Neues Pester Journal, September 1878 (Jahrgang 7, nr. 242-271)

1878-09-12 / nr. 253

Dommerflag, Möoonnements Ganz. fl. 14, Halbi. fl. 7, viertel. fl. 3.50, monatlich fl. 1.20. Des , ene Veiter Jonenal“ erscheint f HET tion und ALIEN FE täglich), aic an: Montagen:­­ Leopoldit. Kirchenplat Nr.2. Einzgelne Nummern Sufernte nach aufliegendem Tarif. Die Logik­ der Kroaten. Budapest, 11. September, könne auch B fagen . Als der gemeinsame Kriegsminister Graf Bylandt beim vorgestrigen Empfange der­ froatiz­­chen Deputation auf die verfassungsmäßigen Schwie­­­igkeiten hinwies, welche dem Baue der Eisenbahn- Linie Siffel-Novi zur Zeit entgegenflohen, da er­­widerte mit großer Schlagfertigkeit ein Mitglied der Deputation: Wenn man die Ossupation selbst ohne besondere Bewilligung der­ Volksvertretung veranlaßt und durchgeführt habe, dann werde man auch den Bau der Bahn Sisjel-Novi ohne Bewilli­­gung der Legislative ausführen können. Naivetät kann man­ dieser Belitit nicht absprechen; wer A sagt, meinen die Kroaten, wer es mit Den Rechten Der Legislative bei der großen Frage der Ofsupation nicht so genau ges­nommen habe, der brauche sie auch bei der ver­­hältnißmäßig viel geringfügigeren Frage des Baues der Linie Siffel-Novi nicht auf den Silbenstecher und Paragraphen weiter hinauszuspielen. Fürwapı, die Naivetät dieser Logik ist ebenbürtig jener vom „Instinkte, der Wilden” viktirten Denkweise,­­an welche wir uns bei unseren neuen Reichsgenossen baldigst werden gewöhnen müssen ; wenn wir nicht wüßten, daß jene Neuerung von einem Kroaten herrührt, so wären wir versucht, sie einem­ urwhüch­­sigen Bosniaken zuzuschreiben. Indessen, in dem­ Ausspruche des kroatischen Deputationsmitgliedes Drü­dt sich auch eine sehr ernste Thatsache aus, denn diese Aeußerung ist ein eklatanter Beleg dafür, welche Rechtsverirrung­ ech­ter Gemüther zu bemächtigen beginnt, wie Die Achtung vor den Necht schwindet und wie das Ver­trauen in den Bestand und in den Werth der ver­­fassungsmäßigen Institutionen zu finden anfängt. Mit Recht Fragt das Bolt in seinem gesunden Sinne: Welche Bedeutung, welchen Werth ‚Haben Berfassungs-Institutionen, wenn seitens der Negier­­ung eine Allion begonnen­ werden fanıt, welche auf die ganze Zukunft der­ Monarchie und Ungarn bestim­mend einwirken muß, ohne daß die Zu­­stimmung der Volksvertretungen nachgesucht werden müßte? Welden Werth­ hat es, wenn das Parla­­ment in wochenlangen Budgetverhandlungen einige tausend Gulden im Budget in Abstrich bringt, wenn eine außerparlamentarische Aktion uns mit einem Federstrihe Ausgaben im Belaufe von Hunderten von Millionen aufbürdet ? . Sit­ das Parlament nichts als eine Werkstätte für Paragraphendredhs­ Yerei, oder ist es auch eine politische Körperschaft ? Diese und ähnliche Fragen kann man heute oft genug im Kreise der Bevölkerung hören und man begreift, daß solche Fragen auftauchen kün­­nen, wenn man erwägt, in wie geringem Grade der Bevölkerung die Segnungen des parlamenta­­rischen Regimes prak­tisch fühlbar geworden sind. Politische und staatsphilosophisce Abstraktionen darf man der Bevölkerung nicht zumuthen, sie hält sich einfach an die äußeren E­rfheinungen und läßt durch diese ihr Urtheil "bestimmen. In die Augen fällt aber der Bevölkerung vor Allem die Mißmwirthschaft im Staatshaushalte,, die­ unter dem parlamentarischen Regime betrieben wurde ; in die Augen