Neue Zeitung, 1970 (14. évfolyam, 1-52. szám)
1970-09-18 / 38. szám
Die riifeugeiflM und die Palästina-Frage Irgendwo in Jordanien auf ei■ nem Flugplatz in der Wüste standen hintereinander mehrere moderne Passagierflugzeuge. Jedes einzelne von ihnen wurde von den palästinensischen Guerillas gezwungen, von seiner Flugroute abzuweichen und auf dem Wüstenflugplatz zu landen. Die Flugzeugentführungen nahmen in der letzten Woche einen solchen Umfang an, dass sich selbst der Sicherheitsrat der UNO damit beschäftigte und die USA sogar Fallschirmtruppen in Bereitschaft stellten. Dieser Artikel bezweckt nicht die genaue Beschreibung der Ereignisse, sondern will eher die sich aus den Flugzeugentführungen ergebenden Konsequenzen analysieren. Zweifelsohne setzen sich die fortschrittlich denkenden Menschen der Welt für die gerechte Sache der arabischen Völker ein. XJnd so selbstverständlich auch die sozialistischen Länder — unter ihnen auch die öffentliche Meinung unserer Heimat. Jedermann ist es klar, dass die sich wiederholende israelische Aggression, deren Triebfedern die imperialistischen Zielsetzungen sind, unerträglich ist. Millionen der ehrlich denkenden Menschen verurteilten und verurteilen die israelische Aggression. Die Sympathie für die arabische Sache kräftigte sich weltweit auch in solchen Ländern, die nach der israelischen Aggression im Jahre 1967 noch immer mit den Aggressoren sympathisierten. Auch das weiss jeder denkende Mensch recht gut, dass Israel die gegenwärtig bestehende Lage im Nahen Osten nur durch die ständige Unterstützung der grössten imperialistischen Macht der Welt schaffen konnte. Und wenn wir zu all dem hinzusetzen, dass die Frage der palästinensischen Flüchtlinge und Vertriebenen auch innerhalb der arabischen Frage die schwerste ist, dann erhalten wir eine kurze Bewertung der nahöstlichen Verhältnisse, unter denen die Flugzeugentführungen erfolgten. Am Ende der Gedankenfolge muss man die Frage stellen: Kann man in Kenntnis der obigen Ausführungen den Flugzeugentführern beipflichten? Die Antwort ist ein eindeutiges NEIN! Und diese ertönt in erster Linie im Interesse der arabischen und innerhalb dieser der palästinensischen Sache. Die Begründung ist sehr kurz: Flugzeugentführungen nützen der Sache nichts, im Gegenteil! Die arabische Sache büsst wegen dieser Methoden Sympathien ein. Dabei braucht diese Sache in erster Linie die Sympathie sehr notwendig. Die Sympathie, die, über die moralische Unterstützung des sozialistischen Lagers hinaus, Washington zwang, die „Falken” von Tel Aviv an den Verhandlungstisch zu bringen. Denn die arabische Frage und innerhalb dieser das Palästina-Problem lassen sich nur mit politischen Mitteln lösen. Die Mittel individuellen Terrors lösen hingegen nichts. Dadurch werden lediglich Menschen gefährdet, die der Sache vielleicht vollkommen fern stehen. Der Flugverkehr wird unsicher gemacht und es wird eine Anarchie in der Luft geschaffen. Das ist niemandem von Nutzen! Wie sehr diese Behauptung stimmt, wissen auch die besonnenen arabischen Politiker genau. Es ist kein Zufall, dass die angesehenste arabische Zeitung, die Kairoer Al Ahram, sich selbst und die arabische Sache von dieser Handlung distanziert, — und sogar die Kairoer Flugplätze wurden während der fraglichen Periode geschlossen. Aber auch innerhalb der palästinensischen Bewegung sind die Besonnenen mit den Flugzeugentführungen nicht einverstanden. Aufgrund des oben Ausgeführten lässt sich behaupten, dass die Flugzeugentführungen den Palästinensern nur schaden. György Gräber Der das „Buch mit sieben Siegeln” kennt In der Porzellanfabrik „Zsolnay” in Pécs gibt es