Neues Pester Journal, September 1877 (Jahrgang 6, nr. 242-271)

1877-09-17 / nr. 258

/­­ shomtementt Ganzi.fl.1.4,h"albj.fl.7, viertelj.fl.3.50,monatlich fl.1.20.. M Das „Neue Reiter Journal“ erscheint täglich, auch an Montagen. R­edaktion und Adm­inistration LeopoldsI, Kirchenplak Nr. 2. Einzelne Nummern SE Inferate nach aufliegendem Larif, d Zur Tagesgeschichk a in Berlitt fühlt man das Bedürfniß,die Orientpolitik Deutschlands wi­e­der, einmal weiß zu waschen. Von Wiener offiziöser Seite wurde die Behauptung aufgestellt, Rumänien und Serbien hätten nur dann den Muth gewonnen, ihre altbewährte Perfidie gegenüber der Türfei noch einmal zu bethätigen, al sie­ hiezu von Deutschland die Diverte Aufforderung­ erhielten. Mit anderen MWortens die deutschen diplomatischen Agenten in Bukarest und Belgrad hätten die in Nede stehenden Staatenfnm­pfe,diveft, zum Siege ermuntert. Diese Behauptung konnte — besonders da sie von Wiener offizieller Seite stammte — in Berlin nur ohne Er­widerung bleiben. Die „Nationalzeitung“ stellt si­an sofort mit dem Dementizapparat ein und nach der alten lateinischen Regel wird Alles rundweg ge­­leugnet. Dad Dementi it ein sehr strammes — das Yapt sich nicht leugnen. Die Unterstellungen des in Hede stehenden Wiener Blattes sind durchaus und in jeder Beziehung unrichtig — so wird vor Allen im Allgemeinen behauptet. Und im Besonderen wird dann noch hinzugefügt, die deutsche Negierung habe ss weder in Rumänien, als in „Serbien al einer der­roranten peruendelnfen. UM" ale kire 257 an diesen Erklärungen noch nicht genug, wird schließlich ‚ ganz kategorisch der Welt fund und zu willen ge­­­than: die deutsche Regierung stehe allen Schritten dieser Staaten, wie allen Verhandlungen, die et­wa darüber gepflogen wurden, absolut unbetheiligt ge­­genüber.. Uns scheint es, ala leide Dieses Dementi an dem Fehler, daß es gar, zu viel dementire.. 90 findlich unschuldig, so lammefronm. Harmlos,­ wie diese Erklärung der „Nationalzeitung” die Orient­politik des Fürsten Biämard darstellt,­­ dürfte. Diese denn Doch­ nicht sein. Man mag in Berlin erklären, was man­ wolle, so viel, steht fest, daß Rumänien und Serbien,in der Gesanmmthaltung der­­ deutschen Bolitit einen mächtigen Stoßpunkt für ihr Vorgehen finden. Oder soll mit jenen Dementi and­ der rus­­senfreundliche Charakter der deutschen Politik ge­leugnet werden? Kennt Rumänien und Serbien diese Politik nicht und finden sie in derselben feine Aufmunterung zu ihrer rebellischen Haltung? Weih Gerbien zum Dreispiel nit, von want sich die i­ qualifizirbare Nachgiebigkeit des Grafen. Andräfig gegenüber den Kriegsplänen in Belgrad datiıt? Die Blide der eu­ropäischen Menschheit sind unverwandt auf das grausige Schlachtsel in Bulgarien gerichtet, wo um die ‚Höhen von Bleona Helatomben von Menschenleichen der Bolitit des Chrgeiz­s und der Herrschsucht zum Opfer gebracht werden. Dieses erschütternde Schau­­spiel wirkt übrigens ernüchternd auf die Aktionsluft in Belgrad um Athen und Sucht man in beiden Orten nach einem möglichen unblutigen­ Aus­­wege aus dem selbstgeschaffenen Labyrinth. Das geiechiiche Königreich leidet zudem an der allerdings gewohnten Erscheinung einer Ministerkifts in Folge 909 Ablebenz von Kanarid. Diese Umstände dürften wohl die Hochfliegenden Strebungen der Hellenen sänftigen und auch