Der Spiegel, 1839. január-június (12. évfolyam, 1-52. szám)

1839-01-02 / 1. szám

3 Der spanische Henker. (Episode aus dem französisch-spanischen Kriege.) Eben schlug die Uhr des Schlosses Menda die Mitternachtsftunde. Ein junger, französischer Offizier lehnte auf der brusthohen Mauer, welche die Gac­­tenterrasse einfaßte. Er schien Betrachtungen hingegeben, die ernsterer Natur waren, als sie die sorgenlose Heiterkeit des Soldatenlebens gewöhnlich mit sich führt. Es war eine jener herrlichen Nächte Spanien's, wo der Horizont ganz rein und wolkenlos ist; die Sterne glänzten und die bleichen Strahlen des Mon­des verbreiteten ein sanftes Licht über das reiche, romantische Thal, in dem, hundert Schritte unter ihm, die freundliche Stadt Menda gelegen war. DaS Schloß war auf dem Gipfel eines Felsens erbaut, der von den Wogen des atlan­tischen Meeres bespült wurde. Die Stille dieser Szene kontrastirte scharf mit der lärmenden Fröhlichkeit, die das Innere des Schlosses belebte. Zahlreiche Lichter warfen ihre Strahlen durch die geöffneten Fenster; der Lärm des Tages und der Musik und einer zahlreichen fröhlichen Gesellschaft, vermengte sich mit dem Murmelm der Wogen, die an das sandige Ufer anschlugen. Die Kühle der Nacht, welche einer drüken­­den Tageshize gefolgt war, die lieblichen Wohlgerüche, die ringsum von Blu­men und Gesträuchen ausgehaucht wurden, hatten den jungen Mann eingeladen, die rauschenden Vergnügungen zu verlassen und sich in der erquikenden frischen Luft von den Beschwerden seiner militärischen Pflichten zu erholen. Das Schloß gehörte einem spanischen Granden ersten Ranges. Der Mar­quis von Leyanes hielt sich hier mit seiner Familie auf, die aus seiner Frau, drei Söhnen und zwei Töchtern bestand. Die ältere der beiden Mädchen war von außergewöhnlicher Schönheit» und während des ganzen Abends hatte ihr der Offizier seine Bewunderung gezollt. Die schöne Spanierin war nicht unem­pfindlich bei dem Eindruke, den ihre Reize auf das Herz des jungen Militärs gemacht zu haben schienen; aber so oft sie mit ihm sprach, mischte sich in ihre Worte, in ihre Blike eine Art Mitleid und Vesorgniß; und vielleicht war eS der eigenthümliche Eindruk, den dieses Benehmen auf ihn äußern mußte, der ihn veranlaßte, sich aus der Gesellschaft zurükzuziehen, um sich seinen Gedan­ken mit Muße hinzugeben. Obschon die Familie deS Marquis fünf Kinder zählte, so ließ sich bei sei­nem großen Reichlhum nichtsdestoweniger schließen, daß Clara einst mit einer rei­chen Mitgift ausgestattet werden würde, und Viktor Marchand, der Sohn eines unbedeutenden Bürgers von Paris, durfte in keinem Falle an einer der edelsten und stolzesten Familien Spanien's,denken. Die Franzosen waren nicht geliebt, und General ®**t**c, Kommandant der Provinz, hatte allen Grund zu vermuthen, daß der Marquis einen Auf­stand zu Gunsten Ferdinand's VII. zu erregen suchte. In Folge dieses Verdach­tes hatte er eine ziemlich starke Garnison, unter dem Kommando Victors's, nach Menda gelegt, um die Stadt und die umliegenden Gegenden, die dem Marquis mit blindem Gehorsam unterworfen waren, im Zaum zu halten. Man wußte, daß dieser Edelmann eine lebhafte Korrespondenz mit dem Kabineté zu London

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