Neues Pester Journal, Februar 1877 (Jahrgang 6, nr. 32-59)

1877-02-14 / nr. 45

.prdavest,U­eittwoch. . " . . . . die Tipa erlitten, und mit dem ganz winzigen, rein formellen Sieg zusammenhält, den er erfochten hat — mer wollte dann die Bürgichaft dafür übernehmen, daß nicht urpröglich die Stimmung umschlägt und die seit Lange im Verborgenen sich entwickelnde Mikstimmung mit elementarer Gewalt hervorbricht ? Und num zum Schluffe noch ein Wort. Wir denken, es wäre bereits genug des grausamen Spiel­wes und es wäre hohe Zeit, zu Ende zu kommen. . Man hat auf beiden Seiten die Absicht, den Aus­gleich, abzuschließen; wohlan dem­, zögere man nicht weiter und finalifire Die Sache. Bis fest hat ung , jede Verzögerung mit Nachtheil, seinen einzigen ef­­fertiven Nuten gebracht. Der moralische Nugen aber, den und die Sinie angeblich bieten sol, wiegt nicht die Aufregung und Grichütterung auf, in welche Tipa’3 taktisches Spiel das Land und auch die Monarchie gestürzt hat. yiettes Vetter Journal. I­m­ EEE V­a­u ae ’ 4 ·­­ 14. Februar 1872. , Die Krise. Die neuen Verhandlungen zwischen Tika und © zell einerseits, und den österreichischen Ministern andererseits haben bereit begonnen. Sin Ueberein­­immung mit unserer gestrigen Depesche wird Heute aus Wien gemeldet: Die Herren vdl. Bittó und j 531409, dann präsident 6­h­y­c 39 wurden ge­­fern Mittags 1 Uhr jeder einzeln von Sr. Majestät empfangen. Auf die Frage, welche der Monarch an die Herren Bittó und Szlávy richtete, ob sie ein Ministerium zu bilden geneigt wären, lehnten Beide diese Mission entschieden ab. Herr v. Bitte soll insbesondere den Umstand betont haben, daß — nach den seiner Ansicht nach schon vom Beginne der Ausgleichsverhandlungen der die Basis derselben verfehlt worden — auch die Beendigung und Durchfüh­­rung des Ausgleichswertes ebenfalls nur das gegen­­wärtige Ministerium auf fi nehmen künne. Herr vd. Ghyczy wurde nicht zur Kabinettbildung aufgefordert, sondern berichtete bLoß über die Stim­­­­mung des Parlaments. Die drei Herren reisen heute mit dem Schnellzuge zurüc. Nach ihnen wurde Graf Andrásffy und nach 3 Uhr wieder Baron G Sennyey von Sr. Majestät empfangen. In die­ser Audienz kamen die Bedenken gegen die Vorschläge Sennyey’s zu eingehender Erörterung, namentlich insoweit es sich­darum­ handelt, alle bisherigen Ver­­einbarungen als nicht geschehen zu betrach­­ten und das Werk wieder von vorn zu beginnen. Solche eine totale Erneuerung der Ausgleichsver­­handlungen konnte nur mit einem neuen österreichi­­schen Ministerium­ ‚plaßareifen, während ein solcher Ministerwechsel an maßgebendster Stelle nicht gewünscht wird. U­m dieser Eventualität vorzubeu­­­gen, dürfte nun ein Berjuch der Verständigung zwi­schen Tipa und den österreichischen Ministern­ begin­­nen. Sennyey’s Aufgabe ist unter allen Umständen al beendet zu betrachten. — — Nachdem der Versuch mit Baron Sennyey mißlungen war, und die Herren Bittó und Szlávy die Bildung eines neuen Kabinets entschieden abgelehnt hatten, war wieder Tia an der Reihe. So war es vorher berechnet und so traf es auf ein. Hierüber wird nun dem "PB. el." gemeldet: „In der gestrigen Audienz theilte Se. Majestät dem zurückgetretenen Ministerpräsidenten Tipa mit, daß die Bildung eines neuen Kabi­­nett auf unüberwindlice Schwierigkeiten stoße und forderte Herrn od Tipa auf, die Regierung wieder zu überneh­men. Tipa erklärte, daß das gegenwärtige Ka­binet nur im Falle einer vorhergehenden voll­kommten klaren Verständigung über die fchwebenden Differenzen im Amte verbleiben könne, namentlich nur unter der Bedingung der Annahme des ungarischen prim­en Standpunktes in der­aritätsfrage, von welchen das unge­­ride Kabinet unter seinen Umständen abgehen könne und werde. In Folge dieser Erklärung erging so­­dann an Tipa und