Neuer Weg, 1972. augusztus (24. évfolyam, 7228-7253. szám)

1972-08-05 / 7232. szám

NEUER [WEG / 5. August 1972 k Ist der Apfel auch da? Schillers „Teil“ in Neupetsch / Fast keine Blumen für Gessler / Hinter den Kulissen einer Theaterausfahrt notiert / .Von Helga Höf er Abfahrt 18,30 Uhr. Der Bus steht vor dem Künstlereingang des Theaters, die Schauspieler treffen ein. Marianne Stras­­ser inspiziert, wer da ist, wer noch kommen muss, und erörtert mit den Kollegen, wer warum nicht kommt : Teil und Sohn Walter steigen in Freidorf zu, Hermann Gessler, der Reichsvogt, reist natürlich privat — im Wagen eines Freundes —- nach Neupetsch. Also — al­les da, es kann losgehen. Und der Ap­fel ? „Ist der Apfel da ?“ fragt prompt jemand, denn was wäre ein „Teil“ ohne Apfel, ohne Witzeleien über den Apfel ? Der Apfel ist, mit Dekorationen und anderen Requisiten, schon unterwegs nach Neupetsch. In Freidorf steigt Teil, jetzt noch Peter Schuch, zu. Lebhafte Begnüssung, lautes Hallo : Peter hat heute Geburtstag, werde ich informiert, die Kollegen gratulieren ihm — und fragen nach der Tochter. Die Tochter ist mitten in der Aufnahmeprüfung, die praktische Probe, sie ist ausscheidend, hat sie bereits bestanden. Sie will am Temesvarer Architekturinstitut studie­ren. Toi, toi, toi für Peter Schuch und Tochter. ★ Ankunft in Neupetsch. Sonntagabend im Dorf, Kinder und junge Leute an der Ecke, vor dem Kulturheim. Die Aufführung findet im Freien statt, die Bühne im Hof wird für die Vorstellung hergerichtet. Etwas klein, diese Bühne, meinen die Schauspieler. Aber es wird schon gehen, meinen sie weiter — Ne­­stroys „Lumpazivagabundus“ und „Die Husarenkammer“ von Ludwig Schwarz, dem in Neupetsch lebenden Schriftstel­ler, wurden auch auf dieser Bühne ge­spielt, mit viel Spass, mit viel Erfolg. Die Bühnenarbeiter sind fertig mit dem Aufstellen der Dekorationen, sie ziehen probeweise den bemalten Vorhang auf, zu, auf. Die Schauspieler kommen aus dem Ankleideraum, die Stuhl- und Bank­reihen haben sich gefüllt : 330 Zu­schauer werden gleich Schillers Schau­spiel sehen, der Grossteil des Publikums sind natürlich Neupetscher, doch es sind auch Zuschauer aus Giulväz und Paratz im Hof. ★ Vorhang auf. Nein, noch nicht. Hans Kehrer, im Kostüm des Walter Fürst, tritt vor den Vorhang und hält — Kehrer ist seit Jahren Stücke-Vorsteller — eine kurze Ansprache, wobei er auf ge­schichtliche Hintergründe, auf die Ent­stehung des Stücks, auf seine Aktualität zu Schillers und zu unseren Zeiten ein­geht. Und dann beginnt die Vorstellung. Ich darf in der ersten Reihe, reserviert für Gäste, sitzen, neben mir Roswitha aus Sibiu, etwa 13, die Nichte Karin Deckers, bonbonkauend und erwartungs­voll. Sie hat die Vorstellung schon ein­­oder zweimal gesehen („sie ist sehr schön !“). Zwei Stühle weiter : Friedrich Schilha, ehemaliges Mitglied des Thea­ters, zur Zeit Theaterstudent in Buka­rest und jetzt in den Ferien (hätte er sich nicht für dieses zweite Studium entschlossen, würde er jetzt gewiss auf der Bühne agieren). Der Wind — sehr angenehm ist es im Freien ! — bläht den Vorhang, man sieht die Schauspieler, die auf das Zei­chen zum Beginn warten. Wir, das Pu­blikum, warten auch. Kuoni, der Hirte, und Ruodi, der Fischer, und eine Bäue­rin sind auf der Bühne. Die Zuschauer sind still und lauschen — ja, lauschen, das ist das Wort! — Schillers Volks­stück. Vergessen die kleine Bühne, zu­mindest vom Publikum, den Schauspie­lern merkt man nichts an. Sie sprechen und