Neuer Weg, 1971. január (23. évfolyam, 6736-6760. szám)

1971-01-26 / 6755. szám

Dl« Zeitung erscheint täglich (ausser Montag). Abonnements : einmonatig 8 Lei, vierteljährig 24 Lei, halbjährig 48 Lei, ganzjährig 98 Lei. — Bestellungen werden von den Postämtern, den Briefträgern und den freiwilligen Zéitungsverteilem entgegengenommen Politische Tageszeitung in der Sozialistischen Republik Rumänien 23. Jahrgang / Nr. 8755 Bukarest, Dienstag, 26. Januar 1971 Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Redaktion und Verwaltung: Bukarest, Piaţa Scinteii, Telefon : '17 60 10, 17 60 28 (Zentrale), 18 1217 (Redaktion), 1816 92 (Verwaltung). — Redaktionsvertretungen In Temesvár, Kronstadt, Hermannstadt, Arad, Reschitza, Mediasch, Hunedoara, Lugosch, Agnetheln, Bistritz, Schässburg, Sathmar Einzelpreis 30 Bani r “ ■ Die Maschine beherrscht das Feld § Von der Bodenvorbereitung bis zur Ernte wird die Landwirtschaftsproduktion heute massgeblich durch Maschineneinsätze bestimmt. Die Maschine sowie die technische Anlage, ob dies nun Bewässe­rungssysteme, Treibhäuser oder Maststrassen sind, wirken nicht nur als Faktoren der Produktivität, sondern auch der Ertragssicherheit. In unserer Rückschau auf die Leistungen des verflossenen Planjahrfünfts werden einige Hauptlinien der Entwicklung auf diesem Gebiet nachgezeichneit. Lesen Sie auf Seite 3 „Die Maschine beherrscht das Feld" und auf Seite 4 „Boden, Wasser plus Chemie“. immmmsmm I \ L,____ 110 Länder Abnehmer rumänischer Erzeugnisse » Jedes zweite Schiff wird exportiert / Beitrag unseres Landes am Weithandel wird grösser Bukarest. — Rumänische DE- und dieselhydraulische Loks sind auf den Schienensträngen zahlreicher Länder in mehreren Kontinenten anzulreffen. Im Durchschnitt exportieren die einschlägigen Werke (z. B. die Craiovaer „Electropu­­tere“) etwa ein Drittel ihrer Produktion. Der Anteil Rumäniens am Welthandel mit modernen Zugmaschinen für die Eisenbalm wird immer grösser, er beträgt bereits 11 Prozent, Somit ist es unserem Land gelungen, in nur fünf Jahren in die Gruppe der wichtigsten Herstellerländer von Lokomotiven bestimmter Bauarten aufzu­­rücken. Dass sich rumänische Güter auf dem Weltmarkt einer wohlverdienten Nachfrage erfreuen, geht auch aus der Tatsache hervor, dass in Dutzende Länder, (Brasilien, Algerien, Türkei, DDR, Kuba, Jugoslawien, Indonesien u. a.) mehr als 1000 komplette Erdölbohranlagen (Bohrtiefe 1200—7000 Meter) geliefert wurden, Die zügige, vielseitige Entwicklung un­serer Volkswirtschaft führt zur Freistel­lung von immer grösseren Mengen Er­zeugnissen für den Export. So ist der Schiffbau in der Lage, rund die Hälfte der Neubauten, also praktisch jedes zweite, Schiff, für Exportzwecke zur Verfügung zu stellen. Ebenso werden 70 Prozent des Ausstosses an Elektromotoren und etwa 30 Prozent der LKW-Produktion ausge­führt. Bei Möbeln und Lederschuhwerk handelt es sich sogar um 50 Prozent. Auf diese Art schaltet sich Rumänien immer aktiver in den Welthandel (Handelsbezie­hungen zu 110 Ländern) ein. Bei einigen Erzeugnissen belegten wir, was das Ex­portvolumen anbetrifft, Spitzenplätze auf Weltebene. Unser Anteil am Welthandel mit kalzinierter Soda beträgt 18 und bei Karbid 14 Prozent. Rumänien zählt in Europa zu den wichtigsten Lieferanten an Schnittholz, Holzfaser- und Spanplatten sowie an Bugholzmöbeln. Zu den Artikeln, die