Hermannstädter Zeitung, 1969. július-december (2. évfolyam, 78-105. szám)
1969-11-21 / 99. szám
Aus dem Elternhaus auf die Strasse und vor den Richter / HZ-Untersuchung (Mt* q In dieser Ausgabe Umfangreiche historische Forschung Von Iuliu Paul Seite 6 Muşatescu in sächsischemMilieu Seite 7 Organ des Kreiskomitees der RKP und des Kreisvolksrates Hermannstadt 1 I „ ... in einigen Tagen, vielleicht“ Umfrage im Textil- und Schuhhandel Seite 3 Pendelverkehr im All Seite 9 Teufelsdreck und tote Kröten Seite 10 III. TAGUNG der Grossen Nationalversammlung Am Montag trat die Grosse Nationalversammlung zu ihrer dritten Tagung in der 6. Legislaturperiode zusammen. An der Tagung nahmen ausser den Partei- und Staatsführern und den Abgeordneten zahlreiche Gäste teil — Leiter von Zentralinstitutionen und gesellschaftlichen Organisationen, Partei- und Staatsfunktionäre, Vertreter des Wirtschaftslebens, Wissenschaftler, Kulturschaffende und Journalisten sowie in unserem Land beglaubigte Chefs diplomatischer Missionen und Ausländskorrespondenten. Genosse Ştefan Voitec, Vorsitzender der Grossen Nationalversammlung, eröffnete die Tagung. Er gedachte in seiner Ansprache der in den letzten Monaten verstorbenen Genossen Dumitru Petrescu, Alexandru Moghioros und Constantin I. Parhon, die im Verlaufe mehrerer Legislaturperioden Abgeordnete der Grossen Nationalversammlung waren. Die Grosse Nationalversammlung genehmigte einhellig die Tagesordnung, auf der 12 Punk'te stehen. Zum ersten Punkt der Tagesordnung unterbreitete Ilie Verdeţ, Erster Stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates, die Darlegung zum Gesetzentwurf über die Leitung der Ministerien und der anderen Zentralorgane der Staatsverwaltung auf der Grundlage des Prinzips der kollektiven Leitung. Nach Abschluss der Erörterung genehmigte die Grosse Nationalversammlung dies Gesetz in geheimer Abstimmung. Die Grosse Nationalversammlung erörterte am zweiten Tag ihrer jetzigen Tagung drei weitere Gesetzentwürfe. (Fortsetzung auf Seite 2) \hi MMAKlU wiiiigi ¥ui I üiö ycbiuuci I 470 Tonnen Kartoffeln mehr als 1968 Die Zentraipresse veröffentlichte am vergangenen Wochenende Berichte von einer Pressekonferenz in Bukarest, auf der aktuelle Fragen der Versorgung der Bevölkerung mit industriell verarbeiteten Lebensmitteln, Obst, Gemüse und Heizmaterial besprochen wurden. Aus der Mitteilung des Ministers für Innenhandel, Nicolae Bozdog, und den Diskussionen ging hervor, dass die nötigen Voraussetzungen geschaffen wurden, um während der Wintermonate eine rhythmische Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln zu sichern. Heute wird aut der Tagung des Hermannstädter Kreisvolksrates die Versorgung der Bevölkerung unseres Kreises analysiert. Wir ersuchten den Stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisvolksrates, Nicolae HURBEAN, noch vor der Tagung die Leser der „Hermannstädter Zeitung“ über den Stand der Vorbereitungen für eine entsprechende Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in den kommenden Monaten zu informieren. Nicolae Hurbean: Im Artikel über Fragen der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, den die „Scinteia“ am 15. November veröffentlicht hat, wird darauf hingewiesen, dass die ungünstigen Witterungsverhältnisse dieses Jahres die Ernteerträge negativ beeinflusst haben. Wenn die Erträge bei Mais, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Obst und Weintrauben gut waren, sind die Erträge bei anderen Produkten — vor allem bei Kartoffeln — unzureichend. Die schlechten Witterungsverhältnisse haben sich auch auf die Erträge aus der Tierzucht ausgewirkt. Um trotzdem eine entsprechende Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, wurden im ganzen Land — und auch in unserem Kreis — beizeiten wirksame Massnahmen getroffen. Wir haben danach getrachtet, dass die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ihren Vertragsverpflichtungen nachkommen und zusätzlich möglichst grosse Mengen von Kartoffeln, Fleisch und anderen, Erzeugnissen liefern. HZ: Können Sie uns genaue Angaben über die Vorräte im Kreis Hermannstadt machen? Nicolae