Oedenburger Zeitung, 1879. September (Jahrgang 12, nr. 106-117)

1879-09-12 / nr. 110

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Nr. 110. —­Zigente vermitteln: die Herren in Ber­t Bogler, Wall­­­f gasse 10, Wien, Buda gr u. Oppelit, I., @tubenpartei 2 ien. Heinrich Schaler, I. @ingerstrasse 8, Wien. Infersions-Gebühr : 5 ff. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile «g>­clusive der Stempelgebühr von 30 Tr.­­ Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechen der Rakett. PolitischeAebrenle fr. Oedenburg,10.September1879. Aus den mannhfaltigen Mittheilungen, die uns entweder direkt, durch unsere Korrespondenten aus Budapest und Wien, oder indirekt aus den Tas­gesblättern bis zur Stunde, da wir diese Zeilen zu schreiben begannen, zugenommen sind, wollen wir das Wesentlichere sorgfältig auswählen und (diesmal „sans reflexion‘‘) unseren geschäßten Lesern vorlegen, wenn­­gleich nicht viel Frugtbares in den Halmen des politis­­chen Feldes steht. Unsere Schuld ist es eben nicht, daß mehr leeres Stroh in gegenwärtiger Zeit auf der Tenne der diesbezüglichen Z Tagesliteratur gedroshen wird und daß sie mithin feine reichere Ernte liefert die politische Anehrenlese. Die Nedersreu­ung der Grenze des Landihats Novi-Bazar durch die f. f. Truppen, unter Füh­­rung des Herrn Feldzeugmeisters Herzog von Wür­­temberg ist am 8. d. vollzogen worden. Die öster­­reichische Funte ist nun wieder an die osmanische Mine gelegt, und die ersten „Sprengungen‘‘, welche uns den Weg in das zu offupirende Gebiet bahnen sollen, ha­­ben bis jet stattgefunden, ohne daß wir an unserem eigenen Fleisd und Blut Schaden genommen haben. 68 werden jedoch, bis wir wirklich festen Fuß fassen­önnen, wo sehr viele „Minen springen“ müssen und gebe Gott, daß es nicht doch dabei zum Blutver­­gießen komme­­ 8 ist genug, daß wir unsere „blu­­tigen Steuergroschen für das neue Experiment opfern müssen. Miedrigens erwarte man von uns heute nit, daß wir wo einmal jene so oft schon betonten Ansichten wiederholen, die wir in Webereinstimmung mit nahezu der gesammten Presse unseres Reiches, werden kann, welchen die österreichisch-ungarische Nation das orientalische Neffushemd verdankt. Was würde es fest no finc­en, wenn wir noch weiter darüber disfutiren wollten, ob wir die „Sicherung der Sinn­­linie‘ zur Krönung des Aodrasiy’schen Werkes unbedingt nöthig haben oder nicht ? Wir wollen nur dem helfen Wunsche der ganzen großen Bevölkerung der Monar­­chie Ausdruck verleihen: es mögen diesmal die Schön­­färber des Wiener Auswärtigen Amtes Neht behalten, die bekanntlich berichteten und mit voller Ueberzeugung versicherten, die Stimmung der Bevölkerung in Novi­ Bazar sei durchaus befriedigend, so daß es zu keinerlei Feindseligkeiten zwischen unseren Truppen und den Al­­banesen kommen werde. Dem gegenüber nimmt er sich freilich sonderbar, wenn nit gar wie ein greller Widerspruch aus, daß man und von zahlreichen Wald­bränden berichtet, wodurch der Vormarsch unserer Truppen aufgehalten wird, daß man uns ferner telegrafirt, er zeige sich in den meisten Dörfern, die man bis jegt passirt hat, eine auffallende Beere, juft als ob fs die Bevölke­­rung zurückgezogen hätte und daß es endlich al erwies­­en bezeichnet wird, daß die osmanischen Bewohner des Limgebietes sich bewaffnet da und dort zusammen gefhaart haben. Wir bezweifeln, daß Alles dies lauter Anzeigen enthusiastischer Freude (!) sein sol­len, womit unsere Truppen aufgenommen werden. Gesetz indeß, wir kommen diesmal wirklich mit geleertem Beutel zwar, aber Heiler Haut davon, wer bürgt uns denn dafür, daß ss die österreichische Militärpartei mit der Bewegung von Briboj be­gnügt und nit vielmehr die f. f. Truppen gar bis Mitropica vorzuschieben gedenft, „en mangeant vient l’apetit !” und dann ist es ganz unzweifelhaft, das unsere Expansions-Bestrebungen, sowohl bei den Rus­­sen, wie bei den Italienern sehr „scheel” aufgenom­­men werden müssen, ein noch mächtiger anschwellendes Defterreich ist ihnen zuverläßig ein Dorn im Auge. Wir holen uns also entweder blutige Köpfe, oder offen auftretende Feinde an unseren Süd- und an unseren Nordgrenzen. Also wir ziehen unter dem Groll zweier nicht zu unterfliägender Nachbarn in Novi­ Bazar ein, und wenn an Europa fett ruhig ist, die Eifersucht der Staaten ist jet mächtiger erwacht, als je Italien will Triest, Albanien oder Tunis, Frankreich ge­lüftet es nach einem Chpern oder Bosnien, nach einem