Oedenburger Zeitung, 1877. Februar (Jahrgang 10, nr. 14-25)

1877-02-14 / nr. 19

Uä «Mittwoch,14.Febru­ar 1877. X.Jahrgang. Hedenburer Zeitung, (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Beprüdten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe,” Das Blatt erscheint jeden Mttwoch, Freitag n. Sonntag­ j FPräanumerations- Preise. Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 Fl.50 kr., Vierteljährig 2 Fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vierteljährig 3 fl. Alle fü­r das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme dv. Inferaten, Pränumeration d­ u. Infertiond: Gebühren sind an die diedaction portofrei einzusenden. | Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 124. |Hotel „Rose“ Nr.19, 2. Stock. Redaktion: Einzelne Nummern fosten MED Kreuzer. Nr. 19, Inserate vermitteln: die Herren Hansenstein , Vogler Baltfi­haalie 10, Wien, e. A. Oppelit, I, Grn­ benpartei 2, Wien, Heinr. Schale, I. Singerstrasse 8, Wien. 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Auch sol ich Mus rad’ Gesundheit wieder gekräftigt haben, Hamid hingegen an Epilepsie leiden. Aber — Gottlob! — wir brauchen und jegt nicht allgefehr um die Motive des Sturzes von Midhbat-Pascha zu befümmern, ebenso wenig all darüber, dob vieleicht auch der ge­genwärtige Sultan vom Regierungsichauplage abtreten werde müssen, denn wir haben ja leider selber einen und tieferschütternden Wandlungsproceh auf unserem Regierungsichauplage si vollziehen sehen, wir haben ja selber Steuermänner am Ruder des Staatsschiffes, welche mitten im Sturm standen und? —­­Weiter­ten. Unsere Minister demissionisten d­urch Die Bank! ‚Was nun? fragt mein beflommen’ Herz." Sei­­ner bisherigen Gewalt, nicht eina feiner Würde (die hat er in aller Noth, Drangsal und Bährlichkeit aufrecht gehalten) furz seiner Gewalt entfleidet i­ TZiBa heimgelehrt, ohne Erfolg, ohne Kommandostab, und da mit dem Stolze des Siegerd umgürtet und doc vom Neidetag wie ein Triumphator empfangen. Ein Elsensturm durchlaufte die Halle, als er zum legten Male (auf wie lange?!) in seinem Ministerfauteuille Plag nahm, mit donnerndem Beifall wurde ihm das Wort von den Lippen aufgefangen, als er zu sprecgen aus­fing. Ein Zeichen von seiner Hand und als seine Rede begann verbreitete sich Zodtenstile dur Die Bank. Das Parlament hielt den Athem an, um seine Silbe von der Botschaft des ungarischen Kabinettchef zu verlieren. Horch, was spricht unser Ministerpräsident für einen bleii­weren Sag aus. Wie Scipio Afrie fano so kleidete er seine Worte in Erz und schleus­terte sie hinaus, so dak ihr Wiederhal donnernd jen­­seits der Leitha vernommen wurde. Er sagte: „Wir haben mit dem andern Staate vergebens unter­handelt, wir können unsere Ehre gegenüber dem an­dern Staate nicht zurüdiegen lassen.“ Das heißt So viel, als das Tafeltuch zwischen Eis und Trans ist entzwei geschnitten und Tika nennt Dörsterreich bereits einen andern Staat. Über der gewesene Herr Ministerpräsident hat noch mehr ver­­kündet. Er mußte es rund heraus befennen, daß nicht nur die gemeinsame Bank noch vor der Geburt in die Brüche gegangen ist, sondern auch jede Hoffnung auf eine Zustimmung zur selbstständigen Bank für Ungarn Seitens Oesterreich’8 gründlich zerstört wurde. Was also bleibt zu thun ? gibt es in Ungarn wirklich noch­ so viel Patrioten, die nicht bloß ihre Vaterlandsliebe im Munde führen, sondern, wenn ed — wie eben jept — Noth thut, auch den Beutel aufmachen, um mit eigenem Gelde eine ungarische Bank zu fundiren ? einftiren thatsächlich die französischen und englischen Kapitalisten, die und mit ihren Millionen unter Die Arme greifen? wenn ja, dann ist es gut, dann kriegen wir Oesterreich zum Groß die unsere Bank; wenn aber nein? und leider hab wir Lepterer befürchten müssen, denn wir haben faktlich sein Geld und wie ed mit unserem Kredit im Auslande steht, dac ,much sich­ert erproben. « Mit diesen Betrachtungen aber kommt es die Krise noch immer nicht vom Flecke und es»«scheint,«als ob sich die Schwierigkeiten jeden Augenblick nur noch vers­mehren würden Herrn Tisza ist Minister ge­­wesen,aber seinen Nachfolgervermögen wirung noch nicht einmal zu denken.Es ist wahr,.Herr v. Sennyey ist von unserem Könige sehr huldvoll ems­pfangen worden und genannter Staatsmann schien alle Lust zum Antritt der Regierung kundzugeben.Man mneldet uns nämlich,daß Sennyey zu dem Monarchen folgende Aeußernngthat: jst,Ich bin für meine Person bereit mit Freuden dem Rufe Eurer Majestät Folge zu leisten und die Bildung des Kabinetts zu übernehmen,aber ich fürcht­­dab dDiese Aufgabe sich bei der augen­­bllcklichen Stimmung der Nation als eine unmögliche erweisen wird.