Deutsche Tagespost, März 1920 (Jahrgang 13, nr. 47-71)

1920-03-28 / nr. 69

, Sur­ftleitung: Hermannstadt in Sie­senbürgen, Wintergasse Ar. Bezugspreise: Mit Busteilung oder Postversand monatlich K 21— (Lei 1050), vierteljährig K 60 °— (Lei 80 °), da ganzjährig K 200 °—. 4­9, bjährig K 120 °— (Lei 60 °—), Bernsprecher: Ar. Hermannstedt, Sonntag Den 28. März 1920. 319. — Verwaltung: Großer Ring vierteljährig K 50 °—, ganzjährig K 240 °— (Lei 120 °), für Hermannstadt ohne Bustellung monatlich K 17 °—, Einzelnummer für Hermannstadt 80 h, auswärts 1 E (60 Sant). K Ar. 12. Halbjährig K 100 °— XEL Jahrgang. Nr. 69 - zeitgemäße Betrachtungen. (Bon unferm Bularester Berichterstatter.) Bulareft, 24. März. Der Streit zwischen den Bularester Schrift- Gebern und Reitungsverlegern wurde durch eine Vereinbarung beendigt. Die dem Widtersinn der fünfwöchentlichen Arbeiteinstel­­lung und Aussperrung (denn im vorliegenden Falle handelt es sich um dem gleichzeitigen Ans­­and der Arbeitnehmer und Arbeitgeber) ins­­ hellste Licht rückte. Man kam nämlich überein, die Arbeit wieder aufzunehmen und die Er­­‚L­ledigung der strittigen Fragen einem Scieds­­gericht zu überlassen. Wenn man sie zu diesem vernünftigen Schritt von aller Anfang an ent­­schlossen hätte, wäre beiden Parteien unendlicher Schaden und Berdrup erspart geblieben und wäre gleichzeitig eine gesunde Grundlage für die Verlegung künftiger Konflikte geschaffen wor­­den. Die neue Regierung ist offenbar der gleichen Ansicht, da je die Lehre, die sich aus diesem Einzelfall ergibt, zu verallgemeinern sucht und für die Bwistigkeiten zwischen Arbeitern und Chefs den Grundtag der pflicht­­mäßigen Schiedsgerichte fer­­legt, in der Hoffnung, diedurch für die Zukunft den endlosen Ausständen ein Ende zu machen und den ungestörten Gang der Produktion zu sichern, a­ll diese Maßregel der Ne­sicherlich” durchaus einwandfrei. Ihre­gierung s­ei aber darf nicht sicherschägt werden, da Leidenschaft und Eigensucht fi­er­­»fahrungsgemäß nur allzu oft stärker erweisen, als die Stimme der Vernunft, und da insbe­sondere Die Arbeiter, die in den Ausständen 8 wirksamste Mittel des­ Riafintampfn, er»­chtbare ‚bliden, im passiven Widerstand eine fu Waffe in der Hand­ haben, um die Arbeit 30 „sabotieren“ und Schiedsgerichtssprüche, die­­ ihnen nicht genehm sind, unwirksam zu machen. Nur ein Umschwung der Gesinnungen konnte unter diesen Umständen den Schiebegerichten zu ihrem vollen Wert verhelfen. Man muß sich Übrigens darüber Nechen­­schaft geben, daß­ die Heutigen Fräglichen Produktionsverhältnisse zum großen­­ Zeil auch dem Verschulden des Staates zuzu­« “Schreiben sind. Wenn es die Arbeiter an­laß und Arbeitswilligkeit fehlen lassen, hat anderer­seits der Staat nichts oder nur sehr wenig­­ getan, um die Möglichkeit einer intensiven Produktion­ zu erhöhen. Die Ver­ehrsver­hältnisse sind, und zwar zum großen Teil Durch die Schuld der staatlichen Organe. Die denkbar elenderten, und der Rnf, den sich die Eisenbahnverwaltung erworben hat, beruht weder auf ihrer Geschicklichkeit in der Behebung der Transportschwierigkeiten, noch auch auf der Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit ihrer ausführenden Organe. Ohne eine