Oedenburger Zeitung, 1880. Januar (Jahrgang 13, nr. 2-13)

1880-01-14 / nr. 6

NWIWW .·Trs,5«:.»»-.szs.k.,1-.—kx«,»s«;7--s,-. H-«-«s,x.«-.s-—·ewkxxss»kc7s.-:«Lisse«eG’-«TE’«TT’7 so wichtige Frage des Aquaues und Anschlußes der serbischen Bahnen an das österreichisch-ungarische Eisen­­bahnnetz verschleppen und sich so den Verpflichtungen entziehen will,welche ihr der Berliner Vertrag aufers­legt hat. Bei alledem rügt „Petti Napls“ das Verhalten des Baron Haymerle und warnt die Delegations­­treife vor allzu großer Vertrauungsseligkeit in Bezug auf Haymerle’s positiven Maßnahmen. Gedachtes Blatt schreibt: „Er Hat Andrasfy’s Belitit akzeptirt, somit auch die Verantwortlichen­ für die Folgen übernommen. Er wäre deßhalb gut zu wissen, wie er über die Lage denkt. Aber freilich, wenn man ihn nicht fragt, warum sollte er antworten ? Man frage ihn da ein wenig. Für Hundert und einige Millionen verlohnt es wohl der Mühe, einige Worte zu sprechen. Die europäische Lage ist nicht ganz beruhigend ; es wird viel von russ­­ischen Rüstungen gesprochen. Wäre es indisfrei, Hay­­merle zu befragen, ob das auswärtige Amt Nachrichten über bdiefe Rüstungen erhalten, und so gibt es noch eine ganze Reihe von interessanten Fragen zu erörtern. Vom Tage. Osler Höchste Auszeichnungen. Se. Maje­­stät hat dem Hrn. Oberstlieutenant und Kommandanten des Landesfuhrwesenkommando Nr 3, Karl Reif, den Abdel­­stand mit dem Prädikate „Schlaggenfels", ferner dem Leiter der landwirthschaftlich c chemischen Versuchsstation in Wien, Herren Professor Dr. Ygnaz Moser, in As­erkennung seiner vieljährigen, ausgezeichneten Dienst­­leistung tarfrei den Orden der eisernen Krone dritter Klasse und dem in den dauernden Ruhestand verlegten Amtsdiener des Bezirksgerichtes in Drebic, Josef Smolcic das silberne Verdienstkreuz verliehen. O Allerhöchste Spenden. Se. Majestät der König hat zu dem Universitäts-Studenten-Wohl­­thätigfestöb alle in Graz 100 fl. und zur inneren Her­­stellung der neuerbauten Sirche in Einsiedel 400 fl. gespendet OÖ Königliche Spenden für die Her­­zegowina. Zur Unterfrügung armer Kultusgemein­­den des Bezirkes Gackoim der Herzegowina hat der König aus Privatmitteln den Betrag von 2000 fl. öfterr. Währ. gespendet. Von diesem Gelde sollen für die ärmsten griechisch-orientalischen Gemeinden Gloden und die nothwendigsten Kirchen - Paramente bescafft werden, andererseits aber auch einzelne arme Moscheen einen Beitrag zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse er­­halten. Sowohl die Gescheine für die christligen Kirchen­­gemeinden, wie auch jener für die Moscheen bestimmte Betrag sind in Zrebinje angelangt und sollen dem Vernehmen nach entweder an den griechhisch-orientalischen Weihnachten oder am Neujahrstage den zu Befchenten­­den übergeben werden.­­ Ernennung. ©e f. und f. Apostolis fe Majestät haben dem Domherrn des Kathedralka­­pitels zu Beglia, Dr. Fran­gerreiich, zum Bischof von B­eglia allergnädigst zu ernennen gerußt. O Stabsoffiziersfurs Seine Majestät der König Hat mit Entschliegung vom 30. Dezember 1879 angeordnet, daß der gegenwärtige und der nächst­­folgende halbjährige Stabsoffiziersfurs um je einen Monat verlängert und der erste ganzjährige Kurs mit 1. Jänner 1881 akfivirt werde. In Folge dessen wird der gegenwärtige Kurs mit 10. Mai d. $. geschlossen.. Der näcste Halbjährige Kurs beginnt mit 1.­uni 1880 und endet mit 10. Dezember 1880. An dem Pressburger Kön ung. Hebammen-Bildungsinstitut beginnt der diesjährige Sommer-Lehrburg in ungarischer und flavi­­ser Sprache am 1. März I. %. — Einschreibungen finden bis inc­. 