Oedenburger Zeitung, 1879. Februar (Jahrgang 12, nr. 15-26)

1879-02-14 / nr. 20

isx ssskk za esxzsp .­.is.ss!—.«.—.«­­»I) Kr F > x Freitag, 14. Februar 1879. Nr. 20. Ö­­\ I Organ für Politik, Handel, Indu Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr’ — Betrachten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe,* | Administration, Verlag, Expedition : Grabenrunde Nr. 1. [Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stock, Einzelne Nummern kosten MED Keyer. Das Blatt erscheint jeden Mittwoc, Freitag und Sonntag. Stäm­merasions-Preise: Bär Loco; Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fr. Bierteljägrig 2 fl. 25 tr., anne 1 a" x Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl. Bierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimm­ten ee mit Ausnahm­e von re­prämumeration d­ u. Infertiond« gebühren sind an die Nedac­ion portofrei einzusenden. ED A r­uk (Bormals „Oedenburger Nadhridten.“) Arie und Santwirtschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Redaktion : Inserate vermitteln: die Herren Gontenhein , Vogler, Wall­­fishegaste 10, Wien, Budapest, U. Oppelnf, I. Stubenpartei 2. Wien. Heinrich Schalek, 1. Singerstraffe 8 Bin. Sufersrons-Gebühr : 5 fr, fü­r die einspaltige, 10 fr. % die zweispaltige, 15 fr. (e die dreispaltige und 20 Er, fü­r die durchlaufende Geritgelke a elasive der Stenmißelgebühr von 30 Er. Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst erthellt. ie „Der Friede sei mit Euch!” Dedenburg, am 13. Februar 1879, also sprach der Meffrid Lobanoff zu den türk­schen Aposteln, welche versammelt waren im ®eiste, um über den abzuschließenden Vertrag, dessen Vorläufer zu San Stefano und zu Berlin so traurige Schatten in ihre Gemüther anne feierlich zu berathen. Aber über die zwischen Karatheodori Paldha und dem Fürsten Lobanoff ‚getroffenen Vereinbarungen liegen erst sümmerliche An­­deutungen vor. Rußland, dieser Wolf, welcher behauptet, daß die Türkei ihm das Friedenswäller­en trübe, hält dieses arme Reich für lange Jahre, vielleicht für immer an der Kette unerfüllbarer, finanzieller Berbindligkeiten und hat es vorgesorgt, daß der montenegrinische Dorn tief in die österreichische ungarische und in die türkise Sohle getrieben werde. Die Türkei zeigte sich in­folge dessen, wie zu erwarten stand, ungemein nachgiebig. Sie dem Ginrücken der Montenegriner seinen Wider­wand entgegengestellt ; andererseits hat Rußland mit der Abrüstung begonnen und gedenkt sie in fünfunddreißig Tagen zu beenden. Der Berliner Frieden kann demnach sein armseliges Dasein fristen, so lange wenigstens, bis er seinen Vätern wieder gefällt, ihn zu dem andern alten Eisen zu werfen. Wir haben Frieden­­ aber was für einen­ Rußland selbst, welches bei diesem Höllen­­palte entschieden die Role die Mephhisto jIpielt, während der Sultan dem entnervten, lebensmüden Baust nur zu sehr gleicht, Rußland selbst, behaupten wir, glaubt nit an den Frieden. E& glaubt nicht an ihn, weil er ihn nit will. Der General Efobeloff hat erst kür sich in Adrianopel die Ansichten und Pläne der russischen Politiker in einer Weise entwickelt und beleuchtet, welche vollkommen geeignet ist, uns über die Absichten Nußlands reinen Wein, den die Türken bekanntlich nicht trinken dürfen, einzuscheiken. Hören wir: „Desterreich ist der feine Politik Rußland Feind geworden. Die Okkupation Bosniens und der Herzegowina wird Desterreich nichts wügen, dafür wird unsere Diplomatie schon sorgen. Die militärische Bere­haltung dieser Provinzen muß, wenn sie auch noch so lange dauern sollte, einmal ein Ende nehmen, und Die Bewohner derselben müssen die gleichen Rechte erhalten, welche die anderen Börfer besigen. Dann wird die Zeit genommen sein, wo sich das Medergewicht der Slaven von selbst geltend machen wird. Die ganzen slavischen Provinzen Desterreicher Ingarnd müssen wir bekommen, und unsere Sache wird es dann sein, aus den Ungarn gefügige Ruffen zu machen. Unser Botschafter in Kon­­stantinopel hat Desterreich nur mehr eine Lebensdauer