sach­­kundige, ehrliche und tatkräftige Verkehrspolitik aber gibt es keine Möglichkeit der sahnenden Ausfuhr. Seine Möglichkeit, ii das für die Belebung der heimischen Arbeit notwendige Material aus dem Auslande zu beschaffen. Seine Möglichkeit, eine zmwedmäßige Verteilung der im Lande vorhandenen Vorräte durchzuführen und in dieser Weise die regelmäßige und ver­­hältnismäßig billige Versorgung der Bevölkerung mit dem zum Leben Notwendigsten zu sichern. Der gleiche Mangel an Boraussicht und Sad. Tischfeit trug in hohem Maße dazu bei, auch die finanzielle Lage zu verschlimmern. So ließ man sich das Problem der „innern Währungsfrage,“ das gleich im Anfang ohne allzu große Schwierigkeiten eine wenig stens einigermaßen leidliche Lösung hätte finden können, einfach über den Kopf wachsen und brachte die Bevölkerung der neuen Gebiete, die­­ durch ihre Zahl und ihren kulturellen und wirtschaftlichen Hochstand einen Tab­or von über­­ragender Bedeutung darstellt, ohne zwingenden Grund in die bedenklichste finanzielle Notlage. Unsere so betriebsamen Mitbürger in Sieben­­bürgen und im Banat haben, wenn man es recht betrachtet, überhaupt sein Geld, da die ge­­stempelte Krone nicht ein wirkliches­­ Zahlungs­­mittel, sondern eine Ware darstellt, die im Aus­­land gar seinen Handelswert besigt und im Inland den Schwankungen des Tageslurtes und der Will­­kür der Spekulation aufgesetg ist.. Der rumänische Staat ist jet im Begriff, eine innere Anleihe­­ aufznnehmen, die den verheißungsvollen Titel "Imprumutul refacerei" (die An­leihe der Wiederherstellung) führt, und es wird eine großartige Propaganda entwicelt, um den Erfolg­­ dieser Anleihe zu sichern. Die neuen Gebiete, die in Bezug auf wirtschaftliche Leistungs­­fähigkeit dem alten Königreich mindestens gleichkommen, sind aber von der Teilnahme an dieser Anleihe ausgeschlossen, da ihr Zahlungs­­­­mittel, die gestempelte Krone und der pelte Rubel, nicht zugelassen werden und auch nicht zugelassen werden können, weil man aus Wahrlästigkeit und aus anderen unerfindlichen Gründen die gefegliche Ferlegung ihres Wertes verabstäumt hat. Und so bleibt eine ihrem M Wesen nach für die wirtschaftliche „Wiederher­­stellung“ des Gesamtstaates bestimmte Anleihe in ihrer Buchführung auf das alte Königreich beschränkt, und Die reichsten und leistungs­­fähigsten Gebiete de neuen Großstaates werden von jeder Mitwirkung ausgeschaltt. Man spricht von der restlosen Vereinheitlichung aller Zweige der Verwaltung und will durch eine bis zum Meußersten gehende Zentralisierung Die neuen Gebiete in Verwaltungsnormen zwingen, die­­ mit ihren natürlichen­­ Verhältnissen und ihrem ganzen bisherigen Entwicklungsgang in ihroffstem Widerspruch stehen. Und in dem gleichen Augenlosi beobachtet man gegenüber diesen Gebieten in der Frage der Währungs­einheit, die überall in der Welt als ein wesentliches Kennzeichen der Staatseinheit be­­trachtet wird, einen Separatismus und Er­bustoismus, Denen gegenüber jede logische Er­­lärung verfagt. Dan darf hoffen, das die neue innere An­­leihe einen größeren Erfolg haben wird, al die vorjährige Anleihe, Die bekanntlich ein sehr wenig befriedigendes Ergebnis Hatte Und man muß w­ünschen, daß gleichzeitig auch in