spielen, spielen und sprechen. Der schräg verlaufende Bretterboden, Schwei­zer Boden darstellend, knarrt unter wuchtigen Schritten. Wo wir Zuschauer sitzen, ist der See, über dem eben ein Gewitter tobt. Gleich führt Wilhelm Teil aus Uri den Konrad Baumgarten aus Unterwald über den See, seinen Verfol­gern davon. Wenn der Vorhang für wenige Mo­mente zugeht, kann ich durch einen Spalt Bluejeans und Beine in weissen Sandalen sehen — der Inspizient inspi­ziert. Wenn der Vorhang aufgeht, be­trachte ich die mit D.ochtschnur, im Ba­nat „Wiche“ genannt, unwickelte Bein­bekleidung der Schweizer aus dem 13. Jahrhundert. „Jetzt kommt’s, jetzt wird’s schön“, sagt mir Roswitha ins Ohr : Teil macht sich mit' Sohn Walter (Alfred Frank, Tonmeister-Lehrling am Thea­ter) auf den Weg zu Walter Fürst. Ros­witha weiss, was bald folgt: Teil wird einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schiessen. Die Schweizer auf der Bühne sind empört, die Schwaben im Hof starr vor Spannung. Wie wird das ausgehen ? Es ist ja bloss Theater — aber was geschieht, wenn er den Kopf und nicht den Apfel trifft ? Und wie machen die das mit dem berühmten Apfelschuss ? Von Teils Armbrust bis zum Apfel auf dem Kopf des Kindes zieht sich eine schwach, aber immerhin sichtbare Nylon­schnur. Da — er schiesst — und mitten durch den Apfel geht der Pfeil ! Das Publikum atmet auf. doch auch die Akteure : Es hat geklappt! So ein Pfeil hat seine Tücken. In Cisnädie (dort war es doch ?), während der Siebenbürgen- Tournee, wollte der Pfeil partout nicht abgehen, und ein andermal blieb er, noch schlimmer, hängen mitten in der Luft, lies : Nylonschnur. Aber in Neu­petsch hat’s geklappt. ★ Die Neupetscher, so ein Schauspieler nachher, waren ein gutes Publikum — aufmerksam, gespannt folgend dem Spiel der Schauspieler, Schillers Worten (fast der halbe Zitatenschatz des Deutschen stammt aus dem „Teil“ — der kluge Mann... die Axt im Haus... die hohle Gasse). Beifall für Teil, Beifall für Schil­ler, Beifall für die Schauspieler. Deutsch­professor Heinrich Schubkegel dankt im Namen der Zuschauer. Dann kommen viele Schulmädchen auf die Bühne und überreichen den Darstellern Blumen : ein Strauss für Teil (Peter Schuch), ein Strauss für Rösselmann (Josef Jochum), ein Strauss für Stauffacher (Otto Grassl), für Melchtal (Raimund Binder), für Walter Fürst (Hans Kehrer), einen für Julius Vollmer, Arthur Bennel, Horst Strasser, Alice Szabó, Helga Sandhof, Elisabeth Kölbl, Angela Falk, Karin Decker. Niemanden vergessen ? Gessler, der böse Mann, steht etwas abseits, die Mädchen übersehen ihn — absichtlich, ungewollt ? Rudi Bellgrasch muss für Gessler büssen, doch da, fast im letzten Augenblick, bekommt auch er Blumen in die Hand gedrückt. ★ Im April hatte Schillers „Wilhelm Teil" in der Regie von Hanns Schuschnig Pre­miere am Temesvarer Deutschen Staats­theater. Die Presse vermerkte das Ereig­nis. Doch nach der Premiere beginnt das Stück für das Publikum zu leben. Es wurde 32mal aufgeführt, dreimal in Temesvár, 23mal während der Sieben­bürgen-Tournee, sechsmal bei Ausfahr­ten im Banat. Fast 14 000 Zuschauer sahen die Aufführung, das entspricht ei­nem Durchschnitt von 440 Zuschauern pro Vorstellung. Wir wünschen dem „Teil“ ein langes Leben ! De Grobacher Erzähler: Johann Fick, 82 Jahre Die aldi Leit hen vezehlt, de Gro­bacher hat beim Giwlloch rausgschaut, wie er is begrawe tvorre. De Groba­cher wor aamol e Pfarre gwest. Wie er gstorwe wor, is er allweil umgan­ge, un no henn sie'n