am meisten ge­fragt sind, zählen auch die rumänischen Rad- und Raupenschlepper. Die Kronstäd­­ter Traktoren-Werke führen ihre Erzeug­nisse heute bereits in 40 Länder aus. 1m Zeitraum 1965—1970 wurden 47 300 Trak­toren exportiert, das ist um 2,lmal mehr als in der Zeitspanne 1961—1965. Etwa die Hälfte des Ausstosses an Zugmaschi­nen für die Landwirtschaft ist für den Export bestimmt. Zu den wichtigsten Ab­nehmerländern zählen Australien, Brasi­lien, Indien, Spanien, Holland, die DDR, die BRD, Ungarn, Italien, England und Frankreich. Stark gefragt auf dem Aussenmarkt sind nach wie vor Erzeugnisse des rumä­nischen Maschinenbaus, die auch in in­dustriell hochentwickelte Länder geliefert Werden. In der Zeitspanne 1966—1970 hat man rund 6500 Drehbänke verschiedener Typen exportiert. Es bandelt sich unter anderem um Karussell drehbänke mit ei­nem Scheibendurchmesser bis zu 3200 Millimetern. Tagesspiegel Sklavenhandel in Brasilien Rio de Janeiro. — Die brasiliani­schen Behörden sind einem schwung­haften Handel mit Sklaven auf die Spur gekommen. Wie brasilianische Zeitungen berichteten, beauftragten Grossgrundbesitzer in vier brasiliani­schen Bundesstaaten Lastwagenbesit­zer damit, verarmte und beschäfti­gungslose Landarbeiter, aufzugreifen und sie gegen eine Kopfprämie auf ihre riesigen Farmen zu bringen, wo sie gegen Kost und Logis umsonst ar­beiten müssen. Astronauten-Witwe klagt Kap Kennedy. — Uber 9 Millionen Dollar soll der Tod des US-Astronau­­ten Grissom die Hersteller-Firma der Mondraketen kosten. Diese Schaden­ersatzforderungen stellt die Witwe des 1967 tödlich verunglückten Virgil Grissom an die North American *Rock­­well Company. Grissom sollte als er­ster Amerikaner zum Mond fliegen. Bei den Startvorbereitungen ereignete sich dann das tragische Unglück, im reinen Sauerstoff der Kommandokap­sel hrach ein Feuer aus, und für Grissom und seine zwei Kollegen gab es keine Rettung mehr. Die Frau des toten Astronauten beschuldigt die Herstellerfirma der Nachlässigkeit. In der Raumschiffkabine war kein ange­messenes Feuerlöschsystem. Ausser­dem gab es keinen Notausgang. Auch bei dem nach dem Unglück nachge­bauten Apollo-Raumschiff gab es wiederholt Schwierigkeiten beim Start: ein Computer, der das Betanken re­geln sollte, fiel aus. Britischer Abenteurer bezwang Amazonas London. — Der britische Abenteurer John' Ridgway, der vor fünf Jahren im Ruderboot den Atlantik über­querte, hat einen neuen Rekord auf­gestellt. Als angeblich erste Expedi­tion bezwangen er und seine drei Begleiter den Amazonas von der Quelle bis zur Mündung. John Ridg­way und seine Begleiter waren im Oktober des Vorjahres von London aus zunächst in die peruanische Hauptstadt Lima geflogen. Vom Ama­­zonas-Quellfluss Apurimac in den An­den ging die Reise dann los. Die er­sten 960 Kilometer musste die Grup­pe zum Grossteil auf Mulis zurückle­gen, da der Fluss nicht schiffbar ist. Dann ging es weiter, abwechselnd auf dem Floss, im Kanu oder einem an­deren Boot. Vor einigen Tagen kehrte die Expedition nach London zurück. 100 Raucher blieben standhaft London. — Die einwöchige selbst­­auferlegte • Nikotin-Entwöhnungskur des 444 Seelen-Dorfes Longnor in der englischen Grafschaft Staffordshire ist zu Ende gegangen. Die Fernseh­gesellschaft, welche die Woche der Enthaltsamkeit organisierte, weil sie eine Dokumentarserie über gemeinsa­me Entwöhnungsversuche sandte, gab das Ergebnis bekannt. Von 111 Män­nern und Frauen, die sich als leiden­schaftliche Raucher ausgegeben und sich bereiterklärt hatten, an dem Ver­such teilzunehmen, haben tatsächlich 100 das Rauchen aufgegeben. 