Kaschauer Zeitung, Januar-März 1888 (Jahrgang 50, nr. 1-38)

1888-01-14 / nr. 5

5 Fünfzigster Jahrgang 1888. Nr. 5. Kalchauer Hajdan, Samstag 14. Januar. ailung. Erscheint fl. 7.—, halbjähr. fl. > vierteljähr. A. 1.75 it Postversendung 1 ganzj. fl. 6.60, 4 317. 8.80, H Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 fl. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. 1.65 Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. . fl. 8.60, „ fl. 4.39, 5 Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. KASSA-EPERJESE ERT­ELEFO­­­­R Pränumerationspreis ohne „Jllustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. 4 Für Kaschau : jeden Dienstag, Donnerstag 1.25 und Samstag. Mit dem „Jllustr. Unterhaltungs­blatt“ ganzjährig fl. 2.15 Für Kaschau : Mit Postversendung : ganzi.. 3 . Neueste Nachrichten. Wie vorauszusehen, hat sich die günstige Auffassung­­ der politischen Lage, welche in der lezten Woche die herr­­schende war, nicht unangefochten behaupten können. Zunächst brachten die Nachrichten über ein­ Unwohlsein, des deutschen "­­Kaisers eine etwas ernstere Mißstimmung hervor und im Gefolge desselben ergab sich mancherlei, was auch die poli­­tische Situation etwas weniger erfreulich erscheinen ließ. Un­­ter anderen macht die Discussion der bulgarischen Frage, die neuerdings auf die Tagesordnung gestellt wurde, besorgt und die Erwägungen über mancherlei Möglichkeiten, die einen Lösungsversuc, der den Intentio­­nen Rußlands entsprechen würde, im Gefolge haben könnte, verstimmt. Ungarn. Budapest. Im Abgeordnetenhause in­­terpelierte in der Sagung vom 10. ds. Perczel u. Helfy wegen der auswärtigen Lage. Beide wollen, daß Rußland wegen seiner Rüstungen befragt und zur Einstellung derselben aufgefordert werde Die Antwort T­i­p­a's ist noch nicht erfolgt. Desterreich. Wien. Zwischen den Deutschen und Czechen in Böhmen scheint eine Vereinigung zu Stande zu kommen — gegen Ungarn. Die Nachricht von den Telegrammen, die zu Neujahr zwischen den Kaiser und den Fürsten von Bulgarien gewech­­selt worden sein sollten, ist falsch. Die „Wiener Zeitung“ hat das kaiserliche Handschreiben publizirt, durch welches der Reichsrath auf den 25.­­Januar einberufen wird. Rußland. Petersburg. Der Polizei gelang es, einen Bahnbediensteten zu erub­en, welcher den Nihilisten die bevorstehende Ausfahrt, besonders die Bahnfahrten verrieth. "Derselbe, ein ehemaliger Lazareth-Gehilfe, wurde festgenom­­­men. Hiebei wurde auch entdeckt, daß die Nihilisten ein neues Attentat planten. Eine große Anzahl­­ wurde verhaftet, darunter mehrere Offiziere, die Compromittirter in die Peter- Rauls-Festung gebracht wurden. Für das russische Neujahrs- Fest, zu welchem der Czar nach Petersburg kommt, wurden „große Vorsichtsmaßregeln getroffen, da möglicher­­weise nicht alle Verschwörer verhaftet wurden. Deutschland. Berlin. Der Kaiser empfing am 11. Januar Vormittags den Vortrag Albedyll's. Die Heiserkeit des Kaisers ist Dim beseitigt und sein Allgemeinbefinden ist befriedigend, aber die Schmerzen sind nicht ganz geschwunden. Aufmerksamkeit erregt die Errichtung von russischen Baraden und großen Kasernen in Suwalki an der ostpreu­­ßischen Grenze. Türkei. Konstantinopel. Der Kapitän des Schiffes „Georgios“, welches die Montenegriner nach Ostru­­melien brachte und zwei Matrosen wurden verhaftet, zwei Verhören unterzogen und das Schiff sequestrirt. Die Verhafteten werden der Piraterie und des Landesver­­raths beschuldigt, weil es erwiesen ist, daß sie wußten, daß das Ziel der Montenegriner Bur­gas und nicht, wie sie er­­klärten, künsten die sei. Auch die Untersuchung über den Ort der verbotenen Zusammenkünfte der Montenegriner wurde angeordnet.