Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1892 (Jahrgang 54, nr. 113-150)

1892-11-08 / nr. 129

G EDE EGYE. 7 KO ZCS ; : | 4 vaz Seren a Fre­ee Zr RER ae DE en - Luf­­ee, BR! in Hasen > Se P | er b Er 3 Vierundfünfzigster | Jahrgau Sei Inseraten halbjähr. A. 1892. Pränumerationspreis der „Faschgauer Zeitung“ DLs: vierteljähr. 3. r Ka*YHan : ganzjährig fl. 3.—, it Postversendung : ganz]. fl. 6.69,. % A. wird die sechsmal gespaltene Petitzeile , „ oder deren Raum mit 5 berechnet. — Inseratenstempel 30 fr. für jede Anzeige. Nr.­­ Nr. 129. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag. und Samstag. A. 1.25 H. 1.65 Redaction und Expeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 64. K­aschau , Dienst gt M 3 TE Kaschauer Z­eitung. S KASSA-EPERJESI ERTESITÖ. ganzjährig fl. 5.—, halbjähr. & 2 viertelj. fe = Pränumerationspreis per „Kaschauer Zeitung“ Für Kaschau : Mit Postversendung : ganzj. A. 6.08 Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden wird ein entsprechender Rachlaß gewährt, du Keueste Nachrichten. Deutschland. Der Kaiser ist äußerst indignirt über Bismark's gegen: Über einem Interviewer gethane brasse Aeußerungen, ‚allein er wird auch diesmal schweigend darüber hinweggehen,­­obgleich jene Aeußerungen gegen die Militärdisziplin versto­­ßen und theilweise auch einen Verrath von Amtsgeheimnissen “involvirren. Frankreich. Die Verwerfung des Freycinet'schen Antrages im Se­­nate, die Kolonialarmee dem Kriegsministerium zu unterstellen, erregt Aufsehen. Freycinet erklärt, er fordere nur Die Verstärkung des stehenden Heeres. Spanien. In Granada macht sich neuerdings eine bedeutende­­ Währung bemerkbar. Ein nag Herabminderung der Brod­­­preise schreiender und Verwünschungen gegen Canovas ausstos­­sender Menschenhaufe brannte mehrere Verzehrungssteuerhäus­­chen nieder und mußte von Kavallerie und Gendarmerie mit der blanken Waffe zerstreut werden. Nordamerika.­­ Der König von Butaritari richtete an die Vereinigten Staaten einen Appell gegen das englische Protektorat über die Südsee-Inseln. Die Vereinigten Staaten weigerten sich, zwischen England und Deutschland zu interveniren. Aus dem Reichstage. — In der Abgeordnetenhaussizung vom 4. b. unter­­breitet Finanzminister Dr. Wekerle eine Indemnitäts­­vorlage für das erste Quartal 1893. — Abgeordneter B­e­­öthy fragt, ob das Budget oder die Indemnität zuerst zur Verhandlung gelangen werden. “ Minister Wekerle „erklärt, er werde darüber entscheiden, wenn der Finanz-Aus­­schuß seinen Bericht unterbreitet haben werde. Landesvertheidigung.­Minister Freiherr v. Fejerxz­­vary unterbreitet den Bericht über den Stand der Ludo­­­vica- Academie und die Besezung der Stiftungspläne in den gemeinsamen Militäranstalten. Abgeordneter Szedersenyi interpeliert in Betreff der aus Anlaß der Choleragefahr getroffenen, den "Verkehr in unnüger Weise behindernden Maßnahmen. Die Interpellation wird dem betreffenden Minister übermittelt. Die nächste Situng findet Montag statt mit der Tas­­ gesordnung. Berathung des Gesezentwurfes über die Regu­­lierung des Eisernen Thores­. Der Finanz-Ausstoß des Abgeordnetenhau­­ses verhandelte am 5. b. über die Indemnitäts-Vor­­lage für das erste Quartal 1893. Pazmandy erklärt, daß er und seine Prinzipien- Genossen den bisherigen Regierungen in Folge ihrer Partei­­stellung die Indemnität verweigerten.