Neuer Weg, 1970. május (22. évfolyam, 6529-6553. szám)

1970-05-26 / 6548. szám

Seite 2 Genosse Nicolae Ceausescu, Generalsekretär der Rumänischen Kommunistischen Partei, Vorsitzender des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien, gewährte der Zeitung „l’Humanitä“ ein Interview (Fortsetzung von Seite 1) Errungenschaften des menschlichen Den­kens verwirklicht werden kann. Aus die­sem Grunde wachen wir über die Organi­sierung der wissenschaftlichen Forschungs­tätigkeit, die Einführung der Errungen­schaften der Wissenschaft in die Produk­tion und ins ganze soziale Leben. So haben wir die Erfolge erzielt, von denen ich sprach. FRAGE : Somit lagen in diesem Lande die Dinge ursprünglich so, dass die Gefahr bestand, dass es den Weg der schwachentwickelten Länder be­schreibet. Der Sozialismus hat die ra­dikale Veränderung der Ausrichtung ermöglicht. ANTWORT: Die bisherigen Erläute­rungen beweisen dies. Ich möchte jedoch auch darauf hinweisen, dass gleichlau­fend mit den Bémühungen unseres Vol­kes um die Entwicklung der Wirtschaft — wobei diese Bemühungen auch da­durch veranschaulicht werden, dass wir jährlich mehr als 30 Prozent des Natio­naleinkommens für die Akkumulation bereitstellen — die Beziehungen der Zu­sammenarbeit und Kooperation mit den sozialistischen Ländern und den anderen Ländern der Welt eine wichtige Rolle spielen. Unter den Gegebenheiten der wissen­schaftlich-technischen Revolution wäre übrigens die Entwicklung eines verhält­nismässig kleinen Landes, wi,e Rumänien es ist, ohne eine umfassende Zusammen­arbeit und Kooperation mit anderen Staa­ten unvorstellbar. Deshalb legen wir ein be­sonderes Gewicht auf die Entwicklung der Beziehungen der Zusammenarbeit und Kooperation mit den sozialistischen Staa­ten, Beziehungen, di,e den raschen Fort­schritt eines jeden Landes sicherzustellen vermögen. Und die Entwicklung eines je­den sozialistischen Landes trägt zur Welt­geltung des Sozialismus, zum Erstarken seiner Kraft und seines Einflusses im Weltmassstab bei. FRAGE : Konzentriert sich diese Wirtschaftsentwicklung auf einige Schlüsse/.gebiete ? Eine solche Ausrich­tung zeichnet sich nämlich beispiels­weise in Frankreich ab, ivo einige De­partements immer mehr enterbt, das heisst der Vergessenheit anheim gege­ben werden. ANTWORT : In der Vergangenheit war die Industrie i.n Rumänien ebenso wie in allen kapitalistischen Ländern — und um so mehr bei uns, wo die Wirtschaft schwach entwickelt war — nur in einigen Zonen konzentriert. Ein Problem, vor das sich unsere Partei gestellt sah, bestand darin, die notwendigen Voraussetzungen für die Entwicklung aller Regionen, die harmonische Standortverteilung der Pro­duktivkräfte im ganzen Lande zu schaf­fen. Insbesondere seit dem Jahre 19(10 war dies ein ständiges Anliegen. Wir dürfen sagen, dass es heute keine einzige Region gibt, wo in den letzten fünf Jah­ren nicht Grossbetriebe von nationalem Interesse erbaut wurden. FRAGE: Ist es Ihnen gelungen, in diesen Gebieten die notwendigen qua­lifizierten Arbeiter, Facharbeiter, zu finden ? ANTWORT : Es ist recht schwierig, auf lokaler Ebene Fachkräfte zu finden. Wir legen Gewicht auf die Ausbildung von Fachkräften der betreffenden Gebie­te. Was aber die Leitungskader, di,e Fachleute, anbelangt, müssen wir in ei­nigen Fällen an Leute aus anderen Zen­tren appellieren, wo eine umfassendere Erfahrung auf dem betreffenden Gebiet gesammelt wurde ; es gelingt uns, selbst­verständlich mi.t einiger Schwierigkeit, auch dieses Problem zu lösen. Wir sirtd der