Kassa-Eperjesi Értesitő, 1872 (Jahrgang 34, nr. 1-104)

1872-02-21 / nr. 15

Előfizetési ár Kassán 1 frt. 25 kr. vidékre postautján 1 frt. 50 kr. — Hivatalos 68 ma­­gányhirdetéseknél egy öt hasábos petitsor 5 kr. — Belyegdij minden beigtatásért 30 kr. osztr. ért. Hir­­detéseket lapunk számára Bécsben Oppelik A. és Haasenstein & Vogler, Neuer-Markt 11. sz. a. vállalnak el. 1 fl. 50 fr. — Inserate 5 kr. für eine fünfmal gespaltene Petitzeile. — Inse­­ratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. In Wien über­nehmen Inserate fü­r uns die Herren A. Oppelik, Wollzeile Nr. 22 und Haasenstein und Vogler Neuer­ Markt Nr. 11. Unfrankirte Briefe an die Redaktion werden nicht an­­genommen.­­ Nr. 15. Kaschau, Mittwoch 21. Februar. Lokalblatt für Volks-, Haus- und Landwirthschaft, Industrie und geselliges Leben. WR DINicfe werben nicht Megjelen minden Szerdän és Szombaton. negyedévre Erscheint jeden Mittwoch und Samstag. Pränumeration für Kaschau viertel­­jährig 1 fl. 25 kr., mit Postversendung Kundschaftsblatt für Kaschau und Lyeries. ) und (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ.) berü&sichtigt und Manuskripte nicht zurünFgegeben. Kaschau, 20. Februar. Wäre es nach dem Willen Moltke's gegangen und hätte Bismark dem Herrn Favre gegenüber mehr Festigkeit gezeigt, so würde die Entwaffnung der Pariser National­­garde erfolgt und dadurch „der Pariser Petroleum - Cata­­strophe vorgebeugt worden sein. Die Geschichte Frankreichs seit dem Frieden von Versailles bis auf unsere Tage hätte dann wahrscheinlich auch einen anderen, und für dieses un­­glückliche Land vortheilhafteren Anhalt und Thiers wäre heute kaum der Präsident der französischen Republik. So aber wurden durch den bewaffneten Widerstand der Pariser Com­­mune und durc die herostratischen Gräuel bei der endlichen Bewältigung desselben alle reactionairen Parteibestrebungen wesentlich gefördert, welche sich dann bei den Wahlen zur Nationalversammlung derart geltend machten, daß dieselbe durch die Parteizerklüftung und politische Leidenschaftlichkeit, die in ihr herrschen, bisher Frankreich daran verhindert hat, sich der großen Aufgabe seiner politischen und wirthschaft­­lichen Wiedergeburt ungestört widmen zu können. Wir sehen da die Monarchisten in drei Parteien vertreten, nämlich in den Bonapartisten, dann den Legitimisten als die Anhänger des Grafen von Chambord, und in den Orleanisten, die in dem Grafen von­ Paris ihr Oberhaupt anerkennen, ferner die Republikaner in den verschiedenen Abstufungen bis zum Comm­ard und Socialisten, endlis die Clerisalen, deren Führer und Heerhaufen sich mit den Legitimisten einigen, jedo< wie gewöhnlich bereit sind, sie in jede Staatsform einzufügen, vorausgeseßt, daß sie in derselben Schutz und Unterstüßung ihrer Herrschaft finden. Welchen Mangel an politischen Capacitäten und starken Characteren begegnen wir nicht in dieser Assemblee nationale, in welcher der einäugige Exdictator Gambetta wie ein geistiger Riese hervorragt ? Daß dieser Mann mit seiner scharf ausgeprägten Indivi­­dualität und seiner offen ausgesprochenen republikanischen Strenge die Majorität in dieser Versammlung nicht erlan­­gen konnte und unter den gegenwärtigen Verhältnissen auch nicht erlangen durfte, ist augenfällig und so wurde dann der geschmeidige Orleanist, Panegyriker des ersten Kaiserreichs, u. dgl., der kleine, leidenschaftliche, alte Thiers aus dem­­selben Grunde Präsident der französischen Republik, dem zu Folge der E­inäugige unter den Blinden König ist. Ein eifriger Vert­eidiger der weltlichen Herrschaft des Papstes und ein entschiedener Gegner der Einheit Italiens, war Thiers den Clerikalen ein höchst willkommener Präsident ; als alter Freund des Hauses