eine kleine Werkstatt mit drei Brennöfen. Man kann kaum glauben, dass die weltberühmten ,.Eosin”-Produkte der Pécser Fabrik hier erzeugt werden, besser gesagt, in dieser Werkstatt erhalten die Vasen, Skulpturen, Aschenbecher und sämtliche Kunstgegenstände ihre charakteristische, metallene Farbe. Nur zwei Facharbeiter sind in dieser Werkstatt tätig. Der ältere, der 51jährige Anton Gayer, arbeitet schon seit 22 Jahren hier. Er kennt alle Griffe und Kniffe des „Eosin”Brennens, die Geschichte dieses Verfahrens und ist der beste Facharbeiter — auch von der Leitung der Fabrik anerkannt — auf diesem Gebiet. Das Verfahren ist natürlich ein „Buch mit sieben Siegeln”, denn auf der ganzen Welt erzeugt allein die „Zsolnay”-Fabrik Kunstgegenstände in dieser Art von metallenem Anstrich. In der Fabrik kennen bloss drei-vier Leute das Geheimnis. — Das Wort „Eosin” stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet in deutscher Sprache „Morgenröte” — erzählt mir Anton Gayer. — Dieses Verfahren in der Porzellanindustrie war schon im Mittelalter bekannt; vor allem in der arabischen und türkischen Welt. Seit dem 17. Jahrhundert aber geriet das Verfahren allmählich in Vergessenheit und erst Ende des vorigen Jahrhunderts führten die Zsolnays Experimente durch und entdeckten nach langjährigen Forschungen das Geheimnis wieder. Seither werden diese Gegenstände in grosser Serie produziert, so dass man sozusagen auf der ganzen Welt die „Eosin”-Gegenstände der Zsolnay- Fabrik kennenlernte. verlässig, aber beim „Eosin”-Verfahren sind die Augen des Fachmanns dennoch unentbehrlich — erklärt mir der Meister. — Diese Gegenstände werden siebenmal gebrannt und beim letzten Brennen werden sie sogar „reduziert”, d.h. bei einer Temperatur von etwa 800 Grad, da sie schon eine Lilafarbe haben — und dabei braucht man gute Augen, denn man kann sich nicht allein auf die Thermometer stützen — öffne ich ein kleines Loch am Ofen, stecke ich noch ein zusätzliches Gasrohr hinein und bringe die Temperatur im Ofen unter Hochdruck auf fast 1200 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur schmilzt das „Eosin” am schönsten und dadurch erhalten die Gegenstände — jetzt Vasen — die metallene Farbe. Die ganze „Reduzierung” führt der Fachmann sehr schnell durch, inzwischen darauf achtend, dass nur wenig Luft von aussen in den Ofen dringe. Eine Stunde nach der Reduzierung dreht er das Gas ab, damit der Ofen abkühle. Sodann wird der Ofen geöffnet, um die Kunstgegenstände herauszunehmen. Das letzte Brennen dauert von morgens sechs bis zwei Uhr am Nachmittag, und das ist gleichzeitig auch die tägliche Arbeitszeit von Anton Gayer. Er wohnt einem kleinen Haus mit einem schönen Garten. Seine freie Zeit verbringt er gern mit Gärtnerei. „Mit der Fabrik eng verbunden” — Wie wurden Sie ,,Eosin”-Fachmann? — frage ich ihn. — Eigentlich bin ich Schuhmachermeister, ich lernte diesen Beruf in meinem Heimatdorf Babarc. Später heiratete ich in Pécs, fand damals aber keine leere Stelle in meinem Fach, so kam ich in die Zsolnay-Fabrik. Anfangs arbeitete ich in der Werkstatt für die Herstellung des anderen bekannten Produkts der Fabrik: Porzellan-Fayence. Bis zu meiner Pensionierung bleibe ich hier. Ich bin mit dieser Fabrik eng verbunden, ich kenne hier alle Leute, habe viele und gute Freunde. Der Verdienst ist auch gut, ich kriege im Monat 2600 Forint. In den Abendstunden, wenn er in seinem Garten schon nichts mehr tun kann, setzt er sich vor den Fernseher. Gern hört er sich auch die deutschsprachigen Sendungen des Pécser Rundfunks an und liest auch viele Bücher, darunter auch Bücher in deutscher Sprache. — II — Anton