­­Jett stehe man aber einer Complication gegenüber, insofern das Cabinet seine D­e­­mission entweder bereits eingereicht habe oder einzureichen sich vorbereitet und fragt, ob der Gesezentwurf noch für die jetzige Regierung votirt werden solle? Szapäry erwidert, hinsichtlich der Anfrage, ob er Garantien dafür übernehmen könne, daß der Gelegenwurf noch der­jedigen Regierung väh­rt werde, müsse er nur so viel bemerken, daß er sich nicht in Prophezeiungen einlassen könne Szell nimmt die Vorlage an und bemerkt, der M nisterpräsident habe amtlich constatirt, daß das C­a­ i­­binet nicht abgedankt habe und daß Combina­­tionen der Zeitungen dem Ausschuss­ nicht als Directive die­­nen können. Pazmandy ersieht aus den Erklärungen des Mi­­nisterpräsidenten, daß das Ministerium, obzwar es sehr krank sei, doch noch lebe. Er nimmt daher die Vorlage nicht an.­­ Der Gelegenwurf wird sowohl im Allgemeinen, als in den Details angenommen. Der Präsident des Abgeordnetenhauses hat sechs Abge­­ordnete vertraulich aufgefordert, da ihre Diäten mit Beschlag belegt sind, ihre Verhältnisse zu rangiren, widrigenfalls sie "ihrer Mandate verlustig werden würden. ; an es ee | = os MR DIe IM­E Lofal-Nachrichten. — Unser Bürgermeister Herr k. Rath Theodor M­ünister feiert morgen Mittwoch den 9. seinen Namens­­tag, zu welchem wir hier unsere aufrichtigsten und ehrfurchts­­vollsten Glühwünsche darbringen. Personalien. — Der neue Herr Obergesp­an hat Wohnung im­ Hause Nr. 88 der Hauptgasse genommen, wo derselbe den siedeln wird. 1. Stob gemiethet hat und demnächst dahin über­ Herr Oberstadt Hauptmann Ludwig von Gaábd hat seinen Urlaub mit 5. b. beendet und sein Amt am selben Tage vom Stellvertreter Herrn Bela v. MM­az daraf übernommen. — Der k. u. k. Regimentsarzt Hr. Dr. Felix Kr­au­ß ist nach Wien transferirt worden ; obwohl dieß das Mett a aller Militärs ist, so können wir doH mit Stolz sagen, daß Viele mit schweren Herzen, immer aber mit guter Erinnerung von hier gehen. Einer derselben ist der eben scheidende Herr Dr. Krauß, wider als einer der gesuchtesten und ge­schicktesten Aerzte, sich sehr innig mit unserer Gesellschaft lib­t hat, die ihm sehr viel Liebe und Acht­ung­ entgegenbrachte, so daß er nur das beste Andenken hier in Karchau hinter­­läßt, aber gewiß auf die besten Erinnerungen an diese seine langjährige Garnision mitnehmen und bewahren wird. Wir und mit uns alle Bekannte und Freunde betrauern das Weggehen dieses vorzüglichen Mannes und dessen liebens­­­würdiger Familie und wünschen derselben alles Glüh un­d Wohlergehen für immerdar ! — Am­­men. G. b. hat sich Fräulein Hauptmanns unseres Hausregiments Heren Emma, Tochter des Philipp H­r­u­­b­ant mit dem k. u. Gendarmerie-Lieutenant Herrn Johann So 68 verlobt. Trauungen. — Am 22. d. um 2 Uhr Nm. findet zu Er-Selind die Trauung des Herrn Jakob Groß aus H.­Nemethi mit Fräulein Berta Tochter des Herrn. Moses Grünfeld statt. — Für den Esermelybrunnen spendete Frau Marie Kraft 1 fl; um weitere Beiträge wird ersucht. — Die nächste Verwaltungsausschusssichung des städt. Munizipiums findet Donnerstag statt, bei welcher der neue Herr Obergespan das erste Mal präsidiren wird. — Der wohlthätige Frauenverein arrangirt am 12. d. M. (Samstag) im großen Saale des Hotel Schaff­­ház einen mit Tanzkränzchen verbundenen Theeabend, zu welchen das p. t. Publikum hiemit höflichst eingeladen wird. Entrée: 1 fl. Karten können in den Conditorein der Herr­e­n F. Kriegerlied, Kilvary und Buchhandlungen der Herren A. Maurer Megay, in den und F. Mil­d­­ner, und bei den Herren Kaufleuten E. Binder und 9. Aufricht gelöst werden. Anfang : Abends 8 Uhr. — Das Bürgerspital hat am 1. November der Frauenverein in Verwaltung übernommen. Die armen Bür­­ger übersiedelten