Kaschauer Zeitung, Januar-März 1885 (Jahrgang 47, nr. 1-37)

1885-02-14 / nr. 19

j "Ns. 19. XLVIL. Jahrgang. 1885. Kaschauer Zeitung. KASSA­ E PERJESI­ERT Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. 14 HIE Für Kaschau: it Postversendung: , fl. 6.60, 4 fl. 3.30, 78 Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Wetitzeile oder deren Raum mit 5 fr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr für jede Anzeige. <<< Erscheint WRE MIER GRE Donnerstag Samstag. Redactions- und Expeditions - Bureau - Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Kaschau, ei 14. „Februar. Lu <t m­oe mn A Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“. ür Kaschau : it Postversendung: ae BR­nter fl. En bierteljähr. fl u fl. 860, , fl.4.30, 49 fl. 2.15 Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. ESEL, 0 Neueste Nachrichten. Man will eine, von Amerika ausgehende, über Böh­­men, Mähren, Niederösterreich nach Ungarn reichende anar­­chistische Verschwörung entdeXt haben, in Folge dessen auch Tipa veranlaßt werden soll, einer Convention mit Deutschland wegen Auslieferung anarchisti­scher Verbrech­er beizutreten. Ungarn. Budapest. Allgemein und auf­richtig ist man hier für die einfache A­ufrechthal­­tung des status quo des Oberhauses, in der Vorausseßung, daß für die einfache Zurücke­weisung jedweder Reform des Oberhauses die meisten Stimmen erworben werden können, und auch alle bis jezt vorgebrachten Reformen weder heilsam, noch bedeutend sind. Agram. Die Reibungen zwischen katholi­­schen Groatenn und griechisch orthodoren Serben, welche insbesondere dur die Starcedicianer gewährt werden, nehmen immer mehr zu. Dieser unlieb­­samen Erscheinung liege weniger ein religiöses als poli­­tisches Mom­nt zu Grunde, das gewinne bereits und na­­mentlich seitdem die Brandreden der Abgeordneten Dr. Tzarcevic und Dr. Radosevic durch die serbischen Blätter im Volke bekannt wurden, das confessionelle Moment die Oberhand, und die Möglichkeit eines blutigen Zusammen­­stoßes aus religiö­­er Gehässigkeit sei bei dem Charakter der Karstbewohner keineswegs ausgeschlossen. Oesterreich. Wien. Im österreichischen Reichs­­rath beantragte der Abgeordnete Neuwirth eine Resolution betreffs Einführung einer geringeren Münzein­­heit als den Gulden und daß die diesbezügli­­chen Verhandlungen gleichzeitig mit der Erneuerung des Handelsbündnisses mit Ungarn eingeleitet werden mögen. Der Finanzminister erklärt sich im allgemeinen einver­­standen, und wurde die Resolution angenommen. Deutschland... Berlin Die Colonialpolitik scheint Bismarken über den Kopf zu wachsen; es werden Truppensendungen nach Camerun nöthig, wo der Fürst sich noch im Vorjahr gegen ein solches System verwahrte, das deutsche Soldaten in die Fievergegenden Westafrikas zu gehen nöthigen sollte. Das Centrum brachte wiederum im Abgeordneten- Hause einen Antrag wegen Aufhebung des Sperrgeseßes, sowie Freigebung der Sacramente-Spendung und des Messelesens ohne Rücksicht auf die Mai-Gehege ein. An­­scheinend erwartet es eine Gegenleistung für die Bewilli­­gung der Getreide-und Holzzölle. General Dolgoruki wird russischer Botschafter in Berlin.­­ Die offiziösen Blätter sprechen in erregtem Tone über Italien, dessen neueste Politik Mißtrauen er­­regen müsse. Großbritannien. London. Sir Gerald Graham wurde definitiv zum Kommandirenden der Expedition in Suakim, General Greaves zum Generalstabschef, Lord Roseberry zum Geheimsiegelbewahrer und Arbeitsminister, Shaw Lefevre zum Boltm­inister — die beiden Letzteren mit Sitz im Kabinet­t ernannt. Hier wurde gegen die Umtriebe ber Dynamitarden eine eigene Geheimpolizei instalirt. (England wird nahezu bange vor dem liebenswürdigen Benehmen der durch das allzumeine Asylrecht großgezogenen sozial = De­mokratischen Bengel.) In Madrid. Am 9. b. fand eine Kunde­gebung, beschäftigungsloser Arbeiter statt, verursachte aber einerlei ernste Ruhestörung . 