Neue Zeitung, 2010 (54. évfolyam, 1-53. szám)
2010-03-26 / 13. szám
Neue Zeitung UNGARNDEUTSCHES WOCHENBLATT 54. Jahrgang, Nr. 13 Preis: 180 Ft Budapest, 26. März 2010 Zur Erinnerung an die Vertreibung der Leinwarer Schwaben Der Pfarrer von Leinwar/ Leányvár schickte am 23. März 1946, einen Tag vor der Vertreibung, einen Brief an die deutschen Familien. Der Pfarrer versuchte, ihren Schmerz ein bißchen zu müdem, er wollte ihnen Kraft zu der langen Reise und dem harten Kampf, die ihnen bevorstanden, geben. Am 24. März 1946 um 11.30 Uhr fuhr ein Zug mit den Schwaben los. 70 Prozent der Bevölkerung wurden vertrieben, nur die Bergleute durften bleiben, man brauchte nämlich ihre Arbeitskraft. Die Menschen im Zug wußten nicht, wohin sie fahren werden, außerdem wurden sie unter unmenschlichen Umständen in Tierwaggons transportiert. Die meisten schrieben mit Kreide Sprüche an die freien Flächen der Waggons. So brachten sie ihre Aussichtslosigkeit und Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck. Z. B.: „Wir fahren hin und her und haben keine Heimat mehr.“ Niemand von ihnen wußte, ob sie jemals in die alte Heimat zurückkehren können. Doch einigen gelang es, aus dem Zug zu fliehen oder aus Deutschland zurückzukommen. Die Grausamkeiten und die Ungerechtigkeiten der ungarischen Regierung veränderten die Leute. Sie waren erbittert und lebten in Furcht. Diese kleine Gemeinschaft, die sowohl in der Arbeit als auch in den Festen und in ihrem Brauchtum immer zusammengehalten hatte, wurde zerstört, mit brutalen Mitteln zerschlagen. In die leeren Häuser kamen fremde, ungarische Ansiedler. Sie verstanden die deutsche Sprache nicht, die hier lebenden Schwaben konnten aber nicht gut oder gar nicht Ungarisch. Viele Jahre sind vergangen, bis sie einander annahmen, bis sie sich einander anpaßten. (Fortsetzung auf Seite 2) Weißensee/Fehdrto ist ein beschauliches Örtchen mit 500 Einwohnern, etwa 30 Kilometer von Raab/Györ entfernt. Seit 2006 gibt es in Weißensee auch eine deutsche Minderheitenselbstverwaltung, obwohl da eigentlich laut Geschichte nie Deutsche ansässig waren. Aus den Nachbarorten zogen in den vergangenen Jahrzehnten einige Deutsche in die Ortschaft und wurden hier seßhaft. Garant für eine immer aktivere Kulturarbeit aber war vor allem Anna-Maria Schalk. „Der Gemeinschaftssinn hat immer mehr gefehlt, man kannte fast schon die Nachbarn nicht mehr, das wollten wir ändern“, so die aufgeweckte 59jährige Frau Schalk, die selbst erst vor 13 Jahren nach Weißensee zog, und zwar aus Österreich. Jugendarbeit steht im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit, deswegen wurden Computer und Internet für den Jugendclub zur Verfügung gestellt, auch der Spracherwerb der Kinder bekommt eine immer bedeutsamere Rolle. Im Kindergarten lernen die Kinder Deutsch und auch deutsche Lieder werden gesungen. Deutsch singen aber nicht nur die Kleinsten, auch ein Frauenchor pflegt so die deutsche Kultur und belebt die Gemeinschaft. „Wichtig war für uns, nicht nur was für die Handvoll Deutsche zu tun, sondern für das ganze Dorf“, sagt Frau Schalk, so finanzierte die Deutsche Minderheitenselbstverwaltung einen Rasenmähertraktor, um die Gassen von Weißensee schön pflegen zu können, denn Sauberkeit und Ordnung gehört eben zum Charakter der ungamdeutschen Orte. Das gelang so gut, daß Fehértó sogar Wettbewerbe gewann für das schöne Ortsbild. Anna-Maria Schalk versucht, durch Programmangebote alle Altersklassen anzusprechen, die Kinder im Kindergarten, die Jugendlichen im Jugendclub und die Frauen mittleren Alters bei gemütlichen Zusammenkünften. Zuletzt saßen sie am Frauentag zusammen und lernten sich näher kennen. Eine Deutsche Minderheitenselbstverwaltung soll es in Weißensee auch weiterhin geben, vor allem möchte Frau Schalk den Sprachunterricht verbessern, mit dem sie so gar nicht zufrieden ist, und da scheut sie sich auch nicht, selber aktiv mitzuwirken. Christina Arnold Weissensee Gemeinschaftssinn und Kulturinteresse Aus dem Inhalt Bemerkung zum Schreiben „Das Gesetz der Sprache“ Seite 2 Liebe Arzte? Seite 2 „Das Wagnis, von den anderen abweichende Wege zu gehen“ Ákos Matzon, Vorsitzender der Sektion für bildende Kunst des Verbandes Ungamdeutscher Autoren und Künstler, erhielt am 14. März den Munkäcsy-Preis. Anläßlich dieser hohen Auszeichnung sprach NZ mit dem Künstler über den Preis, zukünftige Pläne, laufende Projekte und über seine Kunstauffassung. Seite 3 Bundestagspräsident Norbert Lammert - Ehrendoktor der Universität Fünfkirchen Seite 3 Berkina - Heimatmuseum Berkina/Berkenye ist während der Türkenzeit völlig zerstört worden. In dem verödeten Gebiet hat 1718, während der Herrschaft von Karl III., der damalige Bischof Friedrich Althann deutsche Familien angesiedelt. Sie kamen aus Baden-Württemberg und beschäftigten sich hauptsächlich mit Landwirtschaft und Viehzucht. Seite 4 Schon 62 Jahre in Bautzen Der 78jährige Johann Sieber wohnt mit seiner acht Jahre jüngeren Frau Maria in einem ruhigen Viertel von Bautzen in einem schmucken Eigenheim. Seite 4 Robert Becker: Dachboden Seite 5 20 Jahre Demokratisches Forum der Banater Berglanddeutschen - 20 Jahre „Echo der Vortragsreihe“ Seite 11 Berufsleben einst in der Pilisch-Gebirgsregion Seite 12 Eine Kulturlandschaft von europäischem Rang Seite 12 9770415304345 10013