Die stolzge Sprache des griechischen Stabinet? milder stimmen. Mit welchen Selbstbewußtsein die Neuterung 13 König Georgios in lekterer Zeit aufzus­treten pflegte, zeigt an die jüngste Note des griechischen Ministers de Yenpern an den griechischen Geschäftsträger in Zon- Don, mit welcher eine Note Lord Derby an das griechische Kabinet beantwortet wird. Die Note des Hein Trifupth gesteht zu, daß derselbe in Wirklichkeit dem englischen Gesandten in Athen die Versicherung gegeben, Griechenland beabsichtige sei­­nen Krieg gegen die Türkei zu erklären. Dies sei indessen Alles, was die Pforte oder irgend ein An­derer im ihrem Namen zu fragen berechtigt ei.­chter.-Atttonosreiheit tuunr sich die griechische N­egierung nicht begeben, ohne gegen die Interessen des Hellenism­us zu verstoßen. Die Note weit dabei " auf den am 21. Juli 1832 von der Pforte erhobe­­nen, von den Negierungen Gnolands, grantweida und Rußland jedoch [gut Brotofoll vom 30. August 1852 verworfenen Anspuch der Pforte ein, wonach Griechenland zur immerwährenden Beobachtung strengster Neutralität verpflichtet werden sollte. In Betreff der Mr. Stuart gegenüber gemachten Meines Jung, daß die hellenische Negierung ihren Einfluß aufbiete, insurreftionelle Bewegungen­ in den türki­­scher­ Grenzprovinzen zu verhindern, erklärt die Note, daß diese Mitteilung des Herrn Trifupis nur den Charakter, einer einfachen Information hatte. Die Pforte habe kein Recht, eine darauf bez­­ügliche Mitwirkung zu verlangen. Was ferner die Rüstungen und Truppenkonzentrirungen anbelange, so beruft sich Die Note auf die anerkannte Unabhän­­gigkeit Griechenlands und das daraus resultirende Recht. In Dieser Note gesteht das griechische Kabinet indirekt seine­ fliegerischen Aspirationen und seine Abmachungen mit Ruhland zu. Deutschland sucht seine russischen Sympathien nach allen Seiten Hin zu massiven ; so demtentirt man neuestend auch, aus Berlin, daß die Nachricht von deutschen militärischen Verfeh­­rungen gegen Polen, um Nußlands Position hier zu erleichtern, gänzlich unbegründet sei. Auch dementirt man, daß eine derartige Eventualität deutscher Nachhilfe den Gegenstand der Erörterun­­gen zwischen dem Grafen Andraisy und dem § mé ' w" " funft die beiden Chantmänner soll übrigens am nächsten Mittwoch­ stattfinden, SI der lebten Wochenversammlung der 8 in­­ten­dDed französisifhen Senat? wide der gute Fortgang der für die Vertheitigung der Liberalen Cage eröffneten Substriptionen, sowie ded DBertiiebd republikanischer Blätter und Flug: Triften Constatirt. Nach den aus den Departements eingegangenen Berichten glaubt die Versammlung sich dazu Glük wünschen zu dürfen, daß der geiegliche M Widerstand gegen die Willfürafte und Mißbräuche der offiziellen Standidatur allenthalben immer­ stärker hervortritt. Daß die von den Libellen der monarchis­­chen Partei vorbereiteten Berkeumdungen gegen die Abgeordneten seinen Glauben finden, und daß das tünige Zusammengehen aller republikanischen Grup­­pen gegen den­ gemeinsamen Feind den Wählern deutlich zeigt, von­ wen allein sie den Schuß ihrer Nechte und des Öffentlichen Friedens zu erwarten haben. — Die Vorfälle in Bordeaur Kate auf den Marshall-Präsidenten und die Regie­­rung einen tiefen­­ Einbruch gemacht, der sie jedoch nicht zur Nachgiebigkeit veranlaßt, sondern vielmehr anspornt, den