10. März statt. Aufnahms-Bestimmun­­gen : Alter von 20—40 Jahren, Sittens Zeugniß, Ge­wandtheit im Lesen und Schreiben und guter Gesund­­heits-Zustand. Bei der A­nstalt sind für 12 Zöglinge 40 fl. Staatshilfe systemisirt. Behufs Gewinnung dieser Unterfrügung sind die stempelfreien Gesuche, ver­­sehen mit dem Armuthd- und Sittenzeuguig und ad« reffirt an das hohe Ministerium für Kultus und Un­­terricht, 6i8 31. Januar beim leitenden Instituts-Pro­­fessor Dr. Am­br­o einzureichen. Zuderverkehr. Amtlichem Rusweise zufolge wurden im Monate Oktober v. a. 124 Mitr. Rohzuder nach Oesterreich-Ungarn eingeführt. Die Aus­­fuhr belief sich auf 40 Mitr. Raffinad- und 2 Mitr. Roh oder ohne Steuerradvergütung und auf 4,664,004 Kilogr. Raffinad- und 12,268.900 Kilogr. Rohruder gegen Steuerrücvergütung. Letere bezifferte si mit 1,596.311 fl., wovon 41,592 fl. auf Ungarn entfallen, fügten sie sich zu einer ihnen zu Ehren improvisirten Theatervorstellung.Man gab Nestroy’s:»Einen Jux will er sich machen«.Am nächstfolgenden Tage Nach­­mittags ihr wurde der Rückritt nach Oedenburg bewerkstelligt. VBall-Nachrichten.Mit hochpochenden Herzen,unbegreiflicher Spannung,sehen unsere liebens­ würdigen Tänzerinnen dem nächsten Ball feste ent­­gegen-Es ist aber auch ein hier förmlichepochemachen des­ Mandenkenmr:Offiziersball.In diesem Worte allein liegt schon eine ganze Unsumme von Tanzvergnügen Wer verstünde es auch besser,seine Damefeurig,graziöö und mit vollendet eleganter Tournure durch die rhytmischen Verschlingungen einer Tanzfigur zu leiten,als die Herren von der Armee, denen der»chic«des Ballsaales förmlich anhaftet,wie die schimmernden Sterne den bunten Aufschlägen ihrer Waffenrede? Die Herren Offiziere gelten aber dafür auch allenthalben als die „conditio sine qua non“ eines jeden wirfli elegant und amüsant sein sollenden Balles, sie sind das deal jeder Dame, der es an solchen Festabenden hauptsächlich um einen gewandten Tänzer zu thun ist, und fortwährend von Offi­­zieren engagirt worden zu sein, ist bekanntlich der höchste Triumph für die meisten unserer Helden Mädd­­chen. Unter solchen Aufpitzen kann sich der am nächsten Samstag, den 17.d., im großen Rafino­­saale Abends 9 Uhr stattfindende, vom löblichen Offizierskorps der hiesigen „Brigade-Offiziers- Schule" arrangirte Joienne Ball wohl nicht anders ges­­talten, als zu einem au­ßerordentlich sehenswerthen, glänzenden efte, bei dem gewiß sich Dedenburgs schönste Welt Rendezvous geben wird. Das p. t. Ko­­mits erfuhr uns, hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß Diejenigen Herrschaften, welche vermöge ihnen zugenommener Einladung an diesem Balle, jedoch von Logen und Gallerien aus, theilzunehmen wünschen, die hie zu erforderlichen Karten unent­­geltlich in der Konditorei des Herrn Sei (Dra­­chenrunde Nr. 93) in Empfang nehmen wollen. — Kellnerverein d-DBal. Am voriger Nummer unseres Blattes haben wir den am 20. d. M. Hier abzuhaltenden Kellnervereins­­ball signalisirt. Wir müssen mit Bezug auf die be­­treffende Notiz noch anführen, daß dieses Tanzfest in den geschmadvoll deforirten, bekanntlich überaus zierlichen Balllofalitäten beim „Balatin von Ungarn“ außerhalb des Porfhythores stattfindet und daß Herr Munczi Lajos sein verstärftes Orchester hier­bei persönlic­hirigiren wird. * Wirthbschaftsb­ürgerball. Wie all­jährlich veranstalteten auch heuer die Riesigen Wirths­chaftsbürger einen Ball in der Turnhalle, die mit einem zahlreichen Publikum voll gepfropft war. Bereits um 7 Uhr Abends hat daselbst das Tanzfest begonnen, das vet animirt und gemüthlich ohne die mindeste Störung verlief. Die Herren Arrangeure haben in tot­artiger und manierlicher Weise die Honneurs ge­macht, und dürften die vielen hübschen Mädchen, die den Wirthschaftsbürgerball zierten, fie sicher die uner­­müdliche Ausdauer ihrer reichen Tänzer nicht zu be»­ragen gehabt haben. Die Führer der Iinfen Partei machten dur ihr liebenswürdiges Entgegenkommen der ungarischen Gaftfreundscaft nur alle Ehre. Erst um 7 Uhr Morgens verließen die