Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 8. (1966)

1966 / 1-2. szám - Chronica - Kozocsa Sándor: Die Geschichte der kritischen Editionen in Ungarn

Chronica der Ányos-Monographie (1910), letztere inspirierte zu einer ausgezeichneten Verseghy- Biographie (1903). Als weitere kritische Ausgaben dieser bedeutenden Reihe der Akade­mie sind noch zu erwähnen: Földi János költeményei (Die Werke János Földis, 1910), herausgegeben von Lajos Mixich und Szentjóhi Szabó László Költeményei (Die Werke László Szentjóbi Szabós, 1911), herausgegeben von Rezső Gálos. Ein halbes Jahrhundert später erschienen als vorletzter Band der Reihe Berzsenyi Daniel összes Költői Művei (Sämtliche Poetische Werke Daniel Berzsenyis, 1936), herausgegeben von Oszkár Merényi (dem ersten Kodifikator der Geschichte ungarischer Editionen). Der Verlag Genius brachte in der Reihe Nagy Írók — Nagy Írások (Große Schrift­steller — Groß Schriften) die kritischen Ausgaben zweier großer ungarischer Dichter heraus: Csokonai összes Művei (Sämtliche Werke Csokonais, 1922 in 5 Bänden), zusam­mengestellt von István Harsányi und József Gulyás; Balassa Bálint Minden Munkái (Sämtliche Werke Bálint Balassas, 1923 in 2 Bänden), herausgegeben von Lajos Dézsi. Erstere kann nicht ohne Einschränkung als kritische Ausgabe bezeichnet werden, da die sehr knappen Anmerkungen und die Varianten nur als Fußnoten auf den jeweiligen Seiten erscheinen (und selbst das nicht in jedem Falle), Dézsi dagegen erschließt mit peinlichster Genauigkeit und mit einem streng kritischen Apparat die gesamte Balassi-Literatur. Dafür gab es in unserer Literatur bis dahin kaum ein Beispiel. In der Reihe Magyar Iro­dalmi Ritkaságok (Raritäten der Ungarischen Literatur), die László Vajthó unter der Mit­wirkung von Schülern herausgab, erschienen 1933 (im 25. Band) unter der Betreuung bzw. Anleitung Béla Sziras als gemeinsame Arbeit der Schüler des Realgymnasiums des I. Budapester Bezirks Barcsai Ábrahám Költeményei (Die Dichtungen Ábrahám Barcsais), des namhaften Dichters aus der Dichtergruppe der Wiener Gardisten, als Ausgabe mit kritischem Charakter. Die kritischen und literaturgeschichtlichen Anmerkungen, die den Gedichten jeweils beigefügt wurden und die sich auch auf die damals greifbaren Textva­rianten erstrecken, lassen den Experiment-Charakter des Anfangs nicht spüren, sondern zeugen von umsichtiger Sorgfalt. Obwohl die Jugendlichen im Vorwort bescheiden erklä­ren: ». . . unsere Ausgabe erhebt nicht den Anspruch, eine kritische zu sein«, können wir sie zweifellos unter die behandelten Werke einreihen. »Nach dem zweiten Weltkrieg wurden wir Zeugen der Neugeburt der Philologie und damit eines erneuten Aufschwungs der Literatur der kritischen Ausgaben in ganz Europa« (Károly Horváth). 1948 erschienen unter der Betreuung von Béla Varjas als erster Band der Reihe A Magyar Nemzeti Múzeum Oszágos Széchényi Könyvtárának for­ráskiadványa (Quellenausgabe der Széchényi-Landesbibliothek des Ungarischen Natio­nalmuseums) Petőfi Sándor összes Költeményei (Sándor Petőfis Sämtliche Werke, I. Band: 1838 — 44). Mit diesem Band, der im wesentlichen die Möglichkeiten einer kritischen Aus­gabe erschöpft, begann ein so reicher Strom der kritischen Editionen, daß selbst in der internationalen Literatur kein Vergleich dazu zu finden ist. Das Vorwort zu den Anmer­kungen verspricht, daß der Herausgeber »bemüht ist, möglichst den authentischen Text zu geben«, im großen und ganzen »bemüht« er sich auch, dieses Versprechen zu halten. Die Ausgabe hat jedoch einen großen Fehler, sie vernachlässigt über den Textvarianten die äußere und innere Geschichte der einzelnen Dichtungen, indem sie sie ziemlich wort­karg behandelt, so vermissen wir unter anderem vollkommen die Anführung der Über­setzungen der einzelnen Werke. Kaum drei Jahre später erschienen im Akademie-Verlag (dem Verlag aller weiteren hier noch zu behandelnden Editionen) Petőfi Sándor összes Művei (Sándor Petőfis Sämt­liche Werke) in einer kritischen Ausgaben-Reihe (1 — 3; 1951; 4: 1952; 5 — 6: 1956; 7: 1964), herausgegeben von Béla Varjas unter der Mitarbeit von József Kiss und Vilma Varjas- Nyilassy (den 5 — 7. Band haben letztere bereits selbständig redigiert). Bei der Heraus­gabe des 1 — 3. Bandes der Werke Petőfis verwendete man die gleichen Methoden und Acta. LUteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 8, 1966

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