Der Spiegel, 1829. július-december (1. évfolyam, 52-104. szám)

1829-09-19 / 75. szám

fam an, liebe Schwester. Ich habe dir schon früher einmal erzählt, daß Meta sehr jung mit dem Grafen Karli vermählt ward. Sie be­kam einen Sohn; aber kindisch und leichtsinnig, wie sie war, spielte sie mit ihm an dem tiefen See ihres Schloßzartens — das Kind ent­glitt ihren Armen und war rettungslos verloren. Der Graf wüthete, er konnte ihren Anblik nicht ertragen, verließ seine Güter, und stürzte sich in das Gewühl der Welt. So lernte ich ihn kennen, interessirte mich für ihn, und zwang ihn, auf welche Art weißt du, das Geständ­­niß ab: ich sei ihm nicht glcichgiltig^, doch zu gleicher Zeit war er, von Pflichtgefühl getrieben, entflohen. Ich eilte ihm nach.— doch vergebens. Da beriefst du mich an deinen Hof, zeigtest mir deinen täglich schwächer werdenden Gemahl, sprachst von deiner kinderlosen Ehe, den Ansprüchen des Fürsten Joseph auf den Thron, von mir selbst, als seiner Grmahlin und einstigen Königin. Mit dem Erwa­chen meines Ehrgeizes schwand meine Liebe zu Alexis; der Prinz schien mir leicht zu erobern; da stellt sich mir die Gräfin zum zweitenmal in den Weg. Aber sie wird mich nicht lange verdunkeln; gestern er­fuhr ich zufällig, was mich noch vor wenig Wochen sehr beglükt ha­ben würde, nämlich, daß Graf Alexis auf sein Schloß zurükgekehrt sei. Man muß diese Nachricht seiner Gemahlin beizubringen und sie zu bestimmen suchen, den Zürnenden dort zu überraschen und durch ihre tiefe Reue zu versöhnen.""'— „Herrlich ansgedacht!" rief die Köni­gin aus. „Ich selbst will die Frau von Werla, Meta's Mutter, bearbeiten; Klugheit, List und Macht stehen mit uns im Bund, unmöglich kann der kühne Plan mißlingen!" 6. Ohne von feiner Schwermuth geheilt zu fein, kehrte, nach zwei durchschwärmten Jahren, der Graf von Karli auf sein Schloß zurük. In der geheimsten Tiefe seines Herzens barg sich der Wunsch, feine Gemahlin, die er jezt mehr bedauerte, als haßte, hier wiederzufin­den; allein er fand sich getäuscht, denn der alte Kastellan meldete ihm: die Gräfin habe ihrer wankenden Gesundheit wegen einen Auf­enthalt verlassen müssen, der ihr täglich neue peinigende Erinnerun­gen erwekt habe. In menschenfeindlicher Abgeschiedenheit verlebte der Graf einen langen, kalten Winter; endlich verschwand diese trübe Jahreszeit, der Frühling wandelte die Erbe zum Paradies, alles jauchzte ihm entgegen — nur Alexis blieb kalt und düster. Eines Tages faß er in der einsamsten Laube seines Gartens, da trat ploz­­lich eine Zigeunerin vor ihn hin und sagte: „Ei, ei, schöner Herr, jung, reich, vornehm — und doch so traurig? Gebt mir 'mal Eure

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