in Folge dessen ins Armenhaus, wo sie in separate Localitäten untergebracht wurden , und sie freuen sich­­ überaus über den Wechsel der Verwaltung, da sie Alles rein und neu erhielten, die Verköstigung aber mit der vom früheren Verwalter Regen verabreichten nicht zu verglei­­chen ist. Die frühere Wirthschaft abzuschaffen war aber auch­ ­­­­ ­ Senilleten. (Nachdrug verboten.) Das Spottgediet­ von Hugo Dornberg. Es war zur Zeit des Reifra>s und des Zopfes. Zwischen den beiden kleinen benachbarten Fürstenhöfen von Neuburg und Pegnig herrschte seit Jahren eine Spannung, welche an Feindseligkeit grenzte. Hätten die beiden kleinen Potentaten im heißen Afrika und nicht im Herzen des heiligen römischen Reiches residiert, so hätte wohl längst einer von beiden den Kopf des andern als Trophäe vor seinem Balatte aufgesteckt. Selbstverständlich waren ein paar kleine schöne Damen­­hände auch Hier im Spiel. Der Fürst von Neuburg hatte einst die Prinzessin von Rothenburg geliebt und si um ihre Hand beworben. Dann Hatte er sie — die Welt erfuhr nie recht weshalb, treulos verlassen und eine andere Gemahlin erwählt, während die schöne Prinzessin Katharina den Fürsten von Pegnitz mit­­ ihrer Hand beglückte. Dieser Legiere war ein unbedeutender Mann. Katharina,­­die ebenso klug als im Sinne der Zeit ein schöner Geist war, hatte das bald erkannt und ihn, wie es in solchem Falle üblich ist, vollständig unter den Pantoffel gebracht. Während der Fürst mit Vorliebe Domino spielte und Tulpen 309, hatte die Fürstin alle Passionen einer Amazone und wett­­eiferte in dieser Beziehung mit ihrer russischen Namensschwester. Sie gründete eine Gelehrten-Gesellschaft, sie zog Maler und Dichter an ihren Hof, sie erbaute ein Theater, in dem sogar Opern und Ballett gegeben wurden und hielt ein für ihre Verhältnisse auffallend starkes Heer von Soldaten. Daß sie Das Fürstenthum regierte und ihrem Mann überhaupt alle Sorgen des Thrones abnahm, versteht sich von selbst. Ein besonderes Vergnügen machte es der stattlichen energischen Frau, ihre Soldaten selbst zu drillen, und wenn sie den Fe­­lderhut auf dem weißgepuderten Haar, auf den großen Rohr­­stod gestoßt, vor der Front stand, so zitterten die Rekruten „mehr als vor irgend einem alten Feldwebel. Ihre Soldaten bildeten übrigens für die Fürstin eine „ergiebige Einnahmequelle, denn je nach Umständen vermiethete sie dieselben an irgend eine kriegführende Macht und ließ sich die musterhaft einexerci­ten Hilfstruppen jedesmal theuer genug bezahlen. Mitten in allen diesen noblen Passionen und Vergnü­­gungen fühlte aber die schöne Frau doch immer den Stachel verschmähter Liebe im Herzen und sann heimlich auf Rache an dem Verräther. Es war deshalb eine große und freudige Botschaft für die Fürstin Katharina, als eines Abends in einer Soir 6 bei Hofe, während gerade ein Flötenkonzert vorgetragen wurde, Frau von Molwiß die Knndt von einem skandalösen Ring­­streit an dem Hofe von Neuburg überbrachte. Die Gräfin von Sod­en, welche beim Fürsten von Neu­­burg in besonderer Gunst stand, hatte plößlich ihren Bedien­­ten Namens Pfeffermann geheirate­t. Man mokirte sich erst hierüber und die Feinde der Gräfin nahmen an, daß sie mit diesem verhängnißvollen Schritt ihre Rolle am Hofe, ja über­­haupt in der vornehmen Welt ausgespielt habe. Wer beschreibt ‚aber die Ueberraschung der hochgeborenen Herren und Damen, als der Fürst von Neuburg, von dem man vor allem erwar­­tet hatte, daß er einem Jupiter gleich den Blitz auf die Vor­­rätherin schleudern werde, ihren Gatten zum Hof- und