Orleans, mußte er in dieser neuen Würde der orleanistischen Partei um so genehmer sein, als sie bei der Verwirklichung ihrer Bestrebungen auf ihn zu geeigneter Zeit mit Sicherheit zählen zu dürfen glaubt ; ein Fanatiker der Ordnung, wenn es sich darum handelt, die legitime Gewalt gegen die Revolution der Mas­­sen zu schüßen, ist Thiers auch dem republikanischen Philister und Epicier sympathisch, den übrigen Parteien aber erscheint er nur als ein nothwendiges Uebel der Gegenwart und ist daher recht eigentlich das Geschöpf eines politischen Com­­promißes. Das leidenschaftliche Verfahren gegen die Stadt Paris, die man durc das beharrliche Verweilen der Nationalver­­sammlung zu Versailles wirthschaftlich und politisch zu s<wä­­ren — zu decapitalisiren =­ sucht, die blutige Strenge des Kriegsgerichtes gegen die gefangenen Pariser Communards, wovon die Hinrichtung des hochbegabten und im Grunde rechtschaffenen Rossel insbesondere Zeugniß gibt, die Rück­­kehr zu dem gemeinschädlichen Schußzollsystem, der gänzliche Mangel an Reformbestrebungen auf dem Gebiete des Bolts­­unterrichtes, die Nachgiebigkeit gegen die Prätensionen des Clerus, der ungeheure Militairaufwand bei höchst fehlerhafter Reform des Heerwesens, das eigensinnige Festhalten an der unge­­rechten Besteuerung der Nähstoffe --das sind im Wesentlichen die bisherigen Leistungen der Präsidentschaft Thiers", die übrigens durch den jüngsten Conflict desselben mit der Nationalver­­sammlung ansäßig der Rohstoffsteuer ernstlich erschüttert ist. Jedermann wird es natü­rlich finden, daß die Franzosen auf die Vergettung der erlittenen furchtbaren Demüthigung, auf den Rücerlaß der verlorenen Provinzen, Elsaß und Lothringen , und der ihnen auferlegten Kriegskontribution unablässig sinnen ; unc wird man es als verzeihlich erachten, wenn die ungebildete Menge diesen Gedanken mit dem­ der Leidenschaft ausspricht ; allein dagegen zu der Erwartung berechtigt, daß des französischen Volks zunächst voller Unbefangenheit die überspru­­gefittete Welt war geistige Elite die Ursachen der jüngsten beispiellosen Niederlage Frankreichs schonungslos aufdecken, die Mittel und Wege zur neuen sitt­lichen und materiellen Kapitalsbildung im Volke mit Sicher­­heit feststellen und dann mit Thatkraft, Festigkeit und Be­­harrlich­keit das klar erkannte Ziel zu erreichen streben werde. Ueberdieß hatte, das gebildete Frankreich zu bedenken,­ daß die Politik der Rancone seinem Lande gute Früchte trägt und wie das cauvinistische Geschrei nach Rache für Waterloo und der ungestüme Begehr nach der Rheingrenze es vor Allem möglich gemacht hatten, daß ein zweiter Napoleonide auf den Thron Frankreichs gelangte, um bei Sedan nicht nur seine Krone sondern auch einen Theil Frankreichs zu ver­­lieren. Gambetta, Baron Stoffel und einige wenige andere Franzosen haben zwar die Ursachen des geistigen und sitt­­lichen Verfalls Frankreichs öffentlich angegeben, jedoch im All­­gemeinen wurden die Erwartungen auf Selbsterkenntniß und entschiedene Reform in Frankreich bisher nicht erfüllt, son­­dern es herrscht all dort noc­h immer, selbst unter den gebildeten Klassen der Bevölkerung neben einer fieberhaften Aufregung ein bedauerliches Verwechseln von Ursache und Wirkung, wie dies beispielweise Renan, ein Mann von der eminentesten Begabung und Gelehrsam­keit, in seinem jüngsten Briefwech­­sel mit Strauß so offenkundig dargelegt hat. So sehen wir denn gegenwärtig Frankreich als eine Republik, deren Bürgern die republikanischen Tugenden feh­­len, und mit einem Präsidenten an der Spike, der sich wäh­­rend seines langen Lebens stets als Monarchist und als ein gehorsamer Diener des katholischen Episcopats erwiesen hat. Wir sehen dort die Merkmale