in die Kälwer­­schlut vewunsche. Bei Gwitter soll er mit en gliediche Wage ufn Damm (Ma­­roschdamm — II. G.) fahre. Un schun efters hader Leit ins Wasser minner gezoge, wenn sie in der Käiwerschlut gebad henn. Die Käiwerschlut Erzählerin : Anna Schlechter, 74 Jahre Die aldi Haademichls Besl Nani hat als vezehlt — das is jetz aa schun fufzich Johr her — wie ihre Vedder Franz gstorwe is. Wie er halt schun e aide Mann wor, is er aamol in de Nacht vun de Wassermihle haamgan­­ge. Wies gepassiert is, ises gepassiert: uf aamol iser vum grade Weg abkum­­me un wor an de Käiwerschlut gstan­­ne. No hadn de Grobacher ins Wasser gezoge un er is vesoffa. (Ihr Mann, Johann Schlechter, er­gänzte) Mer hat ghärt, dass er als gern in die Flasch geschaut hat. Kemmer wis­se, weger was er vum Weg abkum­­me is ? (Anna Schlechter) In der Käiwerschlut hats friher Meerweiwer gewe, haw ich als vezehle ghärt. Die worn owe Weib un unne­ Kultur Der junge Leser ist anspruchsvoll Gespräch mit Petre Ghelmez, Direktor des Bukarester Albatros Verlags „Der Verlag, den Sie leiten, Genosse Ghelmez, hat das Erbe des ehemaligen Jugendverlags angetreten, er soll also Li­teratur für die Jugend herausbringen. Nun ist der Begriff Jugendliteratur aber ein Schwammwort, und ich sage das nicht nur aus eigener Anschauung — das ergab sich auch anlässlich eines Rundtischge­sprächs, das unsere Zeitung vor etwa einem Jahr mit Schriftstellern, Kritikern und jungen Leuten zu diesem Thema ver­anstaltete. Was ist das nun für eine Li­teratur, die Ihr Verlag herausbringt ?" „Ich war bei jenem Rundtischgespräch nicht dabei, aber ich kann Ihnen sagen, was wir hier im Verlag unter Literatur für die Jugend verstehen. Wir nehmen eine Unterscheidung vor, wir sagen nicht Literatur für die Jugend, sondern Lite­ratur für den jungen Leser. Biologisch gesehen, ist das, wenn Sie wollen, der Leser zwischen 15 und 26 Jahren, wir denken aber an den geistig jungen, also den frischen Leser, und der kann mei­netwegen auch 90 Jahre alt sein.“ „Aber ein Kriterium muss es doch ge­ben." „Ein sehr allgemeines allerdings, und wir bemühen uns auch daran festzuhal­ten. Das Kriterium, das einzige, nach dem wir uns zu richten bemüht sind, ist der Wert eines Buches. Ich glaube, dass der junge Leser anspruchsvoller ist als an­dere Leserkategorien, weil er noch un­verbraucht ist, weil er noch wenige Kom­promisse gemacht hat. Ich kann also be­haupten, die jungen Leser erwarten von uns, dass wir anspruchsvolle Bücher her­ausbringen.' „Das war übrigens auch eine der Schlussfolgerungen, die sich aus dem er­wähnten Rundtischgespräch ergab, dass der junge Leser ein äusserst anspruchs­voller Leser ist.“ „Das freut mich. Ich finde übrigens, dass dieser Anspruch mit Bezug auf die junge Generation auch in den Parteido­kumenten enthalten ist. Aus den Arbei­ten der Landeskonferenz der Partei geht hervor, dass der jungen Generation künf­tig in unserem gesamten gesellschaftli­chen Leben grössere Verantwortung über­tragen werden soll. Für uns als Verleger ergibt sich daraus, dass wir keine qua­litativen Konzessionen machen dürfen, wir müssen die junge Generation auf die ihr zukommenden Aufgaben dadurch vor-bereiten, dass wir sie zu höchsten qua­litativen Ansprüchen erziehen.