Deutsche Tagespost, März 1920 (Jahrgang 13, nr. 47-71)

1920-03-26 / nr. 67

sezagepreise:Mitsustellung oder Postversand monatlich 121«—(Le110·50),vierteljähriglw—(Le170­­),hawjährigklsos— (Le160«—),ganzjährig Nr. 67. Volksseinung kiikdss Procuratura de Statului Schewisgasse, Justizpalais Türe 51/l. St Sibiiu Schriftleitung:Hermannstadt in Hiebenb­ürgem Wintergasse Nr.97sternspreitjer:gr.319.—Berweck­ung:Großer Yingsk­yssn & Hermannstadt, Donnerstag den 25. März 1920. INO—(Lei120«-·-),sütpermannstadt ohne Zustellung monatlich K17·-—,vierteljährigde·-, W.·4,«FK loo­­ganzjährig KM-—.Einzelnummer für Hermannstadt schauzwärtslx(boisain). 4 XHL Su,gang. | bb 2 Sriede mit Somwjetrußland? Universitätsprofessor Dr. Otto Hoehsch, Mitglied der preußischen Bandes­­versammlung, veröffentlicht unter Dieter Meberschrift einen Aufgab in der „Neuen Freien Bresse”, der die Frage des Tyriedens­chluffes mit Somjetrußland vom deutschen Standpunkte aus beleuchtet. Da der Aufsah großen, allgemein unters richtenden Wert hat, geben wir ihn nach­­folgend wieder . E38 scheint, daß wir vor einer entscheidenden Wendung der Dinge im Osten stehen. Ob im Frühjahr die Bolichemwisten mit Waffengewalt Polen und den Weiten angreifen werden, wissen wir nicht. Die Nachrichten Darüber sind unbe­stimmt und ganz unkontrollierbar. Möglich ist ein solcher bolschewistischer Angriff natürlich und Mitteleuropa Hat ji Darauf gefaßt zu machen, sich darauf zu rüsten. Aber offersichtlicher bes­treicht im Augenblick die Sowjetregierung eine systematische­­ Friedenspolitik. Mit Ert­land hat sie Frieden getroffen, Polen und Rumänien, Amerika und Japan bietet sie den Frieden an. Mit England sind über das Abkommen zum Kriegsgefangenenaustausch Hinaus weitergehende Zähler bereits ausgestrebt und das gleiche fol Sl, für die Beziehungen zu Deutsland*) gelten. Sit et den Bolschewisten mit ihrer T Friedens­­politik ernst, so deutet das darauf Hin, Da sie troß ihrer militärischen Erfolge, ihre wirtigaft­­liche Lage für gefährdet ansehen. Sie brauchen weltwirtschaftliche Verbindungen, um aus der vollkommenen Betrau­tung ihres Wirtschaftslebens helangzukommen, und sie brauchen auch ganz offenbar Seelische Sträfte, die nur ein Friedens­­zustand bringen Tau, da die bolschewistische Negierung gerade die Schichten seelisch voll­kon­men frant und irregemacht hat, ohne die ein Wiederaufbau nicht möglich ist. In jedem Falle hat ich Deutschland im Augenblick auf Die Frage einzurichten, wie ed ji zu Sowjetrusland stellen­ soll. Denn daran ist n­och weniger ein Zweifel, daß die Entente,also England,unbewaffnete Jntevention in Rußland nicht mehr sinkt. Sollte im Frühjahr ein­ bolschewistischer Angriff auf Polen und den Westen erfolgen, so wird Die Entente nicht einen Mann und nicht eine Kanone dafür zur Verfügung stellen. Lloyd G George fischt heute die völlige Unmöglichkeit ein, mit Gewalt auf eine Hinderung der Regierungsverhältnisse in Ansland Hinzuwarbeiten, weil der Widerstand in der eigenen öffentlichen Meinung, vor allem in der Arbeiterschaft, zu groß is. Dafür ver­sucht England, wirtschaftliche Beziehungen anzu­­müpfen über die tuskiichen Genossenschaften Gin. Beide Teile wissen, daß das eine Vilsion ist. England