Oedenburger Zeitung, 1877. September (Jahrgang 10, nr. 106-118)

1877-09-12 / nr. 110

" H Mittwochs September 1877. X. Jahrgang. edenburger Zeit (vormals „Oedenburger Nachrihten“.) Pe 7. "Tat Er Ü Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt das Blatt ein Motto: „Dem Fortschritt zue Ehre? — Beprüdten zur Wehr peint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränummerations-Preise: Für kocoz Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 Er. a e Be­ek. se te, Donate 1 fl. « krcivättstsaäri 12. lb"«6., Zimmeka wun- FH Eine Rn N RE mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerationd- u. Insertions­­gebühren sind an Die Redaction portofrei einaufenden. — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Redaktion: Adminisration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 424. [Hotel Rose‘ Nr. 19,2. Stock, & Einzelne Nummern kosten 20 Kreuzer. Nr. 110. Inserate vermitteln: die Herren Hanfenstein , Bowler, Wall­­fischgasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelit, I. Stubenpartei 2, Wien, Heinrich Schaler, I. Singerstrasse 8, Wien. 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Und dennoch besteht ein unleugbarer Zusammen­­hang zwischen der Kriegführung der Rufen und dem ‚Hintritte Thierd: Die Franzosen haben nämlich jet aucs ihren „einen“ Zodten, der all hier, gerade wie in den­­­ Giegenbulletind: der Ruffen, eine verlorne Schlacht bedeutet. Sie wollten ihn durchaus in­ den Dom der Ins­validen­ zu den andern großen SKrafehlern legen, an die Zipfel seines­ Bahrtuches wollten sr die Broglie's und Fourtou’s kammern, um so den Ruf schneeweißer Zungfern­ zu erlangen. Doch man machte den feinen Hechten einen Strich dur­ die schlaue Rechnung und blaugefotten müssen sie nun abseits stehen, wenn die Nation­ ein großes Fest feiert. Uns steht wohl die französische Republik, die nun nach dem­ Heimgang ihres Patriarchen verwaist: dasteht, nit näher als irgend ein anderer guter Bekannter, aber bemerkenswerth ist es immerhin, daß das Leid­ene begängniß Thiers so ohne alle Demonstrationen ver­laufen ist und liefert diese Thatsache den Beweis, daß die Legitimisten und Bonapartisten in Stanfreidy den Muth­ir ihre Sadye verloren haben, sonst würden sie "bein dieser « Gelegenheit Zumulte und Unkrönungen herauf zu beschwören kaum, versäumt haben. ‘Paris­ hat aber ernste Ruhe beobachtet, v8 hat geschwiegen,­ obgleich­ nicht bloß Hunderttausende, jene dernoeh gerade vollzählig hinter dem Trauerwagen des greifen­ Führers der Republik einher ging. Paris wird allem Anscheine nahh anch künftig: seine würdevolle, männliche Haltung bewahren, er wird jedoch auch um so gewisser bei den Wahlen das Angedenken des großen STudten für republikanische Wahlen ehren. Und Pas und ist das leitende Hirn Frankreichs. Mit einer Bolksemente wären die Erben des eidbrüchigen Bonapartismus leicht­fertig geworden. Darauf sind sie dreifich; gegen den ruhig ernsten Willen Stanfreih, aber werden selbst die ehernen Stirnen des Schwarzen Kabinetts Nichts vermögen. Der Tag der Beerdigung Thiers war ein Tag der Trauer, aber auch ein Tag der Prüfung. Paris, Franfreich, die Republik haben dieselbe glänzend bestanden. Doch wo bleibt die Logis? — glauben wir wieder ragen zu hören — wad hat Paris mit unseren Zuständen gemeinsam? Geduld! die Logit ergibt ss von selbst. Die feste Haltung der Franzosen in jegiger, sturmbewegter Zeit sei unfern maßgebenden Politikern eine Mahnung, ebenfalls und unerschütterlich auf den einzig richtigen Standpunkte zu beharren, den der fernere Bestand der beiden Neidehälften fordert, nämlich auf der Basis des Ausgleiches vom Sabre 1867. Jeder Partheihader,­­ jede nationale Große manndrudt, sie sei haben oder drüben, die Verfol­­gung von Sonderinteressen in