Neuer Weg, 1969. december (21. évfolyam, 6403-6428. szám)

1969-12-03 / 6404. szám

NEUER WEG / 3. Dezember 1969 Wissenschaft und Technik Pioniere der modernen Molekular-Biologie Zur Verleihung des Nobelpreises für Medizin an Max Delbrück, Alfred D. Hershey und Salvadoré E. Luna Fast schon zur Legende sind jene denkwürdigen Jahre kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geworden, in denen sich, weit weniger spektakulär, indes nicht minder fol­genschwer, ini Bereich der Biologie ähnlich weitreichende und umwälzende Entwick­lungen anbahnten, wie sie kuiz zuvor mit der Entdeckung der Kernspaltung auf dem Gebiet der Physik eingeleitet worden waren. Damals, vor rund 25 Jahren, schlug die Geburtsstunde der Molekularbiologie, einer Wissenschaft, die wie kaum eine andere unser künftiges Schicksal tiefgreifend zu beeinflussen verspricht. Mit der Ver­leihung des diesjährigen Nobelpreises für Medizin an die amerikanischen Virusfor­scher Max Delbrück, Alfred D. Hershey und Salvadoré E. Luria hat das Königliche Karolingische Institut in Stockholm drei Pinniere der modernen Biologie mit der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung geehrt, deren Arbeiten den Grundstein zu unserem heutigen Wissen von den molekularen Grundlagen des Lebens, insbesondere den Vererbungsvorgängen, gelegt haben. Leiter der Abteilung für Genetik der Car­negie-Stiftung in Washington. Salvadoré E. Luria stammt aus der italie­nischen Stadt Turin. Er ist Mediziner. Sei­ne wissenschaftliche Laufbahn führte ihn zunächst an das Curie-Institut für Radio­logie nach Paris. 1940 emigrierte er in die USA, lehrte an verschiedenen amerikani­schen Universitäten und wurde schliesslich Professor für Mikrobiologie am Technologi­schen Institut von Massachusetts. Was ist Leben ? Dies war die zentrale Frage, von der der Physiker Delbrück, der dann einige Jahre Physik an der Vander- Chemiker Hershey und der Mediziner Lu­­bilt-University und kehrte schliesslich 1947 ria, alle drei ..Nichtbiologen“, von der je­­vvieder an das „CalteclT in Pasadena zu- weils spezifischen Betrachtungsweise ihrer rück, dessen molekularbiologische Labora- verschiedenen Wissenschaftszweige ausgin­­torien sich unter seiner Leitung zum Mekka gen der internationalen Virusforschung ent­wickelten. Alfred D Hershey wurde 1908 in Lansing/ Michigan geboren. Er studierte Chemie an der State University in Michigan, dozierte zunächst Bakteriologie an der Washington University in St. Louis und ist seit 1963 Es entspricht, wohl der beim Physiker in besonderem Masse ausgeprägten Fähigkeit zur Abstraktion, dass es Delbrück war. der in den vierziger Jahren mit genialem Weitblick Bakterien und besonders Viren, jene eigenartigen, winzigen Strukturen an der Grenze zwischen belebter und unbeleb­ter Materie, in den genetischen Forschungs­laboratorien „hoffähig“ machte in der Er­kenntnis, dass die Drosophila-Fliege, das Standardobjekt der klassischen Genetik, keine Antwort auf die Frage nach der ma­teriellen Grundlage der geheimnisvollen Erbinformation geben konnte. Eine Fliege ist in den Augen der Molekularbiologen schon ein hoffnungslos komplizierter Orga­nismus. Nötig schien jetzt ein einfaches Modell, und dieses hatte Delbrück in den Viren gefunden, besitzen sie doch quasi nur ein „geborgtes Leben“ ! Viren können sich nur in lebenden Zellen vermehren, sie müssen sich deren Stoffwechselfabrik sozu­sagen ausleihen ; ausserhalb der Zelle sind sie „tote" Moleküle. Was aber geht im Innern einer Zelle vor, die kurze Zeit nach Infektion viele dut­Selten wurde die spezifische Funktion der Molekularbiologie