behauptet, nur wirtschaftliche Regiehun­­gen Inmipfen zu wollen, ohne politische Beziehun­­gen und ohne einen Friedensschlag mit Dioslan. E83 gibt vor, fi nur der russischen Genossen­­haften zu bedienen, deren­­ Vertreter und Bank­­filialen in Paris und London sind. Über die Sowjetregierung konnte bereits die Aufhebung der Blocade als­ einen Triumph buchen. Sie weiß, daß wirtschaftliche Beziehungen ohne ge­­wisse politische Verbindungen ganz undenkbar sind, und erklärt mit aller Bestimmtheit, daß die Genossenschaften völlig in ihrer Hand seien. Ganz klar ist Dieses Verhältnis ja nicht, aber darüber sollte seine Täuschung bestehen, daß wirtschaftliche Beziehungen, wie sie England an­­strebt, bereits eine Anerkennung der Sowjet­­regierung bedeuten, und daß sie, wenn sie zu etwas führen, zwingend in einem F­riedensschluß endigen müssten. Deutschland folgt zögernd auf diesem Wege. € hat mit dem Vertreter­ der Sowjetregierung in Berlin, Herrn Kopp, der sich s i­on seit Monaten dort illegal aufhält, Ber­­leg: über den Austausch Der Striegsge­­angenen eingeleitet,­ und er will eine Studien»­­ommission entsenden, damit wir endlich ein exaktes Bild über die wirtschaftlichen Verhält­­nisse in Sowjetrußland erhalten, daß die zahl­­reichen, aber ganz eintönigen und gleichmäßigen, vielfach völlig unkontrollierbaren Nachrichten nicht gegeben haben. Es ist klar, daß auch in den Beziehungen zwischen Deutschland und Moskau die Dinge dabei nicht stehen bleiben werden und können. Sind Wirtschaftsbeziehungen mit Soms­t­­rußland überhaupt denkbar und versprechen sie einen gewissen Erfolg? Die Beauftragten der Soivjetregierung zeichnen uns rusige Bilder von den Buständen drüben und wieder erscheinen die unerschöpflichen Vorräte und Bodenreichtümer des großen Zandes in lebender Ferne, so wie sie uns damals vor Augen gehalten wurden, damit die Zentralmächte in die U­kraine ein« ‚marschierten. Diese Erinnerungen müssen zum Vorsicht mahnen, ebenso die Erfahrung, daß wie heute über das Thema der wirtschaftlichen Be­­iehungen zwischen England und Rußland ge­­es wird. Das ganz merkwürdig und bis in die Einzelheiten an die Angeinanderlegungen und Erwägungen in deutschen Streifen erinnert, als die Triebensverhandlungen in Brest­ liefen und die Bulaßverträge zu diesem Riedenzschluß ab­­geschlossen wurden. Ohne Zweifel liegen in dem ungeheuren Bande große Vorräte an Getreide, Holz, Zlacks usw.,, aber wie werden sie „greif­­bar“, wie werden sie transportiert? Wie werden sie bezahlt ? Nierenvorräte zur Abgabe an das Ausland aber können gar nicht vorhanden sein, ‚in einem Wirtschaftsleben, das Industrie und Handel vollständig zerstört hat und in­ dem die Landw­irtschaft im Wesentlichen doch nur für den eigenen Bedarf gearbeitet hat. Der entscheidende Anteil an der Getreideausfuhr Nuklands wurde vor dem Kriege doch vom Großgrundbefig gestellt. Dieser aber ist total zerstört und sein Land liegt zu einem ganzen Teile brach, weil die Bauern das ihnen zugefallene Gutsland im ganzen weder anbauen können, noch wollen. Wer von Wirt­schaftsbeziehungen mit Somjetrußland spricht, möchge sich vom vornherein vor Ilusionen hüten ! Ebenso zweifellos aber sind Wirtschafts­­beziehungen möglich, trog