35 Individuen wurden ver­­haftet. Die Madrider Municipalität liefert tausend Ar­­beitern Beschäftigung. In Madrid herrscht Ruhe. Italien. Rom. Die italienische Regierung hat erklärt, daß sie den lesten französischen Vorschlägen zur Lösung der egyptischen Finanzfrage zustimme. Türkei. Konstantinopel Die Pforte theilte den Mächten die Darlegungen des Khedive mit, welcher sich lebhaft über die italienischen Occupationen im Mor­then Meere beklagt. Die Pforte protestirte neuerdings in Rom gegen die Besezung von Massallah, welche in Kairo einen unangenehmen Eindrug hervorrief. Egypten. Flüchtlinge aus Chartum daß Faragy Passa am 26. Januyard berichten, ein Maydi die Thore öffnete Gordon verließ eiligst den Palast, um die Ursache der Bewegung zu erfahren, und wurde an der Schwelle des Thores getödtet. Das Datum des 4 Februar, an welchem Gordon gestor­­ben sein soll, ist demnach irrig. General Wolseley meldet, daß die Engländer unter General Earle am 11. b. nach einem fünfstündigen Kampfe sämmtliche Positionen des Feindes nahmen und zehn Standarten erbeuteten. General Earle und Oberst­­lieutenant Eyre fielen bei der Erstürmung der Positionen. Britisch-Nordamerika. Ottawa. Die kana­­­dische Regierung beabsichtigt besondere gesetzgeberische Maß­­nahmen zu treffen, um zu verhindern, daß sich in Canada eine Basis für die Operationen der Dynamitarden gegen England und andere fremde Staaten bilde.­t“ ı­ ­ Verwaltungs- Ausschuß-Sitzung beim Abauj: Tornaer Gomitats - Municipium. (Abgehalten am 12. (, Mts.) Präse3 Es wird der Obergespan Emerich von Darvas, dem Ausschusse mitgetheilt, daß «die Mit­­glieder Herren Peter von Teleky und Laurenz Hedry ihr Wegbleiten von dieser Sigung rechtfertigend angezeigt hatten. Diente zur Kenntniß. Auch der verlesene Monatsbericht des Vice­­gespans über den Gang der Gesammt- Admini­­st­ration des Komitats im Monat Jänner — wurde zur Kenntniß genommen. Ueber die Beschwerde, welche die Kovácsvagaser­­­n­­sassen Nikolaus und Joseph Bodnár wegen Waldret­­­tung bei der Regierung eingelegt hatten, die jedoch selbe zur competenten Behandlung an den Ausschuß gelangen ließ, wurde bestimmt, die Sache an das Forst-Subcomite behufs weiterer Verfügung zu übermachen. Der verlesene Circular-Erlaß des Ministeriums des Innern, worin angeordnet wird, daß die vom Ausschuß vorzulegenden Semestral-Berichte den Vorschriften und Instructionen gemäß verfaßt und in den man Nah Ter­­­­minen unterbreitet werden sollen, veranlaßte den Beschluß, denselben in Abschrift den Fachreferenten zur Darnachhal­­tung mitzutheilen. Für folgende Militärpflichtigen­ wurde die Ertheilung von exceptioneller Eheschließun­gsBefugniß beantragt und befürwortet: Mathias Borovszky und Johann Pálfy, beide zuständig nach T&hany, Andreas Szaniszló Beszteser, Joh. Tóth Jánosder und Georg Czibulya Király-Néper Inwohner. Johann Szűcs aus Gagy-Bátor wird aus dem Hon­­­beden­, Stephan Puszli aus Hernád-Vecse vom Verbande des gemeinschaftlichen Heeres provisorisch und Johann Juhász aus Selyeb für die Dauer des Sriedenzzustandes beurlaubt, respective entlassen.