einer rastlosen Mind­arbeit der Monarchisten, um die Republik zu stürzen und ihren eigenen Kronprätendenten auf den Thron Frankreichs zu sein. Wir sehen diese Parteien um die Gunst der franzö­­sischen Armee buhlen und den Rest von Dissciplin und Pflichtgefühl, den sie aus dem Schiffbruche ihres alten Ruh­­mes gerettet hat, zu vernichten streben. Außerdem fehlt es nicht an zuverläßigen Symptomen, daß die Konspiration des überaus zahlreichen Proletariats gegen die bisherigen In­­stitutionen der Gesellschaft rasch an Ausdehnung gewinnt. Der Same, welchen die Propheten einer wirthschaftlichen und socialen Irrlehre seit Jahren mit vollen Händen in der französischen Gesellschaft ausgestreut hatten, die unred­­liche Protection, die das gestürzte Kaiserreich dem Proleta­­riate Frankreichs zugewendet, und das Beispiel der Sitten­­losigkeit, welches es ihm selbst gegeben hat, sind allmählig zur Frucht herangereift und die Pariser Petrolemmkata­­strofe war hievan die erste Ernte. Die Republik verspricht unter diesen Umständen keine Dauer und man frägt sich besorgt, was nach ihr kommen wird. Soll etwa der alte Parvenu in Chislehurst nochm­al­s zum angeblichen Netter der Gesellschaft in Frankreich auserkoren werden? -- Er des Kladeradatsc­h — Er, dem ein Prinz aus dem Hause Orleans vor einigen Jahren die vorwurfsvolle Frage zu­­rief: „Sire, was haben Sie aus Frankreich gemacht ?!" Wer weiß es, denn in Frankreich ist jezt Alles möglich, nur nicht das Vernünftige. Der kaufmännische Kredit und die Information. Der kaufmännische Credit ist für den Geschäftsmann, auch für denjenigen, welcher denselben scheinbar gar nicht­ zu benützen braucht, das werthvollste Aktivum, obgleich es nicht ziffermäßig verbucht ist ; denn der Kredit ist der Glaube der Geschäftswelt an die Zuverlässigkeit alles dessen, was er verspricht, sei es mit Bezug auf Leistung einer Zahlung oder auf die Qualität der Waare oder auf die Pünktlichkeit der Lieferung mit Bezug auf Maß und Zeit. Wenn in einem der jüngsten Romane Bulwer's ein Oberst Alban Morley seinem Neffen sagt „money is character“, daß nemlich von den Geldangelegenheiten der gute Ruf jedes Mannes inbesondere abhängt, so muß vom Geschäftsmanne Kaschau, 20. Jänner. In der jüngsten Plenarver­­sammlung der hiesigen Handels- und Gewerbekammer hat dieselbe den Antrag, es wolle sich diese Kammer der An­frage gegenüber als allein kompetente Inform­ationsstelle bezüglich der Kredi­twürdigkeit von Handelsleuten und In­­dustriellen des Kammerbezirks erklären, ganz entschieden ab­­gelehnt und hat damit fonstativt, daß sie ihre Wirkungs­­phare sowohl als auch das Wesen des kaufmännischen Kre­­dits und der diesbezüglichen Information ganz richtig auf­­gefaßt hat. 34 gesagt werden, daß sein Kredit das öffentliche Zeugniß über seinen Charakter bedeutet. Der Begriff des kaufmännischen Credits ist von dem Begriffe eines Geschäftes nicht zu tren­­nen und er hat die Handels- und Gewerbekammer schon aus dem Grunde, weil sie kein Geschäft, sondern ein wichti­­ges, öffentliches Amt ist, mit dem kaufmännischen Kredite gar Nichts zu thun , denn sie gewährt keinen solchen und genießt ihn auch nicht. Wenn sich Geschäftsleute über die Creditwürdigkeit anderer Geschäftsleute informiren lassen wollen, so wenden sie sich an die eigenen Geschäftsfreunde ; denn nur von diesen dürfen sie nach dem Grundsaße der Gegenseitigkeit erwarten, daß ihnen die gewünschte Infor­­mation so gut, als es eben möglich ist, ertheilt wird ; immer bleibt jedoch die Ertheilung einer Auskunft über die Credit­­würdigkeit dritter Personen für jeden rechtschaffenen und ge­­wissenhaften Geschäftemann eine unangenehme Sache , aus­­genommen den Fall, daß er mit voller Ueberzeugung