Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-10-19 / 84. szám

Siebzehnter Jahrgang. —­1844. Pesth und Ofen, Sonnabend, 19. Oktober. A4. für Kunst, Eleganz und Mvde. Redakteur: Sam. Rofenthal. Verleger: Fr. Wiesens Wittwe und S. Rofenthal» Der blaue Fiaker, oder: der Pariser Othello. (Sortsezung.) ch will mich nicht länger zum Vesten haben lassen," sagte Herr de Lom­brageur. »Ein für alle Mal sag' ich euch, daß wenn Ihr nach Verlaus von achtundvierzig Stunden mir den Kerl zeigt, so gebe ich noch hun­dert Francs über die Taxe. Gelingt eS euch nicht, so hütet euch vor mir; danach nehmt eure Maßregeln." — »Bon, bon, werden Sie nur nicht zornig, wir werden ihn schon noch finden," erwiderte der Kutscher in traurigem Tone, sich hinter'S Ohr krazend, und dann rührte er sich auf seinem Vok, indem er dabei auf seine arme Thiere lospeitschte, und fuhr in schnellem Trabe weiter, während Herr de Lombrageur, sich in die Eke des Wagend drükend, über den Beweis seiner Energie Freude empfand, da er dem Kerl gezeigt hatte, daß Eile für ihn daS Vortheilhafteste sei. Aber wie eS Menschen geht, welche sich unter der blinden Herrschaft ihrer Leidenschaften befinden, er verlor die entgegenzesezte Gefahr auS dem Auge, und bedachte nicht, daß er den Mann viel­leicht durch seine Versprechungen und Drohungen veranlasse, eine Lüge zu sagen. Dieser Tag ward, wie die vorhergehenden, in fruchtlosem Suchen hingebracht, aber im Laufe deS folgenden Morgens, als der blaue Fiaker mit seiner ruhelosen Last, wie getvöhn­­lich, den Boulevard deS Italiens entlang rollte, fuhr der Kutscher plözlich gegenüber nach Tortoni'S Kaffe, wo eine große Menschenmaffe versammelt war und rief, fich auf seinem Boke umdrehend und daS Gesicht in'S Fenster hineinstekend, mit triumphirendem Tone: »Ich habe den Menschen!" — Die Wagenthür zu öffnen und ohne Hilfe herauszuspringen, war für Herrn de Lombrageur die Sache einiger Sekunden. Dann rief Herr de Lombrageur, während der Kutscher langsam abstieg, auS: »Wo, wo? Schnell, schnell!" — Der Mann lenkte seine Aufmerksamkeit auf eine Gruppe fashionabler junger Leute, welche auf den Stufen von Tor­­toni's KaffehauS ihre Cigarren rauchten. — »Sehen Sie jenen hochgewachsenen, jungen Mann, in der Mitte der Sprechenden," sagte er, auf einen Herrn zeigend, welcher mit gro­ßer Lebhaftigkeit redete und gestikulirte, »brauner Paletot, dito Bart, dies ist unser Mann!"—■ »Seid Ihr dessen gewiß?" fragte Herr de Lombrageur, vor Leidenschaft lebhaft zitternd, indem er die hübsche Figur seines Nebenbuhlers bemerkte und sah, daß ihm derselbe ganz unbekannt sei, »ganz gewiß, daß dies dieselbe Person ist, welche Ihr in der Rue MeSlay in euren Wagen aufnahmt?" — »3ch bin dessen gewiß! Ja, ja, ich bin eS," sprach der Kutscher. »Ich würde gleich vor Gericht einen Eid darauf ablegen." — »Dann wartet, bis ich zurükkomme," sagte der Andere, und stieg bald darauf die Stufen zu Tortoni'S KaffehauS hinan. Er hatte in der Gruppe von Müßigen, welche den Gegenstand seiner Nachsuchungen umstanden, einige Be­kannte bemerkt, und indem er nun zu dem Nächsten hinantrat, hatte er so viel Selbstbeherr­schung, um ruhig den gewöhnlichen Gruß mit ihm zu wechseln; darauf fragte er ihn leise, wer der junge Mann dort im Centrum deS KreiseS fei. — »Wie, mein Lieber," erwiderte fein Freund, »Sie kennen ihn also nicht? Er ist noch nicht lange nach Paris zurükgekehrt. Es ist Crevecoeur, der Baron von Crüvecoeur, Attache bei unserer Gesandtschaft in S., ein vortrefflicher, junger Elegant. Eben hat er hier ein Dejeuner gegeben, an dem -nichts auSzu-

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