fällt ihr die Höhe der Steuern, un­­ter deren Druck jeder Bürger Ungarns seufzt, in die Augen fällt ihr der Rückgang des Bollswohl- Standes, 063 Wohlstandes einzelner­ und ganzer Klassen, in die Augen fält ihr die Nichtem­ßigkeit unseres V­erwaltungsorganismus, die Stagnation S auf allen Gebieten des Verkehrs. Könnte man sich wundern, wenn. Die Bevöl­­kerung aus der Gleichzeitigkeit dieser Erscheinungen mit dem Walten des parlamentarischen Prinzips den Schluß ziehen würde, daß zwischen­ diesen beiden Thatjacjen ein Kausalzusammenhang ob­­wachst, mit die eine die Ursache der anderen sei? Und wären Yoldy Schlüffe geeignet, die Achtung vor der Verfassung zu Stärken, die Anhänglichkeit‘ an dieselbe zu kräftigen ? Und wenn man gar ein Ereignis, wie die Okkupation Bosniens dei Der­weis erbringt, daß die Berfafsung Feinen Schub­­wall gegen so leigtsinnige Inauguiirung, einer­ Politik der Abenteuer bilde, daß eine Regierung in Kardinalfragen, der staatlichen Existenz nne gestraft die Vertretungskörper umgehen und ignos­tiren dürfe, dann könnten leicht Die­nk­e der Achtung vor dem­ V­arlamentarismus , schwinden und die Ansicht sich einzubürgern beginnen, daß dem Reichstage faktisch keine andere Aufgabe zu­­gemessen sei, als die, welche das Sprichwort „Land­­tage sind Geldtage” den einstigen ständischen Landtagen zutheilte. In den schweren Verfassungsfämpfen, welche das ungarische Bolt durchgefochten hat, war es sein unerschütterliches Nechtsvertrauen, sein fester­ Glaube an die sieghafte Kraft­ des Ned­es, was ihm zum Triumphe verhalf. Fast scheint­ es, als ob­ man diesen herrlichen Schat unseres . Bolt es ihm auf die raffinirterte Weise rauben, als ob man systematisch in ihm den Glauben an den Werth des konstitutionellen Lebens ertödten wollte. Und wir werden jenes felsenfesten Vertrauens in unser gutes Recht vielleicht noch einmal dringend bedürfen, denn wir besigen’ seine Garantie, daß die Reihe der­ Verfassungskämpfe für ewige ‚Zeiten abgejälosfen sei, und im der­ bosnischen Okkupa­­tion, in ihrer nicht konstitutionellen­­ Inszenirung und Durchführung bergen sich: die Keime ernster Kämpfe und innerer­ Gefahren, die Antwort, die Budapest,. 11. September. & Das in jenen Nachrichten höchst unverläßliche „Deutsche Montagsblatt” hat bekanntlich in den sethten Tagen die Nachricht von einer Gatrevue des Baron Raul Seniyey mit dem Fürsten Bismarc in Die Welt gefchtet. An diese Nachricht fügte jenes starf in Kombinationen arbeitende Blatt eine ganze Serie von mehr oder­ weniger gelungenen — S Hypothesen, Die denn auch gleich Tags Darauf Die unverdiente Ehre eines Dementi erfuhren... Heute kehrt Der Berliner Korrespondent eines hiesigen­ Blattes auf jene mehr­ erwähnte Zusammenkunft des ungarischen Wollzifers mit dem leitenden Staatsmanne Deutschlands zurück. 63 sei eine bekannte Thatsache, daß schon seit Jahren — noch in der­ Zeit. Da General Schweinis deutscher Botschafter am Wiener Hofe war — der genannte Führer der ungarischen­­ Konservativen versucht hatte, mit dem deutschen Kanzler Fühlung zu erhalten und ihm den Beweis aus seinem Verhalten während des Jahres 1870 zu führen, daß er sein ebenso­­ warmer P­artisan der deutschen Allianz sei, als Graf Andrássy dies jemals gemwesen. Das Symptom, welches in der Wiederaufnahme dieser Annäherungsversuche liegt, soll denn auch nirgends verfannt werden, und da man vorhersteht. Dab