Meinung, dass das Problem der Industrialisierung sämtlicher Gebiete unseres Landes eine der Hauptvorausset­zungen für den sozialistischen Aufbau, für die Hebung des Lebens- und Kultur­stands unseres Volkes ist. Obwohl dies grosse Bemühungen erfordert. werden wir auf diesem Wege weiterschreiten. FRAGE : Da Sie von Bemühungen sprechen, dürfen wir uns fragen, ob die Bemühungen um die Entwicklung der Wirtschaft, die hohe Zuwachs­rate der Akkumulation aus dem Na­tionaleinkommen — Sie sprachen vor­hin von 30 Prozent — mit dem Fort­schritt des Lebensstands vereinbar sind ? ANTWORT: Nicht allein, dass sie mit dem Fortschritt des Lebensstands voll und ganz vereinbar sind, sie sind sogar eine Bedingung sine qua non für die Hebung des Lebensstands des Volkes. Die Aufrechterhaltung einer hohen Zuwachs­rate der Akkumulation sichert i,n unserem Lande die intensive Entwicklung der Volkswirtschaft und gleichlaufend die rasche Hebung des materiellen und kul­turellen Lebensstands der Massen. Selbstverständlich würde die Verringe­rung dei Akkumulationsfonds für eine kurze Zeit ermöglichen, grössere Mittel für den Konsum abzuzweigen, doch würde dies In weiterer Sicht äusserst negative Folgen nach sich ziehen. Eine solche Po­litik würde nicht allein eine Drosselung des allgemeinen Fortschritts der Wirt­schaft bewirken, sondern die materielle Grundlage für die Hebung des Lebens­stands der Bevölkerung, die Hebung des Zivilisati.onsstands unseres Volkes einen­gen. Indem wir uns um die Wirtschafts­­entwi.cklung kümmern, sichern wir die Hebung des Lebensstands der Arbeiter­klasse und des ganzen Volkes. Die gesam­te Tätigkeit von Partei und Staat ist ge­rade auf die Verbesserung der Lebens­bedingungen ausgerichtet. In diesem Jahr sind die Einkünfte der Werktätigen mehr als dreimal so hoch wie . die des Jahre 1950. Im Laufe des ersten Vierteljahrs wurde die Aktion zur Lohnerhöhung sämtlicher Kategorien von Werktätigen abgeschlossen. Ab 1. Mai . er­halten die Lohnempfänger mit geringen Einkünften eine weitere recht substantiel­le Einkommensteigerung. Die Einkünfte der Lohnempfänger werden sich somit im Laufe dieses Jahres um 12 Milliarden Lei erhöhen. Überdies sind wir bemüht, zwischen den niedrigen und den höheren Einkünften ein möglich gerechtes Verhält­nis zu schaffen. So z.B. wird bei einem Monatslohn von 900 Lei eine 3,5prozen­­tige Steuer eingehoben ; für einen Lohn von 10 000 Lei beträgt diese Steuer je­doch bis zu 19,3 Prozent. Zu der Erhöhung der Einkünfte der Lohnempfänger kommen zahlreiche sozia­le Massnahmen hinzu, darunter die staat­liche Beihilfe für Familien mit Kindern, kostenloser Unterricht, einschliesslich Schulbüchern, und zwar für alle Unter­richtsstufen. Vergessen wir nicht die Ge­sundheitsbetreuung, für die der Staat rund 5000 Lei pro Familie verausgabt. FRAGE : Die Bedeutung des Unter­richts entspringt auch der Notwendig­keit.. qualifizierte Arbeiter, die für die Wirtschaft notwendigen Kader auszu­bilden ? ANTWORT: Um die Bedeutung dieses Problems, das Ausmass, das es für Rumä­nien hat, besser, zu verstehen, muss her­vorgehoben werden, dass vor dem Krieg nahezu 40 Prozent der Bevölkerung we­der lesen noch schreiben konnte. Mit die­sem Zustand wurde längst aufgeräumt. Seit 1965 haben wir den verpflichtenden Achtklassenunterricht für die ganze Be­völkerung eingeführt, und ab 1970 sind wir zum verpflichtenden Zehnklassenun­terricht für die ganze Jugend des Landes übergegangen. Was die Zahl der Studenten anbelangt, hat sich diese verfünffacht und ist von 26 000 im Jahre 