Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1889 (Jahrgang 51, nr. 115-151)

1889-10-10 / nr. 119

KASSA-E Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag fl. = und Samstag. fl. 1.65 Redaction und Expeditions-Bursau Kaschun, Hauptgasse Nr. 60. Mit dem ‚Dune, Unterhaltu 7 dla na "Pränumerationspreis ohne „JiUluftr. Unterhaltungsblatt“ Für Raschau : ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. “Mit Postversendung 1: ganzi. fl. 6.69, „ 30 .“. „ Bei Inseraten wird die­sechsmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. -- Inseratenstempel 39 kr. für jede Anzeige. wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Kaschan, Donnerstag 10. October nauer Zeitung. PERJESI ÉRTESITŐ. an e rent | . . . vie . . el 3 EN fl. 8.60 IT 1 4.30, Si , =­ „ mmm “— f Für Farchan : Mit Postbersendung : Bei Inseraten, welche größeren Raum einneh­men und öfter eingeschaltet werden A. 215 Hencite Rüuvriä.ten. Ungarn. Graf Apponyi hielt in Ságberény vor seinen Wählern eine große Rede, deren Tenor darin besteht, Daß eine Besserung der Lage in Ungarn nur nach Tipa's Scheiden aus dem Kabinett und nach einer gründlichen Reform Derselben möglich sei Oesterreich. Unter dem Borfite Schmeykal's und in Anwesenheit Oswald Thun's wurde am 5. b. zu Prag eine Resolution auf weitere Abstinenz der Deutscen von den Verhandlungen des böhmischen­­ Landtages beschlossen. In der Begründung dieser Resolution heißt es, daß seit dem Austritte der deutscen Abgeordneten «aus dem Landtage die Verhältnisse nicht nur unverändert «geblieben sind, sondern durch neue Hinzugetretene Momente (Könungskrönung 2c) eine Verschärfung erfahren haben. Deuts­­hland. Seit 1. Oktober traten in Folge : "Reifung des Statthalters in Elsaß Erleichterungen “der Paßvo­schriften an der französischen Grenze ein, bezüglich Frankreic Nach der Statistik des Ministers des Innern wurden inssgesammt 124 Republikaner und­­ 48 Oppositionelle gewählt. Die neue Kammer wird aus 362 Republikanern und 205 Oppositionellen bestehen. “Die 362 Republikaner theilen sich in 236 Gemäßigte und 126 Radikale, die 205 Oppositionellen in 100 Royalisten,­­58 Bonapartisten und 47 Boulangisten Die boulangistischen Organe klagen sehr über Hochdruck­­ und Eskamotage seitens des Ministeriums des Innern ; die konservativen Organe predigen Mäßigung und Zusammen­­arirfen mit den gemäßigt republikanischen Elementen. Spanien. Die königliche Familie ist von San Sebastian am 7.­­ wieder nach Madrid zurücgekehrt. Serbien. Der mit Zustimmung der Regierung in­­ der Skupstina einzubringende Antrag behufs Regelung des Verhältnisses der Königin Natalie und des Königs wird wesentlich darin bestehen, daß für Natalie, sowie für Milan das Recht, in Serbien zu verweilen, zeitlich umgrenz­t und beschränkt wird. Natalie ist fest entschlossen, jeglicher derartigen Zumuthung Widerstand zu leisten, figg darauf berufend, dieselbe würde die Einschrän­­kung ihrer staatsbürgerlichen Rechte, also eine Verfassungs­­minderung bedeuten, wozu die kleine Skupstina nicht kompetent ist, da die neue Verfassung fünf Jahre hindur< nicht ab And­rbar­ sei. König Alexander­­ besuchte am 6.­­ die Kathedrale, die von einer zahlreichen Menschenmenge förmlich umringt war, weil die Ankunft Nataliens erwartet wurde. Natalie erschien aber nicht. Rumänien. Zwischen der Partei Ivan Br­a­­tianu's und den liberalen Dissidenten Demeter Br­a­­tian­u's sind unter Vermittlung M. Cogalniceanu's Aussöhnungsversuche angebahnt worden. Diesel­­ben nehmen angeblich einen günstigen Verlauf. Montenegro Montenegro soll mit dem Czar eine Konvention abgeschlossen haben, der zufolge ein Theil der Bucht von Antivari an Rußland ab­­getreten und von leiterem in einen befestigten See­hafen verwandelt werden soll. Montenegro habe hiefür eine große Summe in Baarem erhalten. In Nordamerika. In vielen Städten der Union wurde am 6. d. seitens der Deutschen der zweihundertste Jah­­restag der Landung der ersten deutschen Ansiedle­r in Amerika festlich begangen.