Der Spiegel, 1840. július-december (13. évfolyam, 53-105. szám)

1840-09-12 / 74. szám

Schiff wird wieder frei oder zusammengequetscht wie nasses Papier. Und wie ging es in so langer grauser Haft der Mannschaft des WallsischfahrerS, oder der Nordpolerpedition? Sie machte alle Schiffsluken zu, kalfaterte alle Rften, schloß sich bermetisch in das zur Gruft gewordene Schiff ein und harrte, die Hände im Schoße, mit der Ruhe der Verzweiflung, was Gott beschloß. Offiziere und Matrosen sehen sich mit verstörtem Auge an und bliken schweigend gen Him­mel und zu den Eismauern hinan. Wie viel Grad Kälte? Sie wissen es nicht, denn das Thermometer steht still, das Oueksilber ist gefroren — welche Lage! Aber was Sturm und Kälte nicht vermochten, der Eisbär wagt es; er kommt nicht allein, sondern haufenweise und hüpft und springt auf dem verödeten Ver­déké auf und ab; er zerrt an den Schiffsluken, kaut am Takelwerke; er reißt an den Brettern, an den Masten und verschafft so einem noch grimmigeren Fein­de, der Kälte, den Zugang ins Innere des Schiffes. Jezt sammelt sich die Mannschaft in der Batterie und geht den Bestien mit Säbeln und Veilen. Keu­len , Flinten und Pistolen zu Leibe. Die Matrosen athmeten einmal wieder fri­sche Luft ein; aber sie ist kalt, schneidend — eine Stükpforte gab den Tazen des Eisbären nach, sie that sich auf: ein Lanzenstich fährt dem Ungethüm in den Leib, eine Kugel in den Rachen — er taumelt auf das Eis, sein Röcheln ruft den Rächer zu erneutem Angriff Schon ist er da! Er stürmt blutgierig die Bresche, umkrallt mit der Taze bas Eisen, welches ihn durchbohren will, er­greift den Arm des Matrosen. Jezt denkt kein Mensch mehr an die eindringen­de Kälte, es geht drauf und dran: eine Stunde währt der Kampf, bis die Männer zerrissen oder erfroren zu Boden sinken — der Sieger Beute. Die Eingebornen der Polargegenden sind wie die Außenwelt, geistig und leiblich nur mißlungene Versuche zu der Schöpfung Meisterstük, dem Menschen; gefühllos und stumpfsinnig leben sie ein Leben, das kein Leben ist Aber auf der Eisbärenjagd wird aus dem schwachen, scheuen Eingebornen plözlich ein kühner Held. Der Bewohner von Spizbergen wartet nicht, bis das Ungethüm seine friedliche Hütte berennt; ec geht ihm entgegen. Seine Schuzwaffe besteht in ei­ner vor dem Bauche festgeschnürten Holzscheibe, in welcher scharfe eiserne Spizen befestigt sind. So steht er dem Feinde, wenn derselbe von langer Eissahrt ans Land steigt, in verwegener, aber günstiger Position. Geht der Eisbär auf allen Vteren, so dukt sich der Jäger und erhebt sich, sobald die Bestie zum Ringkam­pfe Miene macht: mit raschem Sprunge stürzt sich der Spizbergener auf den Eis­bären, umklammert ihn und treibt ihm jene scharfen, am Bauche befestigten Spi­­zen in dte Weichen. Springt der Jäger fehl, gelingt es ihm nicht, sich festzu­klammern und den Kopf dem Bären unter dem Rachen auf die Kehle zu pressen und ("v zu schüzen, so ist es um ihn geschehen. Schon mehrfach ward die Frage aufgeworfen, weshalb Island so selten von Eisbären heimgesucht würde, da doch die übrigen Polarinseln, besonders zur Winterszeit, so große Noth mit ihnen hätten? Das Räthsel erklärt sich viel­leicht ganz einfach: Island ist ein Vulkan Das Haupt des Hekla, welches in die Wolken ewxorragl, ist mit ewigem Eise bedekt, während aus deS Kyklopen Munde von Zeit zu Zeit Feuersäulen steigen und Lavaströme das Eis, das seit den Schöpfungstagen hier schlief, in Wasser verwandeln. Die Insel schwankt auf dem vulkanischen Grunde, Schneemaffen fahren, wie von Zauberhand ge­streut, thurmhoch herab, der Ozean weicht und kehrt in wildem Brausen; die

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