als Brücke zwischen den Naturwissenschaften durch die Persönlich­keiten der Laureaten so deutlich symboli­siert wie in diesem Fall. Max Delbrück, geboren 1906 in Berlin, studierte ursprünglich Astronomie, promo­vierte in theoretischer Physik in Göttingen und wandte sich erst später auf Anregung des Atomphysikers Niels Bohr biologischen Problemen zu. 1937 ging er als Rockefeller- Stipendiat an das berühmte Technologische Institut von Californien in Pasadena, lehrte zendmal mehr neue Viruspartikel freigibt, als je zuvor mit ihr in Berührung gekom­men waren ? Wie gelingt es den Viren, bei ihrer Vermehrung die Erbinformation wei­terzugeben ? Dies waren die entscheidenden Probleme, von deren Lösung man sich da­mals (wie sich inzwischen gezeigt hat mit Recht) den Schlüssel zum Verständnis der molekularen Basis der Vererbung erhoffte. Dass Viren und Mikroorganismen echte Modellsysteme für Vererbungsvorgänge auch in höheren Organismen darstellen, hat Luria in seinen grundlegenden Arbeiten über Mutationen in Bakterien und Viren gezeigt. Auch bei diesen Lebewesen, so fand er, sind zufällige Mutationen für Ver­änderungen im Erbmaterial verantwortlich. Damit war gleichzeitig jener alte Irrglaube widerlegt, dass Bakterien veränderten Um­weltbedingungen sich durch irgendwelche Steuerprozesse aktiv anpassen könnten. Den eigentlichen Siegeszug als Objekte moderner genetischer Forschung traten die Viren an, nachdem es Hershey Anfang der fünfziger Jahre gelungen , war, nachzuwei­sen, dass auch bei Viren die Desoxyribo­nukleinsäure (DNS) als Erbsubstanz fun­giert. Bakteriophagen (Viren, die sich auf Bak­terien spezialisiert haben) bestehen nur aus einer Proteinhülle, innerhalb der sich die DNS befindet. Durch Markierung der Pro­teinhülle mit Hilfe von radioaktiven Schwefelatomen und der DNS mittels ra­dioaktivem Phosphor konnte er nun zeigen, dass bei einer Phageninfektion allein radio­aktiver Phosphor, also die DNS des infizie­renden Phagen in das Innere der Bakte­rienzelle gelangt, während die leere Schutz­hülle draussen verbleibt. Dieser Befund lie­ferte mit den besten Beweis für die Funk­tion der DNS als Träger der gesamten Erb­information eines Lebewesens, denn obwohl nur sie in die Bakterienzelle eindringt, werden innerhalb kurzer Zeit zahlreiche komplette Phagen (mit Proteinmantel) syn­thetisiert. Diese und weitere grundlegende Erkennt­nisse von Delbrück, Hershey und Luria ha­ben schon frühzeitig die Weichen für die erregenden Aspekte der modernen Biologie gestellt, die, angefangen von der genialen Aufklärung der DNS-Struktur durch Wat­son und Crick über die epochale Entziffe­rung des genetischen Codes bis zur Hoff­nung auf die künftige Lösung des Krebs­problems, ohne ihre entscheidenden Impul­se unmöglich gewesen wären. Delbrück, Luria, Hershey: Was ist Leben ? Literaturspiegel Norbert Wiener: Gott und Golem Wissenschaftlicher Verlag, Bukarest > Einer alten jüdischen Legende nach lebte im XVI. und XVII. Jahrhundert der weise Rabbi Loew, berühmt und weit bekannt durch den Robotermen­schen, den er aus Lehm gemacht und dem er durch seine Zauberkraft Leben verliehen hatte. So wurde. Golem gebo­ren, der im Hause des Rabbi die ver­schiedensten Arbeiten verrichten musste. An diese Legende lehnt sich der Titel des letzten Buches Norbert Wieners an, welches nun in rumänischer Übersetzung im wissenschaftlichen Verlag erschienen ist. Norbert Wiener gilt in Fachkreisen als „Vater der Kybernetik“. In diesem kleinen Werk behandelt er die wichtigsten Probleme dieser Wissenschaft. Es sind Probleme, die nicht nur für die Automatisierung