Verhandlungen und Mitteilungen des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt, 1911 (61. évfolyam, 1-3. szám)

1911 / 1. szám

3 Die besondere Verteilung der Pflanzenwelt in den nach allgemeinen geographischen und geohistorischen Beziehungen unterschiedenen Florenreichen, Bezirken und Gebieten, also gleichsam die Detailmalerei in dem grösseren Vegetations­bilde, ist Gegenstand der Forschung der ökologischen Pflanzen­geographie. Das diesbezügliche Studium ist umso anregender, je mehr es zu einem Verständnis der Anpassung der Pflanzen an die Lebensbedingungen führt, zu denen auch der Mit­bewerb der Pflanzen unter einander gehört. Dabei wird sich als auffällige Erscheinung gar bald ergeben, dass gewisse Pflanzenarten sich eng aneinander schliessen, mit einander vergesellschaftet Vorkommen, sogenannte Pflanzen vereine bilden. Die Pflanzen, die sich in ihnen zusammenfinden, müssen sehr ähnlichen Lebensbedingungen unterworfen sein, sie müssen dieselben Anforderungen an ihren Standort stellen, demnach einen ähnlichen Haushalt führen, Wer aufmerksam die Pflanzen eines Rotbuchenwaldes betrachtet hat, wird sich ohne Schwierigkeit daran erinnern, welche Pflanzen mit Vor­liebe in dem Schatten des Buchenwaldes gedeihen. Das Busch­röschen, das Gelbe Windröschen, das Leberblümchen, der Sauerklee, das Waldveilchen, das Bingelkraut, das Perlgras, der Gefingerte Lerchensporn, der Epheu, die Waldmiere, die Gefingerte Segge, die Goldnessel u. a. tauchen sofort in seiner Erinnerung auf und bilden die wichtigsten Genossen des­jenigen Pflanzenvereines, der den Rotbuchenwald bevorzugt. Andere Pflanzenvereine kennzeichnen den Ficht- und Kiefer­wald, andere die Heide und die Felsgehänge und wieder andere die Sümpfe und Moore. Von allen Faktoren, die in massgebender Weise das Pflanzenleben beeinflussen, steht das Wasser obenan; es ruft, um abermals mit Warming zu sprechen, die grössten Vegetations- und Bauverschiedenheiten der Pflanzen hervor, die sich namentlich in den Vorrichtungen zur Regulierung der Transpiration äussern. Auch Schimpers Wort über die Bedeutung des Wassers soll hier nicht fehlen: »Unter den auf das Pflanzenleben wirkenden Faktoren ist keiner so durch­sichtig als der Einfluss des Wassers. Der Transpirationsstrom lässt sich von dem Augenblicke seines Eintrittes bis zu dem­jenigen seines Austrittes Schritt für Schritt verfolgen; die physiologischen Vorgänge der Aufnahme, Fortleitung und Aus-1 *

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