Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-02-14 / 13. szám

98 Per Spiegel 1844. Ein idyllisches Wirthshaus. In dem Gebiete Iowa fragte ich einen Bauern, wohin es nach Dubugue ginge. «Der Herr ist wohl ein Fremder?" gab er zur Antwort; «allein das schadet nichts: der Weg ist gut finden. Ihr watet nur durch den Fluß und reitet dann die Militärstraße entlang, bis Ihr auf der Prairie ankommt; dann reitet Ihr 20 Miles ostwärts bis Caledonia, wo man Euch weiter bescheiden wir." Ich sezte über den Fluß, konnte aber troz halbstündigen Suchens, keine Militärstraße entdeken; so schlug ich den Rükweg ein und sprach wieder bei meinem Wirthe vor. «Ei, du mein Himmel!" rief er aus, «sind doch die Bäume zu beiden Seiten der Straße gezeichnet!" Hätte er mird daS vorhergesagt, so würde ich gewußt haben, woran ich war; denn ich hatte die Abzeichen eines PfadeS gesehen; allein ich suchte eine Militärstraße, wie sie mir angekündigt war. So brach ich denn wieder aus und erreichte die Prairie. Die Sonne brannte sehr heiß, und da ich Wasser für mein Pferd wünschte, so ritt ich mit Vergnügen einer armseligen Hütte zu, die etwa eine halbe Mile vom Wege ablag. In wenigen Minuten war ich angelangt und band mein Pferd an einen großen Pfahl mit einem vierekigen Brette, welches auf beiden Seiten eine Art von hierogly­­phischer Inschrift hatte. Als ich genauer zusah, las ich an der Vorderseite das Wort: «Eis" und an der Rükseite: «Postoff." Ein Russe, ein Schwede oder ein Norweger, dachte ich, da mir bekannt war, daß Iowa acht - bis zehntausend Anstedler aus jenen Ländern enthält. Eis — ganz angenehm! das ist ein Lurus-Artikel, den ein Wanderer in der Prairie selten antrifft; er wird zwar hübsch theuer sein, aber gleichviel — etwas davon muß ich genießen. Ich trat in die Hütte und fand ein schmuziges halbnaktes Weib, das am Kamin schlummerte. »Gibt er hier Milch?" fragte ich, sie wekend. Die Frau stierte mich an und schüttelte den Kopf; ohne Zweifel verstand sie meine Frage nicht; doch erhob sie sich und brachte mir einen stei­nernen Krug voll Whiskey, einen Becher aus Horn und einen Krug Wasser. «Könnt Ihr," fragte ich weiter, «meinem Pferde einen Eimer Wasser geben?" Die Frau 6litte sich, zog ein splitternaktes Mädchen von etwa vierzehn Jahren, dessen Haut so hart war, wie die eines Alligators, unter dem Bette hervor und schikte fie mit einem großen Eimer an den Brunnen. Jezt nahm ich auf einem Stumpfe Plaz, der als Stuhl diente, und wendete mich wieder an meine Wirthin. «Nun, gute Frau, eine Portion Eis!" —• Sie antwortete achselzukend. Da ich ihr nicht begreiflich machen konnte, was ich wünschte, so mußte ich schon mit dem Whiskey und dem fast warmen Wasser fürlieb nehmen. Als mein Pferd sich gelabt hatte, be­zahlte ich und brach wieder auf. Ich ritt drei Stunden weiter und noch immer dehnte sich die Prairie unabsehbar aus, ohne daß ich von der Stadt Caledonia etwas bemerken konnte. Zum Glük kam mir ein Reiter entgegen. «Wie weit ist es von hier bis Caledonia?" •— «Achtzehn Miles." —> «Liegt kein Wirthshaus am Wege." — «Kein Wirthshaus? Sie keh­ren ihm ja den Rüken! Sie haben es schon achtzehn Miles hinter sich!" — «Unmöglich! Ich bin nur einmal vom Wege seitab gegangen, um mein Pferd vor einer kleinen Hütte zu tränken." — «Nun ja, «versezte er, «da waren Sie bei General Hiram Washington Tippet eingekehrt; er ist Posthalter — das ist eben die Stadt (city) Caledonia!" Eine table d’hote in Teras. Die Tischgloke läutete balv nach unserer Ankunft, und zum ersten Mal in meinem Leben fand ich mich an einer amerikanischen table d’höte, wo alle Gerichte fast eben so schnell verschwinden, als fie aufgetragen sind. Ein mir gegen* übersizender General nahm ein Huhn vor sich und trennte in einem Nu Flügel und Bein vom Rumpfe. Ich glaubte, er werde so artig sein, das Geflügel für die ganze Gesellschaft zu zer­legen; aber zu meinem großen Erstaunen behielt er Alles, was er abgeschnitten hatte, und stieß die Schüssel mit dem Rumpfe wieder von sich. Ehe ich noch von meiner Verwunderung mich erholt hatte, war sein Teller schon leer. Ein Anderer ergriff eine Schüssel Stachelbeeren, mein Lieblingsgericht, und ich wollte warten, bis er etwas davon auf seinen Teller genom­men hätte, um dann selber so frei zu sein; aber dieser Herr machte noch weniger Upistände als der General; mit einem ungeheuren Löffel auS Horn schlang er Alles hinunter! (Beschluß folgt.) Chinesische Merkwürdigkeiten. Es gibt in Peking einen Hofpinselmacher u. ei­nen Hosschlafmüzenfabrikanten. Eine Papagaien­stder auf der Mandarinmüze wird für ausgezeich­nete Militärdienste verliehen. Ein seidenes Bänd­chen auf der Schulter oder ein gestikter Vogel auf der Brust find Zeichen kaiserlicher Gunst. S /niillit0«. 5®

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