Neues Pester Journal, November 1878 (Jahrgang 7, nr. 303-332)

1878-11-22 / nr. 324

säbinnenihkithanzxfr.14,haxvj.fc.7, viertelj.fl.3.50,monatlich fl.1.20. Freitag, den 2%. November 1878. Journal. Das „Neue PVeiter Journal” erscheint Redaktion und Administration; täglich, auch an Montagen.­­ Leopoldit. Kirchenplakt Nr. 2. Einzelne Nummern ft, Sufernte nach anfliegenden Garif. Vergseg zum A Absokutismus. Budapests,21­.November­. H.­’«)Der Widerspruch­ zwischen Inhalt­ und Absicht­ zwischen­ Wort und Thatisteg,was dei­n Adreßentwurf der Regierunsgeparteis Lichtenberg’s Messer ohn­e Heft,dem die Klinge fehlt,so ver­­zweifelt ähnlich macht.Indem­ die theoretische Op­­position vor den Konsequenzen­ ihres Ideenganges erschrocken stehen bleibt,vernichtet sie ihr eigenes Raisonnem­ent.Das Land hat Anderes,til­ erschwer­­lich Vefsereg erIwartet,und das eigentlicheue­bel wird durch eine­ Enttäuschung mehr nicht verschlim­­­­mer.Aber es liegt in der Natur aller Halbheiten, daß­ sie von geschickten Händen­ zu eigenen­ Zwecken« ausgenützt werden,und diesem Lose wird auch die­ Adresse nicht entgehe.Zwischen ihren doktri­­nären Sentenzen gibt es Lücken genug­ in die sich schlaue Diplomatenkunst einnisten und gerade die berechtigtesten Vorschläge,anderetn Zielen zuwen­­­­den kann . Graf­ Andrasfy hatte­ die Absicht, wenigstens glaubte das auch, die Adreßkommission, seine ruhm­­volle Eroberung den Delegationen­­ anzuvertrauen und damit das Machtverhältniß der bestehenden Institution zu verschieben. Dieser . Besorgnis..gibt die Adresse, Anspruch, indem­ sie zugleich mit akade­­mischer­ Verve für den ‚gejeblichen‘: Machtkreis: der Parlamente eintritt. „Mit Vergnügen“, mag Graf Andrasiy deuten. Das ist es eben, was ver­wir­ fen­ kann, und wir­­ zweifeln seinen Augenblick, daß er mit­ feinbarer Nacsicht für seine Partei den Organisationsentwurf für Bosnienzherzegowina den beiderseitigen Legislativen vorlegen wird. Schwerer ist zu errathen,­ wie diese innerhalb..des seitehenden Staatsrechtes damit­ fertig" werden, wo die Bollsvertretungen. vom Oesterreich und Ungarn vie­l Handhabe­n zur Schaffung von Verwaltungs­­ordnungen , finden können, welche, für türkische Provinzen rechtsverbindlich sind. "Offenbar im Ber­­mer Vertrage. Dann muß­ aber die parlamenta­­rie Gutheißung desselben, die, Snartikulirung es Mandats vorausgehen.. Damit­ werden die Volksvertretungen zu Komplizen der Andrasiy’schen Bolitif. Deren weiteren­ Konsequenzen sie­­ sich «mit echtlicher Nothwendigkeit überliefern: Nichts könnte en Regierungen, erwünigter Hand, ver Bölfern verhaßter sein, und darum darf man den praftis­chen»­ Versuchen, den circulus " vitiosus" zwischen Biverwillen und Inkompatibilität zu durchbrechen, mit Interesse. entgegensehen. Dabei besteht­ noch­­ eine andere Schwierigkeit. Es wird .ein..sehr. feines Distinktionsvermögen nothwendig . sein, um. den Unterschied: zwischen Annerion. und ‚einer. Osfupation­ auf unbestimmte Zeit, deren Kosten, und. legislative. Einrichtungen die Parlamente ordnungsmäßig übernehmen, zu begreifen und die Offizisten werden dafür sorgen, daß es mit ihrer­­ bekannten Logik­ bald nivellirt werde. Wir hätten dann das „Neichsland” fit und fertig zum großen Schrecen, des­ Adrekausz jhufes, dessen superfluge