Der Spiegel, 1829. július-december (1. évfolyam, 52-104. szám)

1829-10-10 / 81. szám

selbe anzutragen, und erfahren müssen, daß sie unglüklicher Weise schon in feinen unmittelbaren Vorfahrer znm Sterben verliebt sei. Jezt nach des Fünften Hintritt wiederholte er seine Vewevbung, ward angenommen, und Alice wurde sein Weid. Nachdem sie sechs Mona­te, wie es schien, auf das Beste mit einander gelebt, wurde Master Shard eines Morgens, ohne vorgängiges Uebelbesinden, todt in seinem Bette gefunden. Dies ist sehr auffallend, wird der Leser denken , Miß Alicens Nachbarn dachten aber nicht so; denn alle ihre Männer wa­ren , seltsamer Weise, unter denselben Umständen gestorben. Gar verschiedener Argwohn regte sich und ward mit jedem neuen Todesfall allgemeiner, stärker, dauernder. „Fürwahr !" meinten die Gemäßig­ter» , je nachdem ihre Grundsäze von der Ehe lauteten, „Miß Alice ist die unglüklichste — die glüklichste Frau." Andere schienen mit pfiffiger Miene ihr gut Theil zu denken und begnügten sich mit der Bemerkung: „in der That höchst wundersam!" Aber vorher wie nach­her war Miß Alices Benehmen untadelhaft, ja lobenswürdig; ste war fromm, mildthätig, eine freundliche Nachbarin, gütige Freundin, erfüllte ihre öffentlichen und häuslichen Lebenspflichten so musterhaft, daß selbst diejenigen, welche sie insgemein ihres Reichthums, ihrer Schönheit, vielleicht ihres Glük's wegen beneideten, ihr öffentlich nichts Uebles nachzureden wagten. Die sechsmalige Wiederholung des­selben räthselhaften Falls aber löste endlich die Zungen, oder vielleicht sprach sich der Argwohn nur darum freier aus, weil Master Shard ein Mann von großem Einfluß in Altlondon war, seine Verwandtschaft hoch in den Augen der Leute stand, und er einen Vetter hatte, der zur Zeit seines Todes Sheriff war und bei dem „Fett des Kapauns" schwur, der Sache sogleich auf die Spur zu kommen. Wirklich er­schien er auch am nächsten Morgen mit seinen Schergen vor Miß Ali­ces Thür, und die ganze Nachbarschaft sprach ihr „ Schuldig " wider sie. Jezt sah sich der lang genährte Verdacht von der Staatsgewalt gerechtfertigt, jezt war ihre Frömmigkeit Heuchelei, ihre Mildthätig­­keit Prahlerei; ihre Güte und Wohlthätigkeit ward selbst von denen, welchen sie wohlgethan, mißdeutet, und sie auf gut englisch als Mör­derin verschrieen. Während dies außer Miß Alices Hause vorging, fand eine andere Szene im Innern statt. Der Sheriff ward einge­lassen und ihm auf dem Fuße folgte em Heer befugter und unbefugter Gäste. Die Wittwe saß neben dem Bett ihres verstorbenen Mannes, und schien eine Untersuchung nicht zu fürchten, sondern sehnlichst zu wünschen. Der Leichnam ward auf s genaueste beaugenscheinigt, aber nicht das mindeste Zeichen von Gewaltthat entdckt. keine Spur von Dolch odcr Gift; alles war und blieb ebenso unverdächtig als räth-

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