von fünf Jahren gegeben — hoffen wir, daß wir früher damit fertig werden. Ob wir die Haupt-Opera­­tion de Armee auf Serafan oder einen anderen Punkt diri­­giren, ist Detailsache, die Hauptsache bleibt, daß wir angreifen. Dieser trostreiche Brandbrief constatirt und cha­­rakterisirt die mossowitiische Dankbarkeit für die zahllosen Gefälligkeiten, welche wir D diesem Bären der unsere Orientpolitit fortwährend erwiesen haben. Webrigens tünnen und die Prahlereien ,dieses ohne Zweifel roth­­aarigen Bramarbas ruhig lassen. Der offene Angriff auf unsere Monarchie würde den Nuffen theuer zu stehen kommen ; aber was und gefährlich scheint, das sind die moßfochtiichen Umtriebe unter unserer flavischen Bevölkerung, das Hepen und Schüren gegen den Je­lammt-Staat, die Anfachung und Verstärkung des Nationalitäten Haderd, der und an der Durchführung von Reformen und der Befestigung unserer Zustände verhindert. Und das ist ja eben das Unglück für ganz Europa, und die Staaten auch während des Friedens wie im Kriegszustande fs befinden und ihre volle Kraft nicht der Arbeit des Friedens, widmen. Ist eine Krieg Tra­­gödie zu Ende, ist Schon die nächte in Vorbereitung und so geht’d fort biß zu völliger Erschöpfung der Völs­­er, welche bange auf den Heiland warten, der ihnen zuruft: Der Friede sei mit @ud! AP, Der Minister des Innern, Herr von Tiha hat, Angesichts der beunruhigenden Nachrichten über die Ausbreitung der Pestepidemie in Nubland , melde zwar, nachdem von fachmännischer Seite angestellten ge­­nauen Beobachtungen bei weitem nicht so intensiv auf­­tritt als Die gesbwägige Kama zur Allarmirung der armen, angstbedrohten Menschheit behauptet­e eine ständige Pestfommission in der Landeshauptstadt, unter Borfig mer­­­meer nenn nenne rose Mairegeln gegen das schwarze Weib, des Heren Grafen Victor Zi­chy-F­errarid einge­legt, welche sehr thätig an Machregeln arbeitet, deren Ergreifung vollkommen ausreichen dürften, um das todts­bringende Sch­warze Weib von den Grenzen unsers geliebten Baterlandes fern­zu­­halten. Zur beru­­igenden S Kenntniß dient Dieser vater­­ländischen­­ Pest-Kommission, das, wie aus dem Berichte des Herrn Königl. ung, Ministerialraths Balastby hervorgeht, auf Initiative Sr. Orzellenz des Ministers der Reußern auch in Wien eine permanente Pest-Kom­­mission gebildet werden wird. Er beschloß Jonady auch die Budapester schießbezügliche Kommission die zu Wien etablirte zu besceiden und hätte das zu wählende ungar­ische Mitglied dieser gemeinsamen Pest-Kommission die Aufgabe, der hiesigen Nepierung die in Wien durch die gemeinsame Peste Kommission angenommenen Vorschläge zur Genehmigung, beziehungsweise S Kenntnisnahme mitzutheilen. Ferner hat Seine Ercellenz Koloman von Ticha an Sämmtliche Furisdiktionen des Landes einen gegen das Umsichgreifen des unheilvolen Schwarzen M Weibes ges­ichteten Erlaß gelangen lassen, dem wir hiermit volle inhaltlich aus dem Grunde reproduzieren, weil wir das für halten, daß er geeignet sein werde, allzu ängstliche Gemüther zu beruhigen . Obschon die Gefahr noch weit von und entfernt ist, findet sich das Ministerium des Innern dennoch veranlabt, wegen Abwendung und Unterdrückung dieser Seuche im Einvernehmen mit den Regierungen der Nachbarstaaten das Folgende zu verfügen­ . Der Juriddiktion wird zur strengen­ Pflicht ge­­macht,ohne jede weitere Urgenz abzuwarten,dafür zu sorgen,daß: 1.wegen Reinhaltung der Wohnhäuser und Straßen,sowie der Luft das Nöthige veranlaßt werde; 2.die Desinfizirung der öffentlichen Orte­,als Gasthäuser,Hotels,Eisenbahnstationen und überhaupt all jener Orte,an welchen sich eine größere Anzahl von Menschen zu versa­nmeln pflegt,in ausgiebiger Weise und fortsetzungsweise bis zur Abänderung des gegen­­wärtigen Erlasses gehandhabt werdes 3. strenge Marktpolizei gepflogen und vorzüglich auf die Nahrungsmittel und Betränke ein wachsames Auge gerichtet werde ;­ar geuilleton. Das Porträt. Nach dem Englischen von Stelzer, Karl Brauverger, war ein vielversprechender jun­ ger Künstler