1938 gegenwärtig auf mehr 150 000 gestiegen. Wir widmen auch der Ausbildung von qualifizierten Arbeiterkadern grosse Auf­merksamkeit ; zu diesem Zweck mussten wir uns auf die Entwicklung von Berufs­schulen ausrichten. Diese zählen mehr als 200 000 Schüler ; im Hinblick auf die Aus­bildung von mittleren Fachkräften haben wir technische und Fachlyzeen für ver­schiedene Sparten eingerichtet, an denen mehr als 100 000 Schüler lernen. Im näch­sten Fünfjahrplan beabsichtigen wir, so­wohl zur Erweiterung der Berufsschulen als auch der technischen Lyzeen überzu­gehen, und seit 1967 sind wir daran ge­schritten, Institute zur Ausbildung Von Unteringenieuren einzurichten. Gleichzeitig müssen wir aber auch die Qualifikation am Arbeitsplatz selbst ent­wickeln Wenn Sie Betriebe unseres Lan­des besuchen würden, könnten Sie fest­stellen. dass in dieser Hinsicht in zahl­reichen Werken eine intensive- Arbeit ent­faltet wird, dass das Durchschnittsalter der Lohnempfänger 19-20 Janre beträgt, was gleichzeitig beweist, welche Bemü­hungen für die Berufsausbildung unter­nommen werden müssen und welch äusserst aktive Rolle die Jugend in unse­rer Gesellschaft, spielt. Wir dürfen somit sagen, dass das ganze Volk, gleichlaufend mit der Entwicklung von Wirtschaft. Wissenschaft und Kultur, eine ständige Verbesserung seines Lebens­standes zu verzeichnen hatte. Jeder Bür­ger fühlt in seinem eigenen Leben die Ergebnisse, di,e durch den Aufbau der so­zialistischen Gesellschaftsordnung erzielt wurden ; anders wäre die Entschlossen­heit, mit der er an diesem Werk teil­nimmt. nicht zu erklären. FRAGE : Der Sozialismus hat die Lebensbedingungen des rumänischen Volkes verändert, der Mensch selbst, indessen verändert sich auch ? Welches sind, die diesbezüglichen Erfolge, aber auch die Schwierigkeiten, denen Sie begegnen ? ANTWORT : Gewiss ist die Entwicklung des Bewusstseins der Menschen ein lang­währender Prozess : die materiellen Le­bensbedingungen bilden selbstverständlich den bestimmenden Faktor. Ein hohes Kul­turniveau aber ist ebenfalls notwendig, ebenso wie das Verständnis der objekti­ven Gesetze der Gesellschaft. Ich glaube nicht, dass es in dieser Hinsicht in Ru­mänien besondere Schwierigkeiten gibt. Vielleicht ist das den Ergebnissen zu ver­danken, die bei der Entwicklung der Ge­sellschaft erzielt worden sind und die das Volk davon überzeugt haben, dass die Politik der Kommunisten seinen grundle­genden Interessen entspricht. Selbstverständlich äussern sich in man­chen individuellen Verhaltensweisen die Übel der Vergangenheit, und dies sowohl in den gesellschaftlichen wie auch in den familiären Beziehungen. Es gibt noch Einflüsse des Mystizismus, des Individua­lismus und anderer rückschrittlicher Men­talitäten. Die Überwindung dieser Ver­haltensweisen setzt einen langwierigen Prozess voraus. Die Herausbildung eines fortschrittlichen Bewusstseins und einer ebensolchen Ein­stellung im täglichen Verhalten der Ar­beiter wird von einer Erziehungstätigkeit bedingt, zu der alle Mittel, über die die Gesellschaft verfügt, beitragen : Schule, Presse, Rundfunk und Fernsehen, Kunst, kulturelle Massenarbeit und die gesamte politische und ideologische Tätigkeit. Unsere Partei widmet dem künstleri­schen Schaffen besonderes Augenmerk. Wir gehen von der Überlegung aus, dass Kunst und Literatur die Realitäten unse­rer Gesellschaft widerspiegeln, dass sie auf unserer materialistisch-dialektischen Anschauung der Welt und der Gesell­schaft beruhen müssen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass es im künstleri­schen Schaffen eine Vielfalt der Aus­drucksformen und -mittel geben muss, dass man nicht eine Vereinheitlichung erzwingen kann, di.e weit davon entfernt ist, die Entwicklung von Literatur und Kunst und deren Rolle bei der Hebung des Niveaus des sozialistischen Bewusst­seins zu begünstigen. Sie würde im Ge­genteil deren Einfluss- und Anziehungs­sphäre beeinträchtigen. Unsere Schrift­steller und Kunstschaffenden leisten einen aktiven Beitrag zur Entwicklung der so­zialistischen Gesellschaft. Das gleiche kann man von allen unseren Intellek­tuellen sagen. Es ist hervorzuheben, dass die Angehörigen der älteren Generation, hervorragendste Wissenschaftler und Kul­turschaffende, die Politik unserer Partei unterstützt haben. Die meisten von ihnen sind Mitglieder der Partei geworden, während jene, die noch nicht Parteimit­glieder sind, eigentlich ebenso wie die Kommunisten für die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft handeln. Wenn es uns somit gelungen ist, in ei­ner kurzen Zeitspanne bedeutende Fort­schritte bei der Entwicklung des Unter­richts, der Wissenschaft und der Kultur zu erzielen, so ist dieser Umstand der Tatsache , zu verdanken, dass unsere Par­tei es verstanden hat, die Einheit aller Volkskräfte zu verwirklichen. Gewiss hat die Arbeiterklasse die Hauptrolle inne. Sie ist die führende Klasse der Gesellschaft. Doch kam und kommt dem dauerhaften Bündnis aller sozialen Kräfte unseres so­zialistischen Vaterlandes eine besondere Rolle zu. Um diese Einheit der Kräfte unseres Volkes zu erzielen, waren wir desgleichen darum bemüht, die volle Gleichberechti­gung der übrigen Nationalitäten zu ge­währleisten, die in Rumänien leben und di.e etwa 11 Prozent der Bevölkerung dar­stellen. FRAGE : Welches sind die vorrangi­gen Anliegen der Rumänischen Kom­munistischen Partei während. der nächsten Jahre in den erwähnten Be­reichen ? ANTWORT : Der Nachdruck wird wei­terhin auf die rasche Entwicklung der Industrie gelegt, besonders auf den Auf­schwung ihrer modernen Zweige wie Elektronik und Werkzeugmaschinenbau. Grössere Aufmerksamkeit wird der Landwirtschaft geschenkt, da die Land­wirtschaft in einem Land wie Rumänien zusammen mit der Industrie ei.ne äusserst wichtige Rolle in der harmonischen Ent­wicklung der Wirtschaft spielt. Wir werden besonderes Augenmerk ei­ner qualitativen Verbesserung der gesam­ten ökonomischen Tätigkeit widmen. Zu diesem Zweck bemühen wir uns um die Senkung der Materi.alkosten der Produk­tion und um die Steigerung der Arbeits­produktivität.. Die wissenschaftliche Forschung, deren Rolle in der Entwicklung der Gesell­schaft wächst, wird weiterhin Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit sein. Selbst­verständlich werden wir weiterhin das Lebensniveau des Volkes erhöhen. Das Bild unserer künftigen Anliegen wäre unvollständig, wenn ich die Ent­wicklung der sozialistischen Demokratie nicht erwähnen würde. Gleichzeitig mit der Festigung und Vervollkommnung der Füh­rung aufgrund des Zentralplans der Wirt­schaft und des sozialen Lebens bemühen wir uns um die Ausweitung der Befugnisse und der Autonomie der Wirtschafts- und Verwaltungseinheiten. Wir möchten die besten Voraussetzungen schaffen, damit sich die Arbeiterklasse, alle Arbeiter an der Führung der Gesellschaft voll betei­ligen, um ihre Meinung über alle Proble­me der Innen- ünd Aussenpolitik unserer Partei und unseres Staates zu äussern. Gewiss wird diese gesamte Tätigkeit von der Rumänischen Kommunistischen Par­tei ausgerichtet und geführt. Ich