der Rettung des Staatshaushaltes endlich einmal jener Geist der Ordnung und Sparsamkeit zur Herrschaft gelange, dessen Mangel sich bis jeßt so füglbar machte. Unstreitig lagen die Dinge bis jeßt so, daß man zu Ausgaben genötigt war, die die Einnahm­en weit überstiegen. Gute Wirt­­schaft hätte das Uebel erheblich mildern und die Aussicht für die Zukunft bessern können. Statt­dessen aber wurde durch ein System angemessener Ausgaben das Budget des Staates in der furcht­­barsten Weise belastet und sehr oft künstlich Bes bürfnisse geschaffen. Die in der Errichtung neuer, ebenso festspieliger als entbehrlicher behördlicher Organe und Einrichtungen, ihren sichtbaren Aus­­druck fanden. Die neuen Steuern, die man der Bevölkerung auferlegen muß, werden nur dann von tatsächlichem Nuten sein und mit Geduld ertragen werden, wenn die Bevölkerung sieht, daß ihre faner erworbenen Groschen sparsam und zum Vorteil der Gesamtheit ausgegeben werden, und wenn überdieß die Regierenden das Menschen­­mögliche tun, um die Erwerbs- und Existenzbe­­dingungen der Bürger des Bandes zu verbessern. Steuern, mögen sie noch so groß sein und mit noch so großer Strenge eingetrieben werden, sind immer nur ein Mittel der augerbliclichen Ab­­hilfe, und sie versagen auf die Dauer, wenn man es nicht versteht, mit ihnen ordentlich zu wirt­schaften und der Bevölkerung neue Quellen der gewinnbringenden Produktion zu erschließen. E 8 ist nach dieser Nichtung Hin schon so unendlich viel gesündigt worden, Daß eine Sportjegung des bisherigen Systemd Die unheilvolliten Folgen haben müßte. Es ist nicht nörgelnde Kriterfuht, Die Diese Betrachtungen veranlagt, sondern das Mare Verständnis der Staatsnotwendigkeiten und Die Besorgnis des ehrlichen Vaterlands­­freundes, dem selbst die strengste Zensur nichts anhaben darf. Die Zeiten sind zu ernst, als daß man sich selbst der herbsten Wahrheit ver­­fließen oder sich gar in Findische Gelbsttäu­­schungen einspinnen dürfte. N Die Enthüllungen des Prinzen von­­ Die Erzählung über seine Begesnnungen mit Boincare und Lloyd-George, tiichen Entwiclung, deren Ablauf spannend ist nun Sirtus new ! Der Wortlaut der Enthüllungen des Prinzen Sirtus von Parma ist bereits durch Anszüge bekannt geworden. Aber wer die ganze Erzählung tieft, wie sie in der Pariser „Opinion“ erschienen ist, hat noch immer den Eindruck einer drama­­wie ein Hintertreppenrom­an früherer Jahrhunde­r­t­e, ÄPDERÜL ve Kaiserin Zita, diente bekanntlich in der belgischen Armee und Mitte Dezember 1916 erhielt er von seiner Mutter, der Herzogin von Parma, Die Botschaft, daß sie den dringenden Wunsch habe, ihn wiederzusehen. Ende Januar 1917 fand die Zusammenkunft Haft und dort teilte ihm die Herzogin den Willen des ehemaligen Schaffers mit, baldigst Frieden zu schließen und dem Kampfe ein Ende zu machen. Die Herzogin übergab dem Prinzen Sirius ferner einen Brief der Kaiserin, begleitet von einigen Worten des Staifers, in welchem beide den Prinzen inständig ersuchen, bei der Berwhrlichung einer Hoffnung zu helfen, die der Kaiser seit seinem Negierungs­­antritt gehegt habe. In einem weiteren Brief, einige Wochen später geschrieben, bat die Kaiserin den Prinzen Sirius sowohl in ihrem Namen, wie in den