Transsilvania - Beiblatt zum Siebenbürger Boten, 1846 (Jahrgang 7, nr. 1-104)

1846-12-03 / nr. 96

442 Da nun die evangelische Kirche in Enged sich in dem schmählichsten Zustande befindet und doch an ihre Ausbesserung nicht gedacht wird, vielleicht weil Pfarrherr und Gemeinde jene Union­ nicht kennen, so sei ihnen hiermit ein Fingerzeig gegeben, wo sie das nöthige Geld zu suchen haben, denn sie selbst sind allerdings zu we­­nige an der Zahl, als daß man ihnen zumuthen sollte, Kirche­n und Schule aus ihren Privatcassen "zu­­ versorgen. Ein Mehres wird sich ohnstreitig im Superintendential­­archive vorfinden. Nachschrift: Groß-Enged. war eine­ sächsische Kolonie, sie genoß derselben : Freiheiten, Prärogative und Gnaden (gratiis) wie die 7 sächsischen Stühle und stellte ihre Mannschaft unter das sächs. Nationalbanner. Wer sich­ hievon überzeugen will, lese. in Ant. Szeredai notitia etc. ©, 59 die Urkunde der Königin Maria zu Zemec war im J. 1390 proxima die dominica post festum Epiphaniarum domini audgestellt. Im 3. 1437 erregte ein Ungar Namens Antal Magnus ei­­nen Aufruhr gegen den Adel , dieser ergriff und tödtete ihn, und zerflüchte seinen Leichnam, hing­­ von Antal’s Gefährten bei Thorda auf und zerstörte Enyed. Wie zu Klausenburg hatten sich auch zu Enyed Ungarn den sächs. Einwohnern beigemischt, unter welchen sie erstark­­ten und mit diesen Luther?8 Reformation annahmen. Als aber Calvin's 8. Lehre unter den Ungarn berichtet ward, schlossen diese sich durch die kirchliche Trennung gänzlich von den Sachsen ab. und bildeten ein eigenes Feldlager. Nun handelte es sie davon, Enyed von der sächs. Na­­tion loszureißen und den Ungarn zu Übergeben. Die Sache kam vom siebenb. Woiwoden Christoph Bathori an den polnischen König Stephan Bathori, welcher im IJ. 1576 befahl , die sächs. Nation in den Befig des Oppidum Enged einzuführen. Diese Thatsache findet sich im Hermannstädter­ Stadtarchiv unter der Nummer­­ 4081 und 1085, wurde aber immer schwächer, theils durch Parteigänger aus ihrer eignen Mitte, theils durch den Verlust der Kircheneinkünfte und der Kirche selbst. Fürst Gabriel Bethlen schenkte den Zehnten von Enyed an das refor­­mirte Collegium zu Weissenburg, welches seit dem Bau der Festung Karlsburg nach Enyed verpflanzt worden ist. Hätte ich aus dem Hermannstädter Archiv das Al­­tenstüF vom 21. März 4704 zur Hand, welches „,das traurige Schicksal des abtrünnigen Ortes Enyed“' ent­­hält, ich würde mehr Licht über die Verarmung der Die fähf. Gemeinde zu Gr.­Enyed sächs. Kirchengemeinde zu Enyed bis zur Lodtrennung des ganzen Oppidums vom sächs. Nationalkörper verbreiten können. Ueber das Petrefactenlager bei Heltau. Ein gewiß sehr wenigen Naturforschern bekanntes, aber sowohl wegen seiner Nähe an Hermannstadt, als auch wegen mehrer eigenthümlicher­­ Arten, nicht weniger merkwürdiges Petrefactenlager ist­­ wohl das bei Deltau, und es dürfte vielleicht nicht unpassend sein, hier einige Resultate in einer Exkursion vom 4. Oktober d. J mit­­zutheilen. Eine kleine Viertelstunde oberhalb Heltau am so­­genannten Bieredbach, wo­ sich bei einer Krümmung sein rechtes Ufer zu einer hohen Wand erhebt, *­ findet sich ein bläulicher, fester, mit­scher, durchschossener Tegel (Mergel), der zwar schon gleich außerhalb des Ortes im Flußbeete sichtbar ist, jedoch nie so, wie hier, durch seine Mächtigkeit auffält. In diesem Tegel nun kommen, durch Zwischenlagen desselben getrennt,­ einige Schichten eines gelblichen Sandes vor, die jedoch nie die Mäch­­tigkeit von 8 Zoll übersteigen­. Dieser Sand nun ist es, der die vorweltligen Conchylien einschließt, von denen nach einer vorläufigen Bestimmung vorzüglich folgende Geschlechter am häufigsten auftreten: ( Melanopsis (am häufigsten und oft von ansehnlicher Größe). Cerithium. Buccinium (3—4 Arten). Neritina. Mytilus (Congeria­. ae ) (Kleinere Arten) u.­­a. So gering, nun auch die Anzahl der angegebenen Formen, als die Ausbeute eines kurzen Herbstnachmit­­tags, ist, so kann man doch von sorgfältigeren und stär­­keren Nachgrabungen mit Sicherheit bedeutend günstigere Resultate erwarten, und es verdient dieses Lager auch ' 05300 ©) Schon etwas früher, ungefähr Hundert Schritte am bezeich­­neten Bache abwärts, begegnen wir zwar denselben Sand­­schichten, mit eingeschlossenen Schalthieren und noch früher Spuren derselben , doch sind sie weder so mächtig , noch so gut aufgeschlossen, als hier. °

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