Hurbean: Natürlich. Der Kreis Hermannstadt verfügt zur Zeit über grössere Vorräte an einigen Hauptnahrungsmitteln als im Vorjahr. In diesem Vierteljahr werden den Verkaufsläden um 80 000 Kilogramm Weizenmehl mehr zugeteilt als in den letzten vier Monaten des vergangenen Jahres. Bei Maismehl verhält es sich ähnlich. Die Zuteilung für das vierte Trimester beträgt 2750 Tonnen, um fast 100 Tonnen mehr als in der gleichen Periode 1968. Ein beträchtlicher Anstieg ist bei Fleischpräparaten — Selchwaren, Salami, Konserven usw. — festzustellen. In diesem Trimester können 1008 Tonnen, um 220 Tonnen mehr als in der Vergleichsperiode des Vorjahrs, verkauft werden. Wir verfügen ferner über 45 Tonnen Zukker und 15 Tonnen Reis mehr als im vergangenen Jahr. HZ: Der Verkauf von Speiseöl in Halbliterflaschen hat in den Reihen der Hausfrauen Besorgnis ausgelöst. Es heisst, es gäbe heuer sehr wenig öl... Nicolae Hurbean: Unbegründeter Mundfunk! Wie bereits gesagt, war .die Sonnenblumenernte in diesem Jahr gut. Und das widerspiegelt sich auch in der Zuteilung: Wir verfügen über einen 16 Tonnen grösseren Vorrat an Speiseöl als 1968. (Fortsetzung auf Seite 2) Am 29. November: Erste TV-Sendung in deutscher Sprache Am Samstag, den 29. November, strahlt das Rumänische Fernsehen zwischen 17 und 18 Uhr die erste Sendung in deutscher Sprache aus. Sie umfasst: Eine kurze Ansprache des Schriftstellers Anton Breitenhofer, die Rubrik „Aktualität von Woche zu Woche“, ein kurzes Programm des Familienquartetts Martin Roth (Weidenbach), eine Sendung über das Temesvarer Deutsche .Staatstheater (in der Rubrik „Ihr Auftritt, bitte“), die Sendung „Porträt einer Stimme“ — Martha Kessler singt, am Flügel von Nicolae Rädulescu begleitet — und die erste Sendung der Reihe „Die lustige Flimmerkiste“, die der bekannte Karikaturist Helmut Lehrer vorbereitet. Am 23. November wird von 12.30 bis 13.30 Uhr zum erstenmal in ungarischer Sprache gesendet. Das zweite TV-Programm in ungarischer Sprache ist für Donnerstag, den 27. November 17.30 Uhr (eine halbe Stunde) vorgesehen. Filmfestival ----1 A____I______l_ aui uGiii Lamm Hermannstadt (HZ). -— Vom 7. Dezember 1969 bis zum 4. Januar 1970 wird in 35 Ortschaften unseres Kreises, darunter Stolzenburg, Wurmloch, Kleinschelken, Alzen, Leschkirch und Neustadt das traditionelle „Filmfestival auf dem Lande“ veranstaltet. In dieser Zeitspanne werden die neuesten Streifen zur Vorführung gelangen. Wasser für die nächste Ernte Erst die letzte Furche schliesst die Herbstkampagne Die Erntearbeiten und der Weizenanbau sind beendet. Vom grössten Teil der Maisfelder sind die Stengelhaufen abtransportiert worden, und trotzdem hatte man in den Genossenschaften unseres Kreises bis vergangenen Samstag die tiefe Herbstfurche auf einem Viertel der Fläche noch nicht durchgeführt, obwohl man über genügend Traktoren verfügt. Besonders stark im Rückstand blieben mit diesen Arbeiten die Genossenschaften Marktschelken, Kleinkopisch, Armeni, Salzburg, Marpod u. a., wo erst knapp ein Drittel der vorgesehenen Flächen tiefgepflügt wurde, während die LPGs Meschen, Orlat, Porumbacu de Sus und Sîngătin schon alle Flächen schwarz gemacht haben. Im heurigen Herbst hat es kaum geregnet, so dass man die pflügen durchführen kann, man soll sich jedoch nicht darauf verlassen, zumal in unserem Kreis, wo viele schwere Böden sind. Und ausserdem trocknet der vor , , , , .. , , Eintritt des Frostes tiefqepflügte ausgetrocknete und verhärtete r. , ... . , , ,, Boden un Frühjahr schneller, so Ackerkrume nur schwer pflügen kann. Aber gerade deshalb ist die tiefe Furche erforderlich, damit der gelockerte Boden die Niederschläge der Winterzeit aufspeichern kann. Die noch fehlende Herbstfurche muss in kürzester Zeit durchgeführt werden, denn man kann jeden Tag mit Schnee und Eis rechnen. Zwar gibt es manchmal auch mitten im Winter frostfreie Tage, an denen man ein verspätetes Tiefdass man in diesem Fall frühzeitig mit den Bestellungsarbeiten beginnen kann, was ebenfalls Voraussetzung für eine gute Ernte ist. Im vergangenen Herbst blieben in unserem Kreis rund 25 000 Hektar ungeackert, was