Transigirungsfrift gerade in­ jene Annexion hineintreibt,­die er in so entschiedener Weise ablehnt. Laffen’füh Die Parlamente in die­ Erweite­­rung ihres legislativen Wirkungskreises ein, dann fängt die staatsrechtliche Verwirrung exit vekt an. Sie­ müssen über Bevölkerungen „verfügen, die de jure­ nigt in ihren Verband gehören, eine Verwal­­tungssprache aufdittiren , von "Der unsere­ Gefege nichts­ wissen, und" türtische Gefege aufrechthalten, die uns unbekannt sind, wahrscheinlid in tausend Fällen: mit unseren, folfiviren. Und wenn diese, wie wahrscheinlich, güden aufweisen oder den neu­ entstandenen Anforderungen nicht entsprechen, wer soll­ das Fehlende ergänzen, unser Parlament oder das ‚österreichische, ? Sollen vielleicht beide zusammen wirken, eigene,­­an die Stelle feßen oder die­ tür­­kische Gefäßgebung in deren eigenem Geiste fort­­entwickeln ? Wer­ die Verwaltung ‚führen wird, ist wohl nicht ‚fraglich. Die Landesminister nicht, sonst ginge das Dualistische Regiment noch über das türkische , gemeinsame Reichslande gehöre ihrer Natur nach zum gemeinsamen Ministerium. . Graf Andrassy übernimmt­ das ‚Innere, das­ Finanzministerium ist fertig , und, ‚der, Kriegsminister, als eigentlicher Ver­­walter, kann leicht, Zustiz, Unterricht, und Komm­­nilationen Dazuonehmen. Daß diese neue Regent: Ichaft mit" den gejeglichen Befugnissen unserer ge­­meinsamen Minister Follidirt, ist irrelevant ; will man einmal das "bestehende Staaterecht auf den Kopf stellen, werben sich. Die Korrekturen bald. fin­­den. Aber, wen. soll viese : neue Regentschaft: ver­­antwortlich, je? Den Delegationen? Dann gibt man ihnen jenen parlamentarischen Charakter,­ der die Volksvertretungen allmälig absorbiren muß. Den beiderseitigen Parlamenten? Das ist gerade so gut, wie seine­ Verantwortlichkeit, und überdies physisch, unausführbar... erübrigt noch die Vertre­­tung durch­ Landesminister, wie jeßt in Angelegen­­heiten.der äußeren Politik. Das hieße, denß Parla­­­­­mentarismus­ zu einer leeren Komödie herabw­ürdi­­gen, denn ernstlich wird doch Niemand glauben, daß der ungarische Justizminister für eine kort­­spielige, ‚vielleicht willkürliche, vom gemeinsamen Kriegsminister, angeordnete Erweiterung des tür­­kischen Gerichtsverfahrens verantwortlich gemacht werden­ könne. Nennen wir die Sache kein reiten Namen. Ob man Bosnien = Herzegowina den P­arlamenten oder den Delegationen unterordnet, immer wird das bestehende Staatsrecht aus den Fugen gehoben und eine absolutistische Macht geschaffen, die über umso reichlichere Mittel verfügt, als sie faktisch und recht­­lich über die gesanmten militärischen und finanziellen Hilfsquellen gebietet. Die eigentlichen Herren der Monarchie werden dann die von konstitutionellen Schranken­ nur wenig eingeengten gemeinsamen Minister sein. Welchen Richtungen diese, Dienen werden, läßt sich leicht errathen, wenn man vor den frontischsklavischen Vertrebungen nicht absichtlich. Die Augen schließen will. Für Die Vertheidiger der­ bestehenden­ Staats­­ordnung mag­ es­ ein Trost sein, Daß noch riesige Schwierigkeiten zu überwinden sind, ehe Die Okkupation­ als politisch ausgeführte Thatsache bes­trachtet­ werden. Fann. Bis dahin Fanın viel ges­idebenn, vielleicht selbst ein muthiges Aufraffen