Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)

1844-10-23 / 85. szám

DER SPIEGEL für Mmifk, Eleganz nnd Mode. -ied-r Haler Jahrgang. ------«$*>-----­ Redakteur: Sam. Rosenthal. Verleger: Fr. Wiefen'S Wittwe und S. Nosenthal. K844. Pesth und Ofen, Mittwoch, 23 Oktober. 8^«, Der blaue Fiaker, oder: -er Pariser Othello. (Fortsezung.) m Abend dieses TageS, als Madame de Lombrageur allein in ihrem Boudoir faß und zum zweiten Mal den Diener, der sich erkundigte, ob V er daS Mittagöeffen auftragen solle, fortgesandt hatte, da fie bis zur l Ankunft ihres Gemahls warten wollte, erschallten dessen Schritte end­lich im Vorzimmer und . in demselben Augenblik stand er vor seiner Ge­mahlin bleich und in der größten Aufregung. »Wenn Damen sich aus Jnkognitoerpeditionen in Miethwagen einlassen," rief er mit einer Stim­me , der er sich vergeblich bemühte, einen Anstrich von Ruhe zu geben, und indem er mit einer Hand auf ein Schnupftuch zeigte, das er so hielt, daß man den Namen Clementine darin gestikt erbliken konnte — »so sollten sie wenigstens dafür Sorge tragen, nicht solche Beweise ihres schuldigen Leichtsinns zu binterlassen—kennen Sie dies Tuch, Madame?"—»Sehr genau, mein Herr," erwiderte sie mit einiger Verlegenheit, »es ist eins meiner Schnupftücher." Und sie strekte die Hand aus, um eS zu nehmen. — »Einen Augenblik, Madame! — nicht so schnell, wenn eS Ihnen ge­fällig ist. Erinnern Sie sich auch, wann und wo Sie es verloren haben?" — »Mein Gott, nein, mein Herr! — daS ist ganz unwesentlich, die Hauptsache ist, daß ich eS wieder habe." — »Erlauben Sie mir dann, Ihrem Gedächtniß zu Hilfe zu kommen, Madame," erwiderte Herr de Lombrageur, vor Zorn zitternd. »Vor drei Wochen ließen Sie es in einem Mieth­wagen, mit dem Sie nach der Rue Meslay fuhren, eines Zwekes wegen, den ich nicht nä­her zu bezeichnen brauche. Habe ich recht, Madam?" — Clementine nikte zum Zeichen der Bejahung, und ihr Gatte fuhr fort: »Glüklicherweise fiel eS in meine Hände, so daß ich eS Ihnen nun zurükgeben kann. ES befindet sich nicht ganz in dem Zustande, in welchem Sie eS liegen ließen," fügte er hinzu, entfaltete eS und zeigte, daß eS mitjBlut beflekt war. »Es ist besudelt, Madame, besudelt wie Ihr Name und Ruf! Aber ohne Zweifel wird es Ihnen nun theuer werden, wenn Sie erfahren, daß eS in daS Blut dessen getaucht ist, welcher Ihr Begleiter bei dem Stelldichein war!" Und von seiner Leidenschaft hingerissen warf er das Schnupftuch in das Antliz seiner Gattin. — »Glüklicherweise ist mir bekannt, daß jene Per­son jezt außerhalb deS Bereiches Ihrer Macht ist," sagte Clementine kalt, und warf daS blut­­beflekte Tuch mit Abscheu von sich, »und in Folge davon verstehe ich weder Ihre Reden noch Ihr Benehmen. Da Sie mich aber mehr als eine Stunde haben mit dem Essen warten las­sen, bloS um diese mir unbegreifliche Komödie zu Stande zu bringen, so muß ich Ihnen sa­gen, daß Sie Ihre Zeit und Ihren Verstand auf eine schlechte Weise angewendet haben, denn ich finde Sie äußerst absurd, mein Herr!" Die Selbstbeherrschung Clrmentinen'S, der Ton ruhigen Mißfallens, mit welchem fie ihren Gemahl anredete in demselben Augenblike, alS er hoffte, ste unter dem Gewicht der Anklage, welche er gegen ste erhob, niederfinken zu sehen, auch ihre Gleichgiltigkeit und Ungläubigkeit in Bezug auf die blutige Entwikelung, von welcher er sich Verzweiflung und Gewissensbisse als Resultat versprochen hatte; daS AlleS war nicht allein geeignet, Herrn von

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