Mer­zierungsrath ernannte, und der Gräfin, nunmehrige Frau Pfeffermann den ersten Rang am Hofe vor allen anderen Damen einräumte. Das war zu viel, das war mehr, als man selbst den devotesten und submissesten Hofkreaturen bieten durfte. Im Namen Aller empörte sich die Frau Landjäger­­meisterin von Golgen und machte der Frau von Sod­en- Pfeffermann den Vorrang streitig. Es gab eine Reihe der peinlichsten Auftritte, und endlich verbot der Fürst, nicht der Frau des ehemaligen Kammerdieners, sondern der Landjäger­­meisterin den Hof. Die schöne Fürstin von Pegnitz lächelte bei der Erzäh­­lung dieser neuesten Gräuel am Neuropurger Hofe gar liebens­­würdig und mali­iös unter ihrem hohen Toupet, das durch den Puder in eine Art Gletscher verwandelt war, aus dem wunderbarer Weise ein ganzer Garten von Blumen hervor­­spießte. Und während sie sich bisher mit ihrem großen mit Straußenfedern beseßten Fächer Kühlung zugewadelt hatte, schloß sie denselben plöglich mit einer energischen Bewegung und traf damit den in ihrer Nähe stehenden deutschen Ordens­­ritter Berthold von Klaufeld auf die Schulter. „Nun, edler Ritter,“ sprach die Fürstin, die schmalen Lippen boshaft kräuselnd, „hier ist eine Gelegenheit für Sie, Ihrer Devise Ehre zu machen. Drachen, gegen die Sie kämpfen könnten und Saracenen gibt es nicht mehr, aber ich meine, es müßte auch eine That sein, eines edlen Sinnes werth, einer schönen Frau Ihre Ritterdienste anzubieten. Die Land­­jägermeisterin ist eine Dame, werth, Paladine und Sänger zu begeistern. Also vorwärts, edler Ritter, vertheidigen Sie die Unschuld.“ Berthold von Klaufeld fuhr am nächsten Tage nach Neuburg und stellte sich hier­ wenige Stunden nach seiner Ankunft der Landjägermeisterin Frau von Golgen vor. Er war nach der Schilderung der Fürstin von Pegnitz auf eine fesselnde Frau gefaßt, aber was er fand, übertraf nu< seine Erwartung. Frau von Golyen war mehr als schön, sie war graziös und geistreich, sehr belesen, verführerisch und bestrickte den jungen Ordensritter vollständig. Schon nach wenigen Tagen kehrte er nach Pegniß zurüc, ausgerüstet mit allen Details, welche er­ sich beeilte, der Fürstin mitzutheilen. „Wissen Sie,“ sprach die schöne Frau, indem sie sich in ihrem duftigen Negligs aus Rosaseide und weißen Spigen nachlässig zurücklehnte, „die besten Waffen, die er heutzutage gibt, sind jene des Geistes. Wie wäre es, wenn wir ein kleines maliciöses Pamphlet verfassen würden, das die ganzen Vor­gänge am Hofe zu Neuburg getreu schildert und dieses an sich wohlschmedende Gericht mit einer pikanten Sauce von Wit, Bonmott und Malice dem Publikum vorsehen würden 2?“ „Eine sublime Idee“, rief der Ordensritter, , Durdje lauscht, da Sie mich hiezu ermuntern, woill ich Ihnen ein Geständniß machen, das ich schon lange auf dem Herzen ave.“ „Also ?" fragte die Fürstin, indem sie sich verneigte und Herrn von Klaufeld mit ihren lebhaften Augen ankligte. „Ich bin Dichter, Durchlaucht." „Bravo,“ rief die Fürstin, indem sie ihm die schöne kleine Hand hinstrebte. „Da sind wir ja Genossen in Apollo, denn ich habe bereits mehr als einmal Reime verbrochen.“ „Durchlaucht, es wäre marmant," fuhr Herr von Klau­­feld fort, indem er die Hand der Fürstin küßte, „wenn wir uns zu diesem Zweck alliiren und zusammen ein wohlgepfeffer­­­tes Spottgedicht verfassen würden.“­­ : „Ja, ja," rief die Fürstin: „Sie haben Recht. Endlich einmal etwas Neues, eine kleine Aufregung, etwas, worüber man sich wirklich amüsiren kann.“ (Schluß folgt.) ;

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