Ungarische Jahrbücher 6. (Berlin-Leipzig, 1926)

1926 / Heft 1-2 - Szinnyei, J.: Die ungarische Akademie der Wissenschafen und die ungarische Sprachwissenschaft

2 Josef Szinnyei, hin: „Vor allem ist es die Pflicht dieser Gesellschaft, die heimische Sprache auszubilden und zu erweitern.“ Von den sechs Wissenschaftsklassen der Ungarischen Gelehrten Gesellschaft war die erste die sprachwissenschaftliche, aber in der Ausbildung der Sprache wirkten auch die übrigen mit. Die dringendsten Bedürfnisse waren: Festsetzung der Ortho­graphie, eine die Schriftsprache regelnde Grammatik und ein großes Wörterbuch. In betreff der ersten beiden mußte man zwischen den Prinzipien der beiden großen Gegner Révai und Verseghy wählen, und die Gelehrte Gesellschaft hat sich ohne Zögern auf Révais Seite gestellt. Sie hat die Regeln der Rechtschreibung erst für ihre Mitglieder 1831 festgestellt, aber schon im folgenden Jahre hat sie diese Regeln auch für das Publikum veröffentlicht. — Die regelnde Grammatik ist zuerst unter dem Titel „System der ungarischen Sprache“ 1834, zum 2. Mal verbessert und vermehrt 1847 erschienen — Es wurden ferner beim Beginn gleich die Vorarbeiten des großen Wörterbuchs in Gang gebracht, die Mitglieder der sechs Klassen wurden aufgefor­dert, die termini technici ihrer Wissenschaft aus älteren und neueren Büchern zu sammeln und alphabetisch geordnet einzureichen, weiter­hin sollten sie, soviel sie dazu Gelegenheit hätten, die dialektischen Wörter und die termini technici der städtischen und dörflichen Ge­werbetreibenden sammeln. Diese Sammlung haben alle ordentlichen und korrespondierenden und sogar auch etliche Ehrenmitglieder unternommen und es wurden 782 Werke zur Bearbeitung unter ihnen verteilt. Man beschloß, „sobald eine Klasse fertig werde, solle man ihre termini technici herausgeben, damit durch die Zugänglichmachung der so herausgegebenen Exemplare für mehr verständige Patrioten auch die Nichtmitglieder der Gesellschaft ihre Meinungen über die Fachausdrücke äußern könnten................... Indem so das ganze Land teilnehme an der möglichst vollkommenen Zusammenstellung des gemeinsamen Eigentums des Landes, soll der Verdacht beseitigt werden, als wollte Willkür und Hartnäckigkeit die nötigen Fach­ausdrücke der Nation aufdrängen, vielmehr könne der in der Bil­dung fortschreitende Ungar diese neuen Wörter auf dem Wege der Natur seiner Sprache und des Wunsches nach Deutlichkeit seinem Wortschatz besser einverleiben.“ Von den Fachwörterbüchern sind drei erschienen, das mathematische und philosophische 1834, das rechtswissenschaftliche bedeutend später, 1843. Viele haben auch Dialekt Wörter und veraltete Wörter gesammelt. Als von den ersteren genügend Material beisammen war, beschloß die Generalversammlung von 1834, es alphabetisch geordnet herauszugeben, „damit es der Schriftsteller und überhaupt jeder Ungar auch inzwischen schon bei­sammen linde zum Zwecke der Benützung oder wenigstens der Kennt­

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