muss präzisieren, dass das Problem der füh­renden Rolle unserer Partei in unserer Gesellschaft für uns eine ganz natürliche Sache ist. Die Arbeiter, unser ganzes Volk haben festgestellt, dass nur unsere Partei sich dazu in der Lage erwiesen hat, die komplexen Probleme zu lösen, die sich Rumänien stellten. Hieraus er­wächst die Unterstützung, der sich die Partei von seiten unseres Volkes bei der Durchführung der Aufgaben erfreut, die von dem X Parteitag gestellt wurden Es sind Aufgaben, die mit den Interessen der breiten Massen unseres Landes über­einstimmen. FRAGE : Dieses Interview, das Sie die Güte hatten, unserer Zeitung vor Ihrer Reise nach Frankreich zu ge­währen, wird unsere Leser über die Erfolge des Sozialismus in Rumänien besser unterrichten. Es wird den Le­sern Ihre Ansicht über die Probleme der Festigung des Sozialismus und die Erfahrung vermitteln, die das rumäni­sche Volk in diesem Bereich gesammelt hat. Diese Erfahrung weist bestimmte eigene Aspekte auf, obgleich sie auf den allgemeinen Gesetzen der sozia­listischen Entwicklung beruht. Die Schaffung eines sozialistischen Frank­reichs wird aufgrund der allgemeinen Gesetze ebenfalls eigene Elemente auf­weisen ; Sie kennen beispielsweise un­sere Auffassungen und Leitsätze über die Rolle unserer Partei als Vortrupp unter den Bedingungen einer loyalen Zusammenarbeit der Parteien und de­mokratischen Gruppierungen, die ihren Beitrag beim Aufbau dieses Sozialis­mus leisten. Die Erfahrung Ihrer Par­tei und Ihres Volkes sind für unsere Leser nicht minder von Interesse, da sie Rumänien auf diese Weise besser kennen lernen. ANTWORT: Ich möchte abschliessend auf die guten Beziehungen zwischen der Rumänischen Kommunistischen Partei und der Französischen Kommunistischen Partei hinweisen. Diese Beziehungen ha­ben übrigens alte Traditionen. Sie wur­zeln in den Verbindungen, die in der Vergangenheit zwischen den rumänischen und französischen Revolutionären bestan­den haben. Gewiss möchte ich nicht aiil 1848 oder auf die Pariser Kommune zu­rückgreifen. Jedoch dürfte Ihnen bekannt sein, dass einige Rumänen für die Pari­ser Kommune gekämpft haben. Bekannt ist desgleichen die Beteiligung vieler Ru­mänen in der französischen Widerstands­bewegung. Nach dem Krieg haben sich zwischen unseren Parteien bis heute gute Beziehungen entwickelt. Wir hatten er­gebnisreiche Kontakte und Begegnungen mit Genossen Waldeck Rochet. Ich möch­te der Französischen Kommunistischen Partei, allen Parteimitgliedern, den Le sern Ihrer Zeitung die grössten Erfolge in ihrer Tätigkeit wünschen. Indem ich die Tatsache unterstreiche, dass die Französische Kommunistische Partei im politischen Leben Frankreichs eine wichtige Rolle innehat, möchte ich gleichzeitig auf die guten Beziehungen hinweisen, die zwischen Rumänien und Frankreich bestehen, und die günstigen Perspektiven einer weiteren Entwicklung der Freundschaft zwischen dem rumäni­schen und französischen Volk aufzeigen. Erschreckende Zahlen Auch diese Angaben sind nur provisorischer Natur. Eine genaue Bestandsauf­nahme wird vielleicht erst in Monaten möglich sein. SATHMAR : Im Kreis Sathmar hat das Hochwasser 120 900 Hektpr, davon 90 000 Hektar Ackerland überschwemmt, über 23 000 Tiere sind in den Fluten umgelcommen. Vorläufigen Angaben nach sind beinahe 4000 Gebäude zer­stört und 11 Industrieeinheiten ausser Betrieb gesetzt worden. Die Dörfer Mär­­tineşti, Dara, Etem, Berindan, Cucu und andere sind zu 65—95 Prozent zerstört. 