Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-04-20 / 32. szám

250 per Spiegel 1844. Freund, daß Sie die Sache von dieser Seite betrachten," antwortete die Greisin ernst, „ich hatte es von Ihnen nicht anders erwartet. Aber wenn nun gerade diese Anspruchslosigkeit mich bestimmte, Ihnen offen zu bekennen, daß ich Ihre Liebe theile, ja daß ich ohne Sie nie glüklich werden könnte?" — DaS war zu viel für unfern schüchternen Freund; er sah der Gräfin ins Auge, drükte ihre Hand ans Herz und stammelte: »Nicht glüklich ohne mich? Sie lieben mich? Es ist ja nicht möglich!" — „Doch, doch, Freund! Oder glauben Sie, ich wäre ohne diese feste Ueberzeugung hier in diesem Zimmer?" — „Sie lieben mich wirklich?..." — „Seit ich Sie sah, und ehe ich Sie kennen lernte, suchte ich Sie allenthalben. Ohne Sie würde ich nie wieder an eine Verbindung gedacht, würde ich mein Leben vertrauert haben, denn Ihr Vilv schwebte mir stets vor und seit ich wieder frei war, gehöre ich Ihnen an." — „Es kann ja nicht sein und doch?" — Ja eS war so und zwischen Traum und Wachen be­gleitete er seine Herrin, seine Braut zu ihrem Hotel. ES war ihm, wie dem Armen, der auf einem Strohfake unter Sorgen einschlief und in einem Pallaste erwachte. Aber mit dem Glüke kam ihm der Muth und, waS mehr sagen will, der feste Vorsaz, sich dieser wunderbaren Um­gestaltung seiner Stellung würdig zu beweisen. So entwikelte er denn im Umgänge mit der Gräfin sein ganzes reiches Herz, das von Liebe und Dankbarkeit überströmte. ■— „Sie muß mir wirklich recht von Herzen gut sein," dachte er; „denn nur die aufopferndste Liebe kann so handeln. Allen jenen Bewerbern, die an Glüksgütern, an Rang und Stand und Weltbildung so hoch über mir stehen, zog sie mich vor; sie entsagt ihrer Stellung, die Gräfin von Cha­ntilly wird die schlichte Frau Bernard. Ich begreife das nicht, doch es ist so." — Und unser Freund hatte Recht, denn das schwerste Opfer, das eine Frau ihrer Liebe bringt, ist ihre Eitelkeit. Jndeß beeilte die Gräfin ihre Verbindung mit dem Manne ihrer Wahl auf alle Weise, und Bernard gab seine Stelle int Ministerium mit Freuden auf, da seine Braut ihn völlig unabhängig wissen wollte. Als er zum lezten Male im Ministerium erschien, um von seinen Kollegen Abschied zu nehmen, führte ihn der Bureauchef, der ihm so vortreffliche Auskunft über die reiche Partie gab, noch einmal bei Seite und fragte: „Sie also heirathen die Gräfin Ehamilly?" — „Zu dienen; morgen ist die Hochzeit." — „Und Sie haben sie Herrn von C** so mir nichts, dir nichts vor der Nase weggeschnappt?" ■— „Das Bild paßt nicht; denn ich habe keinen Schritt gethan, um einem Andern in den Weg zu treten." — „Herr von E** ist aber wüthend auf Sie!" — „DaS wird die Sache nicht ändern." — „Er verlangt von Ihnen eine Erklärung." — „Was will er von mir?" — „Ich habe eS übernommen. Sie in seinem Namen auf einen Gang int Boulogncr Holze einzuladcn." — „Ist der Mann bei Sin­nen?" — „Doch wohl, denn er findet daS Benehmen Ihrer Braut empörend, er meint..." — „Behalten Sie feine Meinung für fich; sagen Sie ihm aber, ich sei zu einer Antwort mit den 2B affen in der Hand zu jeder Stunde bereit." — Bernard glühte; der Bureauches eilte zu seinem Obern und eine Stunde darauf standen die beiden Nebenbuhler einander bewaffnet gegenüber. Ein altes Sprichwort sagt: „Ein Mann, der ein schönes, tugendhaftes Weib liebt, ist unverwundbar." Der Erfolg bestätigte in diesem Falle wenigstens den Spruch. Bernard verfezte feinem Gegner einen Streich, der — was wohl selten der Fall sein dürfte — beiden Thei­­len angenehm war. Herr von (5 * * hatte gezeigt, daß er für seine Liebe das Leben aufs Spiel zu fezen wisse: ein guter Empfehlungsbrief für eine künftige reiche Partie! Und Bernard lie­ferte feiner Frau den Beweis, daß er'Muth und Entschlossenheit habe, fie auf Tod und Le­ben zu beschüzen, kurz, daß er ein Mann sei. 5. Als die Schließung der Civilehe, wie die kirchliche Trauung vorüber war und die Gäste daS Hotel der nunmehrigen Frau Bernard verlassen hatten, als es still in den glänzenden Ge­mächern geworden und fich das junge Ehepaar jezt allein befand, da nahm unser Freund die Hand seiner Frau und sagte: „Nun bist du mein und ich träume nicht, deine Liebe hat mei­­ne kühnsten Gedanken bei weitem übertroffen und mir ein Glük bereitet, das mit GotteS Hilfe dauernd und schön sein wird. Doch je mehr ich dies Alles überblike, desto unbegreiflicher wird mir dein so plözlich gefaßter und so rasch ausgeführter Entschluß, dich mit mir auf ewig zu verbinden, alS du mich zufällig kaum gesehen hattest. Seit vier Wochen sehe ich dich nun täglich, und je mehr ich dich kennen lerne, desto mehr überzeuge ich mich, daß du eine klug überlegene Frau bist, die nicht jeder Leidenschaft blindlings folgt, nicht an eine augenblikliche Laune ihren Lebensfrieden wagt. Und dennoch muß ich dir gestehen, daß hier entweder eine unbegreifliche Kaprize, die ich dir zugleich wieder nicht zutraue, zu Grunde liegt oder ein Ge­­heimniß!" — „Dessen Lösung ich mir für diesen Augenblik aufsparte!" fiel ihm seine Frau in Pik Rssde. »2ch erwartete diese Frage von dir und fie ist mir der sicherste Beweis, daß ich

Next