Der Spiegel, 1842. július-december (15. évfolyam, 55-105. szám)

1842-07-09 / 55. szám

436 DER SPIEGEL L84S Schulprüfung oder vor Gericht? Schon zum zweiten Male regalirt man meine kleine arme Schwester mit tiefer unverschämtesten aller Fragen. Und warum willst du es wissen?"— „Warum ich eS wissen will? O, das will ich dir recht gerne sagen. Sie hatte eine so zarte, jugendliche Gestalt, so fromme Augen, etwas so mädchenhaft Kindliches in ihrer Haltung, daß ich gewiß sein wollte, ob ich mich nicht geirrt." — „Wie kannst du aber wissen, ob sic dich nicht damals belogen hat und ob sie nicht älter ist?" — „Nein, das war die Wahrheit, das habe ich am Ton ihrer Stimme gehört, und überhaupt kann ich nicht begreifen, warum Jemand sein Alter verbergen will." — „Das kann man nie begreifen, so lang man jung ist." — „Nein, auch später sollte man es nicht thun. Erstens ist es ganz vergeblich, denn man mag sein, wo man will in der civilisirten Welt, überall sind Menschen, die bis auf den Tag der Geburt unser Alter erforscht haben; überall gibt es Leute, die nichts Besseres zu thun haben, und dann finde ich es rühmlich, in reifem Alter noch schön und liebenswürdig zu sein; es ist mir ein Beweis einer großen Geistes­frische, oder einer herrlichen Gesundheit."— „Keines von beiden," sagte Angiolina, „son­dern nur eines großen Phlegmas; leidenschaftliche Menschen altern früh, auch tiefsühlende, denn da gräbt jeder Schmerz eine Falte auf die Stirne und eine Wunde in's Herz. (Fortsezung folgt.) Die Sonne en masque. ( 8. Juli JSt2-) Frau Sonne ist, wie jede Frau, Aus Eitelkeit bescheiden, Sie trägt ihr Antliz frei zur Schau, Läßt jeden dran sich weiden. Und wagts ein Stuzcrlein zuinal, Mit ihr zu kokettiren, Da schießt sie los nur einen Strahl Und thut den Fant veriren. — Und weil sie, ewig schön und jung, Gar viele sezt in Feuer, Verscheucht ihr stolzer Flammenschwung Die unberufnen Freier. Doch machtS ihr Spaß, daß Jung und Alt Nach ihrer Schönheit spähen; Drum hüllt sie ihre Glutgestalt In Masque — und laßt sich sehen. — Sie hängt den Mond vor das Gesicht Und läßt sich fein begaffen, Denn Mondessilber blendet nicht Verliebte, junge Laffen. — Doch als ergrautes, schönstes Weib, In Männergunst erfahren, Macht sie den Spaß zum Zeitvertreib Nicht oft in hundert Jahren. Philipp Weil. Portfolio der Neuigkeiten und Ansichten. Deutsche in Ungern. Von Csaplovics. (Beschluß von Nr. 44.) Die Zipfer lieben ihr Vaterland so sehr, daß sie es nicht gerne verlassen, und entfernen sie sich auch, so kehren sie meist zurük. Daher das Sprichwort: „Wer einmal aus der Po­­per (Fluß Poprail) getrunken, der kommt zu­rük , wäre er auch am äußersten Ende der Welt."—Sie sind sehr arbeitsam, fleißig und friedfertig; aber Eigennuz bringt sie doch auch zum Unfrieden wie jedes andere Volk. Wegen Maaren - Niederlagsgerechtigkeit kam eS zwischen den Käsmarkcrn und Leutfchauern im XVI. Jahrhundert sogar zu blutigen Ge­fechten, ja zu förmlichen Kriegen. — Der ge­meine Mann hat eine starke Neigung zum Aberglauben. Es ist sehr aufgelegt, die Wohl­habenheit des Nachbars, nicht der Arbeitsam­keit , sondern einem bösen Geist, den man IIuschwei (Kobold) nennt, zuzuschreiben, der in feuriger Gestalt dem Hausvater das Geld zunl Schornstein herein zuschleppt. —■ Auch Heren sind noch häufig unter den Zipfern, und treiben ihren Spuk besonders an Lucia-, Katharina- und Andreastagen, am alten rmd neuen Christabend, nebst den 13 Nächten nach Weihnachten. — Allgemein ist der Glaube auch an die Gespenster, an Erscheinungen der Todten, und an Geister, die vergrabeneScha­­ze bewachen. — Man erinnert sich noch im­mer an einen gewissen Gasparek, der einst in Lüblpn Kaufmann war, und zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts begraben, aber als Hc­­: renmeister ausgegraben und verbrannt wurde, i Seit dem soll er um Mitternacht als ein Ru- 1 morgeist in den Thälern Zipfens zu Pferde

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