Neue Zeitung, 1970 (14. évfolyam, 1-52. szám)

1970-08-07 / 32. szám

NEUE ZEITUNG XIV. JAHRGANG, NUMMER 32 Preis: 80 Fillér BUDAPEST, 7. AUGUST 1970 Wochenblatt des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Dngarn Dienstleistungen auf dem Dorfe Was im Leben eines Dorfes, einer Siedlung das Fehlen des Reparatur- Dienstleistungs-Gewerbes bedeutet, weiss nur derjenige zu ermessen, der schon gezwungen war, kilometerlange, zwei-drei Dörfer durchkreuzende Reisen nur deshalb zu unternehmen, um sich die Haare schneiden zu lassen. Oder um sich einen abgebrochenen Schuhabsatz aufnageln zu lassen. Die Zeit und Mühe nicht rechnend, sind die Reisekosten oftmals höher als der Preis der ver­richteten Arbeit. Vor einigen Jahren gab es im Lande noch rund 2500 solche Niederlassungen, wo ein Grossteil des staatlichen und des genossenschaftlichen Leistungsdienstes fehlte und wo kaum selbständige Hand­werker anzutreffen waren. Zu gleicher Zeit waren in einem Dorf von durch­schnittlicher Grösse — nehmen wir z. B. die Gemeinde Hort im Komitat Heves — schon die folgenden Daten festzustel­len: in den 1400 Haushalten gab es 1100 Rundfunk- und 660 Fernsehgeräte, 500 Ölöfen, 400 Gasflaschen, 900 Waschma­schinen, 300 Kühlschränke, 250Staubsau­ger, 200 Zentrifugen, 83 Personenautos und 600 Motorräder. Deren Instandhal­tung und Reparatur beansprucht an sich schon eine ganze Reihe von Spe­zialhandwerkern, und dann haben wir noch nicht darüber gesprochen, dass je­der der in den 1400 Haushalten leben­den Menschen einen Schneider, Schu­ster, Friseur braucht und zum Instand­halten der Gebäude Maurer, Dachdek­­ker, Zimmerleute usw. nötig sind. Die Hebung des Lebensstandards, das Anwachsen der immer umfangreicher werdenden Ansprüche erhöhte und er­höht verständlicherweise von Jahr zu Jahr die Aufgaben der Dienstleistungs­industrie sowohl auf dem Dorfe als auch in der Stadt, und dieselben zu erfüllen war sie bis zum heutigen Tage nicht im vollen Umfang imstande. Wir würden uns jedoch gegen die Wahrheit versündigen, wollten wir be­haupten, dass in dieser Angelegenheit keine Schritte unternommen worden wären. Denn sie wurden gemacht. Es genügt an die Aktion zu denken, die die Bäuerlichen Handelsgenossenschaf­ten gemeinsam mit den Kleingewerbe­genossenschaften starteten. Wir denken an die Einsammlungs-Vermittlungs- Dienstleistung, in deren Rahmen die örtliche Handelsgenossenschaft die Sa­chen der Einwohnerschaft, die repariert, umgearbeitet oder gereinigt werden mussten, einsammelten und fahrplan­­mässig mit sog. „Tourenlinien” in die Werkstätten der nächstgelegenen Klein­gewerbegenossenschaften transportier­ten. Nach Verrichtung der Arbeiten ge­langten die in Frage stehenden Ge­brauchsartikel auf demselben Wege zu­rück. Freilich löste auch dies nicht das Problem in seiner Gänze. Denn regel­mässig Tourenlinien für einige hundert Miniaturgemeinden in den Komitaten Zala, Somogy, Vas usw. aufrecht zu er­halten, wo nur einige hundert Einwoh­ner leben, um ein-zwei Paar reparatur­bedürftige Schuhe zum Schuster zu bringen, ein-zwei alle Vierteljahr schad­haft werdende Radioapparate zur Re­paratur zu schaffen und auf demselben Wege zurückzutransportieren, ist nur mit Draufzahlung zu machen und wür­de einer der grundlegenden Bedingun­gen unseres neuen Wirtschaftslenkungs­systems, dem Prinzip der Wirtschaft­lichkeit, widersprechen. Genau dasselbe bezieht sich auch auf die unter dem Na­men „Rollende Werkstätten” bekannten Unterfangen: den Fahrplan derselben und die spezifischen Arbeitszeit-Pro­bleme der Dorfbevölkerung gelang es nicht in Übereinklang zu bringen, na und dann nicht zu vergessen — im Fal­le der Friseusen und Kosmetikerinnen — konnten sich mancherorts die Men­schen nicht mit den „Gelegenheits”­­Dienstleistungen anfreunden und reisen lieber in die nächste Stadt. In der Zwischenzeit gaben die Behör­den an selbständige Kleingewerbetrei­bende 25 000 neue Gewerbescheine her­aus, aber auch das änderte die Lage noch nicht entscheidend, einesteils