des S Kaisers und des Ministers Czernin, Heimlich nach Wien zu kommen und mit ihnen Direkt zu sprechen. Insbesondere wurde vom Grafen Erdödy, dem Boten­­­es Kaisers, mitgeteilt. Die Monarchie habe sich gegen den Willen von Deutschland gesweigert, mit Amerita zu brechen. Bon seiten dr Kaisers wurde betont, wie sehr ihm der P­riede ersehnt war, nicht als ein unmittelbares Bedürfnis auf Grund der militärischen Lage, sondern als eine Pflicht vor Gott für seine Wölter und alle K­riegführenden.­­ Er erneuerte den Ausbruch seiner Sympathie für das schöne frankreich, für die Tapferkeit seiner Armee, für den Geist der Sirtug arıma, Aufopferung und des Patriotism­nö im ganzen Lands­.Am 5.März kehrte Prin­z Sixtus an­ der Schweiznrück und forderte eine Audienz beim Präsidenten der Republik.Poincaré empfing ihn mit großer Liebendswürdigkeit,und Prinz Sthns,lese»-,ike"...!-s:.1.1" ..,« er « enthalten Die Allianzen von Oesterreich sind unauflöslich, ein Separatfriede ist für immer ausgeschlossen. 2. Garantien müssen geschaffen werden, um die Agitationen Serbiens für den politischen Mord zu hindern. Serbien sol nicht zerstört, sondern durch große wirtschaftliche Zugeständnisse gewonnen werden. 3. Wenn Deutschland auf Elsaß-Lothringen ver­­zichtet, wü­rde Ö­sterreich-Ungarn dem nicht ent­­gegen sein. Gzernin empfahl außerdem Die­­ Wiederherstellung und Entschädigung von Belgien durch alle Kriegführenden, er forderte jedoch die Bewahrung Rumäniens als Pfand zur Garantie der vollen Integrität der Mo­­narchie. Die legten Punkte betrafen eine Exk­lärung über den D­efensiven Charakter der Österreichischen Kriegführung und über Die Treue der Slawen gegenüber der Dynastie und dem Reich. Zufate des Kaisers. Der, Kaiser ,hat zu­­ diesem Schriftstü­ck folgende Befäße gemacht: Wir wollen Fraak­­reich unterstoßen und mit allen Mitteln auf Deutschland einen Druck ausüben. Wir haben die größten Sympathien für Belgien und wissen, daß ihm umsecht gesc­­hen­kt. Die Entente und wir werden die großen Schäden hergüten. Wir stehen absolut nicht unter Deutscher Hand, so haben wir gegen Deutschlands Willen nicht mit Anterifa abgebrochen. Bei uns ist die Mei­­nung, Frankreich stehe ganz unter englischem Einfluß. Unser einziges Ziel ist, die Monarchie in ihrer jenigen Größe zu erhalten. Poincaré erklärte sofort die Note des Ministers Czernin als vollständig ungenügend. Sie töle nicht einmal ein Minimum dar, und er soane sie nicht einmal den V­erbündeten zur Ansicht übermitteln. Ueber den Zujall des Kaisers sagte er, die heimliche Note gebe jene Basis, welche in der offenen nicht enthalten sei. Er werde die beiden Noten dem Ministerpräsidenten (Briand) zeigen und brieflich dem Baron, und dem König von England und Lloydd,­­ sh­ielen. „Aber, es ist ein Stein des Anstoßes, und ‚das ist Italien.“ Der Präsident erklärte jedoch, trankreich habe nimals Triest garantiert, und Frankreich, und seine Verbündeten kennt er do wol mit Öisterreich sprechen. (Causer.) „Ich Fann”, so fügte er Hinzu, „in niemanden in Italien vertrauen haber, außer dem König und Sonniag.