der Auflösung und "braucht, Unordnung. Schließlich muß doch einmal all hier nach der entseglichen Verwüstung des Krieges der Anfang zu Wiederaufbau und wirtschaftlicher Verbindung gemacht sterden, auch wenn es langsam und unsicher geht. Die Form der Genossenschaft aber bietet einen Anhalt, der vielleicht Europa überrascht. Das russische Volk war ja vor dem Kriege ganz und gar nicht Die breiige Mafjr, als wie es dem oberflächlichen Besucher erschien und als Die es von ebenso oberflächlichen Betrachtern ung­­eschildert wurde. Dar russischen Volke steckt ein jeder Starker Hang zur Organisation, sogenannte gesellschaftliche Organisationen und Tähigkeiten waren vorhanden und hatten sich durchweicht, älteren Datums wie der Mir und Das Artiel jü­ngeren Datums wie der Städte- und Semit­­wobund oder schließlich die Genossenschaften deren Doee seit Ende der neunziger Jahre lebendig und seit 1905­­wirksam werden konnte. Man berechnete schon 1913 auf dem zweiten etrussischen Genossensaftstongreß in Kiew die Zahl­ aller Genossenschaften zusammen auf über 30.000. Heute ist diese Zahl auf 50.000 gestiegen, und man berechnet, daß 26 Millionen Menschen in diesen sogenannten Kooperativen organisiert sind. Sowohl die Konsumentenmaffen wie die bäuerlichen Produzentenmaffen sind zum größten Teil organisiert. Es existiert ein zentraler Ge­­nossenschaftsverband und eine Zentralgenossen-­schofisbanf. Durch sie können D­iese Organi­­sationen auf dem Weltmarkt erscheinen. Sie stehen der bolschewistisc­hen Regierung mit Ab­­neigung, ja Steindichaft gegenüber und Diese wieder versucht sie unbedingt in ihre Hand zu bekommen. Wie das Verhältnis zwischen Ne­­gierung und Genossenschaften wirklich liegt, müßte eben eine Studienkommission feststellen. Aber ım dalich erscheint es uns, daß auf diesem Wege der Anfang wirtschaftlicher Beziehungen gemacht wird, über dessen Erfolg sich niemand Stusionen hingeben soll, die aber die Welt wenn überhaupt allmählich aus der Trümmerstätte des Weltkrieg neues Leben entstehen soll. Belegt aber die politische Konsequenz für die unabhängigen Sozialisten in Deutschland sowohl wie in England ist diese klar und wird mit Bewußtsein angestrebt: man will auch politische und diplomatische Beziehungen zum Sowjetrußland. Es ist möglich, daß die systematische Friedenspolitik der Bolschewisten und der ernsthafte Wille Englands über die wirtschaftlichen Beziehungen auch zu einem politischen Modus vivendi führt, der notwendig ist, weil der russische Bolschewismus von außen nicht niedergeworfen werden kann. Aber bese Teile find­et darüber war, daß schließlich in diesem Verhältnis Teuer und Waller gemascht werden Sollen. Ein dauernder Friede ist zwischen einer kapitalistischen Demokratie und dem euffischen Bolschewismus nicht möglich, der alle solche Friedensbeziehungen doch nur als Episoden betrachtet und bei aller äußeren Wandlung am Grundtat der Weltrevolution festhält, weil er an ihm festhalten muß, weil er sich s­­onst innerlich aufgeben würde. So ist das, was si jett vorbereitet, so wichtig «3 weltpolitisch und weltwirtschaftlich unzweifelhaft ist, nach unserer Miederzeigung auch nur ein Bwischenspiel. Es ist zu spielen, treibt die Engländer und auch die