weil dadurch nur ein Teil der alten, in den Ruhestand getretenen Handwerker er­setzt wurde, andernteils: weil in der Mehrzahl der Fälle — offensichtlich aus materiellen Überlegungen heraus — die Kleingewerbetreibenden mit neu ausge­lösten Gewerbescheinen sich nicht dort niederliessen bzw. die Werkstatt auf­machten, wo andere — genau aus den­selben Überlegungen — diese geschlos­sen hatten. Es bleibt also die Sorge, das Problem der mit Reparatur-Dienstlei­stung unversorgten Gebiete, der „wei­­ssen Flecke”, auch wenn sie inzwischen schon weniger geworden sind. In dieser Frage wurde im vergangenen Jahr ein bedeutender Schritt nach vorn gemacht. Wir denken an den Regierungsbeschluss, der — sich die Entwicklung der Dienst­leistungsindustrie zum Ziele setzend — die Möglichkeit dazu bot, dass die aus den einzelnen Dörfern in die Industrie­betriebe der Städte zur Arbeit fahren­den Facharbeiter an ihrem Wohnort als Zweitstellung die Arbeitsbewilligung er­halten. In den vergangenen zehn Jahren gab und gibt diese Verfügung der Dienst­leistungsindustrie auf den Dörfern viel­leicht die bedeutendste Hilfe. Die Wir­kung möchten wir mit einem Beispiel untermauern. In den 26 Gemeinden des Bezirkes Balassagyarmat beantragten innerhalb eines Jahres 180 Handwerker der verschiedensten Berufe den Ge­werbeschein, und dadurch erhöhte sich die Zahl der im Bezirk tätigen Kleinge­werbetreibenden auf 250. Die Zahl ist damit doppelt so hoch als vor fünf Jah­ren. Eine Verordnung an sich löst selbst­verständlich nicht und kann auch nicht alle Probleme lösen. Die so erschlosse­nen Möglichkeiten müssen die örtlichen Räte geschickt und klug nutzen: vor allen Dingen so, dass sie zusammen mit dem Angebot der Arbeitsmöglichkeit den unternehmungslustigen Handwer­kern Gebäude, Räumlichkeiten sichern und auf jede mögliche Art und Weise ihre Arbeit, ihre Ansiedlung fördern, eventuell auch dergestalt, dass die so übernommenen Zweitstellungen nach einer gewissen Zeit zu Hauptberufen werden. Dafür gibt es, ein Jahr nach dem Erscheinen der Regierungsverord­nung, schon eine ansehnliche Anzahl von Beispielen. Aber auch das stimmt, dass sich in einzelnen Berufen auch so noch auf dem Lande ein grosser Mangel zeigt, so z. B. an Damenfriseuren, Tapezierern, Dachdeckern, Wasserleitungsinstallateu­ren und freilich immer mehr auch an Motorschlossern und Automonteuren. Diese Sorge zu beheben, wird das pri­vate Kleingewerbe nicht imstande sein, und das Problem liesse sich nur so lö­sen, wenn ein so wesentlicher Faktor des Dorfes — wie die Konsum-Genos­senschaft —einen bedeutenden Teil auf sich nehmen und wenn sich auch die Aufmerksamkeit der LPG, die Tätigkeit ihrer Nebenbetriebe in gesteigertem Masse auf die Dienstleistungen erstrek­­ken würde. János Söptei Die Moskauer Verhandlungen Jarring in New York — Die Erfolge der kambodschanischen Patrioten Der Verlauf der sowjetisch-westdeut­schen Verhandlungen wird streng ge­heim gehalten. Die öffentliche Meinung der Welt, die den Moskauer Verhandlun­gen äusserst grosses Interesse entgegen­bringt, kann keine genaue Information über die Verhandlungen der beiden De­legationen erhalten. Der Grossteil der westdeutschen Presse billigt die Ge­heimhaltung, weil man der Meinung ist, man dürfe die Verhandlungen kei­ner solchen Erschütterung aussetzen, wie in der Vorbereitungsetappe die ge­zielte und schlechtgesinnte Veröffentli­chung der sog. Bahr-Dokumente eine verursacht hat. Trotz der totalen und bislang kon­sequent durchgeführten Nachrichten­sperre sind gewisse Anzeichen vorhan­den, die im Zusammenhang mit den Moskauer Verhandlungen einen gewis­sen gemässigten Optimismus begründen. Das eine Zeichen dafür ist, dass beide Seiten die Moskauer Beratungen als eine Sache betrachten, die nicht nur die beiden unmittelbar interessierten Staa­ten angeht. Beide Seiten heben die Be­deutung der Verhandlungen stark her­vor und betonen, erfolgreiche Verhand­lungen können nicht nur für die sowje­tisch-westdeutschen Beziehungen