Oedenburger Zeitung, 1880. Januar (Jahrgang 13, nr. 2-13)

1880-01-14 / nr. 6

mi Kr SZ Mi ee ee Hoden Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preise: Sarkoco: Ganzjährig 9 fl., Halbjähri Bierteljährig 2 fl. 95 kr., ee ı Kür auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 8 fl. Alle für das Blatt ee­er, en, mit ar 7 von Inseraten, Pränumerations- und Insertions­­ebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden. ık 50­­ r., XIII. _ Mittwoch, 14. Jäammer 80. OO —.2 IL Ill Zi „Dem Fortschritt zur Ehr’ — Betrüchten zur Mehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ (vormals „Hedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. 15 ff. für etitjeile ep Einzelne Nummern Posten MED Kreuzer. Motto: Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 14. Neugasse Nr. 18, im 1. Stock. Redaktion: Nr. 6. EIN KENNER ERIC TEN Er­dee vermitteln: die Herren TEN & Bogler, Walls f Befie 10, Wien, Budapest, ppelit, I., Stubenpartei 2 ien. Heinrich Schaler, I singerstkasse 8, Wien. Sufersrons-Gebühr : 5 fr. für die einfvostige 10 fr. für die e­entpeligs die VER und­ 20 fr. für die Durchlaufendbe­clusive der nielgebühe von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt­­een urn ee ei­ ne politische Rundfhau. Dedenburg, am 13. Jänner 1880. Das Duell Maitheny-Verhovay. — Die Bartheifusion. — Ser­­bische Umtriebe. Baron Haymerle und „Bert Naple.“ Wir beginnen unsere heutige Rundfchau mit der Mittheilung jenes erschütternden Ereignißes, daß fi dieser Tage in Budapest zugetragen und einen der bedeutendsten Journalisten, Sulius Berhovay, Re­dakteur des „Fügettlenseg,“ zum Opfer gefordert hat. Zwar ist diese, die ganze gebildete Welt unseres V­ater­­landes in Bestürgung verlegende Affaire, nicht so ei­­gentlich eine poliitis­che Verfallenheit, sondern mehr eine Ausgeburt jener Frankhaften sozialen Erscheinung, gegen deren mum schon so Häufig wiederholtes Auftreten die gesammte Presse des An- und Auslandes (leider bislang erfolglos !) ihr vernichtendes DVerdift von Fall zu Fall aussprigt. Verhbovay fiel nämlich im Zweikampfe gegen Baron Majtheny, von einer Kugel fast tödlich in die Brust getroffen. Wenn aber au der vorliegende Hal Fein wirklich politischer ist, so behandelten ihn doch — gleich uns — sämmtliche hauptstädtischen Journale an leitender Stelle, denn in der That, er ist von höchster Tragweite, da er eine fla­­grante Bergemwaltigung desi freien, auf den Wege der Presse verbreiteten Wortes und eine zugleic u­npatri­­otische That involvirt, indem damit der im Dienste der Wahrheit und der öffentlichen Mioral stehende Journalist, gleichsam mundtod zu machen versucht wird. Eine solche unerhörte Pression macht aber unsere so­­zialen Zustände in der ganzen Welt zum Stiblatte verdienter Verhöhnung: Wohin soll es mit der Wahrheit, mit dem Muth der Ueberzeugung kommen, wenn­­ der ehrliche Schrift­steller der steten Gefahr ausgeregt ist, von jedem Stän­­derer, von jedem Berufsfrafehler auf die Mensur ge­ fordert zu werden ? Diesen Wahnsinn muß die Gesellsschaft, müssen aber vor Allem wir, Männer von der Feder, Gentle­­men of the press, bekämpfen. Wir müssen endlich der Welt zeigen, daß wir, uns durch seine Herausforderung einschüchtern, durch seinen Irafehler zuc D Verleugnung unserer Grundlage und erleuchteten Prinzipien des neunzehnten Jahrhunderts verleiten Lassen wollen. Wir müssen der Gesellsschaft, die da od so tief drinn fted­ in der V­erblendung und in V­orurtheilen, endlich das Beispiel der Geiegesachtung geben, und die A­ngreifer auf den Boden des Nechtes zurückweisen, auf dem sie als Ebenbürtige uns gegenüberstehen, mit gleichen Chan­­cen und wo nur Der siegen kann, auf dessen Seite das Neht, nicht aber Spener auf­­ dessen Seite die Ueberlegenheit in Führung der Waffen oder im besten Falle der blinde, ungerechte Zufall ist. Doch hinwer von dem schon so oft im gleichen Sinne abgehandelten Thema