Protestorate im Oriente. Bisher war es Rußland, wel­ches am Goldenen Horn die Bestrebungen Frankreichs im Interesse Griechenlands vereitelte. Stanfresch würde sich mit Rußland ausführen, um den Preis der grie­­chischen Frage. England ist neuerdings durch den Putsch in Kabul aus seiner Ruhe aufgescheucht. Kein Zweifel, daß ruffische Hände diesen Putsch angezettelt haben. Wenn an Europa ruhig ist, so ist doch augenblicklich in Asien Alles in Bewegung. Der afghanische Krieg beginnt in zweiter Auflage. Die Schmach, welche Eng­­land angethan wurde, kann nur mit Blut abgewaschen werden. Während unsere Truppen Novis-Bazar bejegen, haben die englischen Truppen Marschbefehl nach Kabul erhalten. Die allgemeine Truppen-Konzentrirung fin­­det in Indien in der Richtung des afghanischen Ge­­bietes statt. Wir­­ das heißt die das Staatsschiff unseres Rei­­es nach dem Oriente Tentende Partei, also die Wortführer im österreichisch - ungarischen Ministerium des Aeußeren) bilden si ein, eine gewaltige Stäte an Deutschland zu haben. Man werde si­co entl­­ich über den eigentlichen Zwed Har, den Bismarc mit dem „Bischen Bosnien” verfolgte. Nicht vergrößern, nit entschädigen, nicht stärken, sondern erponi­­ven, engagiren und schwächen wollte Fürst Bismarc diese Monarchie, und Oesterreich-Ungarn er­­scheint doch die Osfupation thatsächlich geschwächt, «… hat neue Feinde abzuwehren, neue Grenzen zu überwachen, neue Warten zu tragen, ed muß seine Kräfte um so mehr theilen und zerfiph­t, Teen m ——— ehen und die ruhelosen Augen bedeuteten genugsam, daß sie die Nacht nicht geschlafen hatte. „Nun, was sagt er ?“ rief sie mir eifrig entge­­gen und ich sah, wie ihr ganzes Sein an meinen Xip­­pen ging. “Dr. Grün versicherte mich, daß es im A­nteresse er Wissenschaft gestehen müsse”, erwiderte ich. „Er edauert unendlich, gegen den Wunsch der Frau Ba­­in handeln zu müssen,­ doc gebietet er ihm die Pflicht." So war entfegt, als ich zu ihr hinüber sah, sott behüte, daß ich je wieder ein fol ein Antlig fei­­tn muß. Sie wendete sich mit einem dumpfen Seuf­­r von mir ab und schwieg. Die vielen Anordnungen, die ich für das Rei­­enbegängniß zu treffen hatte, nahmen mich den gan­­z Tag über in Anspruch. Gegen Abend kam Dr. Swan zu mir und Zimmer und wünsche mich ganz fein zu sprechen. Sein hübsches Gesicht war streng ıd feierlich. Er nahm in einem Gehstuhle, den ich ihm weht rüd­e, Play und jrügte den Kopf auf beide Hände. „Gott ist mein Zeuge, Herr Hiller, daß ich die lfiht habe, wet zu handeln“, sagte er, „ich muß eine Pflicht erfüllen, so schwer e8 mir auch werden ag. Da Sie der Freund und Nachgeber des armen Mannes waren, der jegt todt dort unten liegt, und da ie sich meinem Winige, die Ursache seines Todes zu mitteln, widerlegten, glaube ich, daß ich es meiner Ire­und meinem Gewissen schuldig bin, Ihnen dieses satt zu zeigen. Als Wann von Ehre gibt es hier­­ für mich nur einen Weg, den ich einschlagen kann.“ Er reichte mir einen Brief hin. Er war von der Kronin Bianka. Sie flehte ihn an, seinen Vortag aufs geben und verfrierte ihn, daß sein Lohn, den er von ihr fordern würde, ihr zu Hop sei, wenn er ihren Wiünschen willfahre. „Ih bin weih“, schrieb sie, „und gern bereit, meine Schäße mit ihnen zu theilen, ich bin fehen und will versuchen, Sie lieben zu lernen. Kein Lohn felbst wenn Sie meine Hand und mein Herz fordern, soll Ihnen verweigert werden, wenn Sie nur die eine Ab­­sicht aufgeben, die mich schaudern macht." Dieses schrieb die Frau, während ihr Gemahl no als Leiche im Hause lag . „Was denken Sie hierüber ?" fragte Dr. Grün, als ich den Brief langsam zusammenfaltete. „Sie muß wahnsinnig sein“, erwiderte ich. „Sie hat darüber nachgegrübelt, bis sie den Verstand ver­­loren hat.“ „Das ist meine Auffassung von der Sache nicht,“ sagte er traurig. „Können Sie fi f eine andere Ur­­sache denken, die diesen Brief dictirte, als Wahnsinn ?* „Keine‘‘, antwortete ich, „aber was werden Sie nun darauf thun ?' . »Auf meiner Absicht beharren«,versetzte er. »Nach Verlauf von zwei Stunden,von jetzt ab,will ich Ihnen die Todesursache des Barons Archibald von Drayner mittheilen.« Als ich wieder allein war,überkam mich ein entsetzlicher Schauder.Eine Stunde nach der­­ndern verrannt als ihrer drei vorüber waren,kehrte der Dok­­tor zu mir zurück Ein Blick in sein Gesicht genügte, um zu wissen,daß er furchtbare Nachrichten brachte. C Schlußfvlth

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