Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-01-03 / 1. szám

2 Dir Spiegel 1844. gehüllt. Ein Kämpfen, ein heftiges Ringen ist vernehmbar, man hört Pferde stampfen und abgerissene wilde Worte, wie von Empörern und Ueberfallenen. — Dies wäre keine Seltenheit, denn der größere Theil der ersten ungarischen Eroberer war mit wildem Schlachtendurste be­haftet. Einzelne Schlachten und Repressalien wurden mehr für Waffenübungen, als für Un­ordnung und Zänkerei betrachtet. An den Grenzen Siebenbürgens, in der Wallachet lauerte übrigens unruhiges Räubervolk auf Leute, eine Gattung der ältern Jndustrieritter, deren Ka­pitalien in ihren Lanzen und spizen Pfeilen bestanden. Mehr Plünderer als Helden, eher Räu­ber als edle Abenteurer, ernteten dieselben, wo sie nicht gesäet hatten, und benüzten, was der Zufall ihnen bot,'wie erworbenes Eigenthum. Ein Lüftchen theilt den Staubschleier, sechs Kämpfer erscheinen auf jagenden Rossen. Die zwei ersten scheinen weichen zu müssen, jedoch ohne den Muth zu verlieren, machen sie vielmehr Seitensprünge, um Zeit zu gewinnen, die häufigen Keulenhiebe ihrer Feinde ab­wehrend aufzufangen. Der Eine mag neunzehn Jahre haben. Seine Züge und braune Ge­sichtsfarbe tragen den Stempel der Vorzeit an sich; die großen schwarzen Augen leuchten; er kämpft mit Zweien; der weite Aermel seines Dolmans ist bis zum Ellenbogen hinaufgestrichen, an Arm und Streitkolben rieselt in Bächen Blut herab. Sein Gefährte, dessen breiter Stirne die Furchen eines halben Jahrhunderts aufgedrükt sind, fängt auch mit nicht minderer Hize und Eifer die Schläge der Plünderer auf, die, mit Streitkolben und Streithammern bewaff­net, an ihrer groben Kleidung und ganzen Zurüstung die Räuber der Wallachei nicht verkennen lassen. Als sie, stets im Kampfe, aus der Bergschlucht heraus gelangten, eilte links von ihnen ein großer Bär aus dem Wal-be bergab. Die Aeste brachen unter seinen Tritten, wie er sich den Weg durch Schilf und rohrverwachsenes Gesträuch bahnte. Das Wilv kam im Trabe und, am Fuße des Berges die offene Haide erreichend, ließ es ein heiseres Brüllen vernehmen; dann sezte es schwerfällig über einen Graben, welchen der Regen in den moosbe­legten Gesteinen gebildet hatte. Dort lag der Wipfel eines gefallenen Baumes, dessen dürre Wurzel von veralteten Spinngeweben überzogen war, und seine Blätter in dem Schlamme badete. Neben diesem stand das Thier stille, legte die Vordertazen auf denselben und schien sich mit wüthenden Kopfbewegungen zum Kampfe zu rüsten. Nach einigen Augenbliken sprengte ein Jüngling aus dem Dikicht mit einer langen Pike gerade auf den Bären zu. Als ihn das erboste Wild gewahrte, erhob es sich, die spizen Zähne fletschend. Der Jäger warf einen Blik * in das Thal, wo er unweit die Kämpfenden erblikte. ■— „Gevatter Bär," rief er aus, „nimm hin einstweilen eine kleine Unterhaltung, bis ich zurükkehre," und schleuderte sofort mit aller Kraft seine Pike in die Brust des Waldbewohners, der den Stiel derselben krampfhaft Pakte und ihn gräßlich zu zernagen begann. Leicht sprengte der Jüngling über den Graben. „Der frißt keinen Honig mehr," dachte er, den Bären anblikend, und jagte dahin, indem er seinen breiten Degen zog. Sein Zelter war von bester Gattung, schlank wie eine Gemse, schnell wie ein Falke, und sein Wiehern klar tvjf Silberklang; in einigen Augenbliken trug er seinen Herrn zu den in stummer Raserei Kämpfenden hinab. Der ältere der beiden Bedrängten konnte seinem Gefährten wenig mehr helfen, denn sei­nes RosseS niedlichen Kopf spaltete des Feindes Waffe, es sinkt zusammen; da liegt der alte Diener und kann sich noch immer unter der Last des Thieres von der Erde nicht loswinden. — „ißter gegen Einen!" schrie der Jäger, „Muth, Junge! Ueberwältige nur jene Beiden, mit diesen spreche ich. — Und er sprach auch mittelst seiner Klinge,denn sogleich fiel einer derEm­­pörer mit Verlust eines Armes rüklings, im Fallen noch bemühet, sich mit den Zähnen an der Schabrake zu erhalten. Der Jüngling lachte und that mit hochgezüktem Schwerte einen Sprung. In dem Augenblike lösete er das Haupt des zweiten Räubers, wie eine leichte Ku­gel vom Rumpfe. Auch der alte Diener war nun beflissen, sich mit geschwungener Keule in das Treffen zu mengen; die Pferde der Gefallenen stürzten mit fliegenden Mähnen, thalein­­wärts. — „Hilfe, oder wieder Feindseligkeit?" rief der schöne Jüngling dem Jäger zu, den er erst jezt zu gewahren schien. — „Keine Gefahr," antwortete der Gefragte, auf den noch rollenden Kopf zeigend. — Nun wurde das Gefecht zum Spiele, die noch übrigen zwei Plün­derer ergriffen die Flucht, wurden aber von den Jünglingen mit blizenden Schwertern verfolgt; einer der Räuber hatte schon einen beträchtlichen Vorsprung gewonnen, indeß der andere ganz verstümmelt zusammen stürzte. — »Laß ihn," sagte der Jäger. — „Bewahre!" erwiderte der Andere, „ich will sein Roß haben." — Somit stürzten sie dem Flüchtlinge nach. — „Nun so halte es auf," sagte der eine; „denn dieser hat schon gedankt!" sezte er hinzu, indem er auf den int schreklichen Falle begriffenen Räuber zeigte. — „Ich habe es schon," antwortete der Jäger, sein Schwert an des feindlichen Rosses Schabrake troknend. —Nun standen sie still.— -Wer bist du?" fragte der Erste. — „Arßlan Sombor," antwortete der Jäger. — „Der

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