­­ 236 Lokal-Nachrichten. Personalien. Die hochgeborenen Baronessen Georgine und Malvine Melczer sind von ihrem Gute und Sommeraufenthalt Kefed am Dienstag zum Winterauf­­enthalt hier angefonmen. — Trauung. Heute um­ 11 Uhr findet in der Nonnen-Klosterkirche die Trauung der hochgeborenen Baronesse Margit Barkö6czy mit Herrn Eugen von Kwassay, Ministerial-Sektionschef in Budapest statt. — Die ersten Billenbauer. Nach langen, schweren Wehen hat endlich unser liebes Banks die erste Villa geboren. Der kühne Mann hat sich gefunden, der das Eis gebrochen und zu unserer innigen Freude sind auch andere hiesige Bür­­ger­ entschlossen, seinem Beispiele zu folgen. Es ist nun beste Hoffnung, daß für unser bis nun so ganz vernachläßigtes Banko bessere Tage kommen­­ werden.. Unsere besten Wünsche begleiten dieses zeitmäßige Unternehmen und wir zweifeln nicht, daß das, was mit Kra­­t begonnen und mit Star­ker Hand weiter geführt wird, einen ganzen Erfolg­ er­­zielen muß. Militärisches. — Ernennungen. Generalmajor Eduard Su­c­­co­vaty, Commandant der 54. Inf. - Brigade zum Com­­mandanten der Militär-Akademie in Wiener­ Neustadt ; Oberst Franz von Bilát, Commandant des JIRzt3. Nr. 15, zum Commandanten der 54. Infanterie-Brigade in Kaschau ; Oberst Franz Lehmann, Commandant des IRgts. Nr. 65, zum Commandanten der 94. Infanterie-Brigade. — Zu Assistenzärzten in der Reserve die Doctoren der ges. Heilkunde : Josef Klein, Josef Grün, Julius Szilágyi und Bernhard Rosenfeld des Garni­­sonsspitals Nr. 20 in Kaschau. M­eberseßt zur Honovedtruppe: Oberlieutenant Andreas Ko 65 des IR. Nr. 65, Paul K­i 3­3 von Dioßegh des IR. Nr. 5, Alexander von­­ Ol­p­h des IR. Nr. 67, Lieutenant Theodor Balvanyi des IR. 67. — Transferirt. Lieutenant Nicolaus Ritter Borota von Budabran vom Fest -Art.-Rgt. Nr. 1 zum Korpsartillerie-Ngt Nr. 6. P­ensionirt Hauptmann Franz .Schuh des IR. Nr. 67, Oberlieutenant Anton Bedenyi des IR. Nr. 34. — Die Militär Feldbäd­erei, welche seit vorigen Samstag in den Barakken im Betriebe steht, versorgt die Garnison und die Barakken­ Besaßung vollständig mit Brod und ist während ihrer Ausstellung die Broderzeugung im Kiel. Verpflegsmagazine eingestellt. Ein Beweis wie diese Feldbäderei leistungsfähig ist, ist auch die Qualität des Broz­des, das wir zu verkosten Gelegenheit hatten und welches an Güte dem in den stabilen Defen erzeugten Brode in gar nichts nachsteht. — Die Führung dieser Feldbäcerei ist aber auch­ in den besten Händen und es muß den Herren Beamten des hiesigen Verpflegemagazins, welche neben dem umsichtigen und nimmermüden Leiter des Ganzen, Herrn Offizial 'Pateut der Inspizirung der Arbeiten obliegen, nachgesagt werden, daß sie Alle mit größtem Eifer ihrer Aufgabe obliegen und der Wichtigkeit ihres Faches durch exacte Durchführung ihrer Agenden vollkommen entsprechen. Heute wird die Feldbäderei schon abgetragen. Hier wollen wir einen Irrthum berichtigen, daß nämlich das zweite Paar Desen nicht eine Herdsohle aus hochkantig gelegten Ziegeln (welche nur die sichtbare Bärme it­zen) sondern aus flachgelegten Ziegeln b sitt. — Die ersten Freiwilligen bei der Hon­ved sind heuer eingetreten und alle, die sich hier meldeten, am 5 d nach Budapest zur Schulung abgeschi>t worden. — Die Reservisten des Inf.