“ „Können Sie das anhand der verlegeri­schen Praxis exemplifizieren ?" „Wir bemühen uns sehr, gewisse Not­lösungen zu vermeiden, die in der Ver­lagspraxis mitunter Vorkommen, dass man z. B. ein schwaches, um nicht zu sagen wertloses Buch herausbringt, nur um mit einer bestimmten Thematik vertreten zu sein. Ich mag jene beschönigenden An­thologien nicht, die mitunter zu festli­chen Anlässen herausgebracht werden. Wir haben uns jedenfalls in letzter Zeit darum bemüht, solche Notlösungen zu vermeiden, und auch zu bestimmten An­lässen Bücher herauszubringen, die Stand­punkte vermitteln, die auch jenseits des unmittelbaren Anlasses ihren Wert be­halten. Aber auch in anderen Fällen sind wir bemüht, ausschliesslich Wertkri­terien anzuwenden. Wir haben z. B. im vergangenen Jahr einen Gedichtband eines Fünfzehnjährigen (Vasile Poenaru) herausgebracht, nicht weil der Autor so jung ist, sondern weil die Gedichte un­seren Vorstellungen entsprochen haben. Dieses Kriterium der Qualität bezieht sich nicht nur auf den Text, sondern auch auf die graphische Gestaltung der Bü­cher. Das sind natürlich noch immer sehr allgemeine Kriterien. Ob es uns im einzelnen Fall gelingt, ihnen treu zu blei­ben, darüber mögen die Leser entschei­den." „Wie man im einzelnen Fall verschie­dener Meinung sein kann, so ivird es wohl auch Bücher geben, die diesen selbstgesteckten Ansprüchen nicht ent­sprechen.“ „Natürlich. Wir unsererseits haben uns jedenfalls bemüht, alles zu tun, was an uns liegt, um das zu vermeiden. Wir ha­ben uns einen kompetenten Mitarbeiter­stab geschaffen, wir haben uns bemüht, namhafte Autoren zu verpflichten, wir versuchen dem literarischen Schaffen in dem Sinne voraus zu sein, dass wir die Initiative haben, dass wir nicht auf das angewiesen sind, was die Autoren uns anbieten, sondern dass wir bestimmte Bü­cher anregen. So haben wir für unsere Essay-Reihe „Atitudini“ eine Reihe nam­hafter Autoren verpflichtet, die verschie­denste Aspekte des gesellschaftlichen und geistigen Lebens behandeln, von Fragen des Verhaltens bis zu Fragen der Ästhe­tik. Gerade bei den wissenschaftlichen Büchern achten wir darauf, dass es kein billiger Abklatsch in der Art von Bro­schüren zur Popularisierung wissen­schaftlicher Erkenntnisse wird, sondern dass es Texte sind, die mit fachlicher Kompetenz und gleichzeitig attraktiv ge­­schrieben sind.“ „Ihr Verlag bringt auch deutsche und ungarische Bücher heraus. Vielleicht be­legen Sie Ihre bisherigen Ausführungen anhand der Vorhaben auf diesem Ge­biet.“ „Ich möchte vorausschicken, dass es nach der Neugründung des Verlages eine Zeitlang gedauert hat, bis wir in diesem Bereich unseren eigenen Weg, neben den anderen Verlagen, die Bücher in den Sprachen der mitwohnenden Nationalitä­ten herausbringen, gefunden haben. Nach Beratungen mit kompetenten Leuten und aus der Praxis hat sich eine Ausrichtung ergeben, die unseren Ansprüchen, glaube (Fortsetzung auf Seite 4) Á. Petre Ghelmez Soeben erschienen • Otto Alscher : „Der Löwentöter", ein Urweitroman, herausgegeben und Nachwort von Franz Heinz, Kriterion Verlag Bukarest, 1972, 171 Seiten, 6,50 Lei • Erich Kästner : „Das doppelte Lott­­chen", ein Roman für Kinder, illu­striert von Walter Trier, Kriterion Verlag Bukarest, 1972, 171 Seiten, 4,50 Lei • André Malraux : „So lebt der ! Mensch", Roman, 378 Seiten, 10 Lei • Géza Páskándi : „Tü foka” (in ung. Sprache), Gedichte, Kriterion Verlag Bukarest, 1972, 200 Seiten, 18.50 Lei I Wer zählt die. Völker, nennt die Na­men? Wer könnte auf Anhieb sagen, wie viele Nachdichtungen Zoltán Franyó im Laufe seines arbe.its- und erfolg­reichen Lebens geschaffen hat ? Alt­­ägyptische Arbeitslieder und Werke der altchinesischen, persischen und klassischen griechischen