zur Verminderung der diesjährigen Ernte wesentlich beigetragen hat. Heuer besteht kein Grund, die Herbstfurche nicht restlos durchzuführen. Deutscher Chor in Mühlbach Heute um 18 Uhr findet im Kleinen Saal des Kulturhauses in Mühlbach die Gründungssitzung eines deutschen Volksliederchors statt. Für die Gründung des Chors, den Prof. Walter Kentsch leiten wird, setzte sich der Kreisrat Alba der Werktätigen deutscher Nationalität ein. Bestschweisser Peter Herberth (Independenta) hat allen Grund optimistisch zu sein: die Planvorhaben sind wieder überboten Foto: Horst BUCHFELNER Sonntags-Chronometer Sonntag, 13.45 Uhr. Die Hellauergasse liegt fast menschenleer in der grellen Mittagssonne, ln Restaurants und Konditoreien gibt es weniger Gäste als Bedienende, und die Lautsprecher sind auf voile Lautstärke gestellt. 13.50 Uhr: Mit dem Busverkehr klappt es nicht mehr, und die alte Dame an der Haltestelle sieht schon zum x-ten Mal aui die Uhr. Kommt er... kommt er nicht? Hängt davon ab, ob der lahrer Drucker ist... oder nicht. Die Blockbewohner, die eine Flimmerkiste in der Stube stehen haben, stellen erstaunt lest, dass in ihrer 4X6 Meier grossen Wohnung 4X6 Gäste eine Sitzgelegenheit finden können. Kein Wunder, bedenkt man, dass es in Hermannstadt über 25 000 Fussballbegeislerte, jedoch nur 14 500 Flimmerkisten gibt. 13.55 Uhr: Aus dem „Dunărea“ - Restaurant eilen zwei Männer. Der eine mit einer Kiste Bier auf den Schultern, der zweite ein Akkordeon unterm Arm verschwinden sie im nächsten Torbogen. 14 Uhr: Aus den oiienen Fenstern im Hippodrom-Viertel dröhnt Sirenengeheul, Glockenläuten und schrilles Pieiien. Der alte Herr Störr im Erdgeschoss reisst das Fenster aui und schreit: „Ruhe!“ Vom ersten Stock ertönt die Antwort: „Mexikooo!“ 14.38 Uhr: Der Speaker brüllt mit zitternder Stimme „Tooot“ noch ehe der Kopiball Dembrovschis das Netz erreicht hat. Das Posaunen- und Sirenengeheul geht wieder los, und während der Halbzeit wird aui Mexiko angeslossen und über Räducanu gelacht, den Neagu, der Karrikaturist, nur gebückt in den Bildschirm zwängen konnte. 15.04 Uhr gibts einen gewaltigen Dämpfer, und anschliessend viel Lärm, während 22 Männer noch 40 Minuten lang ergebnislos hinter einem Ball herlauien. 16.05 Uhr: Die Strassen beleben sich erneut und kleine Gruppen von Druckern kommentieren das Unentschieden. Die Zahl der Pronosportgewinner ist beträchtlich gesunken, da die meisten optimistisch aid 1 getippt hatten. Die Ober haben alle Hände voll zu tun, denn die „Fahrkarte nach Mexiko“ will gründlich begossen werden. Paul THAL Willst du ein Auto? — Geh zu Herrn Kaas! ® „Freigebigkeit“ führt auf die Anklagebank @ Was geschieht mit dem Vermittler? 443 Seiten umfasst die Gerichtsakte Nr. 179/B/1969. 346 Seiten der erste Band, 97 Seiten der zweite. Es sind Erklärungen, der elf Angeklagten, Zeugenaussagen, Untersuchungsprotokolle, Quittungen. Die Aussagen sind oft widersprüchlich, so dass es die Instanz nicht leicht hatte, dem wahren Sachverhalt auf den Grund zu kommen, Unkenntnis und Absicht gegeneinander abzuwägen. Drei Freunde aus Westdeutschland, Adam Kaas, Karl Leo Düringer und Wilhelm Hutterer, hatten als Touristen mehrere PKWs ■— geschenkte Autos, wie sie beteuerten — für verschiedene Personen mitgebracht. Zuguter letzt erwies sich die Sache mit dem Schenken als Märchen. Die drei betrieben in Wirklichkeit Handel, der als Export-Import betrachtet wird, und Privatpersonen nicht gestattet ist. Somit haben sie die Gesetze unseres Landes verletzt und stehen nun vor Gericht. Die Geschichte hat ihre Vorgeschichte, und diese liegt drei Jahre zurück. Als „ständiger Tourist“ — er besuchte unser Land sehr oft •—■ begann Herr Adam Kaas zuerst ganz unauffällig verschiedene Waren abzusetzen, und als er merkte, dass alias sehr glatt ging, brachte er zehn PKWs, die er untéi dem Deckmantel „Schenkungen“ verkaufte. Und dann stand er vor Gericht wegen Schwarzhandel. Die Untersuchungen wurden jedoch wegen Amnestie eingestellt. Statt nun daraus Lehren zu ziehen, lachte Adam sich eins ins Fäustchen 'und setzte seine Geschäftchen fort. Im Herbst (Fortsetzung auf Seite 2)