betretenen Weg der strengen Maßre­­dh­gerin weiter zu­ verfolgen. Hierüber Liegen folgende neue Nachrichten bor: Der Gemeinderat von Nt­ogen d­e Notron wurde aufgelöst ; sein Vergehen bestand darin, daß er seine Zustim­­mung zur Aufpflanzung einer Trauerfahne, vor der Mairie an Thierd’ Begräbnißtage ertheilt hatte! — Saillard­, gewesener Deputirter für Genueset- Marne, wurde­ wegen Beleidigung des Ministers Fourton zu 2000 Frances Geldstrafe verurtheilt. — gerner wird­ gemeldet: Laut „Bien Public” wird der „kaiserliche Prinz” am 5. Oktober das Schloß des Herzogs Fernando Nunez auf spa­­nischen Gebiete beziehen, um dort die Führer der bonapartistischen Partei zu empfan­­gen; auch ist laut der „Liberts” von ihn ein Mani­festschreiben an Rouher zu erwarten, worin den bo­­napartistischen Kandidaten, ihre Haltung im Wahl­­kampfe und nach den Wahlen der Deputirtenkammer vorgezeichnet werden sol. Militär-Waisenhaus aus sieben Jahrgängen und entspricht im Lehrziele einer achtklassigen Bürgerscule. Es hat die Bestimmung, mittellosen, verwaisten Söhnen von Personem des 1. und f. Heeres, der Kriegsmarine und ber beiden Landwehren einen Erhalt für das Elternhaus zu bieten und sie­ für den Eintritt in die Kadetenschule, ausnahms­­weise.auch für die Aufnahme im die Militärs Unterreals­­chulen, vorzubereiten Der Stand der Zöglinge ist mit 120 festgesegt. Die allgemeinen Bedingungen für die Auf­nahme sind: Die österreichische oder­ ungarische Staats­bürgerschaft, die förperliche Eignung, ein­ Minimals Alter von jeh3 oder ein Mamimals Alter von dreizehn Lebens­jahren und die entsprechenden Bek­enntnisse. — Gleiche­zeitig hat­te, Majestät auch die­ neue Organisation und die Einführung eines neuen Lehrplanes für die Offis­­sierstöchters I­nstitute zu Hernals und Oedenburg genehmigt. & Der Ausgleichsausschuß des österreichischen Abs­geordnetenhauses berieb­ ‚gestern. über das Bantfiatuf. Zur Erledigung gelangten nur die Artikel 1—3, an welchen einige nichts erhebliche, sich zum Theile an die Terr tirung des ungarischen Bankausschusses anschließende Modifikationen beschlossen wurden. In der Debatte wurde: namentlich von Mitgliedern des Fortschrittsfluchs und Thagynté tezéjedtetertu fő OR th ängegiiifen: biea felbe fand aber nir nur an beim Sinangminister, sondern auch an Gisla und Herbst ,entschiedene Vertheidiger. Ei von Klinkorch gestellter Antrag, daß auf Vorschlag einer­ Handelskammer die Bank, durch die Regierung zur Err­ichtung von Filialen verhalten werden könne, wurde abe gelehnt. Budapest, 16. September. $ Heute 4 Uhr Nachmittags fand ein mehrstündi­­ger Ministerrath statt, dem einige Zeit auch Gestions­­ef Zsm­­ovics beiwohnte. Der­ Ministerrath beschäftigte sic — nach der , B. 8.” — mit dem Arbeitsprogramme des Neichdtages und mit dem Froatischen Gemeindegefecht Entwürfe. Nachdem der ungarische Reichstag vorläufig blos autonome Vorlagen verhandeln wird, kann Die G­estion des kroatischen Landtages bis Ende September dauern. Minister Beserovics und Gestionschef Zim­­ovics begeben sich morgen nach Agram zurück, & Ge. Majestät Hit, wie wir vernehmen, die Or­­ganisation des Militäär-Welfenhauses sammt Lehrplan genehmigt und die Aktivirung, dieser Anstalt zu Feldau währt Wiener­­ Neustadt mit Beginn des Schuljahres 1877/78 angeordut. Nach dieser Organisation besteht