11 wur-' den rückfällig. 2000 Tonnen Stahl Hunedoara (NW). -- Mit 2000 Tonnen Stahl haben Hunedoaras Stahlwerker die Planaufgaben für Januar bereits überboten. Einen besonderen Beitrag dazu leistete die Belegschaft des Martin­stahlwerks Nr. 2, deren Monatsplan im Januar mit rund 3000 Tonnen höher als im Dezember war. Dessenungeachtet wur­den hier seit Jahresbeginn im Tages­durchschnitt 66,9 Tonnen Stahl mehr ge­schmolzen. Diese Leistung setzt die Er­folge des abgeschlossenen Fünfjahrplans fort, indem 766 220 Tonnen Martin- und, Elektrostahl über die Planaufgaben er­zielt wurden. Grösste Giesserei der Moldau Piatra Neamţ. — Einen zügigen Auf­bau wird die Industrie des Kreises Neamţ in diesem Jahr erfahren. Der grösste Teil der Investmittel 1971 wird den Ein­heiten der Chemieindustrie zugeführt. So entstehen auf der Industrieplattform Săvineşti neue Produktionskapazitäten, darunter eine Anlage für Schwefelsäure (Jahresausstoss 35 000 Tonnen) und eine für Kunstfasern. Im Metallurgischen Werk ..Ceahlăul“ hat man mit dem Bau von zwei Werkhallen begonnen, die schon gegen Ende dieses Jahres in Betrieb ge­nommen werden sollen. Es handelt sich um eine Giesserei und um eine Monta­geabteilung für Bewässerungsaggregate. Im Mechanischen Werk Roman entsteht die grösste Giesserei der Moldau ; sie hat jährlich 23 000 Tonnen Gussstücke zu er­stellen. Gegenwärtig werden in diesem Werk neue Produktionskapazitäten für die Fertigungsaufnahme von Karussell­drehbänken mit einem Scheibendurch­messer von 1000 bis 1600 Millimetern ge­schaffen. Wie wird das Wetter? Wetterentwicklung : Die aus dem Atlantikraum cingedramgenen Warmluftmassen werden weiter zur . erheblicnen Erwärmung beitragen. Nur 3m Westen und Norden sind lokale Regenfä’le und massige Winde zu er­warten. Die Temperaturen sind im Steigen begriffen. Die Nachttiefstwerte liegen zwischen minus 3 und 7 Grad, die Tageshöchstwerte zwischen 4 und 14 Grad. Örtlich Nebel. Im Gebirge Warmwettcr, örtliche Regenfälle, nur weynig Schnee. Der Vorsitzende des Staatsrates, Nicolae Ceauşescu, lud die Chefs der diplomatischen Missionen zu einer Jagdpartie ein Auf Einladung des Vorsitzenden des Staatsrates der Sozialistischen Republik Rumänien, Nicolae Ceauşescu, nahmen ln Bukarest beglaubigte Chefs der diplo­matischen Missionen am Samstag an ei­ner Jagdpartie teil. Die Jagd, auf der der Erste Stellver­tretende Vorsiteende des • Ministerrates, Ilie Verdeţ, die Stellvertretenden Vorsit­zenden des Staatsrates, Manea Mănescu und Vasile Vilcu, der Stellvertretende Vorsitzende des Ministerrates, Iosif Banc, der Sekretär des Staatsrates, Constantin Stătescu, Aussenminister Comeliu Mănes­cu, der Stellvertretende Aussenminister Petre Burlacu anwesend waren, fand in den Wäldern Albele, Teşila und Ogarca, im Kreis Ilfov, statt. Teilnehmer der Jagdpartie waren die Botschafter : Italiens — Niccolo Moscato, der Sowjetunion — A. W. Bassow, Grie­chenlands — Jean Carabiotis, der Bun­desrepublik Deutschland — Erich Strät­­ling, Belgiens — Jan Adriaenssen, Finn­lands — Kaarlo Veikko Mälcelä, der Pol­nischen VR — Jaromir Ocheduszko, Indo­nesiens — Hamzah