und Selbststeuerung, Technik und Elektronik wichtig sind, son­dern auch auf dem Gebiete der Biologie und Medizin eine ungeheuer grosse Rolle spielen, ja sogar auf die Geschichte, Li­teratur und Religion ihren Einfluss aus­üben. Der Grundgedanke des Buches ist der Mensch und die denkende Maschine, die komplexen Beziehungen, die zwischen dem Menschen und diesen denkenden und lernenden Maschinen bestehen. Das Buch, in einer klaren und leicht ver­ständlichen Sprache geschrieben, wendet sich an einen iVeiten Leserkreis, der auf dem Gebiete der Kybernetik keine be­sondere Ausbildung hat. Kurz gesagt, ein Buch, welches alle Leser interessieren wird, ein Buch, wel­ches eines der aktuellsten und sich am schnellsten entwickelnden Gebiete des menschlichen Wissens behandelt, die Ky­bernetik. Peter Weber Rammler nach Plan Die britischen Physiologen Richard Gard­ner und Robert Edwards entnahmen weib­lichen Kaninchen kurz nach dem Decken befruchtete Eizellen und präparierten diese mit einer Speziallösung Unter dem Mikro­skop konnten sie feststellen, welche Zellen Sexchromatin enthielten, das nur in weib­lichen Zellen vorkommt. Die männlichen Zellen pflanzten sie nach einer kurzen Kräftigungszeit auf Gelatine-Nährboden in die Gebärmutter einer Häsin ein. Pro­grammgemäss brachte das Muttertier nur männliche Kaninchen zur Welt, Elektroschocks können Trinker heilen Ohne Entziehungskur, die einen vollstän­digen Verzicht auf alkoholische Getränke voraussetzt, können Trinker in Zukunft von ihrer Sucht geheilt werden. Sie brauchen sich nur zu einer Behandlung zu entschlie­­ssen. die der Psychologe Professor Dr. S. H. Lovibond zusammen mit Dr. G. Caddy (Uni­versität Sydney) entwickelt hat : Die Patien­ten erhalten während mehrerer Sitzungen eine Reihe von Elektroschocks. Das soll dazu führen, dass Trunksüchtige von sich aus nie mehr trinken, als es einem Blut­alkoholspiegel von höchstens 0,6 Promille entspricht. Magnet als Keimhilfe Ein selbständig zerfallender Dauermagnet, der das Wachstum der Pflanzen fördert, ist von K. Tsukamoto in Japan entwickelt wor­den. Es handelt sich dabei um pulverförmi­ges magnetisches Material, das mit einer klebrigen wasserlöslichen Substanz gemischt und dann zu einem festen Magneten geformt wird. In der Regel löst sich der Magnet innerhalb von vier bis 28 Monaten auf. Seine mineralischen Bestandteile dienen der Bodenverbesserung. Der Einfluss eines Ma­gnetfeldes auf das Wachstum der Pflanzen wurde durch verschiedene Versuche nach­gewiesen. So stellte man fest, dass zum Beispiel Rettichsamen im magnetischen Nordpolfeld besser keimten. Ausserdem wuchsen die Pflanzen schneller und reiften sieben bis 16 Tage früher als üblich. Über 40 Pulsare Das britische Radio-Observatorium Jo­­dreh Bank hat zwei neue Pulsare entdeckt Wie Prot John Davies von Jodrell Bank mitteilte, fand man die beiden Pulsare in­nerhalb einer Stunde, obwohl das grosse Teleskop der Station zur Zeit wegen techni­scher Arbeiten noch nich einmal voll funktionsfähig ist Die beiden Neuentdek­­kungen. die die Bezeichnung JP 2022 und JP 2113 erhielten, bringen die Zahl der bisher bekannten Pulsare auf über 40. Heimnähmaschine für Invalide Besondere Nähmaschinenmodelle für Kör­perbehinderte und Personen mit herabge­setztem Sehvermögen werden heute von dem schwedischen Industriekonzern Hus­­quarna serienmässig hergestellt. Die neuen Modelle berücksichtigen ln ho­hem Grad die Schwierigkeiten, denen kör­perbehinderte Menschen beim Versuch, ge­wöhnliche Nähmaschinen zu benutzen, be­gegnen. Praktische Versuche in Anstalten, Krankenhäusern und durch Vermittlung