“ Die italienischen Indistretionen gegenüber Deutschland seien ebenfalls zu fürchten. &8 fee Das Interesse­ von Fran verd­ nict nur Desterreich aufrechtzuerhalten, sondern es sogar zum Schaden von Deutschland zu vergrößern. (Schlesien oder Bayern.) „Niemals werden­­ wir einen Frieden mit Deutschland machen. Italien wird sicher gewisse Ansprüche haben, aber Dester­­reich wird vollständig in Deutschland entschädigt werden.“ ; gr MAY z­.Pk.vierk­,Sentn. re . Being Sigtus berichtete dem Kaiser üiber vier Punt­e,welche die Basis der Verhandlungen feier. Oesterreich erkennt den franqdstischen Beleg von Elsaß-Lothringen . Li»i­ne­ar, wie im X 1814 gewesen, und wird alle er ahre Anstrengungen machen, um das. französi­ne Dale in diesem u. a. uterstoßen. Bei SEHR u .., n­«­e"’r«ergestellt,SeTibien-nnt die­ albanesischen Gebiete vergrößert w­erden nachdkonom­ische Vors­teile erhalten.Der letzte­ Punkt bezog sich auf das Desinteressem­ent der Monarchie bezüglich Konstantinopels. Prinz Sirius legte besonderen Wert auf einen raschen Fortschritt der­­ Ver­­handlungen. Er sagte, wenn Briand demissionieren würde, müßte alles von neuem begonnen werden. Die größte Gefahr, sei die Vermischung der Österreichischen mit den deutschen Truppen. Am 19. März kommen die Bringen Sirtug und Xaver wieder nach Genf. Am selben Abend stellt sich Graf Erdödy ein und erklärt ihnen, daß sie sofort nach Wien kom­men mögen. Der Kaiser selbst habe gelegt, eine Stunde des Ge­­spräches werde dem Frieden mehr Vorteil bringen als zwanzig Briefe in sechs Monaten. Außer der Kaiserin und dem Saiser werde der Prinz nur­­ den Ditofar Ezernin sehen. Keine militärische oder politische Frage außer dem Frieden werde berührt werden. Graf Erdöby sagte in dringender Bitte, es handle sich um die Rettung Tausender von Menschenleben, und als feßtes Argument übergibt er dem Prinzen Sirius einen Brief der Kaiserin, worin sie ihn innigst bittet, nach Wien zu fommen Sie versichert, daß ihr nichts mehr am Herzen liege, al­so­ rasch als möglich zum rieden zu kommen: „Lasse Dich nicht durch Erwägungen zurücgalten,* Heißt es in Die jene Schreiben, „die im gewöhnlichen L:den berechtigt wären. Denke an alle die Unglück­chen, die in der Hölle der Schütergräben (einer des Biat institia! Bon Transjilbanienjis, Der Angel sagte sah abstoßend aus. Seine­­ gelbliche Gesichtsfarbe spielte ins Grau hinein. Eine schwarze Haarsträhne fiel Klebrig auf die zurückliegende Stirn, an der die Adern Did­­ Hervorstanden. Die Hand preßte sich mit den spinnenförmigen Fingern ktampfhaft auf Die­ ­ Tiichplatte, al3 wollte fie die zudenden Nerven der gewaltsamen Druck meistern. Nur die Augen ftierten gebannt auf den Mund des Staatsanwalts, der mit umerbitterlicher Logik noch einmal das Bild des Mordes entrollte. Eine fth­ige schwüle Luft in dem vollgen pferhten Saale, abgespannte Gesichter mit jene­rationslüsternen Bliden. — Durch die matten Scheiben wirft die sinsende Sonne gelbe Strahlen herein, die um die feinen Stäubchen­­ ‚gittern. Die Nede war glänzend. Sie zeichnete in ‚erbarmungslosen Streichen die armselige Psyche De Ungeflagten, der sich aus dem Ghetto v­o ‚friederischer Zähigkeit empor sei — zeige wie er auch vor b­hirchenen Mitteln nicht­ zu«­une, um sich seine materiell beneidende Stellung zu erschleichen, wie er die Notiage Dig Annabel Forsters nach dem Bankrott