Atmohandojo, der Mongolischen VR — Damdinnerengiin Bataa, der Republik Kuba — Jesus Bar­­reiro, Frankreichs — Pierre Pelen, In­diens, — S. Than, der Chinesischen VR — Tschian Hai-fun, der. SFR Jugoslawien — Iso Njegovan, Dänemarks — Torben Busck-Nilsen. der USA — Leonard Mee­ker, der VR Fulgarien — Spas Gospodoff, Venezuelas — Valentin Hernandez-Acosta, der Ungarischen VR — Ferenc Martin, der CSSR — Miroslav Sulek, der Republik Peru — Hubert Wieland, der VR Albanien — Nikolla Profi, der Deutschen Demokra­tischen Republik — Dr. Hans Voss, der Türkei — Nazif Cuhruk, Schwedens — Per Otto Rathsman, Japans — Yoshito Shimoda ; die interimistischen Geschäfts­träger : Iraks — Salah Eddin I- Al- Sheikhli, der Vereinigten Arabischen Re­publik — Ibrahim YossH, der Koreani­­schne VDR — Pak Bon Son, Irans —, Cy­rus Zoka, der Schweiz — Guy Ducrey, Pa­kistans — A. J. Naim, der VR Kongo- Brazzaville — E. Br. Engoua, Hollands — Josephus F.R.N. Veling, Grossbritanniens — R. M. Russel, der interimistische Chef der Konsular- und Handelsvertretung Spaniens — Antonio Ortiz-Garcia. Nach Beendigung der Jagdpartie gab der Vorsitzende des Staatsrates, Nicolae Ceauşescu, inmitten der Naturschönheit des Albele-Waldes zu Ehren seiner Gäste ein Jagdessen, das in einer herzlichen Atmosphäre verlief. Count-down für „Apollo 14“ Start am 31. Januar um 15,23 Uhr / Mond-Expedition kostet 400 Millionen Dollar Kap Kennedy (Agerpres). — Sonntag hat auf Kap Kennedy das Count-down für den am 31. Januar, 15,23 Uhr vorgese­henen Start der bemannten Raumkapsel „Apollo 14“ in Richtung Mond begonnen. Im Zuge der Vorbereitungen bauten die Techniker die Batterien in die Mond­fähre ..Antares“ ein und füllten diş W asserreservoirs der Kommandokapsel ,.Kitty Hawk“ mit Trinkwasser. Im Einklang mit dem Programm soll der Astronauten-„Veteran“ und Kom­mandant der Raumkapsel, Alan Shepard, zusammen mit dem Astronauten-„Neu­­ling“ Edgar Mitchell am 5. Februar 1971 eine Mondlandung vornehmen, dort 33Vi Stunden verbringen, verschiedene Arbei­ten durchführen und dann zur Komman­dokapsel. die inzwischen zusammen mit dem anderen Astronauten-„Neuling“, Stuart Roosa, auf einer Mondbahn krei­sen wird, zurückkehren. Sodann sollen die drei Astronauten den Rückflug zur Erde antreten und im südlichen Teil des Pazifiks wassern. Die Kosten der Apollo-14-Mission wer­den auf rund# 400 Millionen Dollar ver­anschlagt, d. s. etwa 25 Millionen Dol­lar mehr, als die infolge der Explosion des Sauerstoffbehälters gescheiterte Apol­­lo-13-Mission gekostet hat. NW-Auslandskorrespondenten berichten Ouvertüre 71 Korrespondenz aus Paris von unserem Mitarbeiter Roland G i 11 e t EINER TRADITION GEMÄSS, die das Frankreich unter Georges Pompidou von 'dessen Vorgänger Charles de Gaulle über­nommen hat, erläutert der Staatspräsident einmal zu Beginn jeden Jahres, ein andermal um die Jahresmitte die grossen innen- und aussenpolitischen Optionen, die die Regie­rung in die Tat- umzusetzen beauftragt ist. Die Pressekonferenz, die das politische Jahr 1971 einleitete, befasste sich vor allem mit europäischen Fragen, darunter die Konfe­renz für europäische Sicherheit, die nach Ansicht Georges Pompidous möglichst bald abgehalten werden sollte. Diese Auffassung teilt der Präsident mit einer täglich wach­senden öffentlichen Meinung. Auf der Tages­ordnung standen ferner das Problem einer Währungs- und