Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1844 (Jahrgang 5, nr. 1-89)

1844-02-23 / nr. 16

78 dackeurs selbst in den lettern Nummern des Pesti hirlap — solche unbedachtsame und unstatthafte Ausbrüche, die uns den Spruch des römischen Dich­­ters „quo semel imbuta recens, servabit odorea in testa dia“ ins Gedächtniß zurücrufen, und die wir schon darum nicht unbesprochen hingehen lassen kön­­nen, damit die dabei Interessirten niit etwa den­­ken, daß die Worte des Pesti hirlap der Ausdruck unserer öffentlichen Meinung seien, und wir so durch ein paar unbedachtsame Redensarten die Sympa­­­thien der Völker, oder, wenn man lieber will, den Regierungen, was in diesem Falle auf eines hinaus läuft, für unsere Nation aufs Spiel sehen. — Da­­mit nun Niemand auf diesen Gedanken komme — denn es kann solche Leute geben, und wird sie auch geben, welche unsern Artikel, wenn sie dessen Anfang und das in demselben Enthaltene gelesen haben, ohne weiter zu lesen, weglegen, und sodann laut verfünz den, daß auch wir den das größte Heiligthum unse­­rer Nation befleienden schändlicen Ausbrüchen bei­­pflichten — damit also, sagen wir, ja Niemand auf diesen Gedanken komme, erklären wir vorhinein, daß wir an derlei mn­üßen, einen niedrig gesinnten Cha­­rakter verkündenden, Schmierereien nicht nur keinen Gefallen finden, sondern dieselben verachten, wie sie es auch nichge anders verdienen. Wir können aber auch andrerseits nicht gut­heißen, wenn wir wegen einiger von Haush­ern herrührenden Schmierereien, einiger rafenden illyrischen Ausbrüche unsere Regie­­rung verdächtigen, oder ein eine Fraction der öffent­­lichen Meinung eines geachteten Volks darstellendes Blatt anklagen und beschuldigen hören, wenn wir sehen, wie man diejenigen, welche bisher rücksichtlich unserer Bestrebungen höchstens indifferent waren, durch ungegründete Ausfälle und Beschuldigungen von unserer Seite zu unsern Gegnern umbildet, während wir ohnehin auf der ganzen weiten Welt außer uns selbst keine Freunde haben, und allein, gleich einem lecken Schiffe, mitten auf einem, wenn gleichg jegt ruhig scheinenden, deM bei dem ersten Sturme thurmhohe Wellen werfenden Meere, noch weit, sehr weit von dem sichern Hafen, herumschwan­­fen. Und in der That wozu war es nöthig, daß Herr G. wenn er schon einmal das Thema dieser gegen unsere Nationalität gerichteten galligen Ausfälle auf­­nahm, wozu sagen wir „war es nöthig, dieses The­­ma auf die deutschen Regierungen hinüber zu spie­­len, blos um das deutsche Volk von der Schuld der Berläumdung zu entheben ?“" Wenn er glaubt, das durch einen wichtigen Unterscheidungspunkt aufge­­funden zu haben, so irrt er gröblich. So weit sich unsere ‚geringe Kenntniß erstreckt, so repräsentiren — vielleicht ein paar Staaten und einige Idealisten aus­­genommen — die deutschen Regierungen die öffent­­liche Meinung des größten Theils der deutschen Na­­tion. Er kann versichert sein, daß, wenn seine Be­­hauptung richtig wäre, nach welcher die deutschen Blätter die Gesinnungen der deutschen Regierungen repräsentiren, == daraus natürlich folgen würde, daß die in denselben enthaltenen Verunglimpfungen gegen uns als Aeußerungen der deutschen Regierun­­gen anzusehen seien — denn wozu hätte er sonst diese Distinktion gemacht — daß wir sodann, — wenn uns nicht Gott und unsere männliche standhafte Kraft schüßen — seineswegs als ungarische Nation unter dem Beifalle der deutschen Völkerschaften die Früchte des Baumes einsammeln würden, den wir bisher mit so viel Sorge und Fleiß gepflanzt haben, wo­­bei uns der Allmächtige und der Geist unserer Na­­tionali­tät bewahren möge! Indessen — Gott‘ sei Dank — sieht die Sache noch keineswegs so schlimm; wir würden einen gewaltigen Fehler begehen, wenn wir jedes in den Zeitungen erscheinende Geschreibsel unmittelbar als die Gesinnung der Nationen oder Regierungen betrachten wollten. Die Sache verhält „sich in der That ganz anders in England oder Frank­­reic, wo die Minister selbst, oder die Angesehensten der Nation die Hauptartikel verfassen; da findet allerdings jedes Wort derselben einen Wiederhall im Herzen des Volkes. — Derlei Verdächtigungen sind aber nicht blos ungerecht, sondern auch gefährlich, denn häufig erwecken selce Leidenschaften und Be­­gierden, welche sonst nie ins Leben getreten wären. So viel nun die Ausfälle gegen die Augsburger all­­gemeine Zeitung betrifft, welche die Feder und viel­­leicht auf das Herz des Nedacteurs mit noch weit größerer Bitterkeit ausströmt als Herr G., so können wir diese keineswegs als treffend anerkennen. Was weiß denn wohl die Augsburger Zeitung von unsern innern Verhältnissen ? — vielleicht im Ganzen nur so viel, daß unter den Mauern ihrer Stadt die uns garischen Waffen einst eine tüchtige Schlappe erlit­­ten. — Wie kann sie wohl ein Urtheil über die­­ Helden füllen? — Sie erhält einen Artikel aus Uns garn, oder über Ungarn, und weil sie eben über dies­­es Land keinen andern Artikel mitteilen kann, nimmt sie denselben in ihr Blatt zur Mittheilung auf, weil sie glaubt; wenn derselbe richtig ist, ist's gut, enthält er eine Unwahrheit, so lesen ihn auch Mitglieder der­ Nation, welche er betrifft, und es wird sich dann

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