von Invalidenorganisationen fielen befrie­digend aus. Die Invaliden-Nähmaschine stellt eine Sonderausführung der Husquarna-Practica dar, eine moderne Freiarmmaschine, für den täglichen Gebrauch. Die gewöhnlichen Einstellorgane wurden durch Hebel ersetzt, die geringeren Kraftaufwand und weniger Präzision beim Einstellen fordern. Dies gilt auch für das Spannen des Oberfadens, für die Regulierung der Arbeitsgeschwindigkeit und Vor-, bzw. Rückwärtsbewegung. Die Fusskontrolle lässt sich falls notwendig, durch Kniebewegungen auslösen. Mittels besonderer Greifer bedient man die Spulen, und ein Spezialgriff erleichtert Nadelwech­sel und Einfädeln. Husquarna Zig-Zag, ein anderes moderne? Freiarmmodell, wurde in jeder Weise an die Voraussetzungen blinder Personen an­gepasst. Die notwendigen Kontrollorgane sind durch eine Reihe von Reliefpunktkom­­binationen gekennzeichnet. Eine besondere Führstange hilft teils den Stoff gerade in die Maschine zu geben, teils Breite und die Geradlinigkeit des Saumes oder der Naht zu überwachen. Bei allen Funktionen, wie der Handha­bung von Nadel und Faden hat man bei der Konstruktion die besonderen Forderungen sehschwacher Personen im Auge behalten, und ein Instruktionsheft in Blindenschrift wurde in diesem Zusammenhang von Husquarna herausgegeben. Aufwendige Kernphysik­forschung Spezialgerätebau erstellt millionenschwere Apparatur Radioisotopen für die Wirtschaft Das Institut für Atomphysik der Akademie, das vor etwa 15 Jahren ge­schaffen wurde, zählt heute fast 2000 Beschäftigte, von denen mehr als 1000 Hochschulbildung haben. Unablässig wurde die technische Ausstattung ver­bessert. Der Versuchsreaktor mit einer Anfangsleistung von 2000 kW wurde von unseren Spezialisten auf 3500 kW gebracht. Das Protonenzyklotron von anfänglich 6,25 MeV wurde in einem Beschleuniger mit variabler Energie umgewandelt. Die Protonen können ge­genwärtig auf 3,5 bis 13 MeV beschleu­nigt werden. Zu der besseren Ausstat­tung des Instituts trägt der eigene Spe­zialgerätebau bei. Der Produktionswert dieses Sektors belief sich in diesem Jahr auf mehr als 18 Millionen Lei. Auch die Radioisotopenproduktion für die Volkswirtschaft sichert einen jähr­lichen Nutzen von mehr als 3 Millio­nen Lei. In einer ersten Phase der ei­genständigen Forschungsfinanzierung hat da* Institut in diesem Jahr For­schungsverträge mit Wirtschaftseinhei­ten im Werte von mehr als 30 Millio­nen Lei abgeschlossen. Der grosse menschliche und mate­rielle Aufwand innerhalb des Instituts, um den wissenschaftlichen und techno­logischen Rückstand gegenüber ande­ren Ländern aufzuholen, fand seinen Niederschlag in rund 3000 veröffent­lichten wissenschaftlichen Arbeiten so­wie zahlreichen Patenten. Seit den ersten Jahren seines Beste­hens hat man im Institut wichtige Zweckforschungen vorgenommen. Das Betriebsregime des Versuchsreaktors wurde mit Hilfe eines Elektronenrech­ners erforscht und optimiert. Ausser­dem entwickelte man Aufbereitungs­methoden für markierte Substanzen mit radioaktiven und stabilen Isoto­pen. Lag die Leistungsfähigkeit dieses Sektors 1963 bei etwa 350 Curie unter Erzeugung von 15 Radioisotopensorten. so steht die heutige Produktion auf 1700 Curie. Das Sortiment umfasst 50 verschiedene Radioindikatoren. Sehr gewinnbringend sind die praktischen Anwendungen vor allem bei der Pro­spektion und Förderung von Kohlen­wasserstoffen und der Automation ver­schiedener Geräte wie etwa der Pegel­­messaparatur für Glasschmelzöfen, Wesentlich sind selbstverständlich auch die hier geleisteten Grundlage­forschungen. Bemerkenswerte Angaben wurden in der