­­­­ Hingegen wurde die Entlassung zu Gunsten des Georg Plaszky aus Szántó verweigert. Laut dem vom kön. Stewerinspector erstat­­teten Monatsbericht wurde im Verlaufe des Monats Jän­­ner an directer Steuer der Betrag von 13379 fl. 29­/, kr. abgezahlt. Entgegengestellt mit der Forderungs-Summe von 360631 fl 11 fr., erübrigt zu Ende des Monats ein Rücstand von 347251 fl. 811/, kr. Die Forderung der Militärdienstbefreiungs-Steuer betrug 9921 fl. 46 kr. Abgezahlt wurden 297 fl. 77 kr. Blieb Ende Jänner der Rückstand von 9623 fl. 69 kr. Die Mittheilung, daß der kön. Steuerinspector in eigenem Amtsbereich mehrere Abschreibungen zugewährt hatte, wurde zur Kenntniß genommen. Die Bemessung der Grundboden- Steuer wurde bereits durchgeführt. Gegen folgenden Steuerschuldner wurde die auf des­­sen Liegenschaften zu richtende Execution angeordnet: Johann Köpeczi aus Selyed. Die Steuerreclamationen des Martin Laszlovics und des Nagy-Bodolloer Mühlen-Compossessorates wurden ab­­gewiesen. Vom köu. Schulinspector wurde über einen Recars des Szepsier ref. Pfarrer Paul Medgyaszay refe­­rirt. Derselbe schreitet ein gegen die Verfügung, wornach der Präses des Szepsier Schulstuhls an seinem Namens­­tage den Schulfindern einen halben Tag Vakanz ertheilt hatte. Der kön. Schulinspector beantragte die Genehmi­­gung des Verfahrens des Präses. Der Austchuk jedoch beschloß, dem Recurrenten noch zu Wissen zu bringen, daß sein Einschreiten für anstößig befunden wurde und an ihn die Erwartung gestellt wird, wornach er für die Zukunft nicht38 die Eintra<t der Inwohner Gefährdendes unter­­nehmen wolle. Weder eine Verordnung des Ministeriums für öffentl. Arbeit und Communication, die vorschriftsmäßige Ein­richtung von Dampfbehältern betreffend, wurde bestimmt, dieselbe im Wege der Stuhlrichterämter verkinden zu lassen. 63 wurden vorgelegt und genehmigt die Planzeich­­nungen des Eisenbahn-Durchganges um dessen Gestattung der Ongaer­­ Grundbesißer und Landtagsdeputirter D. Szi­­lágyi bittlich eingenommen ist.­­In Folge der Aufforderung des Ministeriums wurde dem kön. Staatsingenieuramte aufgetragen, dahin zu wir­­fen, daß sämmtliche Mühlenbesitßer an ihren Be­figungen die nöthigen Merkstangen (örkarok) anbrin­­gen lassen sollen. Laut dem Bericht des Comitatsphysikus war die Sanität minder günstig. Die Krankheits- und auch die Sterbefälle mehrten sich. In Metzenseifen starben etwa 20 Individuen in Folge von Lungenentzündung. Der vom Comitats-BVhysicus abgehaltene Lehrcours für Hebammen wies das Resultat auf, wornach von 43 Personen 40 die behördliche Concession der Ausübung erhielten. Seck­ungen fanden 3, Leichnamstransporte 2 statt. Sanitäts-Zustand der Thiere befriedigend. Für den Bööder Kreis-Ärzten-Posten wurde der Seiner Kreisarzt Dr. Julius Stern gewählt. Die Inwohner legten gegen die Wahl beim Hrn. Vicegespan einen Recurs ein. Hierauf wurde die Sißung aufgehoben und geschlossen. p= Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. (Schluß) Für die Volksschule selbst wird es vortheilhaft und segensreich sein, wenn reHt viele Lehrer derselben aug in den Gewerbeschulen Unterricht ertheilen. Dadurch wird die Erfahrung dieser Lehrer erweitert und sie ihrer Aufgabe in der Volksschule besser entsprechen­ können Der höchste Werth dieser Theilnahme besteht darin, daß die Lehrer dadurch den Zusammenhang zwischen Säule und Leben genau und vollkommen kennen lernen. Wenn man nämlich von diesem Standpunkte aus die Schulen der Gegenwart betrachtet, kann man es nicht leugnen, daß der ganze Vortrag im Unterrichte zu sehr abstract ist, und daß auf die theoretischen Gegenstände zu großes Gewicht gelegt wird. Die Folge dieser Richtung aber ist, daß der Schüler in der Volksschule vieles lernt, was er im Leben nie verwenden kann und daß er Vieles nicht weiß, was er doch wissen müßte, wenn der Unterricht mehr praktisc wäre. Dieses bemerkt heutzutage soon ein Jeder, ein Beweis dafür ist, daß seit Jahren bei den Volksschulleh­­rern Nichts mit solcher Begeisterung aufgenommen wurde, als die bekannte Behauptung: „Der Mittelpunkt des Volksschulen-Unterrichtes ist die Handarbeit“. Und