Der Spiegel, 1831. január-június (3. évfolyam, 1-52. szám)

1831-04-20 / 32. szám

Kaffe in der schattigsten Laube. Und — o himmlischer Gedanke! — wenn die Dämmerung ihre Nebelschleier über daS Dörfchen breitet, und so der Liebe süße Geheimnisse schüzt, schleich' ich längs dem Weidenbach durch thauige Wiesen bis zur einsamen Linde vor'm Schloßhof, wo der Gräfin Kammermädchen, Caroline, in liebender Sehnsucht meiner harret verabredetermaßen. £> Caroline! meine liebe, theure Caroline! wie sehn' ich mich von Algebra und Meta­physik hin in deine freudenbringende Nähe. Gewiß denkst auch du meiner mit so wehmütiger Stimmung, schwelgst in der Erinnerung an die vergangenen Stunden, schmähst im gerechten Zorn auf Exa­men, das dir den Freund, den liebenden, raubt, und harrst voll Un­geduld der Stunde des Wiedersehens. Lansam und ernsten Schrittes war die verhängmßvolle Zeit vorübergegangen, einen Rheumatismus halt' ich ausgeschwizt drau­ßen auf dem Armensünderstuhl vor dem Tischlein des Rektors, alles» alles war glüklich überstanden, — und ich lag seligfroh an Caroli­nens hochklopfendem Busen? Nein! nein! nein! Ich saß daheim in der dunklen, unfreundlichen Stube, und hätte vor Aerger und Zorn auf diese oder jene Art umkommen mögen» denn der Regen strömte nieder in vollen Güssen, als wär' es abgesehen, das arme Städt­chen zu verschwemmen, und kein Brief, silbernen Inhaltes, war noch erschienen. O Caroline! seufzt' ich, wie viel magst du um mich lei­den. Gewiß, dein Herz, das weiche, das liebende, vergeht in Sehn­sucht, mit dem Seufzer: O Carl! verlischt dein kostbares Leben, und wenn ich wieder komme, wird man mir den Hügel zeigen, wo das Mädchen schläft, dessey Herz in Liebe gebrochen. O ihr golde­nen Träume von Liebe und Doppelbier, von Kaffe und Havannah- Knafter, so seid ihr verflogen! Mich ergreift das Gefühl mensch­licher Nichtigkeit, kschal- und gehaltlos kam mir das Leben vor, und ich verlegte mich auf philosophische Entsagung. Eben wollte ich Ciceronis questiones Tusculanae aufschlagen, da klopfte eS an die Thür. »Der Briefbote," dachte ich, und vergaß in dem Augen­­blik Philosophie und Entsagung, aber mein Gesicht zog sich gewal­tig in die Länge und Schiefe, als statt ihm nur Herr Ellern, mein Nachbar vis á vis, eintrat. Obwohl wir Kollegen waren, so lebten wir doch nicht in besonderer kollegialischer Freundschaft. Mein Gruß war sehr frostig, denn der von Pomaden und Wässern duftende Stuzer mit seiner Zudringlichkeit war mir stets ein Gegenstand des Gräuels, und jezt um so mehr, da ich mich durch ihn in meiner Erwartung so unangenehm getäuscht fand.

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