Der Spiegel, 1840. január-június (13. évfolyam, 1-52. szám)

1840-06-03 / 45. szám

jeher abgehalteir, unsen blutige Kunst zu handhaben." — „Wohl mehr, mein ver­ehrter Wirth," fiel ihm Wilhelm in das Wort, „hat Sie Ihr menschliche- Gefühl davon ahgehalten, so viel ich bei unserer jungen Bekanntschaft gemerkt habe; denn es muß gräßlich sein, selbst nach gefälltem Rechtsspruche einem wehrlosen, gefesselten Menschen, wenn auch Verbrecher, mit kaltem Blute daS Leben nehmen zu müssen. Doch bitte ich, mir den lezten Gebrauch des ominösen Schwertes zu erzählen, das so sehr meine Aufmerksamkeit, ich gestehe es Ihnen, in Anspruch genommen hat." — „Junger Mann,“ erwiderte der biedere Haus­wirt!) , „Sie, der Sie sich erst kürzlich dem Kreise der Musen entzogen und dem Schwerte zugewendet haben, fällen mit diesen Worten ein hartes Urtheil über meine Standesgenossen. Bedenken Sie, diese bisher beinahe den Parias zu ver­gleichende Kaste, die nur das geheime Grauen, welches ihr blutiges Handwerk fast einem Jeglichen, in Verbindung mit einem geheimnißvollen Rechtsgefühl, un­antastbar machte, und welche sich immer vom Vater zum Sohn vererbte; beden­ken Sie, daß dem Erben dieses grausen Geschäftes der fallende Kopf deS Ver­brechers allein nach den bisherigen Sitten sein bürgerliches Recht sicherte, und ihn zum Mitglied der menschlichen Gesellschaft erhob, von der er vorher ausge­stoßen war; bedenken Sie dieses, so werden Sie mir zugebcn, daß nicht Rohheit und Mordlust dem Nachrichter das Schwert in die Hand gibt, eben so wenig wie Ihnen, dem Musensohn, den nur Liebe zum Vaterlande zum blutigen Hand­werke des Krieges zu werben vermochte. Auch in der Brust deS Nachrichters schlägt oft ein fühlendes Herz. — Doch nun zur Geschichte des Schwertes." „Im Jahre 1710 war mein Urgroßvater Vesizer meines jezigen Eigen­­thums und berühmt iss der Ausübung seiner blutigen Kunst. Eines Abends, als die Nacht ihre dunklen gittige schon über die schöne Gegend breitete, saß der kräftige Mann noch spät auf der Bank vor der Thür seines Hauses, während seine Leute bereits in den Armen des Schlummers befangen waren, und freute sich seines Daseins. Auf einmal sah ec durch die Hohle, welche jezt durch die schone Chaussee verdrängt ist, einen vierspännigen, ganz verschlossenen Kutsch­wagen der damaligen Art langsam seinem Hause wie ein düsterer Schatten sich zuwinden, und kaum, daß er seinem Erstaunen Raum gegeben hatte, wendete der näher gekommene Wagen hier auf dem freien Plaze, und der unkenntliche Kutscher parirte vom Boke aus das mit dunklen Tüchern, wie bei einem Lei­chenzuge , bedekte Viergespann dicht vor dem Erstaunten. Bevor noch der Er­­schrokene sich fassen konnte, öffnete sich der alterthümliche Kutschenschlag, und vier verhüllte Gestalten sprangen heraus und umringten ihn- Nachdem er die Frage, ob er der Scharfrichter des Ortes, bejaht hatte, drängten sie sich mit ihm in das untere Zimmer deS Hauses und verschlossen die Thür, ihn zugleich bedrohend, daß es ihm sein Leben koste, im Fall er den geringsten Versuch mache, Lärm zu erheben. Endlich ermannte sich der Bestürzte und fragte nach der Ur­sache des sonderbaren Benehmens; denn der Gedanke, daß nicht Räuber in einer vierspännigen Kutsche ihn, den Scharfrichter, heimsuchen würden, stählte seinen Muth." — „Ihr seid," ward ihm zur Antwort, „so berühmt in Eurer Kunst, daß wir Euch ausgesucht haben, um eine Probe davon zu sehen. Hier dieser volle Beutel verspricht Euch einen größer» Lohn, wenn Ihr die Prüfung vollkommen bestanden haben werdet." Bei diesen Worten erklang eine gehäkelte Börse, die bei iero schwachen Schein der im Zimmer niedergehxannten Lampe durch die Maschen m

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