Gruppentheorie, im Stu­dium des festen Plasmas und der dün­nen ferromagnetischen Schichten, in der Kernteilchentheorie und der Po­tentialtheorie erbracht. Das Studium der Kernprozesse bei niederen und mittleren Energien erfolgte mit Hilfe des Zyklotrons und des im Lande ge­bauten Betatrons von 25 MeV. Die dazu notwendige Spezialapparatur ent­stand ebenfalls im Institut. Schon 1962 wurde im Institut ein Gaslasergerät ge­baut. Später kamen weitere Infrarotla­ser hinzu. Neben der Tätigkeit in den eigenen Laboratorien arbeiten rumäni­sche Kernphysiker auch in ausländi­schen Instituten, und zwar im Ver-einigten Kernforschungsinstitut in Dub­na, im CERN-Institut in Genf und im Institut in Lyon (Frankreich). Im Rahmen des nationalen Kern­programms, dass vom X. Parteitag der Rumänischen Kommunistischen Partei vorgezeichnet wurde und in erster Li­nie die Entwicklung der Kernenergetik in Rumänien anstrebt, leistet das In­stitut einen ganzen Komplex spezifi­scher Forschungen. Die Tätigkeit wur­de nach vorrangigen Forschungsrich­tungen gestaffelt. Selbstverständlich macht die grosstechnische Nutzung der Kernkraft in Kraftwerken eine um­fassende Spezialisierung der vorhan­denen Fachkader notwendig. Innerhalb der vom Komitee für Kernenergie ein­gerichteten Ausbildungszentren kom­men den Spezialisten für Atomphysik bedeutende Aufgaben zu. Das Institut selbst wird im Sinne des nationalen Kernprogramms die Zusammenarbeit mit querschnittsgleichen Institutionen des Auslands verstärken und unmittel­bar die Entwicklung unserer sozialisti­schen Volkswirtschaft durch grundle­gende Arbeiten unterstützen. Ernst M e 1 z e r STEUERUNG UND DROSSELUNG der thermischen und hydrodynamischen Pro­zesse in energetischen Kernreaktoren sind komplexe Forschungsaufgaben. An ihrer Lösung arbeiten Fachforscher der Institute für Atomphysik und Energetik Lösung der Akademie harmonisch zusammen. Versuchsaufbau im Labor Unser Bild zeigt einen derartigen Auto für den Mond Ein „Rover“ mit Vierrad-Elektroantrieb / Erste Fahrt 1971 Im -November 1971 werden amerikanische Astronauten voraussichtlich erstmals grö­ssere Gebiete des Mondes, und zwar bis zu fünf Kilometer von der Landestelle entfernt, mit einem Fahrzeug erkunden können. Mit dem Bau der dazu erforderlichen Kleinwa­gen wurde vor kurzem die Aero Space Group der Boeing Corporation in Hunts­ville beauftragt. Das 180 kg schwere vierrädrige, als „Rover“ bezeichnete Fahrzeug soll bei elek­trischem Antrieb eine Geschwindigkeit von 16 km pro Stunde erreichen. Es bietet mit offener Bauweise zwei Astronauten Platz, die nebeneinandersitzen werden. Die Räder des Fahrzeugs haben einen Durchmesser von 81 cm. Da dadurch eine Bodenfreiheit von 36 cm erreicht wird, ist das Fahrzeug ausserordentlich gelandegängig, kleinere Krater sind also mühelos zu passieren. Ab­hänge können, ohne dass die Gefahr eines Umkippens, besteht, bis zu einer Neigung von 45 Grad befahren werden. Steigungen lassen sich mit dem Rover allerdings nur bis zu einem Winkel von 25 Grad bewältigen. Um die Beweglichkeit des Fahrzeugs zu erhöhen, erfasst die Lenkung alle vier Rä­der, die jeweils über einen Elektromotor an­getrieben werden, und zwar so, dass die Hinterräder stets in der von den Vorderrä­dern gebahnten Spur laufen. Dies verringert einerseits den für die Fortbewegung erfor­derlichen Kraftaufwand, andererseits wird dadurch der Wenderadius kleiner, was zu einer grösseren Manövrierfähigkeit führt. Obwohl die Batterieleistung des Rover, der im unteren Teil der Mondlandefähre trans­portiert wird, für grössere Unternehmungen ausreichen würde, dürften