Amerikaner. Schließlich noch der Wunsch, Daß, wenn nun einmal mit längerer Dauer des bolschewistischen Regimes gerechnet werden muß, der Vorteil wirtschaftlicher Beziehungen mit Nuklard nicht von deutschland, fordern von den Angelsachsen geerntet werden sol. Hierin würden die bekannte französisc­he Ostpolitik und der Expansionsdrang des angelfächjlichen Kapita­­lsmus zusammenkommen, um schließlich mit einem Staats und Wirtschaftsprinzip in Moskau anzuk­üpfen, das man Kläger in London, noch mehr aber in Washington, und am meisten in Paris verflucht hat. Für die Franzosen spielt daneben roh mit die unbestimmte Hoffnung, selbst von den Bolschewisten in irgendeiner Form die französischen Anleihen an Maßland Doch noch zu retten. Man sieht in Deutschland dem mit Ruhe zu. Auch die stärkste Macht kann die Geo­­graphie nicht ändern, und Deutschland bleibt in jeder Beziehung Rußland am nächsten. Die Barriere der Randstaaten it zunächst ein Hindernis, aber auf die Dauer glaubt niemand an deren Widerstand.­­Zwischen Deutschland und Rußland sind die alten Gegensäte völlig beseitigt, und es sprechen jet nur, ganz gleich­­gültig, von welcher politischen Seite man die Dinge betrachtet. Die stärksten Momente, die die beiden Länder und Völker zur natürlichen Ergänzung füreinander bestimmen. Gerade des­­halb mahnen wir in der jenigen aufgeregten Zeit zur Ruhe, Zurückhaltung und Vorsicht. Es handelt sich auch um das Verhältnis zu dem künftigen Rußland, von dem heute niemand weiß, wie es staatlich und gesellschaftlich aus­­sehen wird, von dem wir aber ganz überzeugt sind, daß es nicht holschemistisch sein wird. ZZ ZZ [a FI republi + Den Tegten Meldungen zufolge ist Deutschland a ebenfalls ein Friedensangebot der Gemiet­­unterbreitet worden. ». Si. Das Morden von der Erläfung,. Bon Hugo S­alu, Als vor vier Wochen die gute Freu Maria Steiner, die beste Freundin meiner Frau, er­­ranfte, hatten wie ihr Kind, Die wundergäbiche Baleske, zu und genommen, damit sich, wie wir damals noch scherzten, Marie gang wungefihrt isrer Straufgeit Imos nne. Balesta war bei uns seit jeher wie zu Hause gewesen, so war sie es auch fett; von reiner Liebe umgeben, bes­­cheiden und still, lernte sie mit ihrem Fräulein brav ihre Schulaufgaben, so vor dem Klavier, das mir wo nie so groß und breit erschienen war wie jet. Da sie mit ihren weichen ‘Platsch­­fingern die Tasten niederdrückte, schaute mich mit sorgenvollen Blicen an, wenn ich morgens und­­ abends von ihren Eltern heimsam, um ihr immer wieder zu berichten, wie tapfer ihre Diutter die großen Schmerzen ertrage und welch ein sonniges Lächeln ihr liebes Bericht erheb­, wenn sie nach Valesta franze, ob sie bean­lerne und ob sie ihre Mutter nicht schon vergessen habe. „Warum darf ich denn nicht zu meiner Mutter nach Hause?