Gayer bei der Arbeit Fachmännische Augen besser als Instrumente Während des Gesprächs schaut Anton Gayer mit dunkelblauer Brille oft durch ein Loch in den Ofen hinein und liest die Thermometer und die Instrumente für Luft- und Gasdruck ab. Beim Brennen sind diese Angaben sehr wichtig. — Diese Instrumente sind sehr zu- BUDAPEST, 18. SEPTEMBER 1970 * KTZ In der LPG von Mágocs Mágocs, Alsómocsolád, Köblény, Szazainak und Bikái sind die fünf Gemeinden, die zur LPG „Béke” (Frieden) in Mágocs gehören. Sie bebaut rund 9800 Joch Land, davon sind 6800 Joch Akkerfeld, 150 Joch Obstgarten, 30 Joch Weingarten, 50 Joch Garten, 190 Joch Fischteiche und 1000 Joch Wälder. Die grosse LPG hat 1240 Mitglieder, die Zahl der Pensionisten beträgt 440. Diese Angaben machte Hauptagronom Zoltán Kubik, als ich mit ihm in seinem modern eingerichteten Arbeitszimmer im LPG-Zentrum ein Gespräch über aktuelle Herbstarbeiten führte. Hagelschlag am 25. Juli anrichtete, übererfüllt. Von der Staatlichen Versicherungsanstalt haben wir für 47 Waggon Entschädigung bekommen, wir kommen also, diese Menge hinzugerechnet, auf 18 Doppelzentner und 60 Kilo pro Joch. Der Plan lag bei 16 Doppelzentnern. Den grössten Teil der Arbeit der Einbringung von Heu und der Silierung hat man in der LPG „Béke” bereits hinter sich. Bei meinem Besuch arbeitete man gerade an der Silierung der grünen Lu zerne. Die modernen Spezialwagen verteilten die Luzerne an der Stelle der Silierung ohne Hilfe menschlicher Hand. Lagerungsprobleme Sorgen bereitet die Lagerung des Futters, denn es gibt zu wenig überdachte Lagerräume. Zoltán Kubiik berichtete mir unter anderem: — Unsere LPG züchtet zur Zeit 960 Tiere und wir haben uns in diesem Jahr ausserdem zur Lieferung von einer Million Geflügel gegenüber dem Kaposvärer Kombinat für Geflügelverarbeitung verpflichtet. Die Hühnerzucht macht sich zur Zeit gut bezahlt, und auf diesen Gewinn will unsere Genossenschaft auf keinem Fall verzichten. Die Kleintiere konnten wir aber nur in den Dachräumen der Ställe und der Kombinenscheunen unterbringen. Dadurch fielen aber gewisse Lagerräume weg. Wie es nun um die Speicherung des Getreides bestellt ist? 550 Waggon Getreide konnten wir unter Dach bringen, 150 müssen wir draussen, mit Folien überdeckt lagern, bis wir sie abliefern können. Ein anderes Problem, das auf die Verspätung der Ernte und Einbringung zurückzuführen ist, bereitet uns das Trocknen des Kornes. Das Wetter hilft dabei nicht mehr viel, so lassen wir unsere Trocknungsgeräte Tag und Nacht arbeiten. Fünf Adapter erwartet Die ständige Auffrischung des Maschinenparkes ist immer eine aktuelle Frage, besonders wenn man 60 Waggon Früchte am Tage befördern muss wie in der LPG „Béke”. — Neben den ständigen Aufgaben der Auffrischung unseres Maschinenparkes stehen jetzt die Kukuruzadapter, die wir beim Handelsunternehmen AGROKER bestellten, im Mittelpunkt des Interesses. Wenn sie bis zum 12. September nicht geliefert werden, werden wir mit der Einbringung von rund 2000 Joch Kukuruz kaum fertig. Mit der Stärkefabrik in Pécs haben wir einen Vertrag über die Lieferung von 250 Waggon und das macht eigentlich 40 Prozent der dortigen einschlägigen Kapazität aus. Kurzum: Wir müssen täglich 5—6 Waggon liefern. Es hängt jetzt also alles von den 5 Adaptern ab. Wird es erforderlich, können wir auch die Zweimal-Achtstunden-Schicht organisieren — sagte der Hauptagronom. Das nächste Thema des Gespräches ist die Vorbereitung der Herbstsaaten, von 3200 Joch Getreide und 1800 Joch Kukuruz. Der Saatwechsel fällt dieses Jahr für die LPG sehr günstig aus, da die jetzigen Kukuruzfelder nicht mit Wintersaaten bebaut