Lyrik, unzäh­­; Uge Gedichte französischer Lyriker, | darunter Verlaine, Rimbaud, Baude- 1 laire, Valéry, Cocteau, klassische und I zeitgenössische deutsche, ungarische i wid rumänische Meisterwerke der Ly­­\ rik — all das hat er, whd diese Auf­stellung ist keineswegs erschöpfend, in die ungarische oder in die deutsche Sprache oder in beide übersetzt. „Es ist ein seltenes, in diesem Umfang viel­leicht sogar beispielloses Phänomen der absoluten Gleichrangigkeit, mit der Franyó als dichterischer Übersetzer die beiden in ihrem Wesen, in ihrer Struk­tur und Logik voneinander grundver­schiedenen Sprachen zu meistern im­stande ist“, schrieb Franz Liebhard über seinen langjährigen Temesvarer Freund, der am 30. Juli seinen 85. Ge­burtstag feierte. Es ist nicht leicht, im Lebenswerk Zoltán Franyós auf Schwerpunkte hin­zuweisen. Ein diesbezüglicher Versuch müsste jedenfalls die 1500 Gedichte der in ungarischer Sprache erschiene­nen Anthologie der Weltlyrik „Auf den Saiten der Jahrtausende" erwähnen, die Faust-Übersetzung ins Ungarische, die Übertragung des Werks Endre . Adys ins Deutsche, der Gedichte Tu­­' dor Arghezis in die deutsche und in i die ungarische Sprache. Dazu gehört j zweifellos auch die metrisch vollkom­­j men treue Übertragung der frühgrie­chischen Lyrik, die allein ein Lebens­■ werk darstellen könnte und nur des­­' halb an letzter Stelle erwähnt wird, weil es sich bei dem Band „Früh­­griechische Lyriker, Erster Teil. Die frühen Elegiker" um den bisher jüng­sten Franyó-Band handelt. Der Alt­philologe Prof. Dr. Bruno Snell, der am Zustandekommen dieses Buches, nicht unerheblich beteiligt war, nennt die Übersetzungen Franyós „ein Monu­ment, das die Zeiten überdauert". Doch es ist falsch, über Zoltán Franyó nur rückblickend zu schrei­ben : Der 85jährige Meister-Übersetzer besitzt Arbeitskraft und Schaffensfreu­de für eine weitere Tätigkeit, die wir ihm und uns ebenso erspriesslich ivün­­schen wie bisher. Er arbeitet zur Zeit an der endgültigen Auswahl zu der ZSbändigen „Anthologie der Weltly­rik“, die vom Claassen-Verlag, Ham­burg und dem Econ-Verlan, Stuttgart herausgebracht wird; Rilke und Lenau in ungarischer Sprache sollen bei Al­batros bzw. Facla erscheinen; der Kriterion Verlag und der Europa-Ver­lag bringen den „Faust“ in ungari­scher Sprache mit einem Vorwort von Georg Lukács heraus... Und noch einmal Franz Liebhard : „ ... ein weit­gespanntes Nachdichtungswerk, ein halbes Jahrhundert poetischer Neu­schöpfungen, durch die er sich grosser Teile der Weltliteratur bemächtigte, mit einer ergreifenden Andacht, fast könnte man sagen .sakralen Ehrerbie­tung vor dem Ur-Schöpferischen vieler der bedeutendsten Dichter aller Zeiten und aller Völker.“ mm Die Dichter aller Zeiten Zoltán Franyó wurde 85 Zoltán Franyó Foto : Edmund Holet Mihai Beniuc : Ich selber... Ich selber Raum vom Raume, Von meinem Leib begrenzt, aber mit den Träumen ans Grenzenlose reichend, Ich selber Zeit aus der Zeit, Jedoch jenseits der Zeit und durch die Zeit Die Unsterblichkeit berührend, Ich selber Regung aus Regung. Jedoch dem Willen unterstellte Regung. Versuche, mich und mir zu entdecken, Und stets entdecke ich einen andern in mir. Dennoch entdecke ich selber Den andern in mir Und ein anderer entdeckt Mich selber in mir. Was bin ich denn ? Anfang ? Fortsetzung ? Ende ? Ich blick in den Spiegel, und Mutters Glänzende, sanfte Augen Schauen mich an. Der Feind erscheint vor mir, Und ich fühle Vaters schwer beherrschte Wut In meine