Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-02-21 / 15. szám

DER SPIEGEL für Kunst, ELeguuz und Mode. Siebzehnter Jahrgang. ----q-igi-c»TM— Redakteur: Eam» Rosenthal Verleger: Fr. Wiesens Wittwe und (A. Rosenthal. 1844. Pesth und Ofen, Mittwoch, 21. Februar. 15. Das T s r f h a u s. alter, der Sekretär des Ministers, Grafen v. B., befand sich in dem > alterthümlichen L. um dort eine ansehnliche Summe Geldes für sei­nen Gebieter in Empfang zu Nehmen. Der erhaltenen Weisung ge­mäß sollte er diese auf seinem schönen, starken Pferde nach einem drei Meilen von L. gelegenen Schlosse des Grafen bringen, dort 'übernachten und am darauf folgenden Tage seine Reise zu jenem fortsezen. Es war im Oktober und als Walter sein Geschäft been­det, hatte nebelvolle Dämmerung sich bereits auf die engen Gassen der Stadt herabgesenkt. Hastig seine Abreise jezt betreibend, befe­stigte der junge Mann den schweren Mantelsak selber auf dem Pfer­de, schwang sich sodann leicht in den Sattel, und trabte dem Ziel seiner Reise fröhlich ent­gegen. Sobald er die lezten Giebelhäuser hinter sich sah, begann er mit seligem Jugendmuthe zu singen und zu pfeifen, dem Vogel gleich, der die Fittiche zum Fluge ansezend, sich jubelnd emporschwingt. Nach und nach, und der anmuthigen Umgebung der Stadt mehr entrükt, legte sich jene sorglose Stimmung; einsam und öde breitete eine flache Gegend sich bis zum fernsten Gesichtskreise vor ihm aus, und nachdenklich in die Weite blikend, empfand er zuerst die Be­deutsamkeit ihm auferlegter Verantwortung. — Eine halbe Stunde mochte Walter in ernsterer Stimmung weiter geritten sein, als er Hufschläge eines PferdeS hinter sich vernahm und fast im Augenblik der Wahrnehmung einen Reiter sich zur Seite sah. Halb betroffen erwiderte Walter den nachlässigen Gruß des Fremden, der sein Pferd mit demjenigen des jungen Man­nes gleichen Schritt halten ließ, während er dieses aufmerksamer als den Reiter desselben zu betrachten schien. Züge und Gestalt deS Fremden waren noch wohl erkennbar; er mochte drei­ßig Jahre alt sein, und Kälte, Festigkeit und Verschmiztheit bildeten den HauptauSdruk seiner Züge; seine Statur, kaum über Mittelgröße, war von starkem, kräftigem Bau, und die mei­sterhafte Gewandtheit, mit welcher er sein Pferd lenkte, schien in keinem Einklänge mit der groben, einfachen Kleidung zu stehen, welche er trug. — Während einer Weile ritten jene Briden stumm neben einander; hegte vielleicht der Fremde angenehme Gedanken, konnte Wal­ter dieses wenigstens von sich nicht rühmen. Endlich brach der Fremde das Schweigen durch die Bemerkung, Walter ritt ein schönes, rasches Pferd; dieser stimmte kalt und einsylbig bei; ein unendlich höhnendes Lächeln überflog des fremden Reiters Antliz; «ich werde," sagte er, sorglos in der Gegend umherspähend, «Ihr Begleiter sein, falls Sie dies erlauben, da wir augenscheinlich dieselbe Richtung verfolgen, denn auch mein Weg führt mich in die Nähe von Schloß Wals." Unendliches Mißbehagen umwölkte Walter's Stirn. «Schwerlich werden Sie

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