das­­­s Weber die bevorstehende Begegnung des Grafen Anodrásjy mit dem Fürsten Bismarck wird dem , greuts dhenblatt” aus Berlin geschrieben : ,,Selbstverständlich sieht man üb­er Den­ Befude, « welchen ihr gemeinsamer Minister des eußerndemnächst» dem Fürsten Bismaarck abstatten wird,mit großer Span­­nung entgegen,un­d G ist nur zu begreiflich,daß an diese«­­Zusam­menkumt die abenteuerlichsten Vertzzuthungerx unds Konjekturen geknüpft werdem In dessenijchteichshmik rathen.Allenm was bei«dieser Gelegenheit über ein Heraus-— treten Deutschlands aus seiner bisherigen beobachtenden Reserve gesagt wird,das allergrößte Mißtrauen entgegen­­zusetzen-So groß auch das Bedauern ist,welches unser­ Kaiser über die russischen Niederlagen empfindet,so denkt­ doch Niemand daran, den Neffen, selbst nur durch eine militärisge Demonstration die Kriegführung gegen die­ Zürfer zu erleichtern ; am aller­wenigsten aber dürfte Fürst­ Bismarc seine Zustimmung dazu geben, daß ein Deut­sches Armeekorps nach Warschau geschiclt wird, um eine freilich sehr imaginäre Polen-Erhebung­­ unterbrücken. Bisher ist übrigens nicht das Entfernteste von N­arkland geschehen, was auf das Ersuchen um einen derartigen Liebesdienst hindeuten könnte. Man muß es, denn auch geradezu als absurd bezeichnen, wenn von eini­­­gen turfophilen Blättern­ behauptet wird, die Belebung, Marshans durch­ deutsche Truppen werde einen der Haupte­­gegenstände der Besprechung bei der bevorstehenden Minis­­ters Zusammenkunft bilden.­­ In den Unterredungen der beiden leitenden Staats­­­männer wird sicherlich der Umschwung des Kriegsglücks zwi­engunsten der Russen eine hervorragende Rolle spieletk7x es ist auch zu erwarten­,daß man dem Schicksal der be­­­freundeten Mäch­te Wo­rte des Bedauerns fvidmen wird;« aber darüber hinaus wird man schwerlich gehen.Die Kuos­chen der www-Eichen Grenadiere haben für den Fürsten­-­­Reichskanzler heute noch denselben Werth,wie vor einem­­­Jahre;er wird sicherlich nicht versuchen,den Grafen An­­­­drássy zu einer Aenderung der hisher von Deutschland und­ Oesterreich-Ungarn zum Vortheile beider Reiche eingehaltl­tenen Politik zu bestimmen.Dagegen dürfte die Salzburg­« ger Begegnun­g auf’s Net1e dokumentiren,daß,wenn Oesterreichs Ungarn au­ch durch die Orientwirren in direk­­tere Mitleidenschaft gezogen wird,als Deutschlan­d,doch die Interessen beider Reiche gegenüber der zukü­­­ftigen­ G­e­­staltung des­ Orient parallel laufen.Fürst Bismarck dessen möge man sich versichert hab­e­n,wird seinen ganzenEitt­­fluß einsetzen,um zu verhütenn daß im Orient,sei es durch i­­wen es wolle,ein Lebens-Interesse Oesterreichdlugafus verlegt werde.­­Ueber die serbischen Kriegsvorbereitunge­­ wird unterm 12.September au­s Belgrad geschriebene ,.Tr­otz der englischen Vorstellungen werdet­ die Rüstung ott auf Grund von Abmachungen mit dem russischen Haupt­­quartier fortgesetzt und beschleunigt.Der Kriegsminister Sava Grulcs hat mit einem hier weilenden Vertreter einer belgischen Gewehrfabrik einen Vertrag wegen Lieferung von 40.000 Chassepot-Ge­wehre 11 abgeschlossen.Die Fabrik ver­pflichtete sich,11och im­ laufenden Monate die Hinterlader via Rumänien nach Kladowa abzuliefern.Das Staatsschiff „Deligrad”, welches im vorjährigen Kriege Munition, Ges fchlige und Soldaten längs der Save bis Schabaz und « = S

Next