sich die Astro­nauten infolge des beschränkten Sauerstoff­vorrats, den sie in ihren Versorgungsaggre­gaten mit sich führen können, höchstens fünf Kilometer vom Landeplatz entfernen. Bis zu dieser Grenze wird bei einem Ver­sagen des Rover noch ein Fussmarsch zur Mondlandefähre für zumutbar gehalten. Da sich die Astronauten vorläufig nur maximal 800 Meter von der Mondfähre entfernen dür­fen, erweitert der Rover ihren Aktionsradius trotzdem erheblich, womit sich auch die Möglichkeiten für die wissenschaftliche Er­forschung erheblich verbessern werden. Grössere Mondexpeditionen, bei denen mit dem Rover innerhalb eines 78stündigen Aufenthalts auf dem Erdtrabanten insgesamt 190 Kilometer zurückgelegt werden können, sollen später mit einer Ausrüstung möglich sein, die gegenwärtig noch entwickelt wird. Sozialverhalten der Nutztiere als Wirtschaftsfaktor Kleine Tierpopulationen wünschenswert / Hühner und Schweine stehen in erster Reihe Von Dr. med. vet. Franz Marschang, Veterinärmedizinische Fakultät, Temesvár Die Vieh Wirtschaft wird bei uns lau­fend auf moderne und modernste Grundlagen umgestellt, Massenkonzentra­tionen der Nutztiere stehen auf der Ta­gesordnung : die technische Revolution setzt sich auch in der Viehzucht durch. Wirtschaftlichkeit wird gross geschrie­ben. Hierbei dürfen aber auch Fakten, die, oberflächlich betrachtet, von gerin­ger Bedeutung sind, nicht unbeachtet bleiben. Hohe Leistungsbereitschalt von der Erbanlage her, gepaart mit richtiger Fütterung und Haltung reichen noch im­mer nicht au? : es sind die tausend klei­nen Dinge, die in ihrem Zusammenwir­ken auch, und gerade in der Viehzucht, die Rentabilität sichern. I Die tierische Produktion ist aber ein wesentlicher Bestandteil der Volkswirtschaft; dies nicht nur in Ländern mit mehr oder weniger ausgeprägtem Landwirtschaftscha­rakter. Ein Beispiel soll dies noch einmal augenscheinlich machen : In einem so hoch­industrialisierten Land wie der BRD über­traf 1965 der Geldwert der tierischen Pro­duktion den Gesamtumsatz der eisenschaf­fenden Industrie um nahezu 2 Milliarden DM. Die meisten unserer Haustiere stammen von Ahnen ab, die schon in freier VVildbahn mehr oder weniger Herdentiere waren. In­folge eines solchen Zusammenlebens bildete sich zwangsläufig auch ein Sozialverhalten heraus Die Rangordnung innerhalb einer Wildherde ist ein wesentlicher Bestandteil davon. In — wir dürfen es so nennen — gnadenlosen Kämpfen wird diese Rangord­nung aufgestellt, und das Leittier hat seine Stellung immer wieder zu behaupten. Ist erst mal ein stärkerer Gefährte zur Stelle, muss es das Feld räumen Dieses Verhalten konnte auch die Zäh­mung nicht verwischen, und Rangordnungs­kämpfe sind bis heute in unseren Nutztier­herden gang und gäbe. Das kann wohl je­der Tierzüchter täglich beobachten; die wenigsten jedoch geben sich Rechenschaft, wie tief sie dafür in die Tasche greifen müssen. Die Unterteilung der Stallinsassen in kleine Gruppen ist schliesslich nicht ein­fach ein Problem leichterer Betreuung, son­dern sie soll unter anderem auch diese Rangordnungskämpfe, wenn nicht ganz auf­­heben, so doch vermindern. Die Massen­konzentration unserer Nutztiere in Gross­kombinaten und -stallen aber hat diese Ge­fahr nicht verringert. Deshalb sind zusätzli­che Wände zum Unterteilen der Ställe kein nutzloser Aufwand; sie machen sich sicher­lich bezahlt. Da.? Problem ist weniger akut bei den Grosstieren, die im Stall angebunden und solcherart in ihrer Bewegungsmöglichkeit eingeschränkt sind. Es darf aber bei Hüh­nern und Schweinen nicht übersehen wer­den. Pickordnung schafft Unruhe