epo­chemachend sein, sondern auch für die Festigung des Friedens und der Sicher­heit in Europa im wesentlichen beitra­gen. Im Zusammenhang mit den Verhand­lungen ist der Standpunkt der sowje­tischen Presse eindeutig und kon­sequent. Die Verhandlungen wurden da­durch ermöglicht, weil die derzeitige Regierung in Bonn hinsichtlich der An­erkennung der Realitäten in Europa wesentlich mehr Gefühl als ihre Vor­gänger auf weist. Der Erfolg der Ver­handlungen hängt laut Meinung der so­wjetischen Presse davon ab, inwiefern die Regierung der Bundesrepublik Deutschland fähig sein wird, die nach dem 2. Weltkrieg in Europa entstandene Lage in Ehren zu halten, inwiefern sie die Frage der europäischen Sicherheit als Herzensangelegenheit betrachtet. Da die zentrale Bestrebung der so­wjetischen Aussenpolitik die Festigung des Friedens und der Sicherheit ist, ist die SU in der Tat mit der grössten Zu­vorkommenheit bestrebt, der westdeut­schen Seite die Fassung der richtigen Beschlüsse zu erleichtern. Trotzdem setzen in Westdeutschland die rechtsgerichteten Zeitungen ihre Hetzkampagne gegen die Moskauer Ver­handlungen, gegen die Mission von Aussenminister Scheel fort. An der Kampagne beteiligen sich auch solche Zeitungen und Autoren, die der CDU/ CSU nahestehen. Offensichtlich kann die Bonner Regierung kaum damit rechnen, dass die CDU/CSU — den früher des öfteren verlauteten Verspre­chen der Führer der Opposition ent­sprechend — im Laufe der Verhandlun­gen im Interesse des Erfolges alles un­terlassen werde, was die Verhandlungs­position von Aussenminister Scheel schwächen könnte. Die Haltung der rechtsgerichteten na­tionalistischen Presse zeigt, dass wahr­scheinlich jene politischen Beobachter recht behalten, nach denen man in Mos­kau allein schon wegen der Schwierig­keiten, die sich aus der innenpoliti­schen Lage der Bundesrepublik ergeben, kaum mit einem raschen Erfolg rech­nen könne. Der Sprecher der in Moskau verhandelnden westdeutschen Delega­tion gibt jedoch gleichzeitig Erklärun­gen ab, aus denen man auf einen ge­wissen Fortschritt folgern kann. Diese Bemerkungen beinhalten jedoch niemals konkrete Hinweise bezüglich des Inhalts der Verhandlungen. Eine dieser Bemer­kungen des Sprechers von Wechtmar war, als er die Botschaft des sowjeti-sehen Ministerpräsidenten, die Kossygin am 25. Jahrestage der Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens an die drei Westmächte richtete, als bedeutend be­­zeichnete. Die Botschaft des sowjeti­schen Ministerpräsidenten weist darauf hin, die Potsdamer Beschlüsse haben überzeugend bewiesen, im Interesse des universellen Friedens und der Sicher­heit sind Vereinbarungen zwischen Staa­ten von verschiedener Gesellschaftsord­nung möglich, auch dann, wenn es sich um die grössten und kompliziertesten internationalen Probleme handelt. Ge­wiss könnte die Angelegenheit der Mos­kauer Verhandlungen einen ernsten Fortschritt erleben, wenn der westdeut­sche Verhandlungspartner tatsächlich den Sinn und die Bedeutung der Fest­stellungen Kossygins erfassen würde. Abschliessend ist der Umstand, dass Bonner Meldungen ebenso wie die War­schauer über eine günstige Entwicklung des polnisch-westdeutschen Gedanken­austausches sprechen, für die Moskauer Verhandlungen ein positives Zeichen. Die polnische Presse betont, im Laufe der jetzt beendeten 5. Etappe der Bera­tungen wurde ein handgreiflicher Fort­schritt erzielt. seine Verhandlungen mit den UNO­­Vertretern der VAR, Jordaniens, Israels und den vier Grossmächten begonnen. Für Israel wird die Ablehnung einer friedlichen Regelung, die Suche nach weiteren Ausreden leider dadurch er­leichtert, dass der Standpunkt der VAR in der arabischen Welt nicht einstim­mig unterstützt wird. Syrien, der Irak und die Palästinabefreiungsorganisation stellten sich gegen den Standpunkt der VAR. Diese Haltung ist schon deshalb gefährlich, weil sie die Verantwortung der Vereinigten Staaten vermindert und die Kontrolle der Ernsthaftigkeit der amerikanischen