Graf Anpräfig vemnacht den Delegationen gegenüber einen parlamentarisch ziemlich Inneren Stand Haben werde, sieht man in Dem­­ Besuche des Barons Sennyey einen Ast vorbauender Staatsklugheit, welcher Würdigung verdient. Auf und macht d­iese Korrespondenz von Eindruck, als sei sie geschrieben, um für jenes Ber­liner Blatt Reklame zu machen und als stamme sie aus einer Duelle, die nicht gar ferne von jener viefelt, welche das „Berliner Montagsblatt” mit einer Fülle politischer Phantasien versorgt. Hier nimmt man selbst, in­ oppositionellen Kreisen die Zusammenkunft des Fürsten­­eichsfangier8 mit Baron Raul Senmnyey mit großem Gleichmuthe hin. Man erblicht in Dersel­­ben einen Mt der Courtoisse, wie ihn der große deutsche Staatsmann bereit zu wiederholten Malen gegen einen oder den anderen ungarischen Politiker an den Tag gelegt, nicht mehr und nicht weniger. In vorigen Jahre hatte Fürst­ Bismarc eine­ Begegnung mit Minister Wendheim und Anderen, heuer führte ihn der Zufall und das Badeleben eines kleinen Ortes mit Baron Sennyey zusammen. In hiesigen politischen Kreisen glaubt man nicht, daß Die IUmterredung zwis­cchen dem Reichstangler und Baron Paul Cennyen si) auf das Gebiet der österreichisch-ungarischen aus­wärtigen Bolitit verirrt hätte, und am allerwenigsten raubt man, Baron Paul Sennyen hätte bei diesem Intaffe Grklärungen abgegeben, Die auf seine, Zus­­timmung zur auswärtigen Bolitis des Grafen Anz­drasfy schliegen lassen könnten. & Die frontische Deputation, die mit Veitergehung von Budapest sich nach Wien begab und dort um den­­ sofortigen Ausbau der Eisenbahnlinie Siffet-Novi petitionirte, hat ihre Bitte gariihen Ministern Pehy si­­eben in Wien befanden, an’s Herz Det Die „Budapefier Korr.” Folgendes : auch den un: Kommunikations-Minister Pr­ey erklärte, er müsse si vor Allen entschieden gegen die Zumuthung edenfen Habe, denn verwahren, daß die Regierung age den Ausbau Dies­ fer Bahn überhaupt prinzipielle ungarischerseits könne weder vom volfswirthschaftlichen,­ no­ vom verkehrspolitischen Standpunkte gegen diese Linie etwas eingewendet werden, und die ungarische Nez­­ierung ret­­tete gerne, bereit, er-Frontischen Interessen zu ermöglichen, namentlich in einem Falle, wo die materiellen Hissmittel des Landes weiter nicht in Anspruch genommen werden. Zu seinem größten Bedauern müsse er aber daran erinnern, daß im­ Sinne des klaren, unzweideitigen Wortlautes der bes­­tehenden Gefege der Bau einer Eisenbahn nur von der Legislative fonzerstonirt werden kann, eine sofortige In­­angriffnahme des Baues demnach undenkbar sei, nachdem er als verfassungsmäßiger Minister­ eine derartige Um­­gehung des Gewebes sich nicht zu Schulden kommen lassen dürfe. Er müsse ausdrücklich betonen, daß Damit die Frage selbst noch keineswegs erledigt sei; nach Zusam­­­mentritt des Reichstages werde Diese, Angelegenheit uns bedingt zur Sprache fommen. — Baron Wendheim mung der Legislative bei unseren geießlichen Bestimmung Türkei fommenden Berfehr mit, Umgehung Ungarns, sprach sein Bedauern darüber aus, daß Die Berproz viantirung unserer Avittee durch Nicht- Ausbau Dieser Bahn ohne Zweifel mit Hindernissen zu kämpfen habe und deshalb die Bahn wünschensmwerth erscheint, Daß er auch allen seinen Einfluß aufbieten wird, um den Aus­­bau­ Schleumigit zu ermöglichen, daß aber ohne Zustimm­gen Die sofortige Durchführung Dieses Baues nicht recht möglich erscheint. 