in Sranfreihs Hauptstadt. Dem gewählten Berufe ganz ergeben brachte er die Hälfte seiner Zeit in der Gallerie de Loupre zu, obwohl nicht zu läug­­nen ist, dab er auch ein fleißiger Besucher der großen Oper war. Er liebte die Schwesterfünfte, und wenn er Studien nach der Natur brauchte, so entsprachgen die Boulevarde eben­so seinem Zweckk, als das Boulogners Lehel­. Unter den Genossen trug Karl den Charakter ei­nen wahren Solon, das Schöne Ideal jugendlicher Fertige fest; auch war sein junger­ Maler in Paris, der von der Polizeipräfektur ein besseres Zeugniß erhalten konnte. Beauverger hatte niemals von all den berüchtig­­ten Absurditäten begangen, welche die Parisers Jugend vor Kurzem so gewaltig auszeichneten. Er war mit eis­nen gefunden Beistande und gutem Gemüthe begabt, den einzigen Schugmitteln gegen den Einfluß einer all­­gemeinen und epidemischen Narrheit. Er besaß in der Zeat nicht nur diese Eigenschaften, sondern auch eine beträchtliche Gabe von Talent mit einer Einbildungs­­kraft von nicht geringer Gluth. Zum Unglückk für fie nen Künstlerruf war er aber sehr arm, und wo Geld und Kredit ganz und gar fehlen, da gehen auch die glänzendsten Eigenschaften und die beiden Fähigkeiten in Parid wie anderworls mit Didconto. Bis­her lebte er mit seinem niedrigen Xolo ziemlich zufrieden, als er eines Abends von der Mufii zu „Nobert dem Teufel” angelobt, seinem gewöhnlichen Plag im Opernhause einnahm. Gin Bird nach einer Loge bestimmte nun unwideruflich sein Schickal. Beinahe in dem Mittelpunkte einer Gruppe hei­­terer Gesichter sah eines der liebenswürdigsten Mädchen, das jemand auf einer Pariser Versammlung läs­chelte. Die einfach geordneten, rabenschwarzen Haare, die leichte Zierlichkeit ihres Anzugs, und insbesondere Die bescheidene Anmuth ihres Benehmens stimmten ganz mit dem Anscheine blühender­­ Jugend überein. Ihre Gestalt war die versindlichte Form des8 Schönsten, das die Phantasie in der Art sich vor den inneren Blick zu zaubern vermag, und dad Edle ihrer geistreichen Stirne, verbunden mit der glänzenden Fülle ihres Auges, konnte mit der trefflichsten Schöpfung italienischer Kunst den Vergleich aushalten. So war das reizendste Mädchen, welches dem Maler Gefühle einflößte, die er vergebend zu bekämpfen fliebte. Er starrte beständig auf sie hin, bi­s ein gan­­es Innere in der Trunfenheit der Wonne taumelte ; er hörte seine Note der Schönen und da lauten Mur­fit, er sah nichts von den prachtvollen Erk­einungde feenen, weil Auge und Herz dur die Macht eined für den Zauberd auf sein Fpeal festgebannet waren. Am Ende der Vorstellung flog er zu den Theaters­choren, allein es gelang ihm nur, für einen Moment die Schöne Unbekannte zu erbliden, als sie gerade in den Wagen stieg, der rajdy mit ihr davonfuhr. Seit diesem Abende herrschte in den armen Beau­­verger nur der ruhelose und unbezwingbare Wunsch, den Namen und Aufenthalt der Schönen Siegerin, zu er­ fahren. Wie Einer, der nirgends Ruhe finden kann, wandels­te er stets dar und um Parid, lief am Morgen in alle Kirchen, besuchte alle Dörfer öffentlicher Unterhaltung (zum großen Nachtheile seiner Schwach befegten Börse), schmälerte deshalb was er sonst an Speise, Trans und Schlaf sisch zugestand, und wurde durch diesen täglichen Abbruch so blaß und hager, dab er zum lebendigen Bilde der fränklsichen Melancholie fi gestaltete. Als er nach einiger Zeit über den Erfolg aller seiner Nachforschungen zu verzweifeln anfing, faßte er einen anderen Entschluß, und ward dem Auge der An­­blick des lebenden Gegenstandes seiner unausrottbaren Leidenschaft nicht vergönnt, so sollte er sich an deren Gonterfete laben. Er taufte das ndctige Material, und begann die lieben, theuren Züge, die Ursache so vieler Trübsal, auf der Reinwand zu entwerfen, und weil sein ganzes Gemüth­ dabei beschäftigt war, weil eigentlich die Seele ihm die Hand führte, so vollendete er bald­digst ein meisterhaftes Porträt seiner angebeteten Herrin. cr m­en: u­mter af 2

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