einem der bei­­den Reiche richtet und gerade so zu Grund, wie Franke veich zu Grunde gerichtet werden würde, wenn seine gegenwärtige Republik, in Folge von Umtrieben ihr feindlich gesinnter Partheien, in die Brüch­e ginge. Man hat vielseitig behauptet, die Orient­­frage zwinge Desterreich-Ungarn um jeden Preis Frieden mit­einander zu machen. Wir selbst glaubten zur Nachgiebigkeit mahnen zu müssen, damit wir mit vereinter Kraft etwa andrängenden Feinden begegnen könnten. Inzwischen aber wünshet das Menschenmorden unfern von unsern Grenzen seit Monaten fort und die gewaltigen Gruptionen am Schauplan donnernder Gebhnge erschüttern uns dennoch persönlich nur sehr wenig. Wir müssen also bekennen, daß thatsächlich der behauptete vitale Zusammenhang zwischen Ausgleich und Orientfrage nicht bestehe, daß jede dieser Mater­­ien für sich und ohne Rücksicht auf die andere behan­­delt werden künne. CA lohnt si wohl der Mühe, auf diese dur die Zeit, die beste politische Lehrmeisterin, gewonnene Erfahrung etwas näher einzugehen. Man sagte und damals: Wir wären den Aus» glei jo raid als möglich schließen, denn ohne den Gele­ben ist unsere Monarchie in der Dorientfrage ohnmäch­tig. Die Antwort auf diesen Profitionsversuch lautete : DOesterreichs U­ngarn ist stark genug, um bei den Bere­­hdlungen an der unteren Donau sein maßgebendes Wort mitzusprechen, au wenn der neue Pakt mit der andern Reihehälfte noch nicht fertig ist, denn in so ernsten Dingen entscheidet die wirkliche Macht eines Staates nicht die formelle. Das wurde auf das Sebs­hafteste bestritten, allein die Ereignisse bestätigten die Nichtigkeit dieser Ansicht in so nachdrücklicher­­­eise, daß heute vom Gegentheile kaum mehr die Rede ist. Der Ausgleic ist wo nicht perfect, "und dennoch hat das Gesanmtreich im Orientconflicte eine Role ge­spielt, welche zum Mindesten feine­­ Sbädlice genannt werden kann, hat eine feste Position eingehalten und seine Eigenschaft als Großmacht bewahrt. Man kann ohne Niedertreibung sagen, daß unsere Monarchie die ganze Zeit über diejenige europäische Macht war, von deren Haltung der Gang der Dinge bestimmt wurde. Ihre Zustimmung machte erst das Berliner Memoran­­dum möglich, ihr Votum gestattete die Abmachungen von Reichstadt und welches Gewicht bs zum heutigen Zuge auf sie gelegt wird, zeigen die fieberhaften Be­­mü­hungen Deutschlands und Nußlands, sich mit ihr auf der Linie des vollen Einvernehmend zu erhalten. Und die Alles geschieht, obgleich Oesterreicheline garn noch immer in den Ausgleichewelten liegt, ed ger schieht eben, weil die Welt überzeugt ist, dach jeine . Mn EEE · · ..« Jenssetmh Die Heine Behe der Wompadour. Eine­­ Malergeschichte von Ernst Marbac. i U. Kapitel. Die Trennung: (3. Fortlegung.) Wir überspringen einen Zeitraum von etwa zwei Jahren,. Lesueur liebte und malte indes. Beides mit Erfolg. Emma gehörte ihm, an mit Leib und Seele und längs würden sie Schon dem Bunde der Herzen die firchliche Weihe am Altare gegeben haben, wenn Eustache von den Produktionen feines Pinsels die nöthigen Mittel zum Lebensunterhalte nit no erst abwarten hätte müssen, denn obwelch mehrere seiner Bilder die öffentliche Aufmerksamkeit bereits auf. fi gezogen hatten, so­ war es ihm doch noch nicht gelungen, so viel daraus zu lösen um­ seine Feine Einnehmerstelle aufgeben und­ ein eigenes Heim sich­ gründen zu können. Nicht einmal, bei den öffentlichen Gemäldeaus­­stellungen der Stadtprefektur war es ihm noch gelungen eined seiner Werke namhaften Kunstverständigen und dem großen Publikum überhaupt vorstellen zu dürfen, den der, inzwischen zum, Akademiedirektor vorgerückte Maler Bebrum wußte durch Mänie aller Art die Zu­lassung Derweur's zu verhindern. Tief erbittert über, den,­ troß allen Anfeindungen dennoch immer