Propositionen er­schwert. Amerikanischer seits jedoch zeigt sich eine nicht mindere Bereit­schaft zur politischen Zweideutigkeit. Dies wird auch durch jene westlichen Pressemeldungen bestätigt, laut denen Washington der Regierung in Tel Aviv die Garantie gab, trotz der amerikani­schen Friedenspropositionen werde Israel die nötigen Waffen und Flug­zeuge auch weiterhin erhalten! Weiter­hin werde Washington nicht daran fest­­halten, dass alle israelischen Truppen von sämtlichen besetzten arabischen Gebieten abgezogen werden. Die sowjetische und westdeutsche Delegation am Verhandlungstisch in Moskau Aus dem Inhalt: Traditionen, Mode... 2 Belecska 3 Sombereker Volkstracht 5 Neues Feuilleton — Begabung 4—5 V erhandlungen über die Feuerpause im Nahen Osten Nachdem die VAR, Jordanien und auch andere arabische Länder die ame­rikanischen Vorschläge zur Regelung der Situation im Nahen Osten angenom­men hatten, akzeptierte nach langem Zögern auch Israel die amerikanischen Propositionen. Eine andere Frage ist, in­wiefern das „Ja” der israelischen Re­gierung die Beseitigung der Krise för­dern kann. Die internationale Presse beurteilt die Aussichten äusserst skep­tisch. Die Pariser Zeitung „Combat” schreibt z. B. folgendes: „Die Vorbehal­te, die die bejahende Antwort der israe­lischen Regierung auf den amerikani­schen Entwurf begleiteten, versprechen für die Chancen der Verhandlungen we­nig Gutes.” Der Kommentator der Prawda lässt im Zusammenhang mit der israelischen Antwort ähnliche Besorgnisse verlauten. Das „Ja” Israels verliert sich in der Menge der Vorbedingungen und Vorbe­halte. Inzwischen — betont die Prawda — suchen sie hinter den Kulissen wei­tere Hindernisse, die in den Weg der friedlichen Regelung gelegt werden kön­nen. All dies bedeutet jedoch nicht, dass die Annahme der Vorschläge zu Ver­handlungen nicht einen bestimmten Fortschritt bedeuten würde. Wenn es effektiv gelingt, irgendwie die Nah­ostverhandlungen unter Dach und Fach zu bringen, eine Feuerpause zu errei­chen, dann entsteht im Nahen Osten ei­ne unvergleichbar bessere Lage als die jetzige. Der mit der Vermittlertätigkeit beauftragte schwedische Diplomat Gun­­nar Jarring ist in New York eingetrof­fen, um dem Generalsekretär der Welt­organisation zur Verfügung zu stehen. Laut Meldungen hat Jarring bereits Thailändische Truppen nach Kambodscha Die jüngsten Meldungen über den In­dochinakrieg zeugen davon, dass nach der Kambodschaeinmischung der Verei­nigten Staaten die militärische Lage für die Amerikaner heute schlechter aus­sieht als je zuvor. Zur Zeit halten die Patrioten den grösseren Teil des Lan­des unter ihrer Kontrolle und der Vor­­stoss ihrer Einheiten kann von den Truppen der Putschistenregierung trotz Unterstützung der amerikanischen Luft­streitkräfte nicht aufgehalten werden. Ein Zeichen für die Verschlechterung der militärischen Lage ist, dass die Amerikaner nach ihrem schaumässigen Abzug in Kambodscha gezwungen sind, ihre Luftstreitkräfte immer mehr ein­zusetzen. Washington hält an der Taktik, laut der die militärische Rolle seiner asiati­schen Satelliten weiter erhöht wird, fest. Das Saigoner Marionettenregime schickt ständig Truppenverstärkungen nach Kambodscha, und nach offiziellen Mel­dungen aus Saigon weilen über 20 000 Soldaten des Regimes im Lande. Als Folge des grossen amerikanischen Druckes erklärte sich auch die thailän­dische Regierung bereit, grössere Ein­heiten von „Freiwilligen” nach Kam­bodscha zu entsenden. Gleichzeitig mit der Erhöhung der Kriegsbemühungen sabotiert Präsident Nixon immer offener die Pariser Ver­handlungen. Die amerikanischen Zeitun­gen schreiben mit Enttäuschung dar­über, dass die Ernennung von David Bruce an der Tatsache der Einfrierung der Pariser Verhandlungen nichts än­dert. Über den Auftrag von Bruce schreibt die New York Times folgendes: „Heute nimmt die amerikanische Regie­rung einen härteren Standpunkt ein als vor einem Jahr .. Georg Kertész

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