-Reg. Nr. 34 und 65 sind auf 8 Wochen zur Dienstleistung und Uebung hier eingerückt und in den Barakken einlogirt werden. Ebenso die Rekruten und Reservisten der Honved, die auch in­­ den Barakken bequartirt sind, wo außer ihnen noch die 1. und 2. Honved-Husaren-Eskadron sich befindet. Giskra. Historischer Roman von Dr. Isidor Pros<ko. Fortsetzung. Ganz vorne aber am Hochaltare, vor welchem die ewige Lampe mit ihrem rothen Lichte herab hing, brannten in rie­­sigen Messingleuchtern zwei­ große Wachskerzen und auf der Platte des Altars lag das Evangeliumbuch „Hintergrunde des Kirchenschiffes aber Schienen aufgeschlagen. Im sich einige Ber­­wohner der Stadt zu bewegen, welche die noch am so späten Abende erfolgte Beleuchtung der Kirche wieher gelobt hatte. Jetzt trat Bischof Rozgony mit den beiden Rittern in die Kirche ; jezt standen sie in der Mitte derselben und jezt ergriff der Bischof die Hand Giskra's : „So seid uns denn willflommen“, sagte er mit Wärme und wohlklingendem Tone in böhmischer Sprache zu demsel­­ben, „seid uns nochmals gegrüßt auf Eurer heimischen Erde, „Herr Reichsfeldhauptmann.“ Schoffite „Wir sind zu Euch gekommen von unserem fernen Bi­­ber, um Euch aufzusuchen mit dem Dreizweige des „Friedens. “ Wenn die Völker zur Ruhe kommen sollen, „müssen je Führer sich die Hände zum Frieden, zur Ver­­seh­­ung bieten ; sie müssen Lager der Andern übergehen sich einigen und einer muß in das . . .“ „Nur in das Lager des Rechtes“, fiel hier Hanns Gistra ein, „kann und­­ darf der Vorkämpfer des Rechtes übergehen.” „Aber der­­ Bischof fuhr fort: „Und soll aufrichtige Ver­­bändigung zwischen den streitenden­ Parteien erfolgen, so „müssen großartig, vollgiftig und annehmbar ‚die Pfänder sein, die sie sich beiderseits als Bürgschaften dieser Verständigung ‚bieten ; — und darum“, fuhr der Bischof sekr mit gehobener Stimme fort, „will Euch, Herr Reichsfeldhauptmann, Simon­­ Rozgony, der Bischof von Erlau, vor allem ein Pfand seines Vertrauens, seiner Dichtung, und ‚seines aufrichtigen Wunsches, am­­­­ Euch fortan in einem Lager zu hausen, bieten, ein Pfand von höchstem Werthe für ihn und für Euch, ein edles Pfand,­­das wir Euch förmlich und vor Zeugen übergeben wollen und­­ das­­ Ihr, der edelste, der Ritter unseres Jahrhunderts, nimmer verschmähen werdet !" Mach diesen Worten ergriff Bischof Rozgony die Hand Giz­kra's und geleitete ihn zu den Stufen des Hochaltars. Droben vom hohen Chore aber schallte ein freudiges Alleluja nieder, wie es ‚Kirche gebräuchlich bei, hohen kirchlichen Festen der katholischen ist Gisfca aber stand schweigend vor dem Bischof, sich dessen Worte nicht zu deuten — schien er doH ihm und dem Ritter von Kunstadt, als ob der „streitbare Bischof von Erlau“ von der Zusammenkunft der böhmischen Ritter mit dem Statthalter des Landes unterrichtet, eben aus dem fernen Ungarn hieher gekommen sei, um durc ein geschi>tes Ein­­drängen in ihre Kreise auf schlaue Weise einen sicheren Ein­­blick in ihre Pläne und Berathungen zu erhalten und zu diesem Zwecke ein Fest , ein Hochmahl der Verbrüderung, in der alten Bergstadt veranstalten wollte Aber schon war der Bischof näher zum Altar vorge­­treten ; sehr wandte er sich wieder zu dem Ritter : „Harret denn, Herr Hanns Giskra“, sagte er freundlich, „harret eine Weile, auf daß ich Zeit habe, das Pfand meiner für Euch und unseres ferneren Friedens zu holen und in Richtung Eure Hände zu legen.