Toldy Ferenc: Geschichte der Ungrischen Dichtung von den ältesten Zeiten bis auf Alex. Kisfaludy (Budapest, 1863)

I. Die ungrische Dichtung bis Zrínyi

dem Geschlechte Turul oder Sólyom (Falke), was die Mythe bei Anonymus bildlich so ausdrückt, dass der Mutter des Almus, Emes (oder mit dem entsprechenden Aus­­lautEmesö), eine göttliche Erscheinung imTraumezu Theil geworden, welche sie in der Gestalt eines Falken befruch­tete. Diese Mythe erscheint um so bedeutungsvoller, wenn wir uns an eine andere Stelle Kezai’s erinnern, wonach auf der Nationalfahne der Ungern seit König Etele bis Gyéza ein gekrönter Falke prangte : „Banerium quoque Regis Ethele, quod proprio scuto gestare consueverat, si­militudinem avis habebat, quae hungarice turul dicitur, in capite cum corona. Illud enim banerium Huni usque tem­pora ducis Geiche, dum se regerent pro communi, in exer­citu semper secum gestavere“ : und wie auf diese Art Almus mit Etele in Verbindung gebracht wird, so er­scheint das Banner dieses Stammes andererseits zugleich als das des ganzen Volkes. Dass der Falke, oder mit einem veralteten Worte turul, hier zugleich als Symbol der Kühnheit, Schnelligkeit, des Feuers, der Kraft und insofern dieses Vogelgeschlecht steile Felsennester liebt, als das der Hoheit auftritt, wird derjenige verstehen, der die Vorstellungsart der, der Natur noch näher stehenden Völker würdigt; aber derselbe führt uns auch in die asia­tische Heimat unserer Vorfahren zurück, wo, gleichfalls nach Kézai, in den Bergen Kristalle gefunden werden (d. h. kristallreine und eiskalte Quellen), wo Zaubergreife nisten und der wilde Falke seine Jungen ätzt. (In monti­bus etenim deserti memorati crystallus invenitur, et gri­­fones nidum parant, avesque Legerfalk, que hungarice kerechet appellantur, procreare pullos dignoscuntur.) Welch glänzender, historisch und naturgeschichtlich streng zusammenhängender, und eines orientalischen Vol­

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