Széll die Aufforderung, heute Mittags 12 Uhr beim Fürsten Auersperg mit den österr­echischen Ministern zusam­menzu­­treffen. Die österreichische­­ Negierung, so wurde den ungarischen Ministern versichert, set ent­flossen in der Raritätsfrage eine prinzipiell vollkommen entsprechende Erklärung abzus geben. Weitere Verhandlungen, wie sie von Wiener Blättern völlig um wichtiger Weise scon heute antizipirt und als unbedingt bevorstehend be­­zeichnet werden, werden von den u ungarischen Mi­­nistern nur unter der obigen Bedingung geführt werden.” Also die österreichische Negierung wird bezüg­­lich der prinzipiellen Rarität eine vollkormen ent­sprechende Erklärung abgeben. Und dann? Dann beginnen die Unterhandlungen von vorne. Die öster­­reichische Negierung gibt in der prinzipiellen Rari­­tät nach, unser Ministerium macht seinerseits Kon­­zessionen in der Dotationsfrage und bezüglich des Rechtekreises der hiesigen Direktion. Oder sollte es nicht so sein? Schon heute läßt sich das „Fremden­­blatt” folgendermaßen vernehmen: „Es wird gut sein, zu fonstatiren, daß, obgleich die Verhandlungen zwischen den beiderseitigen Ministerien formel nur an einem Differenzpunkte scheiterten, an der Frage der Zusammenjegung des Generalrathes nämz fi, nocy­ zwei andere Punkte einft­rten, in Bezug auf die eine­r Verständigung noch nicht erzielt war. Die Stel­­lung und die Kom­petenz der beiden zu errichtenden Banks­direktionen, der Wiener und der Budapester, zu Dent­ges meinsamen Generaltabhe und die Frage der Dotation der ungarischen Bankabtheilung war, in dem Augenblick, als die Verhandlungen abgebrochen wurden, noch offen geblie­­ben. Man wird auf diese beiden Punkte, ebenso wie auf den erstgenannten bezüglich des Generalrathes noch zurück­kommen müssen. Vielleicht aber liegt gerade in diesem Umstande ein P Vortheil: für die Gadje , indem der Rah­­men der Unterhandlungen erweitert wird, wird, wenn man so sagen darf, eine größere Latitudeg zu Ausgleichszwecken ein größerer Spiel­aum für Kompromisse geschaffen, den­en man hoffentlich zu bewußen wissen wird. E35 fann, wir wiederholen es, unserer Ansicht nach, in dem Streite der beiden Regierungen, die einem Monarchen dienen, weder Sieger, noch Besiegte geben, man muß sich auf gemeinz­­amem Boden, im gemeinsamen Iinteresse verständigen.“ Einen­ ganz anderen Ton schlägt die „N. Fr. Preise” an. Dieses Blatt hält es für eine unerhörte Demüthigung Oesterreichs, wenn in den Statuten der neuen Bankgesellschaft nicht ausdrücklich erklärt wird, im Generalrathe dürfen gegenüber neunn, even­­­tuell zehn Desterreichen unbedingt mit fünf Ungarn figen. Die Ehre Desterreichs stehe dabei auf dem Spiele. Der staatliche Ehrenkader der „N. Fr. Br.” iít jedenfall ein Höchst­merkwürdiger. Dabei wird die Beh­aflungspartei haranquirt, um Gottes Wil­­len nicht nachzugeben. Und in demselben Artikel, der wegen dieser Zappalie ven inneren Frieden der Mon­archie auf’s Spiel legen will, wird pudelnärvischer­­­eise auf die Reise der Gregleder nach Turin, und auf die türkenfreundlichen Studenten-Demonstra­­tionen als auf ebensoviele Beweise dafür hinge­wies­­en, daß Ungarn si­­lm einer entschieden secessiont­ frü­hen Stimmung befände. Das ist wieder einmal in der Wolle gefärbte neue freie Logis. Was sol überhaupt mit derartigen Abgeschmachtheiten erreicht werden? Das d­ritte Blatt schreibt: „Wenn hier schon von Ehre und Ansehen die Rede ist, 10 berührt diese Ehrenfrage Desterreich. Denn sich in eine solche Stellung verlegen lassen, das hieße in der That eine politische Demüthigung über sich ergehen lassen. Wenn Oesterreich gebt, wo die politische Hegemoniesffrage in der für und unannehmbarsten Forum gestellt wurde, nachgeben wollte, dann verdiente es die abhängige Stellung, in welche Ungarn es zwingen