sein Urtheil darüber abgeben kann. In allen Fällen bleiben derlei Anfragen und Informationen eine delikate und mit Diskretion zu behandelnde Angelegenheit, weil leichtsinnig und zuweilen böswillig gegebene Auskünfte schon häufig die Ursache unverschuldeten Unglücs geworden sind. Die Han­­dels- und Gewerbe-Kammer hat daher nict nur ganz rich­­tig bemerkt, daß mit einem derartigen Auskunfsgeschäfte ein „Odium“ und eine große Verantwortlichkeit verknüpft sind, sondern sie hat si auch durch die Ablehnung dieses Antrages vor einer Blosstellung bewahrt. Es ist uns wohl bekannt, daß ausländische Firmen nicht immer in unserem Lande Geschäftsfreunde besitzen, an welc­he sie sich betreffs einer solchen Information wenden könnten ; wir wissen auch, daß sich aus diesem Grunde an großen Geschäftspläten Agentien, bureaux d' information, etablirt haben, die solche Auskünfte ertheissen und sich hiefür bezahlen lassen ; ebenso wissen "wir, waß diese Informationen nicht immer verläßlich ausfallen und dadurch unseren Güterverkehre mit dem Aus­­lande häufig Schaden verursacht wurde, daher wir auch die gute Absicht dieses Antrags, verläßliche Informationsquellen im Lande dießfalls zu schaffen, durch­aus nicht verkennen. Allein wir kommen hieraus zu dem Schusse, daß es eine Aufgabe der Handels- und Gewerbekammer ist, auf Mittel zur Abhilfe dieses Uebelstande­s Bedacht zu nehmen, und diesbezügliche Vorschläge an die Regierung des Landes zu leiten, damit dann auf dem Wege der Gesetzgebung diese Angelegenheit, wenn möglich, ihre befriedigende Erledigung findet. Niemals kann aber eine Handels- und Gewerbe- Kammer zu einem Auskunftsbureau in dieser Beziehung werden, schon aus dem Grunde nicht, weil damit eine Ver­­antwortlichkeit verbunden ist, die sie nicht übernehmen kann und darf, dann auch deßhalb nicht, weil dies außerhalb ihrer Arbeitssphäre liegt. Man muß bei dem kaufmännischen Credit den Buch­­vom Wechselkredite wohl unterscheiden , denn der Buchkredit ist ein Geschäftsgeheimniß zwischen Geber und Nehmer, wo­­gegen der Wechselcredit mehr oder minder ein öffentlicher ist. Wer eine Tratte acceptirt und sich das Domicil nicht aus­­bedingt, hat zu erwarten, daß sich die Kenntniß hievon in je weitere Geschäftskreise verbreitet, je öfter das Accept weiter begeben wird. Soll nun die Handels- und Gewerbe­­kammer sich als Wechsel-Censur-Comits etwa constituiren? Und zu welchen Complicationen kann ein derartiges Urtheil heut zu Tage nicht führen, wo das Spiel mit Börsewerb­en auf Coursdifferenz die reichsten Leute binnen kurzer Zeit wirthschaftlich zu ruiniren vermag, wie dies in der Affaire Mentschik zu Teschen neuerdings konstatirt wurde. Ueber­­lassen wir daher die Verbesserung der Informationsquellen bezüglich des kaufmännischen Credits der Geschäftswelt selbst ; denn sie wird unausgeset auf das Correctiv derselben be­­dacht sein, weil ihr eigenstes Interesse sie darauf hinweist. Die betreffenden Agentien müssen auf ihren eigenen Credit, d. i. das Vertrauen in die R­ätigkeit ihrer Informationen, selbst den größten Wert­ legen, weil sie sonst sehr bald ihre Kundschaft verlieren würden. Die Concurrenz wird auch auf diesem Gebiete heilsam wirken, während die Gesetge­­bung nur in­so­ferne hilfreich sein kann, als sie den guten Leumund des Bewerbers zur Bedingung der Concession zu einer derartigen Agentie macht. Im Allgemeinen hat der Buchcredit sehr abgenommen und es tritt den Wechselcredit, wenn immer möglich, an seine Stelle, daher denn auch das Escomptegeschäft so riesige Dimensionen angenommen hat. Allein der Wech­­selescompte sagt den großen Banken in Oesterreich-Ungarn mit die . nahen Z +s m . NEE REER

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