­­ Zur Regelung der Differenz mit Baron Hirst wurde eine neue Kommission unter früheren Großwezirs S­aid Pascha gebildet dem Vorsit­zes­­ Serbien. Belgrad. Die geplante Schiffbar­­machung der Drina stößt auf den Widerstand der serbischen Uferbewohner. Die Agitation dagegen ist politischen Ursprungs, da die bosnische revolutionäre Bewegung in Us<ipa stets Beihilfe fand. Bulgarien. Sophia. Die von dem Gouver­­neur von Adrianopel entsendeten Truppen verhafteten 10 Flüchtlinge der Bande N­a­b­ok­o­ff's. Das Schiff, welches die Bande führte, ging nach Küstendje. Der Kommandant der Bosporusforts wurde beordert, alle in den Bosporus einlaufenden Remorqueure zu überwachen, um jenen zu ent­­decken, welcher die Bande führte. Die Regierung erhielt aus Burgas interessante, bei den getödteten Aufständischen ge­­fundene Dokumente.­­­­­­ hd Í € V­erwaltungs-Husihug-Sigung beim Abauj-Tornaer Comitats Munizipium. (Abgehalten am 12. J. M.) Präses der Obergespan, Emeric von Darvas. Nach Eröffnung der Situng wurden vorschriftsgemäß die vom Verwaltungs-Ausschuß jährlich neu zu bestellenden verschiedenen Kommissionen durch Wahl mittels geheimer Abstimmung zusammengestellt. In den Disciplinar Ausschuß wurden zu ordentl. Mitgliedern gewählt: Joseph Alth, Peter von Teleky, Karl Karg und Viktor Topsc­her. Ersaßmit­­glieder sind : Laurenz H­e­dr­y und Karl Berédy. Die Ausschüsse zur Untersuchung der Gefängnisse zählen zu Mitgliedern für Kaschau: Ladislaus Szalay, Karl Vere6­dy und Dr. Julius Csorba; für den Zsadanyer Bezirksrichteramt : Laurenz H­e­dr­y und Dr. Csorba; für Szántó: Josef Meczner und Dr. Csorba; für Torna und Szepfi: Joseph 8068 und Dr. Esorba; für Szikpó: Vay und der Komitatsphysicus. Zum Präses des Forstkowits8 wurde Joseph Alth, zum Eh­epräses Johann Efert und zum Mitgliede Laurenz Hedry gewählt. In das Kollegium der Richter für Forstvergehen in zweiter Instanz Teleky, Joseph wurden als Mitglieder gewählt : Peter von Ai­th, Egydius von Berzeviczy, Johann E­kerdt. Ersakmitglieder sind: L. Szalay, Laurenz Hedry, Michael Dobozy und Joseph Meczner.­­ In den Reclamations-Ausschuß die Gemeinde-Ste­uer- Zuschläge betreffend, wurden unter Präsidium des Obergespans Peter von Teleky, Joseph Alth, Joseph von Ko 68 und Michael von D­o­b­o 3­y entsendet. Das Appellations-Kollegium für Waisen- und Borz­mundschafts-Sachen wurde aus den Mitgliedern Jos. Alth, Johann E­be­rt, Laurenz von He­nry, Peter v. Teleky, Egidius von Berzeviczy und Ladislaus Szalay gebildet.­­ Als Mitglied in den Ausschuß, welcher die provisorische Entlassung der Sträflinge zu proponiren hat, wurde Aegidius von Berzeviczy entsendet. In den Sanitäts-Aussc­huß wurden als dessen Mit­­glieder erwählt : Viktor Topscher, Mich. Ropoßky Architekt und Bartholomäus By­desskfuthy Apotheker in Szepsi­­x Hierauf wurde der Bericht des Vicegespans über den Gang der Gesammtadministration im Monat December vo»­ligen Jahres vorgelegt. Da aus demselben die Gewißheit gewonnen ward, daß die Schuld des Krankenpflegefondes troß des zur Til­­gung derselben bereit aufgenommenen Darlehens, noch im­­mer 7594 fl. 93 ff. ausmacht, wurde beschlossen, zur Zu­­sammenstellu­ng des den Sachverhalt genau vor ,die­ Augen führenden Ausweises die Deputation, bestehend aus den Mit­­gliedern: Peter von Telefy Joseph Alth, Laurenz von Hedry­nd Johann Ekerdt, zu entsenden.