legten Paare die Turn­­halle. Die Küche der V­ereinswirthin war recht bef­friedigend. B * An die Üdresse des Hiesigen Herrn f. Sinanz- Kommissärs. Aus dem Publikum wer­­den an und Anfragen gerichtet warum im der auf der Grabenrunde befindlichen Trafil neben Cafe Strippel die Sultanzigaretten, von denen das Stüc 3 fr. Toftet, nicht zu bekommen sind? Es scheint dieses Vorgehen auf die eigenmächtige Willkür des Herrn Großtrafifanten bafirt zu sein. Wir wollen hoffen, daß in diesem Uebelstande ehestens gesteuert werden wird, umso mehr als doc die­­ses theure Vergnügen des Zigarettenrauchens den Kon­sumenten möglichst bequem gemacht werden muß. * Benefize des Stäuleins v. Aich­berg. Die bildschöne, feingebildete junge Dame, welche — kaum vom Herrn Direktor Raul in den hiesigen Bühnenverband, als jugendliche Salondame und erste sentimentale Liebhaberin aufgenommen — hier schwer er­­rankt, ja dem Zode nahe gebrangt worden ist und daher in allen X Theaterbesuchern Dedenburgs die leb­­hafteste Theilnahme sogar eher wachrief, als ihr so viel Gelegenheit geboten war, auch vermöge ihrer dra­­matischen Leistungen hier jene Sympathieen zu erwer­­ben, deren sie dieser Legieren halber, gleichfalls vollkommen würdig ist, feiert übermorgen­freitag den 16. Män­­ner ihr Benefize. Sl­v. Rihsberg hat seit ihrer Wiederher­­stellung mehrere bedeutendere Rollen auf unserer Bühne gespielt und in den meisten oderselben, nicht blos dur ihre graziöse Würde, ihren feinen Anstand und ihre plastisch formvollendete Erscheinung, sondern auch das durch angenehm gewirkt, daß sie alle ihre künstlerischen Aufgaben mit der Feinfühligkeit eines gebildeten Gei­­stes und geläuterten Geschmaches auffaßte und durch­­führte. Zu ihrem übermorgigen Eh­renabende hat sich die genannte, vielversprechende Schauspielerin eines der fesselhaften und sinnigsten Produkte der neuesten Bühnenliteratur nämlich das Schauspiel die „Gräfin Leah“ von Raul Lindau, mit empfindlichen Geld­­opfern aus Hamburg bestelt. Welcher Theaterbesucher fennt Paul Lindau nicht? Dieser weltberühmte, dramatische Dichter hat ebenso viele durchgrei­­fende Erfolge erzielt, als er Stüde geschrieben hat. Seine legte Arbeit, eben die „Gräfin Leah“ (wel­­ce die Benefizeantin selbst spielen wird) hat in Ham­­burg, wo sie zuerst aufgeführt wurde, sensationelle Auf­­nahme gefunden und steht nunmehr am f. £. Wiener Hofburgtheater in Vorbereitung. Deden­burg ist die erste österreichisch-ungarische Bühne an welcher das mehrerwähnte Werk des genialen Yu­­tord in Szene geht und nur dem eifrigen, gemeinsamen Bemühungen des Herrn Direktor Raul, sowie der liebenswürdigen Benefiziantin, ist es zu danken, daß der rechtmäßige Eigenthü­mer des Schauspiels, dasselde dem Frl. v. Aihsberg zur Aufführung überlassen hat. E 8 filtert allen Kunstverständigen, zumal, da die hiesige „mise en scène“ eine sehr sorgfältige sein wird, einen überaus genußvollen Abend und w­ünschen wir im Namen Frl. v. Wihsberg seine Fehlbitte an unsere Theaterfreunde gerichtet zu haben, wenn wir sie zu recht zahlreichem Besuche dieser Höchst sehenswerthen Vorstellung einladen. * Selbstmord eines­­ Eisenstädters, Man schreibt ung aus Wien, daß si daselbst am legten Samstag der erst 20jährige Sleifchfelderge­­hilfe Franz Cermela, aus Eisenstadt, in einer Wiener Badehaus-Fabine dur einen Schuß aus einem sechsläufigen Revolver entleibt habe. Der Lebensüber­­drüssige preßte sich mit solcher Energie die Mündung der Querwaffe an die Brust, daß noch nach gesliehenem Selbstmorde der Einbruch der Mündung auf der nac­­ten Brust sichtbar war. Er­ hatte gut gezielt, die Ku­­gel ging ihm durch das Herz und erreichte die Haut am Boden des Körpers, wo man sie mit den Fingern betasten konnte. Der Tod muß fast momentan einge­­treten sein, nur eine ganz kleine Blutlade, kaum eine