und sehen wir weiter auf den Schauplan der heutigen Diskussion. Der „Peiter Lloyd" beharrt noch immer auf seine I­dee einer Ver­­einigung der homogenen politischen Parteien des Lan­­des zu einem großen Ganzen. Wir sind von der Nothwendigkeit der Fusion durchdrungen, wir sehen sie wachen mit jedem Tage, und wir sehen auch, wie sie fortscreitend Eroberungen macht. Und so ist uns auch um ihren endlichen Sieg nicht bange, und so kann und auch der Widerspruch, dem wir heute begegnen, nicht irre machen. Es ist möglich, daß bei dem Prozesse manche persönliche Frage si anders stellen wird, als dies uns und „Magyar­­orgäg“ Heute vorschwebt, aber der Prozeß selbst wird dur fünftliche Hindernisse schwer­lich mehr aufzuhalten sein. Gut wäre es, wenn eine V­erständigung zu Stande sinne. Wir stehen in Oesterreich-Ungarn jegt wieder vor einer, wenn auch nicht eben sehr gefährlichen, doch höchst lästigen Krise. Das Heine Serbien will näm­­­lich mit unserer Regierung anbinden. E83 ist ja eine bekannte Sache, sobald einmal Regierungen anfangen, die Noten zu veröffentlichen, welche sie in einer ernsten Streitfrage wechselten, so ist das in der Regel ein Zeichen, daß sie auf dem Punkte stehen, zur Aufersten Argumentation mit Kanonen zu schreiten. Umso mehr dan, wenn diese Noten eine Sprache führen, melde nur wo eine Steigerung, die Stellung eines Ultimatums, gestatten. Dies aber ist der Fall mit den Noten, melde unser Minister des Auswärtigen, Baron Haymerle in der Frage der Eisenbahnkonvention an Herrn Niftics (den serbischen Premier-Minister) ge­­richtet hat.­­­roßdem fanden diese Noten, sowie deren Fortlegung in bisher geheim gehaltenen Depeschen ge­­rade wegen der Energie ihrer Sprache, die allseitige Zestimmung im ungarischen Delegationsausschüsse und wir sind die Leiten, die sich nicht von Herzen freuen würden, daß endlich einmal mit dem Teden Gernegroß in Nish in einer Sprache geredet wird, welche demselben alle Ausflüchte abschneidet und ihn zwingt, Yarbe zu befennen­. Die Thatfahen, um die es sich handelt, sind in den erwähnten Noten enthalten. Baron Haymerle hat den unanfechtbaren Kommentar dazu in dem Deles­gationsausschusse für auswärtige Angelegenheiten ges­­eben. Er geht daraus mit zweifelloser Klarheit hervor, daß die serbische Regierung die für DOesterreich-Ungarn a hentai nennen gs Jentltelen. „Sefehit”. Novelle von S. M. (Borfregung.) „Welch begeisterter Anhänger der Liebe“ rief Bertha aus, die mit aller Macht darauf strebte, Heinrichs Aufmerksamkeit auf sich zu laufen, hätte ich mir Dod gar nicht vorgestellt, das ein Mann von Weltfenntung und Erfahrung an eine uneigennügige Liebe glaube, unter dem heutigen Projamentcen. “ „‚Traurig genug für Sie Fräulein‘ fiel ihr Kollar in’s Wort, „wenn ein so junges Mädchen daran zweifeln man." „3a, wenn mir jemand die Liebe lehren wollte” und wieder traf Kollar ein Bild, in welchem ein ver­­haltenes Feuer lag. Er sprach weiter : „Ich meinerseits glaube fest an­ die Liebe, an die uneigennügige selbstlose Liebe, sie besteht, sie ist, wenn sie auch gewöhnliche Deenschen nicht empfinden können“ — die legten Worte betonte er­ be­­sonders. Selma ergriff das Wort ; schon Längst drängte er sie, etwas mitzusprechen in einer Lade, die ihr stets das Heiligste war, der sie in ihrem Herzen einen Altar errichtet. „Ya, sprach sie ,auch ich glaube an eine solche Liebe, obwohl ich sie nicht selbst erfuhr, doch ich bin überzeugt davon. Denn wer an die Liebe nicht glaubt, sagt schon unser großer Dichter, der zweifelt auch an Unsterblichkeit, an Tugend. Ich habe keinen Beweis mehr, an diese Hoffnungen zu glauben, wenn ich aufhöre, an die Liebe zu glauben. Liebe führt uns zur Gottähnlickeit. Ein Geist, der sich allein liebt, ist ein schwimmendes Atom im unermeßlichen Weltraume. — a, was wären wir Menschen ohne Liebe. ? Gleich den niedern vernustlosen Thieren nur untergeordnete Ges­chöpfe­ der Natur. Was erhebt und