werden müssen. — Die Chemisierung unserer Wirtschaft ist befriedigend. Seit Jahren haben wir mit dem Düngen keine Probleme mehr, und die Unkrautvertilgung führen wir grösstenteils auf dem modernen chemischen Wege durch. So auch auf dem 110 Joch grossen Kukuruzakker — betonte Zoltán Kubik und lud mich zu einer Rundfahrt durch die Betriebsei nheiten der grossen LPG ein. Anspornung Im geländegängigen Jeep unterhielten wir uns über ökonomische Fragen der Genossenschaft: — Im Mittelpunkt des gemeinsamen wirtschaftlichen Interesses steht seit Jahren die Senkung der Selbstkosten. Darauf richten sich auch unsere Prämien. Die Traktoristen zum Beispiel bekommen 50 Prozent des ersparten Betriebsstoffes ausbezahlt. Allerdings bis zu einer gewissen Höchstgrenze. Diese Summe macht bei den Besten jährlich 6000—7000 Forint aus. Eine schöne Summe, die alle anspornt, ihr Bestes zu tun. Die Vorteile dieses Systems für die ganze LPG brauchen kaum erläutert zu werden. Der Agronom zeigte mir den grossangelegten Strassenbau zwischen den Betriebseinheiten, die Ställe, die riesige Geflügelzuchtanlagen, die vor kurzer Zeit errichtete Zuchtanstalt für 5000 Schweine. Am neuen Stall für 550 Rinder arbeitete man wegen des heftigen Regens gerade nicht, die bereits stehenden Mauern deuteten aber das Ausmass des ganzen Baus an. Maurermeister in Szabolcs — Für die Hochwassergeschädigten haben wir 200 Doppelzentner Kartoffeln und 300 Doppelzentner Futtergetreide geschickt, und zwei Maurermeister der Baubrigade haben den ganzen Sommer in Tunyogmatolcs gearbeitet — berichtete der Agronom auf eine einschlägige Frage. — Diese unsere Hilfe macht 150 000 Forint aus, aber wir hätten eigentlich noch viel mehr schicken können, der Gebietsverband der LPG hat uns nur um so viel gebeten. Beim Abschied vor dem Bürohaus der Genossenschaft kam Zoltán Kubik auf das Thema Meierhof zurück. Der sehe jetzt „gar nicht schön aus, soll aber einer der modernsten des Komitates Baranya werden.” István Kenesei Blick auf die Gebäude des Zentralbüros der LPG Béke in Mágocs Die Silierung der grünen Luzerne ist in vollem Gange Einbringung — Silierung — Mit der Einbringung des Brotgetreides sind wir fertig, und mit den Erträgen dürfen wir wohl zufrieden sein. Mit den 17,20 Doppelzentnern pro Joch haben wir unseren ursprünglichen Plan trotz der grossen Schäden, die der * Von hier und dort Mit einem Kostenaufwand von 150 Millionen Forint errichtet man in Pécs einen Geflügelaufarbeitungsbetrieb. Bisher lieferte man das Geflügel zwecks Aufarbeitung nach Kaposvár, da aber die Geflügelzucht im Komitat Baranya sich im Aufschwung befindet, beschlossen die LPG, gemeinsam einen Betrieb zu gründen. Die Genossenschaften in der Baranya decken die Hälfte der Baukosten, die andere Hälfte sichert das Unternehmen für Geflügelaufarbeitung. •* 1200 Jugendliche beteiligen sich in Sopron an den Beschäftigungen des Diskussionsklubs für Marxismus des politischen, landwirtschaftlichen und Industriekurses. Der KJV-Ausschuss der Stadt sorgte schon für die nötigen Bücher im Werte von 5500 Forint. Auf eine Autobusfahrt durch Jugoslawien begab sich unlängst die Blaskapelle von Pápa. Die Bläser verbringen sechs Tage an der Adria. * Industrialisierung in Fadd. Von Jahr zu Jahr nimmt die Zahl der in den Betrieben der Dörfer Arbeitenden zu. Vor fünf Jahren beschäftigte man z. B. in der örtlichen Konservenfabrik 40 Werktätige, heuer bereits 250. Einen Klub für Musikliebhaber gründete man in der Konservenfabrik in Paks. Die Mitglieder des Klubs werden sich laut Programm Schallplatten und verschiedene Vorlesungen über die Musik anhören, Diskussionen organisieren usw.