Handfläche groß, zeigte sich am Boden der Kabine. Be­­vor Germala daran ging, sich das Leben zu nehmen, hat er in Allem und Jedem Ordnung gemacht. Er trug alle auf seine Rerson bezüglichen Papiere bei sich und gibt in einem testamentartig abgefaßten zurückgelassenen Schreiben Folgendes an: Ich habe meinem Leben des­­halb ein freiwillige Ende gemacht, weil ich laut einem bei mir vorfindligen ärztlichen Parere (dasselbe wurde thatsächlich vorgefunden) brustk­ant und arbeitsunfähig bin und seine Hoffnung auf Befseiung meines Zustan­­des habe. Obwohl ich Fein bedeutendes Vermögen bes­orge, Habe ich doch nit aus Noth meinem Leben ein Ende gemacht. Von dem, was ich zurücklaffe, bitte ich folgende Meine Schulden zu bezahlen. Anbei Tag die genaue Liste aller jener Heinen Geldposten, deren Bes­ichtigung der unglückkich junge Mann in der Todes­­stunde verfügt hatte. Lofales * Unser Equitationdfursy, zirka zwans«­zig Herren Offiziere der Kavallerie, trafen am 7. Jän­­ner in Güns ein, wohin sie, um das dortige Offiziers­­korps zu besuchen, einen U­ebungsritt unternahmen. Die stattliche Kavallade der hiesigen Herren Frequen­­tanten des genannten Kurses, erwecke bei der Günser Bevölkerung begreifliches Aufsehen. Nachdem die Herren aus Dedenburg im Gasthofe zum „goldenen Strauß“ in Gemeinschaft mit fast sämmtlichen Offizieren der Günfer Garnison das Diner eingenommen hatten, ver- ER­RT A ah SEELER­­-.« -..-..-r.-:.DIE-Z««-J-sr-«,-..-s.sssx«s—s-« FETTE Tagesneuigkeiten. 4 Dem Kest­elyer Königl. Steuer­am­t ist das sonderbare Malheur paffirt, das am Neu­­jahrstage die Wertheim-Hal­fe des Steueramts nicht aufgehen wollte und auch seither nicht geöffnet werden konnte. Um die nöthigen Zahlungen leisten zu können, mußte das Steueramt sich vom Fünffichter Steuer­­amte Geld kommen lassen. + Adjuftirungs-Menderung. Wie aus Buddapest berichtet wird, tritt demnächst in der Honved-Armee eine Adjustirungs-Menderung ein; es werden nämlich die Goldschnüre an den Offiziers-Blou- I SERTNE und die Honved-Aerzte erhalten blaue Stila. Der Patvariftenball. Die Kasinolosalitäten dürften von sehr Lange nicht eine fost außerordentliche Fülle von hervorragend­­sten hiesigen Familien versammelt haben, als dies am legten Samstag der­ Fall war. Der in einem wahren Lichtmeere schwimmende große Kasinofaal, in welchem der Patroristenball abgehalten wurde, gewährte dur das fast vollzählige Erscheinen der eleganten Welt Dedenburg’s, einen ebenso magnifiquen und farben­­prächtigen, wie wohlthuend fesselnden Anblick. Uebrigens stand dies auch gar nicht anders zu erwarten. Denn die Herren Festgeber — die jeunesse dorce unserer Stadt — boten ja schon vermöge ihrer Distinktion und ausgebreiteten Connaissance mit der Er&me unserer Bevölkerung die moralische Garantie für das vollkom­­mene Gelingen des durch seine Vorgänger so berühmt gewordenen Batvaristenballes. Wenn ein englischer Dich­­ter einen Sanguinifer zuruft: „Erwarte nie zu viel, und du wirst nie getäuscht werden“ so müssen wir eine solche prophetische Hyperbel entrüstet zurückweisen, denn wir und mit uns ein großer Theil der Ballbesucer haben ungemein viel erwartet und wir müssen gestehen, daß der Eliteball der Advokaturskandidaten selbst Die fanguiniferten Hoffnungen erfüllt, die gehegten Er­­wartungen sogar noch übertroffen hat. — Denn sowohl die Wissenschaft, wie die Biesigen Finanziers, die Beamten wie die Kaufmannswelt war in großer Anzahl bei diesem glänzenden Ballfeste ver­treten. Das größte Kontingent stellten natürlich die Herren, deren Dogma in den drei inhaltsschweren Worten gipfelt : „si fecisti nega.* Wen dürfte es übrigens mwundern, daß das starre Geflecht sich so vollzählig eingefunden, wußte man ja doch fon seit Wochen, daß eine fieberhafte Geregtheit

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