Über die andern an der Schöpfung ? Die Brenn Was ist denn Bernunft ohne Liebe ? Nur die Liebe macht und zu ganzen Menschen, nur der edle, aufopferungsfähige Liebe können wir über den Schwarm der Alltagswesen uns erheben. Und darum glaube ich auch fest daran und dieser Glaube kann durch nichts erschüttert werden." An immer größerer Begeisterung hatte sie ge­sprogen, sie mußte sich sogar Zwang anlegen, um sich auf diesem ihrem Lieblingsthema nicht weiter auszu­­lassen — da sie fürchtete, ihre Worte Fünsten mis­­deutet werden. — Mit leuchtenden Augen hatte Heinrich zugehört ; in diesem Wesen lebt die Liebe, wie wäre sie sonst so be­­geistert ? Eben wollte durch ex eine Bemerkung sie zu weiterm Leben auffordern als ich daran Bertha hinderte. „Liebe Selma, ihre Beredsamkeit könnte mich an befehren. Wenn ich von diesem vätbselhaften Gefühl nur einmal was sähe! Es muß wirklige eine angenehme Empfindung sein, so innig geliebt zu werden ! Wenn mir nur das Glück theilhaftig würde !!" Rofett sah sie dabei wieder Heinrich an. „Man versicherte mir schon so häufig, dag ich nicht Häßlich, auch nicht dumm sei, warum denn liebt mich niemand ? Ist denn die Liebe nicht für alle zugänglich ? „Nein‘ antwortete vash Heinrich, den schon Tan­­ge Berthas rofettes Spiel ärgerte — „die Liebe sieht nicht bloß auf äußere Eigenjaften." „Ebenso, wie nur ein edles Herz wahrhaft lieben kann, ist all ein solches fähig, Liebe zu erweden.“ Yu diesem Augenblicke wurde Kollar durch den­ hereinstür­­menden Julius abberufen, er war ihm lieb, er war ge­­reizt und hätte gegen Bertha noch manche scharfe Bes merfung geäußert, die er nachher bereut hätte. Warum auch senkte sie seine Aufmerksamkeit ab, die er doch gerne ganz auf Selma konzentrirt hätte ? Auch Frau dr. Doboft verließ das Zimmer und kaum flog sie die Thüre Hinter sich, als Bertha heftig, auf Selma stürzend, ausrief : „Nir, ich glaube m­auch an die Liebe! Fühle ich sie denn nicht genug ? “Bereitet sie mir denn nicht genug Schmerz ? “ Selma, wenn Sie auch auf die Freundschaft so viel lieb­en, auf die Freundschaft unter Mädchen, die so oft bezweifelt wird! Wenn Sie müßten was ich leide, wie ich Heinrich Liebe und er liebt Sie! Warum gerade Sie, warum nicht mich‘! „Um des Himmels willen‘ unterbrach sie Selma, „mas sprechen Sie da? Da sei Gott vor, daß Herr Kollar mich liebe . Er liebt mich so wenig, als ich ihn.“ „Sie, Sie lieben ihn also nicht ?“ schrie Bertha vor Freude, dann — sie konnte nicht weiter sprechen . Frau dr. Dobofi trat soeben mit Kollar ins Zimmer. „Ich muß Ihnen mittheilen,‘ sagte Erstere, „daß Herr Kollar leider schon morgen abreifen muß, wichtige Nachrichten, die er soeben erhielt, rufen ihn zurück — Bertha erbleichte, doch bald gefaßt trennte sie sich nicht lange darauf, indem sie noch Selma einen bedeutungs­­vollen Blic zuwarf. An dem nämlichen Abend sah Selma mit­ ihrer Elevin Helene beim Klavier, um ihr die tägliche Stunde zu geben, aber sie war heute sehr unaufmerk­­sam, die kleine Schülerin Fonnie Fehler über Fehler greifen ihre Lehrerin hörte und bemerkte sie gar nicht. Berthas räthselhaftes Benehmen ging ihr dur den Sinn, daß diese Heinrich liebe war Mar, warum aber diese plögliche und so stürmische Weußerung ihr gegenüber ? Wahrscheinlich hatte das stattgehabte Gespräch gerade über­­­ieses Thema sie dazu gebracht und vielleicht auch die Eifersuht das irrige dazu bei­ getragen. — Unwillfürlich mußte sie bei dem Gedanken lächeln, daß auf sie jemand eifersüchtig sei. — Berthas Appell an ihre Freundschaft geschahle gewiß nur, um das Herz Heinrichs auszufor­gen. Nun Selma brauchte sich nicht viel Mühe zu geben, Heinrich hatte ihr gegen­­über schon häufig seine Meinung über Bertha ausge­­sprochen, er hielt Legtere für ein falsches Mädchen und warnte Selma wiederholt vor ihr. (Bortfegung folgt.) Aus eanenaee­ n N N Se 4 M b­­a “ | ae N pr!

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