“ An wen also sol­ieh dann der Monarch nach Sennyey wenden ? Kann sich überhaupt Semand finden, der die Breite der Leitha gegen den nationalen Strom zu schwimmen wagte? Und wird nit der einzig mögliche Nachfolger Tidzad — wieder nur Tidza heiben? Wir sehen es voraus, daß die Dinge Diesen Verlauf nehmen werden. Das ganze ungarische Parlament steht wie ein Mann hinter dem EzzMinister von heute. Er hält das Land wie ein Diktator am Zügel, er gebietet mit einem Wint der Augenbrauen und alle Parteien folgen wie der gehorsame Soldat dem Feldherrn. Die ungarischen Blätter haben wenn auch nicht immer in allen, jo doch in einer Behauptung vollkom­­­men recht: Ohne Tisdza gibt es überhaupt feinen Ausgleich! Ungarn wird sich nur durch diesen Mann zu S Konzessionen an den „anderen Staat“ bestimmen lassen, und Zidza weiß also ganz wohl, warum er als Triumphator von seiner Niederlage heim­­kommen kann. Der Rückritt ist für ihn nur die Staffel zum Siege, er ist heute Minister ger­wesen, um es aller Wahrsceinlichkeit auch morgen wieder zu werden und zwar gerade durch da­s, was ihn stürzen sollte, denn die ganze Nation will ed duch die Bank! M——d—»­ ­ er 2 a , ROSE ABELPESCSAELEREN­BES EU ELBE FTSE EST­­ERSERIRBENEG SELBER SERIES UELEDNASERIE BO Direkte Unterstügung der vaterländischen Industrie. (0. 8.) Zum Schlusse des vertroffenen Jahres wurde in diesem DBlatte darauf hingewiesen, daß unser vaterländischer Gewerbestand die Hoffnungen für eine bessere Zukunft vor Allem auf seine eigene Kraft, auf seine eigene Arbeit im Berufsleben, auf seinen eigenen Muth im öffentlichen Leben ftelen müsse, damit fs die staatlichen und wirtsch­aftlichen Paftoren, welche Einfluß auf die materielle Lage des einzelnen Staats­­bürgers ausüben, im befriedigenderer Weise gestalten, al fie bisher, zum Theil dur die Apathie oder lrie­are Laien Zaun­er Uns ERBE PER AERO EEE EEE SEE SEEEEEERERTEE Jeugkptosk Wildfräulein­. Original-Novelle von Antoan­aglim­ i Fortsetzung. In dessen Verlauf entschlüpfte denn doch auch Katonsmanch’Wörtlein,aus dem seine Tante die Abs­­icht entnehmen konnte,die ihn so bald starrig zur Theils­nahme an dem Aqulug spornte.Nun erst recht ent­­setzte sie sich.Aber sie erkannte zugleich,daß weiterer Widerspruch die Sache nur verschlimmern würde.Und wie sie dieselbe überdachte,flammte es in ihrem kalten Auge gespenstisch auf.Hatte sie denn ihre Vorkehrungen nicht schon getroffen!AUerdings werden sie durch den Grafen Entschluß einigermaßen alterirt.Allein bis zur Stunde,da er sein—­—wie sie nun überzeugt war——schreckliches,ihm aber wohl mehr als dem Gegner gefährliches Vorhaben ausführen würde, blieb noch hinreichend seil,dieß Borhaba m­ündlich zu vereiteln­.Nur darum handerte es sich noch,den Liebs­­ing von jeglicher anderen Gefahr zu schützen,welche da dtückische,Weib über manch’schuldlos’Menschenkind heraufbeschworen. So ließ sich Xenia endlich scheinbar von Karpus besiegen und willigte in seine Bethelligung in dem Ausfluge,ohne es auszusprechen,daß sie s eine eigent­­liche Absicht erkannt habe.Aber nur unter einer Be­­dingung wollte sie ihnentlassen Er sei schwach und zart,den Mühseligkeiten und Beschwerden einer solchen, Tonr also nur wenig gewachsen.Umso kräftige Verfahr­­ener und mit Gebirge vertrauter seiJ wan­dertreue, verläßliche Diener.Der habe über dießerstheut den ihm bewilligten Urlaub benützt,um den Untersherg bis zum Gipfel zu erklimmen und all’dessen Tücken und Gefahr­ten kennenzulernen.