68 thue ihm dies umso mehr leid, als eben den Kroaten, die­ so viele Opfer gebracht haben, diese Kompensation nicht sofort gegeben werden fart. " Befti Naple". last bieten ministeriellen Expefs­iorationen. Die­ gebührende Würdigung angedeihen. Den Kommunikationsminister erinnert „PB: Naplo“ daran, daß bisher noch jede ungarische Negierung davon überzeugt war, ‘daß die Eisenbahn Siffel-Novi nicht den Interessen des ungarischen Ver­ehrs, aus dem­ jenen der Südbahn und Wiens dienen würde, indem sie nach dem Ausbau der Strecke Mitrowita- Banjalufa den von Salonidi und aus Der unwestlichen nach Wien leiten würde, Daß Daher die Linie Eiffels M­oor höchstens gleichzeitig­ mit Der Eisenbahnverbin­­dung Nish-Belgrad-Budapest eröffnet werden dürfe. Außerdem scheine der Minister nicht daran zu Deuken, daß diese Bahn, wenn sie schon ausgebaut wird, eine Staatsbahn sein müsse, wenn Ungarn nicht ganz der Südbahngesellscchaft preisgegeben sein sol. Außer­­ordentlich überraschend sei ferner, die Antwort Wen­d­­heim’s, welcher sagte, die Kroaten seien für­ die von ihnen gebrachten Opfer einer besonderen ‚Beloh­­nung würdig. „Welches sind die Opfer — fragt , tapfe" — an welchen die Söhne Ungarns nicht ges­treulich theilgenommen hätten? Oder erfüllen vielleicht die Kroaten ihre Pflichten nur gegen eine spezielle Belohnung? Und wenn sie eine Prämie bekommen, muß ihnen diese auf Kosten­ Ungarns gewährt wer­­den? Beinahe alle ungarischen­ Regimenter sind mor­bilisirt ; unsere Söhne bluten , und fallen in Bosnien für eine Sache, die mit unseren Interessen im Widers­­pruche steht, während die Kroaten für ihre eigene Gage, für die Sache der Slawen, sümpfen. Und ein ungarischer­­ Minister spricht von­ den Opfern der Kroaten, die­ man auf Kosten Ungarns befriedigen müsse­: Wahrlich, mit einer befremdenden Schnelligkeit sinkt die ungarische Negierung auf der hiefen Fläche der flavischen Bolitit immer tiefer.” “ Bei den HonvédB steht. .. eine Mit­theilung des „M. 9.“ in Aussicht Stellt, ein bedeuten­­des Avattcentent bevor; das Landesvertheidigungs­­ministeriu­m soll die Einsendung der Dualifikations­­tabellen von ungefähr dreihundert Offizieren angeordnet haben. + Staatssekretär Nina hat, wie der "Röhr. Big." berichtet wird, den Bischof Strossmayer ge­beten, sich, sobald die Umstände danach angeb­an­gen würden, nach Nom. zu begeben, um Die Interessen der katholischen Kirche in bosnischen Angelegenheiten zu und Wendheim, gelegt. Die Weber sie von Diesen Ministern erhielt, mel­ , eine derartige Forderung: e­ is heutige nyitot umfaht sehn Selten.­ ­­­ berathen.­­T Auch die Altezechen haben nunmehr ihr Wahlmanifest erlassen. Dasselbe verumirt die bisherigen Ausgleichsversace­­ und erzählt die höchst wundersame, bisher unbekannte Mär’, daß die Hg­un­damental Artikel- Bolitif durch Cinz­flüsse mächtiger potenzen Sande vereitelt worden sei. Weber, seligmachenden Plänen, häufig ohne . Die gegenwär­­tige Haltung der Credjen und deren geheime Hoffnun­­gen, welche sie auf die europäishe Lage bauen, sagt das Manifest: „Im gegenwärtigen Momente treten Viele auf mit Nachschlägen, Kritiken, ja allein= daß in politischen Kämpfen oft Tab­oren von weltgeschicht­­licher Bedeutung mitwirten,­­ welche Teine menschlic­hm Aw, mit zu bedeuten, ; "SD " " I« .--·» E: 2. =

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