21 000 Menschen wurden evakuiert. KLAUSENBURG : Das Hochwasser hat im Kreis Klausenburg 146 Ortschaften in Mitleidenschaft gezogen und über 1500 Häuser und 269 Wirtschaftsgebäude zer­stört oder beschädigt. Mehr als 9000 Personen mussten evakuiert werden. Elf Industrieeinheiten wurden stillgelegt und über 20 000 Hektar Ackerland über­schwemmt. Grosse Schäden richteten massive Bergrutsche an. ALBA IULIA : Im Kreis Alba sind 51 Ortschaften unter Wasser gesetzt wor­den. Die Fluten des Mieresch zerstörten hier 879 Häuser und beschädigten wei­ter 303 schwer. 20 Industrieeinheiten wurden stillgelegt, darunter so wichtige wie das Sodawerk in Ocna Mureş, das Kombinat für Holzindustrialisierung in Mühlbach, die grosse Schuhfabrik „Arde­leana" und der Mühlereibetrieb „Horia" in Alba lulia. Fast vollständig verwüstet wurden die Saaten auf 22150 Hektar. T1RNĂVENI : Die Schadensumme von rund 300 Millionen Lei, die vor einigen Tagen für das Chemiekombinat in Tlr­­näveni durchgegeben wurde, wird aller Wahrscheinlichkeit nach wesentlich er­höht werden müssen. Als die ersten Schätzungen gemacht wurden, befanden sich noch viele Abteilungen unter Was­ser. In der Stadt selbst erfasste die Flut­welle 70 der insgesamt 131 Strassen. Von 3089 Häusern standen 1534 unter Was­ser. In einer Nacht wurde etwa die Hälf­te der Stadt zerstört. Rund 2800 Pendler, die ,in den umliegenden Gemeinden wohnten, konnten sechs Tage lang die Stadt nicht erreichen. BISTRiTZ: Verheerend hat sich das Hochwasser auch in diesem Kreis aus­gewirkt. Nachdem rund 20 000 Hektar überschwemmt wurden, haben sich nach Abzug des Wassers fast 4000 Hektar unterwaschene Hangböden in Bewegung gesetzt und weitere Zerstörungen verur­sacht. Insgesamt sind in diesem Kreis 600 Häuser, 530 Wirtschaftsgebäude, 132 Brücken und Stege, 208 km Forstweqe, 47 km Eisenbahnlinien, 250 km Lichtlei­tungen und 12 km Teleforsleitungen zer­stört worden, über 1500 Tiere sind er­trunken. ARAD : Obwohl die Stadt Arad durch den heroischen Einsatz ihrer Bewohner und die guten Dämme ge­rettet werden konnte, sind' die Hoch­wasserschäden auf Kreisebene hoch. Das Wasser überschwemmte 30 Ort­schaften und über 31 000 Hektar Acker­land. über 28 000 Menschen mussten evakuiert werden. Zerstört wurden 450 Häuser; weitere 1300 wurden schwer beschädigt. HUNEDOARA : Hier erfasste das Hochwasser 25 Ortschaften und 17 000 Hektar Ackerland. Elf Industrieeinheiten wurden stillgelegt, über 1600 Tiere er­tranken in den Fluten BAIA MARE : Obwohl recht hoch ge­legen, wurden im Kreis Maramureş 88 Ortschaften vom Hochwasser betroffen. Von den 4270 überfluteten Häusern sind über 1000 zerstört oder beschädigt wor­den. Die überflutete. Landwirtschafts­­fläche wird auf 23 000 Hektar geschätzt. FOCŞANI : Im Kreis Vrancea standen 14 Ortschaften und 22 000 Hektar, da­von über 16 000 Ackerland, unter Was­ser. Die wolkenbruchartigcn Regenfälle, die hier niedergingen, haben sehr gro­ssen Schaden cngerichret. Insgesamt wurden 2633 Häuser, 46 Brücken und Stege, 75 km Strassen, 20 km ScEimal­­spurgeleise und 40 km Lichtleitungen zerstört. Bei der Gemeinde Poiana droht ein massiver Erdrutsch den Lauf des Pruth zu blockieren. JASSY: Rund 40 000 Hektar wurden im Kreis Jassy überschwemmt. Das Hochwasser hat in diesem Kreis 59 Ort­schaften in Mitleidenschaft gezogen und 860 Häuser zerstört. Bisher hat sich das Wasser von rund 5000 Hektar zurück­gezogen. In Worte nicht zu fassen ist das Leid, das Tausende Menschen dieser Tage erfah­ren mussten. Erbarmungslos zerstörte das Wasser alles, was ihm in den Weg kam. Eine Fernsehantenne, ein