Der Spiegel, 1842. július-december (15. évfolyam, 55-105. szám)

1842-11-26 / 95. szám

Der Spiegel für Kunst, Eleganz und Mode. -------«©!»------­Fünfzehnter Jahrgang. Redakteur: Sam. Rofenthal. Verleger: Kr. Wiesen'- Wtttwe und S. Rofenthal. 95, Pesth und Ofen, Sonnabend, 26. November. 1842. Das gespenstische Gasthaus. etm man mich an einem Herbstabende, wo „unendlicher" Regen an die Fen­ster schlagt und die Winde auf eine melancholische Weise im Kamin brau­sen, um eine Gespenstergeschichte bäte, so würde ich folgende erzählen. — Die Reisenden, die nach Rußland gehen, wissen, daß früher der Weg über Memel führte, und daß man gezwungen war, jene höchst einsame und manchmal sogar gefährliche Niederung zu befahren, die man die kurische Nehrung nennt. Auf einem dünnen Sandftreifen erblikte da das Auge des Reisenden, so weit es schaute, nichts als die graue Fläche des Meeres, in den Schleier der nordischen Nebel gehüllt. Man fuhr viele Stunden lang, und man verzweifelte, jemals anzulangen. Diese Einöde machte einen Eindruk von Verstimmung und Melancholie auf's Gemüth, der sich schwer beschreiben läßt. Die ehrgeizigen Pläne, die sich int Gehirn schaukelten, die süßen oder bittern Erinnerungen, die das Herz bewahrte, die Leidenschaften, die im Blute spruvel­­ten, alles das verschwand und wich dem Nebel und dem Meere. Unsere Freude, unsere Liebe, unser Haß, unser Gedächtniß blieben zurük, und die Einöve zog in uns ein, um gänzlich von allen unfern Fähigkeiten Best; zu nehmen. Das Kreischen der Möven, daS Anprallen und Anplätschern der Wellen, der Seewinv, der kalt daher weht, werden nun Gegenstände, die unsere Aufmerksamkeit einzig stsseln, um die stch unsere Eristenz dreht. Wir lauschen einer Welle entgegen, die auf dem hellen S.mdboden herangeschlichen kommt, ihren Vorrath von Mollusken unv Seespinnen abfegt und dann an unferm Wagenrad zerschellt; eS schaudert uns, wenn einige jener glatten, durchsichtigen Linsen, die Thiere enthalten, welche wir nicht zu nennen wissen, so wenig wir ihre eigentliche Gestalt un­­terscheivrn können, von dem Rade zerquetscht werden, und wir denken nicht daran, daß unsere eigene Eristenz gefährdet ist; denn ver Wagen schneidet in den trügerischen Boden so tief ein, daß er wohl am Ende gar versinken könnte. Wer hört uns, wer sieht uns in dieser Einsamkeit? Schon mancher Reisewagen soll hier vor Zeiten in's Bodenlose gesunken sein, so erzählt uns der Postillon, und wir glauben ihm. Wenn man den Ra­­turgewaltrn völlig überlassen ist, so wird man gläubig. Das albernste Mährchen ver-

Next