­­ Das Intimat des Ministeriums des Innern, in wel­­cem aus Anlaß einer von dem Verwaltungs-Ausschuß auf Grund der Anzeige der Daniel Nagy gegen Jakob Groß bemessenen Geldbuße dem Verwaltungs-Ausschuße bedeutet wird, sich von Sachen, welche nicht in seine Kompetenz gehö­­ren, enthalten zu wollen, ward vom Ausschusse zur Kenntnis genommen. In Folge Verordnung des Ministeriums für öffent­liche Arbeit und Kommunikation, womit dasselbe einschärft, daß die vom Ausschuß zur Uebernahme der auf den Strassen zu verwendenden Schotterprismen entsendeten Mitglieder, dieser ihrer Aufgabe auch thatsächlig entsprechen mö­­gen, wurde bestimmt, dem Staatsingenieur aufzutragen, den Termin zur Uebernahme den betreffenden Mitgliedern derart zur Kenntniß zu bringen, daß ihnen eine gewisse Zeit übrig bleibe, im Falle ihrer Verhinderung die Entsendung eines andern Repräsentanten beim Vicegespan zu veranlassen. a Sr 2 1­1 u Der Scußgeist. Roman von Carl Zastrow. (8. Fortsetzung.) „Es wird meine Lebensaufgabe sein, Dich die Liebe zu lehren, von der Du bisher keine Ahnung hattest. Der Segen des Priesters eint nicht bloß, er bindet Dich auch. Was vermag Dein schwaches Frauenherz gegen die Stärke meiner glühenden Leidenschaft ? Nichts . . . nichts ! -es ist ein Wachsgebilde, das in meinen heißen Eisenhänden­­ zerschmelzen wird! Ich trage die Bausteine zu einer Welt in z meiner Brust, und eine Welt wird bewundernd dem Werke meines Geistes zuschauen, und Du wolltest allein in beschei­­dener Entfernung stehen bleiben, wenn dies geschieht ? O kurz- richtige Seele der Frau !“ Am Morgen des folgenden Tages sprachen Seine "Durchlaucht sich sehr befriedigt über das rasche Zustandekom­­­men des Arrangements zwischen dem Ingenieur Helmstedt und der Comtesse Irma gegen seinen Staatsminister aus. Daß diese Befriedigung nicht “Bevölkerung ging, daran trug wohl der durch alle Schichten der in­ der Residenz herr­­schende Kastengeist die Schuld. In den Kreisen des alten Adels unvermischten blauen Blutes, brach man rücksichtslos den Stab über die schöne, glänzende Comtesse Kronfeld. Auch hier und dort im höhern Bürgerstande sprach man sich mit zuzuhaltendem Kopfschütteln über die „Mesal­­liance“ aus. Aber unbefümmert von dem phrasenhaften Geschwäß am fie her ging das verlobte Paar seinen Gang. Und wenn auch die stolze strenge Frau Hofmeisterin der Herzogin schier in Ohnmacht fallen wollte, als sie den Sprößling des uralten Geschlechts derer von­ Kronfels neben dem wappenlosen, schattenhaften Träger eines bürgerlichen Namens am Traualtar stehen sah, — es half doch Alles nichts. Die Trauung wurde mit der gebührenden Feierlichkeit "vollzogen, und Comtesse Irma von Kronfels war durch die Manipulation weniger Sekunden Frau Ingenieur Helm­stedt geworden. „Unerhört !“ schrieen die Abkömmlinge der alten Rit­­terburgen und Raubschlösser, „aber interessant !“ fügte man­­scher aufgeklärte Geist hinzu, und dabei blieb es. Denn interessant war das junge Ehepaar, das war nicht zu leugnen.­­ Schon daß sie von dem alten Usus der Hochzeitsreise abwichen, frappierte die vornehmen Kreise in hohem Grade. Warum wohl die Reise nach der Schweiz oder Italien unterblieb , fragte man sich. Der Ingenieur Habe keine Zeit; er müsse den Bau der neuen Bahn sofort in Angriff nehmen, hieß es. Die junge Frau sei nicht ganz wohl­auf, wagten einige Koryphäen der höheren Klatschzunft hinzuzufügen. Man beobachtete die jungen Leute auf das Schärfste. Die Frau Hofmeisterin insbesondere hatte in dieser Beziehung wahre­­ Falkenaugen. Alle Blide waren auf das Paar gerichtet, wenn es am Nachmittage auf dem rings um die Stadt führenden Promenaden-Wall spazieren fuhr oder in seiner Loge im Theater erschien. „Warum sieht er immer so finster und sorgenvoll aus ?