Wirtschaftsunion in West­europa, die Ostpolitik und die Berlin-Frage. In einer rasch sich verändernden Welt, in einem um neue Formen der Organisation und des Zusammenschlusses ringenden West­europa macht Frankreich sein Mitsprache­recht geltend und den Standpunkt deutlich, den es in den Entscheidungen, die in die­sem Jahr auf seine Führung zukommen, ein­zunehmen gedenkt. Dabei geht es haupt­sächlich um die durch die Beitrittsgesuche Grossbritanniens und anderer Länder aktuell gewordene Erweiterung des sogenannten Ge­meinsamen Marktes und um die Frage, wie weit die politische Integration seiner Mitglie­der getrieben werden soli. „Der Präsident denkt an eine Konföderation souveräner Staaten, die entschlossen sind, ihre Politik und Wirtschaft aufeinander abzustimmen — nicht miteinander zu verschmelzen..stellt die Pariser „Combat" fest. Die Darlegungen des Staatsoberhauptes haben nicht überall ungeteilte Zustimmung gefunden. Am kategorischesten ist die Ableh­nung der Französischen Kommunistischen Partei. E. Fajon, Mitglied des Politbüros, meint, „die vom Staatschef dargelegte Po­litik situiert sich in allen Bereichen auf den Gegenpol der von uns vertretenen Politik“, und das Organ der FKP, „l'Humanité", schreibt : „Er (Präsident Pompidou) verbürgt sich für den Willen der Regierung, ,die Gemeinschaft zu erweitern und zu vertie­fen', d.h. das Kieineuropa der kapitalisti­schen Staaten des Westens.., Zum Bau dieses Europas ist nicht nur Grossbritan­nien..., sondern auch das Spanien Francos geladen. Dann aber, wenn vom wahren Eu­ropa die Rede ist, zeigt sich Pompidou viel reservierter." Auch des Präsidenten Ausführungen zur Wirtschaftslage werden nicht gänzlich un­widersprochen hingenommen. Der Sekretär der Sozialistischen Partei erklärte : „Liebens­würdigerweise wurde eine optimistische Be­schreibung der Wirtschaftslage gegeben. Sie (Fortsetzung auf Seite J) JL Rundschau international Unwetter über Europa Statt Schnee heftige Regenfälle / Süden Englands teilweise unter Wasser / In. Alaska niedrigste Temperaturen seit 85 Jahren Paris/London, — Ein ungewohntes Januarwetter ist in den letzten Tagen über den Grossteil Europas eingebrochen. Statt Schnee und Kälte werden von fast überall starke Rcgeniälle, hohe Temperaturen, die sogar 18 Grad erreichten, und verhängnisvolle Nebelbildungen gemeldet, die auf den dichtbefahrenen Auto­bahnen Westeuropas zu verkehrsstockenden Karambolagen führten. Einer Meldung aus Frankreich' zufolge ist am Wechenende über ganze Lan­desteile ein schwerer Sturm niedergegan­gen, der eine Windstärke von 137 Kilo­metern pro Stunde erreichte: Am schwer­sten betroffen sind, die - Departements Touraine. Eisass und Lothringen, wo auch grosse Sachschäden zu beklagen sind. Zur selben Zeit sind über der Cöte d’Azur heftige Gewitter, gefolgt von sturzartigen, Regenfällen, niedergegangen. In Marseille hat ein Sturzregen binnen weniger Stunden ganze Strassenzüge un­ter Wasser gesetzt. Allerdings hat kurz darauf die Sonne wieder zu scheinen begonnen. Noch heftiger hingegen waren die Re­genfälle in Südengland. Zahlreiche Flüsse haben die Grenzmarke erreicht und drohen weite Gebiete zu überschwem­men. Stellenweise haben die Viehzüchter schon Massnahmen eingeleitet, um das Vieh vor der drohenden Hochwasserge­fahr in Sicherheit zu bringen. Die Ret­tungsaktionen sind dadurch, dass am Montag vormittag