will. Wenn schon die Formalisirung des natürlichen wirthschaftlichen Machtverhältnisses für Ungarn eine Beleidigung ist, wie soll erst die Füh­rung eines uns natürlichen wirthischaftlichen Machtverhältnisses für Oefters­reich aufgefaßt werden? Muß dieselbe nicht umso mehr eine Schädigung des Ansehens Oesterreichs sein ? Wurde nicht Schon bisher über den überragenden Einfluß Ungarns ges­­lagt ? Die politische Machtfrage ist gestellt , nicht von Desterreich. Aber nachdem sie einmal gestellt ist, kann sie nicht ungeldst bleiben. Wenn Detterreich jet nachgäbe, dann wäre das heute zu seinen Ungunsten bestehende Mißverhält­­niß potentirt, dann wäre es für immer zur politischen In­­feriorität in dem Wechselverhältnisse der „beiden Staaten“ verurtheilt. Die Verfassungspartei müßte aus Molluskenz Sejdöpfen bestehen, wenn sie auch nur in die Scheinparität willigen wollte; sie müßte vergessen haben, daß und warum sie vor wenigen Wochen so resolut die paritätische Bank vera warf. Wenn selbst die Minister nachgeben wollten, so wäre die Partei nicht gewillt, einen­­ Selbstmord zu begehen. Eine Ministerfrise würde diesseits der Leitha gewiß ein Resultat ergeben, welches jenem der ungarischen Ministerfrije sehr ähnlich wäre.” Die „RN. Fr. Br." mag fluc­hen, drohen und spektakuliren, so viel sie nur vermag. Auersperg unterhandelt bereits mit Koloman Tika.­i Budapeft, 13. Februar. & Ueber eine neuerliche Tuschrede des F­ürsten Bismark wird der „Sclef. 319." aus Berlin ges­­chrieben : „Der­­ Reichskanzler bezeichnete Midhat Paldıa, dessen Sturz allem Anscheine nach auf persönliche Zers­würfnisse mit dem Sultan zurückzuführen sei, was jedoch die Möglichkeit einer auswärtigen Beeinflussung nicht unbedingt ausschließe, als einen sehr bedeutenden Staatsmann, dessen Tüchtigkeit und Genialität zweifellos sei. Scherzend erwähnte der Reichskanzler der Basfion „Rak“ des gestürzten Beziers für den Genuß des feste Weberzeugung, daß dem französischen Adler die aus­­gerupften Schwungfedern wieder wachen und daß er wieder sonnenaufwärts fliegen werde, den Völkern ein Wunder und den Feinden ein Grauen, und wer sich in seine iyrtäischen Lieder versenft, dem wird es schwer, diese Heberzeugung nicht mit ihm zu theilen. Es muß für den Franzosen eine Tröstung sein, diese tiefe, Durchdrin­­gende Prophetenstimme eines an die ewige Größe feiner Nation unerschütterung glaubenden Dichters zu hören und­­ an dieser starren und unbengsammen Heberzeugung in den bangen Stunden des Zweifel aufrichten zu können ! Nach zwei Jahren des Stillschweigens, in denen­­ Deroulede Nefruten abrichtete, statt patriotische Lieder zu lichten, trat er gestern Abend zum ersten Male wieder vor das Bublikum, diesmal in der neuen Eigenschaft eines Dramatikers. Alle Welt erwartete, daß Deroulede seiner Richtung auch­ in der neuen Form nicht untreu sein werde, und Deroulede täuschte diese Erwartungen nicht. Derselbe patriotische Zorn über die erlittene Schmach, der seine Lyrik erwärmt, glüht auch in dem Drama und dasselbe Racheverlangen, das seine Lieder athmen, bebt aug in den ungestümen Reden seiner Bühnenfiguren. „Der Hetmann ist der polnischen Geschichte ent­­nommen. König Ladislaus IV. hat die paporogischen Kos faten besiegt und unterjoht und ihren Führer, den alten Hetman Frol-Cherap und den jungen Krieger Szento sammt der schönen Tochter des Ersteren und Braut des Leteren, Mifla, nach Lublin geführt, wo er sie in einer Art übergoldeter Gefangenschaft hält; sie leben hier an seinem Hofe, werden jedoch scharf bewacht, denn der König weiß, daß die Kojaten nichts gegen ihn unternehmen können, so lange sie ihrer Führer beraubt sind. Die Kojaten würden gerne wieder zu Schwert und Range greifen und senden im Geheimen Opien Aber Boten an ihre Häuptlinge, damit sie aus Lublin