­—Als Gräfin Xenia dießers­t wähnte,,konnte sie nicht verhindern,daß ein Schander p. » i­. ihren Körper erbeben machte,und sie vermochte dem etwas erstaunten Blicke Karpus’nicht Stand zuhalten. —U­nso eilig erfuhr sie fort,in ihn zu dringen,sich nur an Iwan zu halten,von diesem sich führen und leiten zu lassen und sich jeder Gefahr zu entziehen,vor welcher der Bergkundige ihn warnen werde.Und sie gab,flehend und befehlend,weinend und jammernd nicht nach,bis ihr Neffe das heilige Versprechen gab ihre Bitte zu erfüllen. Aber indem Sharpud dieh that und seiner Tante nun momentane Beruhigung einflößte, geriet ab­er in neue Aufregung. Wurde er d­adurch doc wieder an sein erstes unseliges V­ersprechen erinnert, an dem er gerade schon genug hatte. Unverblümt und voll Zornes auch gun sie, die ihn dazu verleitet, jagte er die Zenien. arüber gab es unneuerli Zans,... dem der Eintritt Mariend ein Ende machte. — Sie war in glücklichster Stimmung gewesen. Ber­­­lärt fast hatte ihr Antlig den beiden verherrt Blicen­­den entgegengestrahlt. Das verbesserte deren Laune fei­­neöwegd. Erriet­en sie doch den Grund dieser Heiter­­keit, dieser Wonne! Tante Xenia lächelte höhnlich und vor Tode. Karpud erbleichte noch mehr und seine Aus gen Schoßen vernichtende Blige auf die zugleich Gehaßte und Geliebte. Marie aber erkannte in diesen Blicken nur den Halt. An Liebe von Seite doch nach ihrer lü­­sternen Gräsin hatte sie nie geglaubt. Als Verstellung erachtete sie dessen Zärtlichkeit, kannte sie doc von früh herher die egoistischen Gründe, welche ihre Verwandten nach einer Verbindung zwischen ihr und Korpus stre­­ben liegen! — Und da sie heute alle Welt gern glüce­lich gesehen und gemacht hätte, da sie nicht im Unfries ben von ihren Verwandten scheiden, nicht deren böse M­ünsche mit fi nehmen wollte auf die neue Lebens­­bahn, die sie nun bald vor ihr eröffnen sollte: so der Schloß fi, Karpus und seiner Tante wenigstend zum heile den Grund zu fernerer Gehäßigkeit, zu weiterem Widerstreben gegen ihr Liebed- und Lebend - Glück zu benehmen. — Ohne lange Einleitung sagte sie daher im freund­­lichsten Tone zu Karpud, dab sie überlegt habe, wie sie dessen vieljährige Wünsche zu erfüllen vermöge. — Hoc auf, glühend in schnell erwachter Hoffnung, horchte Graf Setonoff und Tante Zenia ihien bei diesen vielversprec­h­enden Morten von einem Stampfe erfaßt. Aber der wid, wie dem Neffen freudige Erregung, als Marie mit wenigen Worten auseinanderseßte, wie sie recht wohl um jenen Brief ihrer verstorbenen Mutter an Tante Theodora wisse, in welchem jene für Karbus einen Theil ihrer Hinterlassenschaft im Tale des Nichteintretend ges­chffter Bedingungen in Aussicht gestelt. Zwar sei im Zestamente dessen seine Erwähnung gethan. Allein Mas­tie fühle si dennoch verpflichtet, dem Wünsche der Verstorbenen zu genügen, da sie nun bestimmt wisse und erklären müsse, dab jene Bedingungen oder Wüne fche vielmehr nie und nimmer erfüllt würden. So wolle sie den freiwillig auf einen Theil ihres Vermögens zu­gunften ihres Wetters verzichten und ihm jenen Erb­ theil im Betrage von etwa hunderttausend Rubel ger richtli zuschreiben lassen, auf welchem er­ vieleicht ein Unrecht habe. Wenn Marie gemeint, mit ihrem hochherziger Antrage Freude zu erregen, so sah sie enttäuscht. Tante Zenia’d Augen birgten wohl gierig auf und ein behäbiges Schmunzeln legte sich um ihre dürren Lippen. Aber nur für einen Augenblick. Dann sah sie die heftig arbeitende, feuchende Brust, die mild zudene den Züge ihres Lieblings . . . sie fi defjen, was am morgigen Tage geschehen sollte. Wußte Marie darum? Konnte sie eine Ahnung davon haben? Wollte sie sich loslaufen von dem Drobenden ? — Heftig erihredt und jegt zum ersten Male von Gewissensbiffen gefoltert, vermochte sie den staunenden Blid Mariend nicht zu erwidern. Ihr Krampf fehrte zurück und zugleich entrann­­. . Und Karpus?­—Der hatte sich mittlerweile zu fassen gesucht und es gelang ih­m mit halbmegg ruhigem Ton eina mtit einer Miene voll erzwungener Süßlichs­ fi freilich.­­ « . . .. « W 7 ERERN a er 5. x .’-«·-’-.:.’.««««« ’«.«.C-.«"«4«'««·si»: »s« « Kr ur ME .:s «v u . = «·»Mts;.«.1k«5-IILH'" Dr EN EN U wo 3 . H; Y- 2 ER 5 ER 3 & Se > J ; 2

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