Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-09-18 / 75. szám

SSL K,r Kpirgtt 1844. seines Brotherrn trat. Der Führung der Entreprise in Kentuky, bei welcher der Kapitän in jeder Beziehung Ausgezeichnetes geleistet hatte, geschah weder in Lob noch Tadel Erwähnung; nur dadurch verrieth sich die vollkommenste Zufriedenheit GirardS, daß er Lafond in feinem Geschäfte jezt mit Aufträgen der schwierigsten Art förmlich überhäufte. In den Bureaur, in den Magazinen, bei Büchern und Korrespondenzen, bei Bank- und Finanzoperationen, bei Waarenkäufen und Verkäufen wurde der Kapitän beschäftigt und so in alle Kombinationen des umfassendsten und vielseitigsten Handelshauses, das jemals von einem einzigen Manne geleitet wurde, eingeweiht. So waren wiederum zwei Jahre im Fluge verschwunden, als der Millio­när feinen Mann eines Morgens ins Kabinet beschied und sagte: »Sie wissen, daß ich von meinen Schissen, die jezt im Flusse liegen, eins befrachten lasse, das die Westküste von Afri­ka entlang bis nach Ostindien an allen Pläzen Geschäfte machen soll. DaS Unternehmen verlangt einen gewandten Mann. Gehen Sie deshalb an Bord und unterziehen Sie sich der Sache. Die Verladung ist durch Ihre Hände gegangen; Sie find bereits in Alles eingeweiht und ich brauche Ihnen somit weder zu sagen, wo und wie Sie die Ladung absezen, noch waS Sie als Rükfracht heimbringen sollen. Haben Sie die zwei Jahre, die Sie hier am Plaze zu­brachten, so benuzt, wie ich wünsche und hoffe, so wissen Sie in Betreff deS ersten, wie deS andern Punktes, waS meine Interessen erheischen. Daher ertheile ich Ihnen weder Befehle noch Instruktionen, sondern lasse Ihnen völlig freie Hand. DaS Ergebniß, das mir bei Ih­rer Rükkehr zu Gesicht kommt, wird zeigen, waS ich hinfort von Ihnen zu denken und für Ihre Zukunft zu thun habe." Der Kapitän Lafond ging ans Werk; daS Schiff lichtete die Anker, machte eine sehr glükliche Reise und kehrte nach elf Monaten in den Hafen von Phi­­n ladelphia zurük. Stephen Girard schikte seinen Mann sofort wieder an den Posten, der wäh- Oerend seiner Reise provisorisch von einem Stellvertreter versehen worden war. Indeß nahm der PaKausherr die eingehendste und genaueste Einsicht in die Bücher und Papiere, ließ sich von je» ^"em Artikel Proben bringen und ging, als die Prüfung vollendet war, zu einer andern Ar­­^“‘it über, ohne über die Sache eine Sylbe mehr zu verlieren, als unumgänglich nöthig war. 2)rc>enn Girard war so sparsam mit Worten, wie mit (Selbe und verausgabte in beiden nicht die lehr noch minder, als zur Sache selbst gehörte. leuch Erst nach geraumer Zeit geschah etwas, daS im Hause einiges Aufsehen machte, weil B^z nur bei außerordentlichen Gelegenheiten vorkam: der Kapitän wurde von seinem Brotherrn * und Gönner zum Essen geladen. Die Speisen waren größtentheilS eigenes Gewächs aus bem Garten; von feinen Gerichten keine Spur; die Weine dagegen waren vortrefflich, doch wurde sehr mäßig getrunken. Das Tischgespräch drehte sich um allgemeine Gegenstände. Der Haus­herr war heiterer, gesprächiger, als sonst. Nach aufgehobener Tafel wollte sich der Kapitän empfehlen, als Stephen Girard ihn bei der Hand nahm, in fein Kabinet führte und sagte: »Ich wünsche, daß Sie die ostindische Reise, die Sie mit dem »Triton" machten, auf dem Krokodile wiederholen. Da Sie auf der ersten Fahrt Manches gelernt haben, so hoffe ich, die zweite steht derselben an Gewinn nicht nach. Doch daS ist Ihre Sache, denn Sie unterneh­men diese Reise auf Ihre eigene Rechnung und Gefahr. Die Faktura bed Schiffs und sämmt­­licher Artikel, die eS an Bord hat, sehen Sie hier; nehmen Sie! Alles in Allem ist die Ladung 45,000 Dollars werth: sie gehört Ihnen. Handeln Sie in Ihrem Interesse so um­sichtig und gewandt, wie Sie eS in dem meinigen gethan, so gelangen Sie zu einem Vermögen, daS Ihnen in Frankreich ein ruhiges Alter sichert, wenn Sie unser gemeinschaft­liches Vaterland der Union vorziehen, wo Sie Fremder sind." Lafond, der eher Alles, als diese Großmuth deS kargen GeldmanneS erwartet hätte, tief verwundert: »Wie, Herr Girard, der »Krokodil" und die Ladung..." — »Gehören Ihnen! 7>ch Hab eS Ihnen bereits gesagt, warum muß ich'S Ihnen wiederholen?""— »Aber was be­stimmt Sie zu einem so enormen Geschenke?" — »Es ist der Lohn für treue Dienste." — »Herr Girard ..." — »Gut, gut, Freund! Verlieren wir kein Wort weiter darüber. Sie haben an Anderes zu denken. Treffen Sie Ihre Maßregeln und eilen Sie bei dem ersten günstigen Winde. Gehen Sie mit Gott!" — Indeß hatte der großmüthige Kniker, wie Ste­phen Girard in der ganzen Handelswelt hieß, seine Bücher bereits wieder ausgeschlagen, um die durch daS längere Tafeln eingebüßte Zeit nachzuholen. Der Kapitän Lafond machte auf seiner zweiten Reise das Geschenk seines GönnerS zu (Selbe und kehrte mit einem Vermögen nach Philadelphia zurük, das ihm ein sorgenfreies Auskommen sicherte und ihm daS Selbst­vertrauen gab, daL ein wohlerworbenes Vermögen dem Manne von Charakter sichert. Die Lehr - und Prüfungszeit war bestanden; sein Verhältniß zu Stephen Girard verwandelte sich jezt in ein durchaus selbstständiges, freundschaflicheS. Nichtsdestoweniger blieb Lafond im Ge­schäft seines Gönners, das stch immer riesiger entfaltete. Stephen Girard gründete mit seinen

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