im Hühnerstall Beim Huhn besteht ein kompliziertes so­ziales Verhalten, das sich innerhalb eine? Bestandes in strengen Dominanz-Subosdina­­tinns-Beziehungen äussert. Durch die Rang­ordnungskämpfe wird die sogenannte Hack­und Pickordnung festgelegt. Sie kann li­near abwärts verlaufen, dann steht das ranghöchste Tier an der Spitze; es darf alle anderen picken. Am unteren Ende ran­giert der „Prügelknabe“, der von allen an­deren gehackt werden darf, Zwischen bei­den reihen sich alle anderen Tiere ein, je nachdem, wie sie sich durchsetzen können oder nicht. Die Rangordnungskämpfe sind mit viel Unruhe im Stall verbunden. Sie bedeuten nicht nur nutzlosen Energieverlust, sie füh­ren auch zu verminderter Futteraufnahme und also zum Produktionsabfall. Man ist zu der Auffassung gelangt, dass in grossen Beständen das schwache Ge­dächtnis der Hühner wesentlich zu den Rangordnungskämpfen beiträgt. 70 bis 100 Hühner sollen schon zu viel sein, damit das Einzeltier alle Mitinsassen wiederer­kennt ; dadurch kann sich keine stabile li­neare Rangordnung herausbilden. Kleine Populationen auf maximal 12 m2 Fläche werden deshalb empfohlen. Rechnet man 5 bis 6 Hühner je m2, besteht die gesamte Population aus 60 bis 70 Hühnern, womit das Erkenrtungsvermögen des Einzeltieres nicht überschritten Wird. Dabei muss auf richtige Abgrenzung der Einzelterritorien geachtet werden, damit es nicht, zu Rang­kämpfen zwischen den benachbarten Popu­lationen kommt. Die Batteriehaltung schafft wesentlich kleinere Populationen. Hier kommt es hin­gegen zur zirkulären Hack- und Pickord­nung, weil oft gleichstarke Batterieinsassen Zusammenkommen, die sich nicht unterord­nen ; deshalb flackern die Rangordnungs­kämpfe immer wieder auf, was zu noch grösseren Produktionsverlusten führt. Man hat errechnet, dass man bei einem maxima­len Batteriebelag von 3 Hennen diese Nach­teile ausschalten könne. Umgruppierung bei Schweinen bringt Nachteile Auch im Schweinestall sind die Rangord­nungskämpfe die Regel ; man beobachtet sie am einfachsten beim Füttern. Und hat der Futtertrog nicht die nötige Länge, so sieht man eine ganze Anzahl Tiere, die immer wieder verdrängt werden. Erst wenn die „Starken“ satt sind, dürfen die „Schwachen" fressen, was übrig bleibt. Sie werden nicht satt und nach einiger Zeit zieht sich ihr Magen zusammen, stellt sich auf das klei­nere Futtervolumen ein ; auch die Magen­säfte. In den kalten Jahreszeiten kommt noch hinzu, dass diese Tiere erst Futter aufnehmen, wenn es schon erkaltet ist. Das kann ihnen keineswegs dienen. Solche Tie­re werden zu Kümmerlingen, die auch bei später besseren Bedingungen — etwa nach Umgruppierung — nie mehr die Leistung aufweisen, zu der sie von ihrer Erbanlage her fähig wären. Da mit der Zeit auf diese Weise der Un­terschied der einzelnen Tiere so auffällig wird, dass jeder Tierbetreuer daran An­­stoss nimmt, werden die Schweine häufig umgruppiert. Das führt zu neuen, tagelan­gen, vehementen Kämpfen ; in dieser Zeit geht die Futteraufnahme stark zurück, die Gewichtszunahme der Population stagniert. Nicht selten, vor allem wenn man die neu zusammengestellten Gruppen nicht dauernd überwacht, werden einzelne Liere soweit abgerauft, dass sie verenden, falls man sie nicht vorher notschlachtet. Um all diese Mängel auszuschalten, soll­te man auch den Schweinestall in kleine Buchten unterteilen, so dass in einer nicht mehr als 30 bis 40 Tiere, je nach Gewichts­klasse. eingestallt werden. Fasst man dann in einer Buchte jeweils gleichentwickelte Absatzferkel zusammen und sichert jedem Einzeltier 30 bis 40 cm Troglänge, entwik­­keln