“ weinte Valesta, und nur u fchh fante sie dann: mein liebes, liebes­ütterlein ! « Meine Frau und ich tauschten dann einen raschen Blick der seufzenden Troxer, wir sahen ja das furchtbare Unglück voraus, die arme Marie war nicht mehr zu erkennen, so verfallen und jenseitig lag sie schon seit Tagen in ihrem Bette, und Dann kam der Morgen, an dem sie aus ihrem scheinbaren Schlummer nicht mehr erwachte, sie war tot, Ich Hatte den unglück­hen Steiner in stumm,an mein Herz gedrüht, ich Hatte meine liebe Frau umarmt und gelüht: „Gib acht auf Steiner ]*, ich ging mach Hause; jet Hatte ich ja Die Aufgabe, e8 der Kleinen Walista B beizu­­bringen, daß ihre Mutter gestorben, daß sie ein Baifenfind geworden sei. Wie kann i mm s einem Kinde den schmerz bereiten,ihm seine Mutter zunehmen!Wie tun­ iman den­ Mut ausbrin­gen,zusagen-Du hast keine Mutter mehr,sie ist tot mid wird dich nie wieder u­marmen und küssen,wu witst niei­ehrii­ ihre Mutter angenblicken,dein ganze­ Leben lang wiest du einsam und ohn­e die wirkliche,einzige Freundin,die es sich weiterlebenkich keckte und streckte mich,während ich durch die Gassen dahinschritt,ich sprach mit mit mich sagte vielleicht laut vor­ michhin­,daß ich lieber alsim­ Rittergmann mit einem starken Gegner im Zweit ampfeste ernivchte,da die Waffe in der Hand minut geben würde, in dim ich jetzt ein süßeB Kindvokmik haben­ werde un­d es unglücklich machen müsse,ich blieb senfzend stehen,ich fühlte,nur eine Mu­tter konnte die Kraft und Güte aufbringen, ihrem Sinde ihren Tod zu melden. Eine Mutter? Die ist ja eben gestorben ! Ich bin gang verwirrt! — Ich machte wir den Aufstieg über die Treppe bewußt schwierig, je näher ich unserer Tür lam, beito­chter blieb ich fichen. Dann trat ich ein, Die Heine Valenta stand im Barzimmer, eine geheime Angst hatte sie dort, wer weiß wie lange, warten lassen, ihre Augen waren weit geöffnet, ihr Mund war offen, da hob ich Das unglückliche Geschöpfchen zu mir empor, ich drückte sie an meich, sie sagte nur in furchtbarer Sorge: „Ras macht Muttchen, mein Muttchen ?“ Meine Kraft verließ mich. „Sie lebt noch !” sagte ich. Das Kind schaute mich verständnislos an. Warum sollte sie denn nicht leben? It das denn möglich ?* Da sehte ich das Kind wieder auf die Exdr­­ich­t ihr Händchen in meine Hand und­­ führte sie in mein Zimmer. „Sie bat schredliche Schmerzen, die liebe, gute Mutter, er wäre ein Sind, wenn sie nicht so sehre d­lich leiden müßte ! Laß uns den lieben Gott bitten, daß er ihr die Schmerzen nimmt, das sie nicht so leiden muß !* Ich war ganz fromm, fromm aus tiefstem Glauben, fromm, wie ich schon viele Jahre nicht gewesen war. Wir festen uns auf meinen Lehnstuhl, sie barg ihr Köpfchen an meiner Brust, und so erzählte ich ihr, wie ihr guter, unglückicher Vater­­ und Nacht bei der Dulderin stehe, wie die Nerzte und Pflegerinnen alles aufböten, um ihre Qualen zu lindern, und wie es doch nur Einen gäbe, der ihr helfen könne. Ich sagte ihr gar nichts Neues, er gibt ja nichts Neues, das ich ihr hätte er­­zählen­önnen, es hat ja, seitdem es Menschen gibt, immer auch Kinder gegeben, denen ihre Mütter, immer auch Mütter, denen ihre Kinder gestorben sind. So lange besteht auch das Märchen, das trösten will, ein gutes, ein mirk­­lich gutes, ein heiliges Märchen, das vom Mit­­leid erfunden ist und von den Priestern des Mitleids, von guten M­enschen, weiter erzählt wurde seit tausend, tausend Jahren; ein Märchen, das noch in abertausend Jahren Menschen, erzählen und Menschen glauben werden, weil sie in ihrem Unglück danach lechzen und es­ glauben wollen. « » „Siehst du, mein liebes Kind," erzählte ich der traurig horchenden Valesia, „so