Fäuste fahren. Meine scharfsinnige Schwester, Wie ein Meerauge im Mondschein, Sieht mir ähnlich. Ich erkenne mich vom selben Zweige stammend Wie mein von Leidenschaft zerfleischter Bruder, Und des Bauern ganze Geduld, Erfüllt von uralter Weisheit, Ist in mein Wesen eingeprägt. . Woher kommt es, dass ich plötzlich Singen möchte Wie ein Zigeuner im Wald 7 Überkam mich Langeweile, Oder umfassten mich Jahrhundertealte Erinnerungen, Die in die Dachbalken gekerbt sind Und in den Märchen der Alten leben ? Ich singe einsam, Und der ganze Wald summt mit mir. (Nachdichtung von Zoltán Franyó) NW-Preisausschreiben: „Banater Volksgut" De Grobacher, Meerweiwer, Feiermänner Dorfsagen aus Vladimirescu naus Fusch. Owets sein sie als ausm Wasser rauskumme und henn schein Lieder gsunge. Alii aldi Lieder selln, glaw ich, vun de Meerweiwer ab­stamme. Feiermänner Erzählt von Martin Schmalz, 68 Jahre Frieher hats Feiermänne'r gewe. Des worn Vewunscheni. Bei de Krautäcker, hat mer als gsacht, sein Feiermänner zamgloffe, dass grossi Funge gfloge sein. E Feiermann is emol bei de Ki­­rich vebaigloffe un hat: Feier: gschrie, un glei hots gebrennt. (Ein grosser Brand hat am 13. Sept. 1865 viele Häuser und die Kirche vernich­tet ) Erzählt von Regina Vormittag, 83 Jahre Ich hab emol vun Baamprunzer e Stickl ghärt. Er hat sich Schmidt gschriewe. Er wor Hieder uf de Schon­kapusta, in Aacheipald. Aamol hader vun weidem e Licht gsehne. Es is awer allweil rumghopft. Wie er schun ganz noched wor, hades wiedrum wuan­­neschte gsehne. Der Mann hat sich ke Rot mehr gwisst. Uf aamol isn eigfal­­le, mer soll sei Leiwl vekehrt aaziege, wemmer en Geischt sehnt. Uf des wor des Licht veschwunne un de Baam­prunzer hat Ruh ghat. Erzählt von Martin Schmalz, Sohn, 39 Jahre Weil vun de Feiermänner die Red ivor. Ich hab ghärt, dass e Bauer so in de dreissiger Johr mit em Feier­mann zamkumme is. Der Mann is mol Sunntag oweds, wies Brauch wor, ufs Feld um Klee gfahre. Des Feld wor beim Maroschdamm. Wie er mitm Uf­­lade fertig war un hat abfahre welle, hader uf de Erd e Irrlicht springe gsehne. Es is vun de Marosch her ufn Waldweg gege ehn kumme. Der Mann hat viel vun de Feiermänner ghärt un hat gern aan vun noched gsehne. Drum hader die Resser gege des zapplichi Licht getriewe. Wie erstaunt war -er, dass de „Feiermann“ e braver Wasser­miller wor, der ivas uf seim Bizikl pa­ges Dorf kumme is. Sei Licht hat uf dem holpriche Weg wie e Irrlicht aus­­gschaut. Die fimf Hiegel Erzählerin : Anna Schlechter, >4 Jahre Vun meiner Grossmuder hawich ghärt, dass es frieher emol siewe Hie­­yel bei Glogotvitz gewe hat. Zioaa sein mide Zeit vun de Marosch abgelrage tvorre, no sein noch fimfi gebliewe. Ja, wie die do her kumme sein ? Die Leit henn als vezehlt, dass e Ries oder siewe Tirke iwer die Marosch kumme sein. Vun den Schlamm henn sie ihre Schuch ganz eigedreckt. No henn sic den Dreck abgschlenc/ert, un wu er hiegfalle is, stehn hei nt die fimf Hie­gel. In de aldi Zeide henn die Leit owe Feier aagmacht. dass die Schles­­scr in Vilagisch un Schoimosch sehne kennen, die Feinde sein kumme (Johann Schlechter ergänzte) Mer hat ghärt, ufn hechschte Hiegel soll e Búrig gwest seie. Vun ihre is unner de Erd e Gang zum Schlossberg (alte Ruine am Südwestrand von Glo­­gowatz) un zum Schloss vun Vilagisch vun Schoimosch un vun Deva gange. Wann Krieg ivor, henn sich die Leit dartchie reteriere kenne (Gesammelt von Prof. Hans Gehl) Seite 3

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