“ fragte man sich : „Geschäftssorgen können es nicht sein. Der Bahnbau schreitet in rüstiger Weise vorwärts. Der Her­ 309 zeichnet ihn aus. Er ist bereits zum geheimen Hofrath ernannt. Sollte die Frau hat sich auch wo nicht Gemahlin, die Ursache sein ? Warum eine einzige Linie in ihrem weißen, schöngemeißelten Antliß verändert? Warum noch immer derselbe leuchtende Eli, derselbe aus Unschuld und Würde gemischte Ausbruck der Züge, der an die goldnen Mädchenjahre erinnert ?“ Das junge Ehepaar schlug nie eine Einladung zu den Soireen und Theezirkeln aus, in welchen man seine Gegen­­wart wünschte, und er sowohl, als sie bemühten sich dann, ihren Beitrag zur allgemeinen Unterhaltung nach Kräften zu liefern. Die Frau Hofräthin plauderte heiter und ungezwungen. Er erzählte mit Geist und Lebhaftigkeit von seinen Reisen, seinen Arbeiten und Projekten. Wie die beiden jungen Leute zu­einander standen, wie sie sich gaben, wenn sie unter sich waren, blieb Allen ein siebenfach versiegeltes Buch. Die Frau Hofmeisterin war bei­ ihrem Dienstpersonal als strenge, herrische Gebieterin gefürchtet. Zum größten Erstaunen ihrer Untertanen trat plößlich eine Veränderung des herben Befehlshabertones ein. Die rangstolze Dame wurde herablassend und Teutselig, ließ sich mit Zofe und Gouver­­nante hin und wieder in vertrauliche Gespräche ein, spendete sogar den Repräsentanten der Küche und des Stalles gele­­gentlich Geldgeschenke. Unbefangene Beobachter des Hoflebens hätten Aehnliches auch in anderen Adelsfamilien bemerken können. Und warum ? &3 war nichts weiter, als ein feiner Schachzug gegen den Hofrath und seine Gattin. Die Dienstboten der vornehmen Häuser sind nur­zt häufig die Träger der cronigns scandaleuse, die geheimen Telegraphen jener unbestimmten Gerüchte, von denen man nicht weiß, woher sie kommen und wie sie entstehen. Wer kann berechnen, wie viele Ereignisse ihre welterschütternde Bedeutung der indis­creten Zunge eines Kammerdieners vers­canken ? Das Gesinde des geheimen Hofraths Helmstedt bestand nur aus vier Personen. Da war zuerst Franz, dem die Sorge für die Bequem­­­lichkeit des Herrn oblag, ein gewandter verjhmigter Bursche, der während seiner dreijährigen Dienstzeit bei der Garde- Infanterie die kleine Stufe zum Gefreiten richtig erklom­­men hatte.­­ Als Dienerin der Hofräthin fungirte die bereits erwähnte Fines, ein lebhaftes, französischen Schweiz, gemüth- und verstandbegabtes Kind der Martin, der Kutscher, und Hanna, die Köchin, waren einseitig, um nicht zu sagen stupide. Sie zeig­­ten das nötige Interesse für Herd und Stall. Was darüber hinausging, verstanden sie entweder falsch oder gar nicht. Franz und Fides aber sahen sich in der Sphäre der Domestiken plöglich zu einflußreichen Personen erhoben. Die Kameraden suchten ihre Gesellschaft, umlauerten, umlagerten oder am Kaffeetisch rätlichen “Familie­n. —­­­­Das Wenige, zu befriedigen, neun mit demselben ernsten, anders sollte man an der Bechtafel als von der hochachtbaren hoi­­denz auf diese Weise erfahren, reizte die Neugier, arbeitete Der Hofrat stand allmorgentlich um fünf Uhr auf und angestrengt bis gegen acht­ Gattin am Frühstastisch zusammen. Um Uhr Obliegenheiten hin, verließ er das Boudoir der Hofrätin sorgenvollen Antliß, mit welchem es betreten hatte, und gab sich von Neuem seinen dienstlichen er­­­x­­­­­fie. Wovon sprechen, was die Honoratioren-Streife der Resi­­anstatt fie Dann, traf er mit, der Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten. en ne neun un mn ner

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