsbefehle waren bereits ergangen, Truppen standen kriegsmäßig ausgerüstet an verschiedenen Gren­­zen, die sich auf einen einzigen Befehl in Bewegung geTebt hätten, wenn die Vierer-Konferenz nicht den retten­­den Beschluß und damit den Frieden Europas gebracht hätte. Das Recht Deutschlands wurde ohne Prestigeverlust der einen oder anderen Großm­acht anerkannt und alle vier Staatsmänner, die sich nach einer geschichtlichen Tat mit einem warmen Händebund voneinander verabschiedeten, können sich mit ruhigem Gewissen vor ihre Völker stellen: sie haben eine furchtbare Katastrophe von Europa abgewendet; sie haben Millionen Frauen ihre Gatten und Millionen Kindern ihre Vä­­ter erhalten. WER, wo bereits der Alpdruk> von unseren Seelen gewichen ist und die ruhige, friedliche Arbeit wieder ihren Lauf nimmt, müssen wir dank erfüllten Herzens die Männer grüßen, die in allerlezter Stunde das sehn­­süchtige Friedensflehen der Völker erhört und ihnen den Frieden und ihr Heim gerettet haben. Die Zeit, wo unsere Nerven eine ungeheure Probe bestanden haben, möge aber eine Warnung für die Zukunft sein: es gibt keine europäische Frage, selbst wenn sie nur so­ schwierig wäre, die nicht mit gutem Willen friedlich gelöst werden könnte. Der Erfolg der Münchner Konferenz soll die verantwortlichen Staatsmänner zu neuen Verhandlungen er­­muntern, um alle Hindernisse einer friedlichen Entwicklung aller Staaten in Europa und alle Konflikte aus der Welt zu schaffen, die den heutigen ungeheuren Rüstungsaufwand der Staaten notwen­­dig machen. Die Welt will Frieden und,wenn es gelungen ist, ihn in einem Augenblick zu retten, wo die Geschoßrohre bereits geladen über die Grenzen starrten, so wird es auch gelingen, alle anderen Fra­­gen friedlich aus der Welt zu staffen, die Europa noch beunruhigen. Die Münchner Konferenz hat in einigen Stunden mehr erledigt, als der Völkerbund in jahrelangen, kostspieligen Verhand­­lungen. Deshalb sollen die Münchner Verhandlungen nicht Ende, sondern nur Anfang jener zwischenstaatlichen Befriedungsaktionen sein, auf die die friedliebende Bevölkerung Europas schon so lange wartet. _ Das Abkommen Abkommen, zustandegekommen zwischen den verantwort­­lichen Vertretern Deutschlands, Englands, Frankreichs und Italiens am 29. September 1938 in München. Die Ver­­­­treter der vier Großmächte haben auf Grund ihrer früheren grundsäßlichen Verständigung in bezug auf den Plan der Uebergabe des sudetendeutschen Gebietes an das Deutsche Reich hinsichtlich der Bedingungen und Methoden dieser Uebergabe ein Abkommen erzielt, wobei sie einzeln und ge­meinsam für die Durchführung desselben die Haftung über­­nehmen. Das Abkommen besteht aus folgenden acht ]­ePnsten­­ 1. Die Räumung des sudetendeutschen Gebietes durch das tschechoslowakische Militär beginnt am 1. Oktober. 2. Die Räumung dieses Gebietes muß bis zum 10. Oktober durchgeführt sein. Die tschechoslowakische Re­­gierung haftet dafür, daß keine der vorhandenen Ein­­richtungsgegenstände zerstört werde. 3. Ein internationaler Ausschuß bestimmt die­­ Durchführung und die Etappen der Räumung des Su­­detengebietes. Der­ Ausschuß besteht aus den Vertre­­tern der vier Großmächte und einem Delegierten der tschechoslowakischen Regierung. 4. Die etappenweise Besetzung des sudeten­­deutschen Gebietes, in welchem die deutsche Bevölke­­rung in großer Mehrheit lebt, beginnt auf Grund der beigelegten Landkarte am 1. Oktober und wird bis einschließlich 6. Oktober beendet sein. 5. Die internationale Kommission bestimmt die Gebiete in der Tschechoslowakei, wo spätestens bis Ende November eine Volksabstimmung stattfin­­den soll. Die Volksabstimmung wird auf Gr­und des Saarstatuts abgehalten. 6. Der internationale Ausschuß wird auf Grund­“ des Volksentscheides und der ethnographischen Landkarte der Tschechoslowakei die endgültigen Grenzen der Tschechoslowakei bestimmen, wobei der Kommission das Recht zusteht, kleine unwesentliche Grenzkorrekturen zu empfehhen. 7. Jene Personen, die nach der Neuregelung in der Tschechoslowakei eine andere Staatsbürgerschaft ann­eh­­men wollen, als die, die sie auf Grund der Neuregelung bekommen würden, müssen innerhalb von Mona­­ten ihr Optionsrecht anmelden. Mit der Durchführung dieser Option wird ein d­eu­ts­c­hechischer Au­­s<oß betraut. /­­ 8. Die tschechoslowakische Regierung ist verpflichtet, alle Sudetendeutsche, die es wünschen, innerhalb von Die historischen Münchener Beschlüsse München, 30. September. Die Gespräche zwischen den verantwortlichen Vertretern der vier Großmächte wur­­den gestern­ nachmittags 3 Uhr zum ersten Male zu einer kurzen Mittagspause unterbrochen. Die englischen und französischen Staatsmänner kehrten in ihr Hotel zurück, wo sie auch das Mittagessen einnahmen. Um halb 5 Uhr nachmittags erschienen Chamberlain, Da­­ladier und Mussolini wieder im Führerhaus und setzen unter Heranziehung der Sachverständigen die Ge­­spräche bis Mitternacht fort. Während dieser Zeit wurde von dem erzielten Resultat nichts verlautbart. . Die ausländischen Berichterstatter und auch die Radiostatio­­­­nen meldeten fortwährend nur soviel, daß die Verhandlun­­gen noch andauern. Es war klar, daß die Gespräche unbedingt noch im Laufe der Nacht beendet werden und je länger die Verhandlungen dauerten, umso zuversichtlicher wurde die Stimmung, daß es zu einer Verständi­­gung kommen werde, um 4 Uhr 30 Minuten in der Nacht, wurde in einem offiziellen Kommuniqus das Endresultat der Besprechungen und der Text des Uebereinkommen­s bekanntgegeben, welches zwischen den vier Großmächten zustanden“) De Verlaut­­barung hat folgenden Wortlaut: ;

Next