zunehmende Ruf ded in der Verborgen­­heit thäligen jungen Kunst genossen, noch mehr er­­grimmt über den Triumph des verhaßten Nebenbuhlers bei Emma, lieh Lebrum sein Mittel unversucht, die Leistungen Lesmeurs herabzuwürdigen, sein Berg­­­dienst zu verkleinern und ihn als einen Stümper, der zufällig Glüd, aber sein eigentliches Talent habe, auch zu schreien. Da alle Intriguen aber den Weg Lesueurs zur Berühm­theit nicht hemmen zu können schienen, der bloß Lebrunm, gleichviel um melden Preis, einen Hauptschlag gegen das unaufhaltsam aufleuchtende, sämmtlicye gleichzeitig in Paris wirkenden Maler vers­chunfelnde Gestirn, zu führen. Und sollte selbst Ehre und Leben des V­erhalten geopfert werden müssen. Lebrun war fest entschlossen die ihm so gefährliche Konkurrenz bereitende Hand auf immerdar­ zu lähmen. Ahnungsloc pinselte inzwischen Lesueur in seiner dürftigen Hütte am Schagbaume, zu allen Zeiten, die ihm sein Dienst übrig ließ, weiter. Die genußvollten Augenblicke seines Lebens waren aber, wenn seine­ heih­­geliebte Gmma nach ihrer Arbeit zu ihm kam, mit ihm an der Stafelei thätig war, oder sie gemeinschafte ich Luitihlöffel bauten, wie sie sich ihr trauliches Hauswesen einrichten wollten, sobald endlich einmal die Künstlerschaft Lesueurs allgemein anerkannt sein und ihm das Glück ihr goldenes Füllhorn vor Reic­hthümer und Ehren in den Schoß gießen werde. Er war an einem Sommerabende des Jahres 1453 all zwei jeder vornehm audjehende Herren, Arm in Arm gehend, wie foldged bei den Hofleuten Mode war, si von der Stadt her der Barriere de Vourtine näherten. Der seine bdiejer, Spaziergänger war ein hod» gewachsener Mann, der trogig und stolz unter dem fleis ‚nen Hütchen hervorblichte, das auf der obersten Spipe seiner­ Wlongeperrüde thronte. Sein carmoisinrother Sammtrad und seine lichtgelbe Weite waren mit gol­­denen und silbernen Stichereien schwer beladen. Der andere Spaziergänger war ein zierlicher Mann mit jovialem Gesicht. Er erschien höchst elegant, aber einfachh gekleidet. Sein grüner Sammtfrad­ zeigte nur sehr schmale silberne Zresfen auf den Nautchen und Zarchen; seine weiße seidene Weite war weiß gefticht. Er trug den Claquehut auf der Spige seines Stods und bediente si, diesed improvisirten Parasoid gegen die blendenden Strahlen der untergehenden Sonne. Beide Herren standen in der Blüte des Mannesalters. Während sie conversirend dem innehmerhäuschen Pa famen, verwandten Beide, von demselben Tein­age. „Wenn ich mir diese Sabane ansehen — jagte der hody« fahrende blidende Spaziergänger, indeß si sein Mund zu einem spöttischen Lächeln wverzog, so komme ich immer mehr zu­ der Mederzeugung, daß dieser starre, formidable Schlagbaum mit der­ Kette für Lefueur eine große, figürliche Bedeutung erhalten wird. „Die so, Lebrun?“ „Das wird in Wahrheit die Barriere werden, welche ihn auf immer von..dem Kreise der großen Maler Frankreichs ausschließt, Freund Pierre!" „Ich erstaune über Deine Augurenweisheit,­ welche einer hölzernen Barriere erhabene Gedanken abzuringen vermag, lachte der­ Kleine ironisch. Unglückerweise aber kommt Deine tiefe Bemerkung etwas zu spät. Ange­­nommen, wir sind die größten Maler Stanfreidhe, was wir, wenn bessere Beweise unserer Würde fehlen sollten, durch unsere Diplome ald, Mitglieder der königlichen Kunstakademie beweisen konnten.. . +“ „Ich bitte Dich, Mignard, sagte Kebrum mit sehr unithlaunigem­ Tone, ‚verfalle nit in Deine gewöhnlichen Schraubereien, von denen ich nicht. ber greife, wie Du Gefallen an ihnen finden kannst. „Ohr denke durch meinen Weg berühmt zu wer­­den”, — Bruder Charles­ rief Pierre Mignard lustig. — „&8 ist Zehn gegen Gins, zu wetten, dach meine Sarkadmen ‚mit, ganzen Gliedern auf, die Nadhe

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