einige Bäche aus ih­ren Ufern getreten sind und auf einem1 Grossteil der Dorf- und Landstrassen schon 20—30 Zentimeter Wasser steht, sehr erschwert worden. Selbst der Ver­kehr auf den Strassen, die London mit dem Ärmelkanal-Gebiet verbinden, ist durch Regen und Hochwassergefahr ins Stocken geraten. Ärgster Winter herrscht dafür ln Alas­ka. Samstag auf Sonntag wurden im In­nern. der Halbinsel die niedrigsten Tem­peraturen seit 85 Jahren gemessen : mi­nus 61 Grad. Dem Meteorologischen Lan­desamt der USA zufolge ist in den näch­sten Tagen jedoch mit einem merklichen Temperaturrückgang zu rechnen. Tokio. — Aus ihren gewohnten Bah­nen geworfen wurde die gesamte Tätig­keit auf Hokaido. der nördlichsten Insel Japans, durch die grossen Schneefälle. Der Eisenbahn- und Luftverkehr ist voll­kommen lahmgelegt und auch die Wirt­schaftstätigkeit teilweise unterbrochen. In Anbetracht der grossen Schneemassen sahen sich die Behörden gezwungen, den .Unterricht in nahezu 1000 Schulen zu unterbrechen. Budapest. — Der plötzliche Wetterum­schwung hat auch in Ungarn eine plötz­liche Schneeschmelze ausgelöst, die von anhaltenden Regenfällen begleitet wird. Dies führte vor allem in der zentralen Theissebene zu einer Gefahrenzone er­­(Fortsetzung auf Seite 2) Brüchige Vertragstreue Von Helmut K a m i 11 i O hne Sohlen kann aiich der genialste Schuster keine Schuhe fertigbringen ; wenn dieses wichtige Stück fehlt, so muss er die Arbeit notgedrungen für einige Zeit einstellen, ln einer ähnlichen, wenn auch nicht gerade so kritischen Situation befindet sich gegenwärtig die „Ardeleana" in Alba lulia. Man ist hier auf die Koope­rationshilfe der Sohlen- und Kautschuk­fabrik Drăgăşani angewiesen, die laut Ver­trag im Durchschnitt täglich 1200 Paar Sohlen zu liefern hat, sich aber angeblich nicht gewissenhaft an das mit Unterschrift und Siegel bekräftigte Versprechen hält. Das ruft in der erwähnten Schuhfabrik Störungen im Produktionsablauf hervor, Störungen, die man teilweise ausschaltet, indem ein Schwesterbetrieb eigene Reserven anzapft und damit aushilft. Zu solchen Erscheinungen, die der dyna­mischen Entwicklung unserer Volkswirtschaft Hindernisse in den Weg legen, ist es in den Vorjahren recht häufig gekommen, eine Sachlage, für deren Abstellung bekanntlich das Gesetz über die Wirtschaftsverträge er­lassen wurde und das — es ist seit März 1970 in Kraft getreten — die Rechte und Pflichten der Vertragspartner exakt formu­liert. Wer sich nicht an die vertraglich fest­gelegten, Verpflichtungen hält, hat die Kon­sequentzen zu tragen und muss für die daraus resultierenden Schäden materiell auf­­kommen. Dieses Gesetz hat vielerorts mit Nachlässigkeit und Oberflächlichkeit gründ­lich aufgeräumt, was seinen Niederschlag in einer strikteren Respektierung der Wirt­schaftsverträge findet. Das soll nun wiederum nicht heissen, dass alles wie am Schnürchen geht, Schon in den ersten zwei Wochen dieses Fünfjahr­plans wurden vereinzelte Fälle gemeldet, in denen die Einhaltung der Kontrakte viel zu wünschen übrig lässt. Dadurch, dass die in den Verträgen vergesehenen Lieferfristen nicht pünktlich eingehalten werden, kommt es zu Sachlagen, die schwerwiegende Fol­gen nach sich ziehen. Es stellen sich Ketten­reaktionen ein, die mitunter den guten Gang der Arbeit in einer ganzen Betriebsreihe beeinträchtigen. Worauf ist diese Situation