ihres Laterd egoistisch ausgewägt, um si mit der in die ersten Srei­e zu erlaufen. Alles hatte er ihr gestattet — den ihre das Unterhalten weit­­malchiger mondainer Beziehungen geradezu ge­ fordert — dafür sprächen Die Beugenaussagen Bände. Dr. Burton war ja seine Che an Ki der vornehmen jungen Dame den Eintritt scheinend nur das Sprungbrett für das Auf­­­steigen in eine höhere gesellschaftliche Schicht. So zog er auch seinen Berufskollegen, den jungen Anwalt Dr. James Barnes, immer wieder in sein Haus,­­­iesen liebenswür­digen, glänzend veranlagten Mann, dessen Verbindungen dem Streber weitere Anschlüsse erleichtern mußten. Um ihn dann auf einen haltlosen Verdacht, auf die Angabe einer rachsüchtigen Dienerin hin, wie ein Strauchritter auf offener Straße meuchlerisch —­chon rücwärts niederzuschießen. Aus Eifer­­sucht? War's nicht vielleicht nüchterne Berech­­nung? Dr. Barnes hatte wohl bei seinem Ver­­fehr mit dem Angeflagten zu tiefe Einblicke in den fragwürdigen Geschäftsbetrieb Burtong ge­­­wonnen — der Gattin hatte er ja nur in seiner ritterlichen Weise Aufmerksamkeiten erwiesen — wie so viele andere. Das Wort eines Sterbenden, der im­­­ngesicht des Todes sich unschuldig er­­lärt, dürfe nicht unter den Ausnahmegelegen einer zerfahrenen Savaliersmoral angezweifelt werden — ein Unschuldiger war der unerhörten Brivalität gewissenloser Abneigung zum Opfer gefallen. Der Angekragte warf einen leeren ver­­zweifelten Eli auf seinen Verteidiger, der ihm zunichte, wie der ratlose Arzt Dem Totkranken. Dann ruete ein argwöhnisches Aufschauen Hin» über nach den Geschworenen und glitt stumpf auffudernd von ihren eisernen Mienen ab. — Der Verteidiger erhob sich. Warf das gone Näftzeug des gelbten Debattent3 in Den er sah, die Ambosischläge der Einlage zu verwischen, ohne das Interesse der Zuhörer auch nur fesseln zu können. Nicht einmal sein Klient schien ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Der ning ein nerodies Erschauern durch seinen Körper, fieberhaft die, legte innere Kampfkraft aufpeitschend. Plöglich hielt der Verteidiger in seiner See inne — ein Diener hatte ihm einen weißen Zettel zugeschoben — und wandte si gegen den Vorfigenden: „Soeben benachrichtigt mich Grau Dr. Burton, daß sie wichtige ent­­scheidende Enthüllungen zu machen habe. Ich verzichte augenblicklich auf die SFortlegung meir­er Ausführungen und bitte den hohen Gerichtshof, dem Ansuchen der Beugin stattzugeben.* Ein leised Raunen gespannter Verwunderung zieht durch den Saal. Die Erwartung einer neuen Bendung fegt den Hauch gelangweilter Ungeduld mit einem Schlage weg. Der Gerichtshof zieht sich zurück. Nach wenigen Minuten verkündet der Vorfigende, daß die Beugin verhört werden wird. Aller Augen sind auf die Tür gerichtet. Eine atemlose Stille lagert Über der Beh­and­­lung, jene tiefe Stille, in der Die niedergehaltene Erregung förmlich wiederhallt. Und in dem großen Schweigen tritt sie ein, die Frau des Mörders, der auf der Anklage­­bank mit stiefen Blicken und fliegenden Buljen dem Unverständlichen entgegensieht. Mit ihrem selbstgefälligen Schritt tritt sie herein, mit einer erfünftelten Ruhe. Die auf überreiste Nerven schmerzhaft wirft n­ur einen Augenblick zöger: sie auf die Aufforderung des Vorligenden, dann kommt er klanglos von den blassen Lippen : „Ich erscheine Hier, um meine verweigerte Aussage sehr freiwillig vor Ihnen abzulegen. Mein — — Dr. Burton war moralisch im zur Rechenschaft zog. Der — — Verstorbene war — mein Geliebter.