Antaeus - Communicationes ex Instituto Archaeologico Academiae Scientiarum Hungaricae 19-20. (A Magyar Tudományos Akadémia Régészeti Intézetének közleményei, 1990-1991)

Part I: Papers delivered at the Conference "Continuity and Discontinuity", held in conjunction with the thirtieth anniversary of the foundation of the Archaeological Institute, Budapest, January 19–20, 1989 - T. Vida: Chronologie und Verbreitung einiger awarenzeitlicher Keramiktypen

Es ist zu bemerken, daß die Krüge des zweiten Typus in der Gegend von Theiß und Maros erscheinen. Es wurde nie in Frage gestellt, daß sie aus dem 7. Jh. stammen. Ein Krug aus Nyíregyháza ist durch eine Goldmünze des Mauritius Tibe­­rios (538—601) datiert.6 Es ist eine wichtige Tatsache, daß bisher noch kein ein­ziges Stück mit Gußbronzemünzen gefunden worden ist. Innerhalb des Keramik­materials aus der Mitte des 7. Jhs. ist keine wesentliche Veränderung der Formen zu konstatieren, höchstens daß die Gefäße etwas bauchiger geworden sind. Die Kontinuität dieser Typen ist bis zum Ende des 7. Jhs. zu beobachten, d.h. bis zur mittleren Awarenzeit.7 Unbeachtet geblieben ist bis jetzt ein in der Mitte bauchiger Gefäßtypus mit kürzerem Rand, nur sehr mäßig trichterförmigem Aspekt; der äußereste Rand ist kaum merklich zurückgebogen. Vereinzelt begegnet man diesem Typus in Ost­ungarn, in Südungarn und sogar in Westungarn. Im Fall der handgeformten, ver­hältnismäßig großen Gefäßte mit breitem Mund kommt wahrscheinlich ein ost­europäischer Einfluß zur Geltung, dessem Präsenz in der frühawarischen Keramik schon früher vermutet wurde.8 Stücke, die man mit den Traditionen der Pen­­kovka-Kultur in Verbindung bringen kann, sind aus Tiszavasvári,9 Verbász10 und Oroszlány11 bekannt. Typologisch gesehen widerspricht der Wahrscheinlichkeit dieser Beziehung allerdings der leicht zurückgebogene Rand der Gefäße aus dem Karpatenbecken, dies ließe sich jedoch auch als örtliche Entwicklung interprätie­­ren. Die Frage muß unbedingt noch weiter untersucht werden. Der Menge und vielleicht auch der Bedeutung nach sind die Gefäße mit Buckeln, eingezwicktem Rand und viereckigem Mund'12 ebenso wichtig wie die sonstigen Typen. Aus dem 7. Jh. ist kaum ein Gräberfeld bekannt, in dem sie nicht vorhanden wären; auch muß es auffallen, daß diese drei Typen meist gemeinsam vorgekommen sind. Innerhalb des frühawarischen Siedlungsgebiets fehlen sie nur östlich der Theiß und in Südpannonien. Auf ihre Analogien in Innerasien und Südsibirien wurde bereits früher aufmerksam gemacht,13 neuerdings sind in Dschety-Assar (Mittelasien) vortreffliche, zeitlich den Funden aus dem Karpaten­becken vorangehende Parallelen geborgen worden.14 Beachtenswert ist die Tat­sache, daß ähnliche Stücke in der osteuropäischen Steppe noch nicht geborgen worden sind. Mit Hilfe entsprechender Fundkomplexe aus der osteuropäischen Steppe konnte auch die Chronologie dieser Gefäße im Karpatenbecken erstellt werden. Es wurde klar, daß die frühere Datierung — 7. Jh. — richtig war.15 Eben­so erwies es sich — und daraus ergeben sich weitere Fragen —, daß diese Gefäße nicht nur mit frühawarischen, sondern auch mit mittelawarischen Funden zusam­men in Erscheinung treten.16 Es gilt also festzustellen ob man es mit einer länger überlebenden frühawarischen Tradition zu tum hat, oder aber ob ein Teil der ein­wandernden mittelawarischen Bevölkerung die Kenntnis dieser besonderen For­men mit sich gebracht hatte. Von den sonstigen handgeformten Typen sind die Gefäße mit gezacktem oder eingedrücktem Rand zu erwähnen, die eine Verwandschaft mit Osteuropa nahelegen. An sich eignen sie sich nicht zur Zeitbestimmung, da sie in Zeit und Raum die ganze Awarenzeit hindurch allgemein verbreitet waren.17 Ähnliche Schwierigkeiten kommen in Zusammenhang mit dem Prager Typus auf, dessen Ausstehen im Inneren des Awarenreichs die slowakische Forschung schon früher konstatiert hat. Eine gründliche Untersuchung durch die man entscheiden könnte, ob diese Gefäße über die bloße Ähnlichkeit in der Form hinaus auch andere, tech­nologisch und sodann kulturell auswertbare gemeinsame Züge aufweisen, steht heute noch aus.18

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