zurückzuführen? Warum greifen in diesem komplizierten Me­chanismus, wie es die zwischenbetriebliche Kooperation auf Landesebene ist, nicht alle Räder synchronisiert ineinander? Ein Teil der Schuld liegt beim Bedarfsträger selbst, und zwar darum, weil man seine Wünsche nicht rechtzeitig formuliert und sie dem Liefer­betrieb mit grosser Verspätung mitgeteilt hat. im Falle der „Ardeleana" wurde der Betriebsleitung eigene Nachlässigkeit zum Verhängnis : Die in den Verträgen enthal­tenen Bestellungen wurden dem Lieferbe­trieb erst am 19. Dezember 1970 bekannt­gemacht, zu einem Zeitpunkt, als die Fa­brik in Drăgăşani ihre Produktion für Ja­nuar 1971 vertraglich bereits restlos erfasst hatte. Dann sind auch die Verträge selbst nicht immer „nach Mass zugeschnitten". Obwohl bei ihrer Ausarbeitung ein ganzes Heer von Experten mit von der Partie war und obwohl x Stellen ihre Genehmigung er­teilt haben, stellt sich nachträglich heraus, dass die Interessen von Hersteller und Be­darfsträger nicht bis ins kleinste Detail auf­einander abgestimmt sind. Hierfür ein ge­radezu klassisches Beispiel : In den Krön* Städter Traktoren-Werken wird behauptet, dass in der Zeitspanne 1.—15. Januar Stahl­lieferungen aus Hunedoara ausgeblieben sind, was Produktionsstörungen in einigen Werksektoren verursacht. Das Hüttenkombi­nat Hunedoara hingegen kann schwarz auf weiss nachweisen, dass es den in den Wirtschaftsverträgen festgelegten Lieferter­minen mit grösster Pünktlichkeit nachkommt. Beide Partner sind folglich im Recht : Im Traktoren-Werk fehlt tatsächlich eine ge­wisse Menge Stahl, während der Vertrags­partner weit davon entfernt ist, in den roten Zählen zu stehen. Fazit : Die Verträge wur­den nicht immer auf wissenschaftlicher Grundlage erarbeitet. Es wird notwendig sein, die Retuschen noch jetzt zu Jahres­beginn vorzunehmen. Ein anderer Faktor, der zu einer unrhyth­mischen Versorgung der Betriebe führt : Die im Lieferplan beispielsweise für einen Monat festgelegten Mengen eines bestimmten Ar­tikels werden nicht kontinuierlich, sondern in kleineren oder grösseren Zeitabständen zugestellt. Weil die hauptstädtischen Repu­­blica-Werke die Traktoren-Werke mit einer grösseren Partie Rohre nicht auf den Tag genau beliefert haben, konnten 82 Rad­schlepper nicht fristgemäss vom Montage­band rollen. Dann lässt sich auch die Eisenbahn viel Zelt mit dem Abwickeln der Transporte, im Durchschnitt braucht ein Güterwagen dreimal 24 Stunden, um die Strecke Bukarest — Kronstadt zurückzulegen. Das ist sonderbar, schon darum, weil dieser Abschnitt elektrifiziert ist und man sich oft damit brüstet, dass hier Lastzüge mit hoher Geschwindigkeit verkehren können. übri­gens : Wer zieht die Eisenbahn für die Schneckentempo-Transporte zur Verantwor­tung ? Der Lieferbetrieb verfrachtet die Güter und hat damit nichts mehr zu tun, während der Empfänger froh ist, dass die bestellten Güter, wenn auch mit Verspätung (die manchmal auf Konto der Eisenbahn geht) dennoch eintreffen. Die Verwirklichung der hohen Zielsetzun­gen des neuen Fünfjahrplans verlangt eine qualitativ verbesserte Arbeit an alien Ein­satzfronten. Das bezieht sich vorrangig auch auf die gewissenhafte Einhaltung sämtlicher Wirtschaftsverträge. Nur auf diese Art kann ein rhythmischer Ablauf des Produktions­geschehens gewährleistet werden.

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