“ Und ruhig, fragend erhebt sie die Augen mit dem schillernden Blid, in einer Art hör­­nenden Troßgefühls Hält sie der Neugier stand, der fiebernden Frage: „Warum, marum? — Warum vernichtet ich diese Frau für den Mann, den sie mit unverständlichem Zynismus so oft bespdttelt, Lächerlich gemacht, an den Pranger gestellt hat?“ Ein gequältes Röcheln bricht den Bann — der Angeklagte hat sich halb erhoben, dann ist er stumm zurücgefunden. Der­­­erteidiger hat jegt gemonnenes Spiel. Er findet ergreifende Töne für den Heldenmut der Märtyrerin. Die ihre Frauenehre der Ret­tung des Gatten zum Opfer gebrachht — spricht von Sühne einer Schuld, die er dem gemissen­ Iosen Verführer aufbürdet. Die Zeugin hat den Saal verlassen — eine Siegerin, die sich selbst gerichtet hat — mit dem eiteln gemachten Lächeln satter Genug­­tuung wie unter einer Märtyrerkrone dahin­­schreitend. Nach längerer Beratung verkündet der Obmann das freisprechende Urteil. Die Zu­­fgauer lassen sich zu lauter Zustimmung bins reißen; eine vereinzelte Stimme fehlendert ein „Shmah“ in die erregte Stimmung. Nur um der Form zu genügen, beteht der Staatsan­walt noch auf seinem Schein. Apathisch hat der Angeklagte all’8 über fi ergehen lassen — die ungeheure Anspannung der Nerven scheint in grenzenlose Gleichgültigkeit umgeschlagen. ‚Gefragt auf den Arm seines Verteidigers schreitet er durch Nebengasien seinem Hotel zır — achtlos auf das pläu­chernde Einreden seines Führers, der sich im Hochgefühl des Erfolges als Seelenarzt versucht und sich immer wieder in Tiraden aus feiner Berhimmelung der Ehebrecherin gefällt. Bis er mit einer toll» en are gerade auf sein Bier osfhiegt:­­ „Lassen Sie mich Ihnen die ’sehwergeprüfte Frau bringen — ihr verdanken Sie ja — hi! größtenteils —, daß Sie dem Leben, Ihrem Beruf, wiedergegeben sind." Dr. Burton antwortet nicht. Er sieht alles vor sich nebelhaft, der Kopf schmerzt ihn, er fühlt immer und immer, nur­ ein entgeßliches Stechen in den Schläfen. „Und jegt bringe ich sie Ihnen“, sagt in seiner altruistischen Anmwandlung­­ der Vertei­­diger entschieden, als er seinen Schübling in dem Hotelzimmer untergebracht hat. Und ohne auf eine Zustimmung zu warten, verläßt er den Raum. ‚ Yurton bleibt allein — regungslos, uns fähig, einen Gedanken zu fafsen, ein Spielball seiner verbrauchten Nerven — und so müde, so grenzenlos müde. — ‚ Da öffnet sich die Tür — geräuschlos fließt sie der Verteidiger Hinter der Eintre­­tenden, die mit ihrem schwingenden Schritt dem aufstehenden Gatten entgegengeht. Einen Augenblick schweigen Beide — sie sehen sich seltsam gezwungen gerade in die Augen. Dante sagt Burton mühsam: „Da bist du ja. — Dein Geständnis hat mich gerettet. Jch — ich Dante dir.“ große Kopf war münde gelenkt. Nur manchmal | Rechte, als er — den Auen — — Die heutige Nummer enthält die „Frauen Leitung“ der „Deutschen Tam­annit“. = Pe ER Fa! a

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