Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1842 (Jahrgang 3, nr. 1-102)

1842-09-16 / nr. 73

Dritter Nr. 78. Jahrgang 1842. PRANSSEI HELVANEA,. Beiblatt zum Siebenbürger Boten. Hermannstadt, den 16. September. Sucht ihr nur das Wahre, Gute, Rechte, Sucht ihr auch auf anderm Weg als wir's Heil dem menschlichen Geschlechte ! Finden wir's nicht, gut, so findet ihr'*s.. RüFert. Neun - -- m­ Aus dem Tagebuche eines Journalisten. X. Literarische Streifzüge. 4 RE Soll Ungarn sich dem deutschen Zollvereine ans­schließen ? Ueber diese Frage hat Ludwig von Kos­­suth eine Reihe von Artikeln in den Pesti Hirlap einrücken lassen, welche nun auch deutsch überseßt und in Leipzig abgedruckt worden sind. *) Eine höchst interessante Broschüre. Interessant schon durch den Gegenstand , mit welchem sie sich beschäftigt, doppelt interessant aber , weil die Be­­handlung dieses Gegenstandes uns den Gesichts­­punct bezeichnet, aus welchem der magyarische Liberalismus alle Fragen der Gegenwart zu behan­­deln gewohnt ist.­­ Der Verfasser verneint die aufgeworfene Frage. Der Anschluß Ungarns und seiner Nebenländer an den deutschen Zollverein erscheint ihm aus doppelten Gründen nicht wünschenswerth. Zunächst aus Gründen der Nationalökonomie, weil bei dem uns gleich höhern Stande der Industrie in den deutschen­­ Zollvereinsstaaten die Aufhebung der Einfuhrszölle der Entwickelung der einheimischen Industrie sehr nachtheilig sein müßte, und weil durch diesen An­­schluß der Markt für den Ablaß der rohen Producte Ungarns nicht erweitert, sondern vielmehr verengt werde. „Um unsere rohen Producte, sagt Kossuth, welche die ersten Lebensbedürfnisse befriedigen oder zum Betrieb der Fabriksindustrie dienen, nach Deutschland einzuführen , bedarf es gar nicht unse­­res Anschlusses an den Zollverein , denn es gehört zu den leitenden Principien des Zollvereintarifes, rohe Producte und solche , welche entweder dem Agricultur — oder dem Fabriksinteresse dienen, gegen einen sehr geringen Zoll, ja größtentheils ganz zollfrei einzulassen ,­“" und ferner S. 30. „uns dem deutschen Zollverbande anschließen , hieße gerade so viel, als uns von den übrigen europäischen Völkern abschließen , denn unser Land stände dann nur den deutschen Fabricaten offen, und das übrige Ausland, von dem wir nichts kauften , würde auch uns nicht viel abnehmen.“ Weit entscheidender noch, als die eben kurz an­­gedeuteten nationalökonomischen Gründe, sprechen aber nach der Ansicht des Verfassers gegen den An­­schluß Ungarns an den deutschen Zollverein die Be­­sorgnisse, daß daraus früher oder später eine Ab­­s<wächung und die endliche Vernichtung der ma­­gyarischen Nationalität hervorgehen werde. „Die ungarische Nationalität ” sagt der Verf. S. 47. „steht in Europa mutterseelen allein da, ohne Ver­­wandtschaft , ohne irgend eine Stüße und in dem Lande, außerhalb dessen die ungarische Sprache überall , innerhalb dessen sie an vielen Orten unbe­­kannt ist , hat das öffentliche Leben alle seine Rechte zum Theil nach einem halbhundertjährigen Kampfe noch nicht errungen, im Privatleben aber zählt jene Sprache taufend und abertausend Widersacher , — und nun fragen wir, wäre es nicht eine keineswegs zu rechtfertigende Selbsttäuschung , eine grundlose Tollkühnheit, sich nicht mit dem flavischen Gegner zu begnügen , sondern noch als Stüße des in un­­serm Vaterlande sehr gewichtigen deutschen Elementes *) Ungarns Anschluß­ an den deutschen Zollverband. Votum von L. v. Kossuth. Aus dem Ungarischen des Pesti Hirlap übertragen von G. St. , Leipzig. Wilh. Einhorn. 1842. Gs

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