wackliger Tisch, ein Kühlschrank, ein Divan, ein Haufen Ziegel und Bretter — so sahen viele Häuser nach Abzug des Wassers aus Fotos : Edmund H i) f e r fPPI Hochwasser und kein Ende (Fortsetzung von Seite l) erreichte seine neue Flutwelle im Ab­schnitt Drinceni—Fálciu Werte bis zu 720 Zentimeter. Bei Oancea erwartet man am 28. Mai einen Höchststand von 620 Zentimetern, der die eingedeichte Acker­fläche am unteren und oberen Brateş erneut schwersten Gefahren aussetzen wird. Gestern wurde allerdings ein Sin­ken des Pruth-Wasserstandes verzeich­net. Die neue Flutwelle des Alt-Flusses hat ebenfalls am Sonntag die Stadt Foga­­rasch erreicht und mehrere Viertel un­ter Wasser gesetzt. Die Werte lagen hier mit 530 Zentimetern um ganze 180 Zenti­meter über der Überschwemmungsquote. Am 27. Mai wird der Alt Rm. Vîlcea und Slatina erreichen, zwei Industrie­städte, die nun wieder gefährdet sind. Man nimmt an, dass es bei Rm. Vîlcea zu um einen Meter höheren Werten als bei der ersten Flutwelle kommen wird. Die Wasserstandsberichte von gestern ergaben auch an der Donau weitere Höchststände. Bei ihrem Eintritt in un­ser Land wurden bei Baziaş 668 Zen­timeter gemessen, um 14 Zentimeter mehr als einen Tag vorher. Anschwellun­gen gab es noch bei Alt-Moldova, Dren­­kowa, Tr. Severin, Calafat und Bechet. Am unteren Lauf der Donau bleibt Cer­­‘navoda weiterhin überschwemmt, wo das Wasser nach Überschwemmung des Ha­fens nun einen halben Meter hoch in .der Stadt steht. Das Krankenhaus von Cernavoda musste geräumt werden. In Hîrşova stehen 20 Häuser unter Wasser. Erstmals unter Wasser gerieten durch die Regenfälle auch die Gemeinden Adamclissi und Murfatlar. Laut letzten Berichten aus Tulcea hat sich die Lage im Donaudelta in den letz­ten 24 Stunden noch mehr erschwert. Die Donau ist hier weiterhin in ständigem Steigen begriffen. Bei Tulcea erreichten die Höchstwerte am Montag 435 Zenti­meter. Die Gefahr ist durch die heftigen Winde, die seit Sonntag über das Donau­delta wehen, noch erhöht worden. Der Wind gefährdet vor allem die Deiche, die nur schwer dem Druck des Wassers bisher standgehalten haben. In der halb­überschwemmten Ortschaft Crişan wur­den Sonntag auf Montag nacht 30 Häu­ser vom Wind zerstört. Der Deich bei Rusca, der eine Landwirtschaftsfläche und Fischzuchtfläche von 5400 Hektar einschliesst, ist vom Wasser überflutet worden. Dadurch geriet auch das Dorf Partizani in Gefahr und musste geräumt werden. Gestiegen ist die Gefahr auch für die Stadt Sulina. Hier steht die Hälfte der Strassen unter Wasser. . Im Westen der Stadt wurde mit der Errichtung eines Deiches begonnen, der Sulina vom Delta abschliessen soll. Die Zahl der bisher im Delta überschwemmten Ortschaften ist auf 12 angestiegen ; teilweise stehen 16 weitere Ortschaften unter Wasser. Von den 2450 überfluteten Wohnungen sind bereits 400 zerstört. Durch das Hochwasser der letzten zwei Tage sind im Landesmassstab insgesamt 27 Ortschaften, darunter Schässburg, Tîr­­năveni und Mediasch, zum zweiten Mal unter Wasser geraten. Allein im Kreise Kronstadt stehen nun zehn Ortschaften unter Wasser, im Kreis Vaslui sind es fünf, im Kreis Konstanza ebenfalls fünf. Gefährdet ist auch die Chemiestadt Gheorghe Gheorghiu-Dej, wo Sonntag bis um 12 Uhr 65 Liter je Quadratmeter als Regen niedergegangen waren. Man be­fürchtet auch hier ein Anschwellen der Flüsse Trotuş, Tazlău, Casin. Zu den bis­her überschwemmten 720 000 Hektar ka­men mehr als 10 000 Hektar hinzu, die durch Regenfälle und Grundwasser über­flutet sind. Durch die