fliehen und sich an ihre Spike stellen ; allein der alte mweite Hetman sen­­det die Boten immer allein zurück. Noch it die Stunde nicht genommen, wo man das Joch abschütteln kann; noch muß man sich schweigend vorbereiten und geduldig des Augenblides harren, wo die Arme starf und die Klingen scharf sein werden; wird der große Augenblid gekommen sein, dann wird der Führer an der Spite der Seinigen stehen und der Erste sein, der das Schwert für den Heiligen Kampf entblößt. Der junge Stenfo­tt minder geduldig, als der Hetman ; er flieht aus Lublin, eilt zu den empörungslustigen Kosafen an das Dniester­ Ufer und wird, von den Kriegern begeistert zum Hetman ausgerufen. Die Feuerzeichen der Empörung flammen in der Steppe auf und die Nachricht gelangt nach Zublin an den Königshof. Ladislaus ist bestürzt, denn er plant eben einen Feldzug gegen Schweden und der Kosakenaufstand durchtreugt dieses Unternehmen; er fragt also Frol Gheraß, ob er nicht seine Stammesgenossen mit Versprechungen und ernsten Konzessionen zum Gehorsam zurükführen künne ? Der Hetman nimmt die Mission gerne an, überzeugt, wie er ist, daß der Aufstand zweclios sei und über sein Bolt nur neues Unglück bringen könne. Er reist also ab, muß aber seine Tochter Mifla am Königshofe als Geisel zurück­­lasfen. Bei den Kojaken harct feiner ein schlechter Empfang. Sie wollen nichts von Geduld und Stundung ihres Un­­ternehmens wissen. Der am heftigsten den friedenpredigens­den Hetman bekämpft, ist gerade Stenfo. , Unglückiger !* flüstert ihm da Frol-Cherap zu, „weißt Du, daß der Aus­bruch des Aufstandes den Tod Mikla’s bedeutet ?" Szento ist wie vom Elite getroffen und ohne weiter an Vaterland und heiligen Krieg zu denken, flieht er aus dem Lager, um nach Lublin zurüczueilen und seine Geliebte aus ihrer gefährlichen age an­ befreiem Die Bojaten sind nun Führers 108 und bestürzt ; sie müssen ihr Unternehmen aufgeben , und es versprach doch so sicheren Erfolg! Zehntausend! ironische Kosaten haben ihre Hilfe zugesagt und sind im Arne marsche begriffen. Der Hetman horcht auf: „it daa ficher 2" Die Bemeife werden ihm vorgelegt. Da tritt er selbst an die Spiße seines Volkes, nimmt das Schwert der Führung und ruft: „So sol die Tochter sterben und das Vaterland leben !" Stenko bleibt nicht lange vom Posten der Pflicht und Ehre ferne. Er trifft in Lublin ein und fordert Mikle, auf, mit ihm zu fliehen ; sie konnte es vielleicht thun, aber‘ sie lehnt es ab. Er sol allein in’s Lager zurückkehren und‘ sie in Zublin Lassen. Ihre An­wesenheit wird den König­ noch einige Tage lang in Sicherheit wiegen, und für die SInjurgenten ist ein Gewinn von einigen Tagen vielleicht die Sicherung des Erfolges. Stenfo kehrt also in’s Lager zurück und büßt seine erste Schwäche freiwillig, indem er verlangt, beim nächsten Kampf an den Pıunist gestellt zu werden, wo die Gefahr am größten und die Aufopferung am nöthigsten ist. Die Gelegenheit zu diesem Heroismus findet sich bald. Das Vaterheer rückt unter der Führung Rogoviane’s, eines Nenegaten, der die Suche seiner Stamt­mengenoffen, der Kosaken, verlassen und sich in den Dienst des Königs begeben hat, gegen Frol = Gherap heran, und es nimmt seinen Mann­ durch einen Engpaß, aus dem der Hetman eine Art Thermopylä zu machen beschließt, Fünfs­zehnhundert Kojafen, unter Stenfos Befehl, sollen der Bak verlegen und sich von der feindlichen Uebermacht in Stade hauen lasfen, der ihren­­ Widerstand aber dem Hetman Zeit raffen,, mit seiner Hauptmacht die Polen zu umgehen und ihnen in den Roden zu fallen. Es geschah, wie Frol Cherap geplant hatte; die 1500 Kojaten werden bis auf den Iekten Mann getödtet, blos Grento fällt schwer verwundet, wie wont nor lebeny in Rogoviane’s Land, Der fi Sion :

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