sich die Mastläufer gleichmässig, und die leidigen Umgruppierungen fallen weg. Viel Ärger bleibt dem Sehweinemäster auf diese Weise erspart, und die Effizienz der Mast steigt. Tischlampen durch Batterien gespeist Japanische Elektrogeschäfte und Kauf­häuser setzen mit zunehmendem Erfolg stromnetzunabhängige Decken-, Wand-, Steh­­und Tischlampen ab, die mit neuartigen Stabbatteriesätzen von 350tägiger Lebens­dauer ausgerüstet sind. Die mit einer, zwei, vier oder sechs Glühbirnen ausgestatteten Lampen können ohne Anschlussschnur an jeder beliebigen Stelle aufgestellt oder an­gebracht werden. Das Licht ist mindestens ebenso hell wie das einer aus dem Strom­netz gespeisten Lampe. Besondere Tisch­lampen, deren Ständer einen ganzen Satz dieser Batterien aufnimmt, finden in Tokio und anderen Städten grossen Anklang, nicht zuletzt weil der Stromverbrauch durch die­sen Lampentyp gesenkt wird und der bei täglich sechsstündiger Brenndauer etwa ein Jahr reichende Batteriensatz sich um 60 Prozent billiger stellen soll als die Strom­entnahme aus der allgemeinen Elektrizitäts­versorgung. Seite 3 Aus Sägespönen und anderen Holz­abfällen kann nach einem in der So­wjetunion ausgearbei'efen Verfahren Koks erzeugt werden. Die Sägespäne werden mit teerartigen Rückständen der Erdölverarbeitung vermischt und unter einem Druck von 500 bis 750 kp/cmJ brikettiert. Bei der Brikettierung verko­ken die Sägespäne und ergeben ein Produkt mit hohem Kohlenstoffgehalt und grosser mechanischer Festigkeit. Auch bei Temperaturen von —100'C noch plastisch und zäh ist eine Stahlsor­te, die nach dem Verfahren von Prof. Semjon Baranow in einem Leningrader Stahlwerk hergestellt wird. Während herkömmlicher Stahl bei dieser tiefen Temperatur spröde wird, verhindern be­stimmte Silikate bei der neuen Stahl­sorte einen solchen „Zusammenbruch" der Metallstruktur. Innerhalb einer Minute kann mit Hilfe eines sogenannten Gamma-Lokators der Schmelzvorgang und das Schmelzprofil eines Hochofens überprüft werden. Mit der Charge werden künstliche radioakti­ve Isotope in den Ofen eingebracht, de­ren Gamma-Strahlung von einem Detek­tor aufgenommen und registriert wird. Das erste derartige Gerät in der So­wjetunion wurde in einem ukrainischen Hüttenwerk instaü’ert. Anorganische Platin-Komplexverbin­dungen hemmen nicht nur die Vermeh­rung zahlreicher Bakterien, sondern sie beeinträchtigen auch die Zellteilung von Krebsgeschwülsten. Wie „Nature" be­richtet, haben amerikanische Wissen­schaftler bei Tierversuchen festgestellt, dass Platin-Komplexsalze, in die Bauchhöhle injiziert, das Wachstum von Bindegewebegeschwülsten und Leukä­miezellen verringern. Ob sich die Pla­tinsalze, mit denen erstmalig anorgani­sche Substanzen zur Krebsbehandlung henangezogen werden, für die Therapie beim Menschen eignen, muss noch ge­prüft werden. Das Altern der Lebewesen führt Dr. R. Holliday, ein britischer Biochemiker, auf einen „chemischen Irrtum" der Zel­len zurück. Im Laufe der Zeit sollten nach seiner Ansicht im Organismus fehl­strukturierte Enzyme angehäuft werden, die wiederum die Bildung von der Norm abweichender Zellen bewirken. Versuche an Pilzen bestärken den Wis­senschaftler in seiner Meinung. Erd- und Modergeruch wird sehr wahrscheinlich durch Aktinomyceten ver­ursacht. Amerikanische Wissenschaftler isolierten aus den Bakterienstämmen eine ölige Substanz, das Geosmin. Die­se chemische Verbindung, die sich von den Sesquiterpenen ubleiten lässt, ent­hält eine Hydroxylgruppe, welche für die Geruchswirkunq verantwortlich sein soll.

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