warum ? Weil diese Behauptung in erster Reihe das Princip des Praktischen geltend machen will, und zwar in der Weise, daß der Schüler fähig werde, das Gelernte durch Mit­­wirkung seines Körpers im Leben auch anzuwenden. Zwischen dieser Forderung und ihrer Durchführung ist in der Schulpraxis eine große Lücke­­; die seit Jahrhunderten bestehende Praxis ist entschieden gegen die Erfüllung die­­ser Forderung. Nachdem aber die Gewerbeschule Haupt­­sächlich auf das Princip des Praktischen gegründet ist, werden gewiß auch die Lehrer, welche in solchen Säulen unterrichten, immer mehr und mehr an dieses Princip gewöhnt, so daß sie es dann in der Volksschule mehr an­­wenden, als vorher. Endlic bieten die Gewerbeschulen dem Volksschullehrer schöne Gelegenheit, auch seine Gen­­sünfte zu vermehren. Die 3­­ 4 Stunden, welche einzelne Volksschullehrer an der Gewerbeschule übernehmen, werden gewöhnlich von 6—8 Uhr Abends und an den Sonntagen von 10—12 Uhr gehalten, also in solcher Zeit, die dem Volksschullehrer zu freier Verfügung steht und die er auch sonst zu einer wußbringenden Nebenbeschäftigung verwen­­den würde. Warum sollte er sie also nicht verwenden zu solcher Beschäftigung, welche für ihn die anständigste und zweimäßigste ist, und selbst sein Ansehen und seinen Ein­­fluß erhöht. Oder gibt es wohl Viele unter uns, 1—200 Gulden Nebeneinkünfte nicht brauchen könnten ? die Mit einem Worte, von welchem Standpunkt aus immer man die erwähnte Frage betrachtet, kann das Ver­­hältniß der Volksschullehrer zu der Gewerbeschule kein anderes sein, als daß ein Jeder, der nur dazu kommen kann, sich bemühe, bei diesen­ Schulen die seinen Fähig­­keiten und Vorbereitungen entsprechenden Lehrgegenstände zu übernehmen und seine Stelle im Sinne des neuen Gewerbegesetes und des hierauf bezüglichen ministeriellen Planes zu behaupten. Wir stehen vor einer großen und schwierigen Aufgabe: die Schaffung einer vaterländischen Industrie ist eine wahre Lebensfrage für uns. An der Lösung dieser Aufgabe werden die Gewerbeschulen seinen geringen Theil haben und sie erfüllen nur dann die an sie geknüpften Hoffnungen, wenn sie in die Hände gebil­­deter und begeisterter Lehrer kommen. Volksschullehrer m­it animiren, auch auf diesem Felde, so weit es ihm nur möglich ist, seine Pflicht dem Staate gegenüber zu erfüllen, umso mehr, da oft außer dem V­olks­­schullehrer Niemand da ist, der diese Pflicht auf sich neh­­men könnte? M. Jókai, unser größter lebender Dichter hat den ungarischen Volksschullehrern bezüglich der Zukunft des Vaterlandes eine wichtige Rolle zugetheilt, einen nicht unbedeutenden Theil dieser Rolle sollen wir auf dem Ge­­biete der Gewerbeschule abtragen, da der an uns geknüpften Erwartungen würdig sein. Von einem Lehrer. Wollen wir also auß FANG "ZIM Die­se Gewerbe-Lehrlingsschulen die Volks-Schullehrer. und Soll das den­ ­­­­ ­ Lokal-Nachrichten­ -- Begräbniß. Am 12. d. trug man unseren jüngsten Todten, Herrn Bela Klimkovics zu Grabe; es war ein Trauertag für ganz Kaschau! Niemand, der den Verstorbenen kannte, blieb aus, Jedermann zollte ihm die Ehre der legten Begleitung auf dem Wege, an dem er den irdischen Leiden entfloh. Aufgebahrt im Museum dem monumentalen Zeugen seines Patriotismus und seiner Opferwilligkeit, ward der Leichnam auch hier eingesegnet ; am Sarge hielt Ho<w. Herr Sziard Stöhr folgende zu Herzen dringende Ansprache : „Tiefbetrübte Trauergenossen! Erlaubt mir ein paar Worte, ehe wir ihn hinausbegleiten! Wir führen den Pfleger des Gedankens hinaus zur ewigen Ruhe, welcher in diesen Mauern verkörpert lebt — wir begleiten dahin ein der Grit­z Museums, dessen Director ‚ga EEE Tr 8 GERE

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