“­­ Jetz schritt der Bischof seitwärts gegen die Nische eines Seitenaltars, welcher in die Sakristei der Kirche mün­­dete und wenige Minuten später trat er, mit dem Priester­­rede und der Stola angethan wieder herein ; zwei junge Priester mit brennenden Lichtern in den Händen traten ihm nach und an seiner Seite schritt eine schlanke Frauengestalt im enganschließenden goldvers­chnürten Kleide, mit einem dunklen Schleier auf dem Haupte, den sie jezt zurücksc­hlug ; und vor dem Giskra stand — seine „heißgeliebte Bertha von Wrono­w.... Giskra stand überrascht mit freudeleuchtenden Augen da, wie ein Kind, dem der Heilige Christ den schönen Weihnachts­­baum vor die Blicke bringt — sein Antliß strahlte, sein Herz pochte laut, er glaubte zu träumen einen schönen Traum, den schönsten seines Lebens, denn er ahnte jezt, was sein Gegner bis zu dieser Stunde, der nunmehr so hochherzig erscheinende Bischof von­­ Erlau eben vorhabe Schön, wie ein dem seligen Eden entstiegener Engel stand das liebliche Fräulein Bertha von Wronow vor ihm, im himmelblauen von einem golddurchwirkten Gürtel zusam­­mengehaltenen Kreide, mit einer dreifachen Schnur kostbarer orientalischer Perlen im blonden Haare und einem Myrthenkranze auf dem Lowenhaupte ; — sanft lächelte frischen ihm die schöne Jungfrau entgegen ; ihre blauen Augen befeuchtete ein leiser Thau, die feurigen Blicke derselben ruhten auf dem Antliße des Ritters und erzählten ihm von der unendlichen Liebe zu ihm und von der Sehnsucht nach ihm, und sanfte Reede der Freude überzog ihr schönes Antlis, als Bischof Rozgony ihre rechte Hand ergriff und die liebegliehende Jung­­frau dem Ritter mit den Worten entgegenführte : „Hier nehmt, edler Reichsfeldhauptmann, das Pfand unserer neuen Freund­­schaft und des künftigen Friedens zwischen uns und unseren Lagern.“ „Bertha ! meine heißgeliebte Bertha !“ rief der Ritter, die Hand des schönen Fräuleins erfassend, und an sein Herz drühend , „darf ich es glauben ? Du mein ?“ — und wieder zu dem Bischofe gewendet, sagt: „was beginnt Ihr mit mir, Herr Bischof von Erlau ? was habt Ihr vor ?“ — „Eure Vermählung mit meiner Schwester-Tochter hier“, entgegnete der Bischof lächelnd : „so ihr einverstanden seid, Herr Reichsfeldhauptmann, will ich vor dem Hocaltaxe des Herrn hier meinen Segen über Euch sprechen.“ Gisfra starrte dem Bischof sprachlos in's Antliß, er fuhr sich mit der flachen Hand über die Stirne, als wollte er sich überzeugen, ob er denn wirklich wache, oder doch nur in einem schönen Traume wandle ; — aber schon hatte Bis­­chof Rozgony des Ritters rechte Hand erfaßt und sie­ in die des Fräuleins Bertha von Wienow gelegt und schon­ klangen in Beider Ohren die volltönenden innigen Worte des Bi­­schofs : „und was der Herr verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen“, — und als der Bischof jezt an die beiden Glücklichen die ernste Frage richtete, ob sie einander für dieses Leben angehören wollten, da schallte ein Freudiges „Ja“ aus dem Munde Giskra's und auch von den rosigen Lippen der schönen Bertha tönte ein sanftes „Ja“, und der Bischof legte die geweihte Stola um die Hände Beider und die Vermählung des­ Reichsfeldhauptmannes. Hanns­­ Giskra mit dem wunderhofden Fräulein Bertha von Wronow war vollendet... .. XII. Der Held am Scheidewege. Wie ein Träumender hatte Giskra die schönste seines bewegten Daseins durchlebt, wie ein Träumender Stunde hatte er die Kirche, in welcher ihm die Seele seines Lebens, Bertha von Wronow, soeben dur die eigene Hand ihres Oheims angetraut worden war, verlassen.­­­ Er, der stolze und starke Sohn des Lagerzeltes, der bisher in seinem noch so heißem Kampfe gezittert hatte, er, der „Mann“ im strengsten und edelsten Sinne des Wortes, stand sehr da wie ein Kind, wie ein willenloses schwaches Kind, von der Hand des Vaters geführt, und wieder glich er dem gezähmten Löwen, den eben die Hand eines schwachen Kindes an einem Seidenbande führt und der willig felgt, wohin ihn die Hand geleitet , denn er hatte keinen Willen mehr ; ein süßer, unendlich süßer und betäubender Zaub­etrank schien seine Sinne umnebelt, schien seine Kraft geloh­nt, schien seine Stärke gebrochen zu haben. Fortsezung folgt, er wußte . X

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