jener Abgeordneten, welche­ ‚bisher in der Adressse­ durch akademischen P­atriotismus ihr Gewissen zu bes­chwichtigen hofften. (7) Don einem Abgeordneten, nn­­­­ vás di Heue. Krisen. Budapest, 21. November. Ueber die parlamentarische Lage, wie sich Die­selbe in Folge der Adreßdebatte gestaltet hat, geht uns aus parlamentarischen Kreisen die folgende Zur Soriftizur Wenn nicht alle Zeichen tragen, so steht Die Regierungspartei vor einer neuerlichen Krise, welche die Adresdebatte zur Neffe gebracht hat. Regierung und Mal­kontenten sind mit­einander in hohem Grade unzufrieden.­­ Die Malkontenten halten es für unzulässig, daß Tifa die Interpretation vollständig ignorirt, welche die­­ Verfasser der­­ Majoritätsadresse dieser von vornehereit gegeben haben und derselben seine eigene willkürliche Auslegung unterschiebt. Koloman Tifa andererseits war bereits durch die Rede Szlávys sehr chofirt worden und hatte ge­­äußert, unter solchen Verhältnissen sei es unmöglich, weiter zu regieren, sowi­e Schärfer als Szlávy it aber Wiener­­ Musikfeben. ı Konzertsaale Bluetten und eine solche Bluette it die Arlesienne. Auf einem sogenannten Promenadekonzert müßte sich das Ding nicht angenehm hören, für den Konzertsaal ist es zu feicht. Da war Die Oper „Car­­men“ ein weit wirdigeres Zeugniß für die Begabung­ des ja früh verstorbenen französischen Musikers .. Und gerade bei Französischen Musikern sei auch en passant jener Symme Gounod’s, „Gallia”, gedacht, die während der Expositions:Konzerte so viel Lärm gemacht und’­ fir Die­ von Varis aus die Jteflamez­trommel so eifrig zerschlagen wird. Die Hymne wurde­­­auf dem ersten Diesjährigen Künstlerabend aufge­­führt­­ und trug nur einen sehr mäßigen Beifall davon. Ihre Hauptsignatur it: Thwache Erfindung und starre Routine. Am ersten Chor interessirt die stimmungsvolle Instrumentalbegleitung ; recht motiven­­arın it die für Sopran, und zwar sehr unbequem ge­­schriebene Gentilene ; mit mertwirdig effektvoller Brüz gung gibt sich wieder das pompöse Finale. Dieses Finale it von echt französischer Faktur und echt franz­­ösischer Suada. Hier war auch der Applaus ein all­­gemeiner und lärmender. Unter den Heineren Kammerkonzerten Der Yun­gendepoche, unserer Musiffation, waren es Die zwei Spireer im Musilvereinssaale, zu denen sich Der Vionist Ignaz Braull und der Sionzertsänger Georg Henskel zu gemeinsamen Laien und zu gemein­­samen Einnahmen aneinanderzuschließen wußten. Brüll hatte im Laufe der vergangenen Londoner season seinen jetigen Poptumkameraden kennen gelernt und an der Themse wurde der Bund zwischen den beiden nicht so seler stamms, als genreverwandten Slünftiern geschlos­­­sen. Wenn ich soeben Ignaz Brüll ganz einfach einen­­ Bianisten nannte, habe ich mich in den Augen Dieses­­ einstigen Wunderlindes von Wien und vielleicht auch, wer­ müßte sofort verwerthet werden und das­­ vorüber, Wie auf Der Bühne, so gibt er all im |in den Augen seiner Familie und greunde feines | kh s un gestern führte uns Heinhold,­ ebenfalls eingeborener­ünstler, ein „Bräludium‘” (Menuett 0 Fuge) vor. Bach und hatte den Ton Des alten Dann Sebastian am rechten Fleck­ zu erfassen verz­u­nden. Die orchestrale „Sllustrattion” ist mit Beistand Energie Duchgeführt und dem Menuett, dem Schluß , wuhte der Bearbeiter doch ein überaus lebendiges Markt eine ganz besondere Berge zu verleihen. Dieses : (Original- Feuilleton de­r Neuen­ Beter Foma) — 19. November. Mit ihrer vorgestrigen Matinee haben unsere While armoniter ihr­ zweites Abonnements Konzert und ihre weite Novität absolvirt. Daß der Erfolg beider Konzerte­n glängender genesen, ist für Jeden zu­ bemeinen errlüffig, der auch nur ein einzig Mal das Wiener mein = Orchester gehört und zugleich. Zeuge gemwesen, in welcher Aufmerksamkeit, mit welcher Liebe, mit einem Stolz und mit­ welchem­­ Applaus unter ublitum jenen Elitemusitern folgt. Hans Richter und vie­r geigenden, blasenden und paufenden Truppen den stets und immer für den Beifall zu danken, der gt selten den Charakter von Ovationen annimmt. Also wit so sehr von der formellen und­ künstlerischen Voll­­dung, mit welcher im ersten Konzert Die F dus­­ymphonie Beethovens Dirigist und im lekten die in von­ Schumann gespielt wurde, sei hier die Nede, 8 von den zwei Novitäten, zu denen Hans Nichter weiter gestanden und sie mit dem so oft mis­­chten Epitheton „vaterländisch” bezeichnet werden nen. Bor vierzehn Tagen Debutirte­n. Badrud, Biolaspieler, im der Oper sowohl wie im Hellmes­­ger’schen Duartettz Berein, mit der Drchestierung eier in Eins zusam­mengeschmolzenen Klavier-Sonaten ganze. Merk dürfte ‚bald Gemeingut, aller besseren Orchester werden. Auch Reinhold hatte entschiedenes Liüd. Im Präludium einigermaßen zwischen­­ altem und neuem Musiiglauben­­ hin= und hersschwanzend, benennt er sic, im etwas solekt, aber ganz charmant gedachten und auchgeführten Menuett zum neuen — aber: nicht zum neudeutschen­ Glauben, — um: in­ der Fuge einen höcít beachten am werthen Flug anzunehmen. Diese Fuge gehört, ihren­ Thema, ‚wie­ ihrer­ höght interessanten Führung halber zu den brillantesten musikalischen Ge­bilden der jüngsten­­ Musikzeit. — Nun­ will ich auch des Herrn de Mund und des Franz Schubert nicht „vergessen. Herr de Mund, großherzoglich meimar­e­scher Kammervirtuos, spielte ein Bioloncell­onzert von Niolique mit­ großer Technik und kräftigen, aber etwas nüchternem Tone. Für die im bereits überwundenen H­opfstil der Franzosen gehaltene Komposition wollte. ich Niemand erwärmen und unter der­ Theilnahıns­­losigkeit für Den­­ Komponisten hatte: —— und wohl mit Seht — auch der Virtuose: zu leiden, Man spielt nicht ungek­raft Schartelen, Franz Schubert’s, dessen fünf­­zigjähriger Todestag heute wiedergekehrt, wurde mit dem von Franz 2ißt so wunderherrlich orheilrh­­nn Peer ten Trauermarsch­ in­ Es: moll gedacht. Anh. Das erste­­­ Gesellschaftskonzert vom verganger­nen Sonntag brachte, einen Gast und zwei Novitäten. Der alt, Herr Lauterbach, in Budapest so gut­ gelaunt und gewürdigt, wie in Wien, spielte das neue Goldmann je: Violinkonzert mit jener Technik, die Alles Tann und niemals prahlt, und mit jenem Bathos, das­ stets rührt und niemals langweilt. Das Konzert selber, die erste Der Novitäten, besticht: nicht so sehr durc­h auffallende Originalität, ala durch eine gemisse Vornehmheit, des. Stil3. Die zweite Novität, „L’Arle­sienne", eine vierjäßige Suite von Bizet, ging spurlos BET Die heutige Nummer umiaut zehn Selten. EM °

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