häufigen Erdrut­sche in den letzten 24 Stunden kam es bei Cristuru Secuiesc zu einer Explosion der Erdgasleitung, die die Moldau ver­sorgt. An der Staumauer von Bicaz muss­ten erneut die Überfälle geöffnet und dadurch auch die Ortschaften Borea und Fărcaşa geräumt werden. Diese Massnah­me wurde getroffen, damit die Ortschaf­ten am Oberlauf der Bistritz verschont bleiben können. Laut einer Bekanntgabe der Zentralen Kommission für Hochwasserbekämpfung sind seit gestern früh auch die Flächen, die im Gebiet des Donauarmes Borcea in den letzten Jahren eingedeicht wur­den, bedroht. Der Montag früh aufge­kommene heftige Wind mit einer Ge­schwindigkeit von 15—20 Metern in der Sekunde gefährdet vor allem die Deiche bei Vlädeni, Stelnica und Borcea. Das Hochwasserbekämpfungskommando des Kreises Ialomiţa hat hier bedeutende menschliche und technische Kräfte zu­sammengezogen, um etwaigen Deichbrü­chen vorzubeugen. Der starke Regenfall erschwert aber die Arbeiten ungemein. Nach letzten meteorologischen Meldungen soll jedoch der Regen nachlassen und in den folgenden Tagen ein trockenes, wenn auch kaltes Wetter herrschen. NEUER WEG / 26. Mai 197ÖI GuSatz erwartet die fVlarosch (Fortsetzung von Seite 11 Fluss zu halten. Nächster Anschlussha­fen ist Brăila, dessen Fernverkehrsstrasse in Richtung Bukarest trocken geblieben ist. Auch der Eisenbahnverkehr ist von hier aus ungestört. Der Höhepunkt der Krise ist für die Stadt im Pruth-Donau-Sereth-Dreieck allerdings noch nicht erreicht. Die Ga­­latzer wissen genau, dass die ganz grosse Welle — und es ist das Wasser, das wir vor einer Woche in Kokel und Marosch, im Somesch, in Schässburg und Lippa, in Dej und Sathmar gesehen haben — in etwa einer, Woche, eintreffen wird. Der jetzige Höchststand von nahezu sechs Metern über dem Normalwert dürfte nach Berechnungen der Meteorologen um an­nähernd 40 Zentimeter überboten werden. Die Konsequenzen sind dieser Prognose entsprechend : In drei Abschnitten der Stadt wird von drei Bauunternehmen, die durch die Bevölkerung sowie durch das Militär massiv unterstützt werden, ein acht Kilometer langer Damm gebaut, der die Unterstadt Bădălani (20 000 Einwoh­ner), das Feinblechwalzwerk, die Schiffs­werft, das Holzlager der Romtrans und das für das Hüttenkombinat produktions­wichtige Erzlager schützen soll. Obwohl auf drei Fronten vom Wasser herausge­fordert, ist Galatz materiell-technisch und moralisch, zum Glück auch zeitlich in der Lage, die Bedrohung abzuwehren. Wie uns der Leiter des Galatzer Kom­­mandements für Wasserschutz, Mantu Croitoru (Leiter der organisatorischen' Ab­teilung des Kreiskomitees der RKP), ver­sicherte, sei nicht daran zu denken, dass das Wasser angesichts der lückenlosen Vorkehrungen in die Stadt dringen kön­ne. Dennoch haben sorgsame Lagerver­walter in Hafennähe veranlasst, dass Fenster und Türen mit meterhohen Be­tonplomben versehen wurden. Wie gross die Einkreisung der Stadt durch das Wasser ist, erkennt man aus der Höhe. Von der Terrasse des Hotels „Galatz“ aus hat man einen Ausblick in die Ferne, die nach Osten zu fast zu hun­dert Prozent aus Wasser besteht. Es ist ein Panorama, das man wohl einmal in hundert Jahren sieht. Wir wünschen, dass es in hundert Ewigkeiten nicht wieder zu sehen ist. Die Wasserfläche erstreckt sich von den Stufen des Hafengebäudes über weite Flächen besten Acker- und Weide­lands hinweg bis zum Sockel des etwa 12—15 Kilometer entfernten Mäcin-Gebir­­ges. Das Donaudelta beginnt bei Galatz.

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