liegt deine franse Mutter im Bette, jedes Glied bemergt sie und ihre Augen sind vor Schmerzen ganz mund gemeint, Pi hat die weißen Hände ge­faltet, ihre trocenen Lippen aber beten zum lieben Gott, daß er sie von diesem Unglüc er­­lösen möge. Drüben aber, wo der liebe Gott wohnt, im Himmel droben, ist eine bunte, blumenbesäte Wiese, ein Bach fließt durch sie hin und alle Sterne schimmern drüber, auf Dem Anger aber schreiten große, weiße Engel mit breiten Flügeln, die haben ernste Gesichter und singen Lieder, die Gott, den guten Rater, pfeifen, dessen heiliges Angesicht über dem Himmel aus den weichen Samtmwolfen nieder­­schaut, dessen gütig-meife Augen Liebe erhellt und die über den Rand der Himmelswiese her­­niederblicen auf die Erde und nie müde werden, ‚in die Fenster der Menschen zu schauen, wie sie leben, ob sie seinen Geseten, den Gejegen für ihr Wohlergehen, gehorchen und einander Liebe erweisen, wie deine gute Mutter Dir er­wiesen hat, seit du ihr geschenkt worden bist. Die Engel aber, die in der Haren Luft des Himmels auf der Wiese schreiten, die ihre schönen Lieder singen, sind die von allem irdischen Leid und Kummer erlösten Seelen der Mütter, die an ihren menschlichen Krankheiten ge­­storben sind, alle Schmerzen, aller Kummer und alle Sorgen sind von ihnen genommen, nur eine Sorge, die aber ohne Leid ist, erfüllt Die Seligen, die Fürsorge für ihre Kinder auf der Erde, ihre Augen sind begnadet, daß sie immer ihre Kinder drunten ganz Deutlich sehen, wie sie auf der Erde schreiten, wie sie ihren Vätern Freude machen oder mit den andern Kindern spielen lernen, wie sie wachen und älter werden und arbeiten, und­ für sie beten die Mütterengel zum lieben Gott, daß er den Kindern auf der Erde feinen ia spende. In dem Nether über der Himmelswiese schweben Kleine, Tiebe, schöne Englein, wie Vögel hier auf Erden, so sch­wingen sich­­­iese kleinen Engel durch Die Himmelsluft, sie spielen miteinander und schauen dabei auf Die großen Engel auf der­­­iefe nieder, ob die sie nicht rufen. Denn wenn eine der seligen Mütter, ein großer Engel, ihr Kind auf der Erde auf falschem Wege sieht, "wenn das Kind etwas tut, was sie in ihrer Güte und Einsicht für unrecht und dem Kinde schädlich erkennt, dann winkt sie einem Englein und gibt ihm den Auftrag, niederzufliegen und dem Kinde ein Wort ins Ohr zu flüstern, das er an die Mutter gemahne und wieder auf den rechten Weg meife. Sst das Kind brav und Hug, dann freut e3 si, daß sein gutes Mütterlein, das auf Erden soviel hat leiden müssen, ein Himmels­­engel geworden ist, e3 ist glücklich, daß e8 nicht mehr leiden muß, e3 sagt sich: ich bin Gott dankbar, daß er meine liebe Mutter erlöst hat, ich will immer an sie denken, damit sie auf der schönen, ewigen Frühlings­wiese selig im Reigen schreiten könne, und ich will lauschen, ob ich vielleicht einmal einen Klang von dem Liebe erlausche, das die Engel da oben singen. Dann werde ich sicher die Stimme meines Mütterchens aus dem Chore heraushören. BVerstehst du das, mein liebes, liebes Kind ? Und wünschest du deiner Mutter, die so furcht­­bar leiden muß, daß sie erlöst, daß sie ein Himmelsengel werde?" » und > I,

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